Hmmm. Dazu würde ich gerne mal meinen persönlichen Senf dazugeben. Also... meine ganz eigenprivate Meinung bzw. Erfahrung, die keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.
Ich war schon immer vor allem Adventure-Spieler. Klar habe auch ich mal hier und da einen kleinen Ausreißer in andere Genres versucht, hier mal ein Jump & Run, da mal ein Rollenspiel, ab und an auch mal ein Casual.
So wie ich immer mein Zuhause mochte. Ich bin zwar mal hierhin gezogen, mal dahin, habe immer mal ein paar Jahre an anderen Orten gelebt, aber letztendlich hat es mich immer zurückgezogen in meine Heimatstadt, so wie zu den Adventures.
Allerdings spiele ich heute längst nicht mehr so gerne und viele Adventures wie früher. Nicht weil die Zeit es nicht zulassen würde, sondern weil mein Heimatgenre im Gegensatz zu meiner Heimatstadt nicht mehr das ist, was es mal war.
Für mich ist meine Spieleheimat etwas, das eine coole Story erzählt, im optimalen Fall auch tolle, tiefgründige Charaktere hat und mir viele Rätsel aufgibt. Gesteuert wird meine Heimat rein per Maus durch Point & Click. Jetzt mal die ganz frühe Jugend ausgenommen, wo man noch Befehle wie "gehe zu dem Baum" und "knuddel Baum" eingeben konnte und meist selbst bei letzterem eine knuffige Reaktion bekommen hat. Aber heute bevorzuge ich Point & Click. Ich mache ja auch nicht mehr in die Windeln.
Aber heute gibt mir meine Heimat meist keine Rätsel mehr auf, über die ich wirklich nachdenken kann. Und auch wenn ich mit "knuddel Baum" leben kann, kann ich das nicht mit "Steuerung rechts a - Steuerung links d" oder "drücke das Quadrat, um den Gegenstand aufzunehmen".
Es ist vielleicht verständlich, daß Spieleentwickler heutzutage möglichst viele Spieler, vor allem auch die jungen, erreichen wollen. Aber mit einigen Dingen wie Controller-Steuerung bzw. Tastatur-Steuerung oder (zu vielen) Action-Einlagen in Adventures oder fehlenden Rätseln verprellt man eben solche "Altfans" wie mich.
Was war überhaupt das letzte wirklich gute P&C-Adventure mit zumindest einigen brauchbaren Rätseln drin, das nicht Steam-exklusive war und zumindest halbwegs aktuell aussah? Spontan fällt mir da Bout2 ein. Kam da noch was danach?
Ich würde gerne 40 Euro für ein Spiel bezahlen, wenn es denn wieder mal so ein klassisches Adventure wäre. Nur die Grafik darf gerne besser sein als anno 1980.
Dadurch, daß möglichst viele Spieler erreicht werden sollen, ist ein totaler Genre-Mix entstanden. Etwas, das kein richtiges Steak mehr ist, sondern eine Art Hühnchengeschnetzeltes in Gemüsepanade mit etwas Couscoussalat als Beilage.
Zwar mag ich zwar sowohl Hühnchen, als auch Gemüse, als auch Couscous, aber nicht in dieser Mischung, sondern lieber einzeln. Abgesehen davon wollte ich ja ein Steak. Also bin ich enttäuscht. Dieses Essen werde ich mir dann doch lieber nicht mehr bestellen. Ich will mein Steak!
Auch wenn ich gerne mal ein Wimmelbildspiel spiele, würde ich mir sowas nicht in einem Adventure wünschen. Würdet ihr euch das wünschen?
Aber irgendwie läuft es langsam darauf hinaus. Alles wird mehr vercasualisiert. (Gibt es das Wort? Falls nicht, sollte es in den Duden eingefügt werden!)
Die meisten neuen Spiele sind daher nur noch ein "Einheitsbrei", den man kaufen und spielen kann oder eben auch nicht.
Mal ehrlich, wie viele Adventures gab es in den letzten Jahren, auf die ihr hingefiebert habt, sie vielleicht sogar vorbestellt habt, es gar nicht mehr abwarten konntet, sie zu spielen? Und wie viele davon haben dann auch euren Erwartungen entsprochen?
Bei mir ist das nicht mal eine Handvoll.
Und dann natürlich stets der Zwang, Konsolen und mobile Geräte zu bedienen.
Ich habe keine aktuelle Konsole. Hatte nur mal ein NES vor Ewigkeiten. Ich habe zwar ein Tablet, aber spielen tue ich vor allem auf dem PC, so wie viele der alten Adventure-Veteranen. Die meisten neuen Adventures, zumindest die "großen", wurden für Konsolen optimiert. Was meist auch bedeutet, daß die Steuerung am PC weit entfernt ist von dem, was man sich als Adventure-Veteran wünscht. Aber so sehr ich mir auch neue, gute Adventures wünsche... Warum sollte ich 40 Euro bezahlen, also den Preis, den ich für Adventures aus den Zeiten gewohnt bin, in denen man sie noch im MM oder anderen Einzelhandelsläden gekauft hat, für etwas, das offensichtlich gar nicht für mich und meine Bedürfnisse geschaffen wurde? Nee, dann warte ich lieber auf einen Sale bei GoG.
Kann man es bei GoG nicht kaufen, kaufe ich es dann halt gar nicht.
Mir macht das wenig aus. Ich habe noch genug Spiele auf meinem SuS. Und ich kann auch weiterleben ohne neue Spiele. Frage ist, ob die Entwickler mein Geld nun haben wollen oder nicht...
Und als letzter Punkt.. zuletzt, weil da viele wohl anderer Meinung sind, mehr noch, als zu den anderen Punkten zuvor..
Ich persönlich lehne jedes Spiel ab, das Steam bevorzugt vor GoG. Kommt es früher auf Steam raus als bei GoG oder ist es dort günstiger oder hat mehr Extras dabei, muß es schon sehr gut sein, daß ich es zum Vollpreis kaufe.
Ebenso kommt es erst mal auf die "kann ich irgendwann in einem Sale kaufen"-Liste, wenn es regional verschiedene Preise hat.
Das klingt jetzt, als wäre es fast unmöglich, ein Spiel zu entwickeln, daß mir kleinem Spieler zusagt. Aber das ist es nicht. Früher ging es ja auch, warum jetzt nicht mehr?
Und nicht alle meine Kritikpunkte sind wirklich kritisch. Passen ein, zwei Dinge nicht, kann das durch andere Dinge kompensiert werden. Nur irgendwas muß schon passen, um mir 40 Euro abzuluchsen. Bin ja schließlich kein Millionär. *seufzt*
Ich habe persönlich eine Art gedanklicher Liste, in der viele der genannten Punkte stehen und noch ein paar mehr, die nicht so wichtig für diesen Thread sind. Da bekommt jedes Spiel entsprechend Plus- und Minuspunkte. Wenn es zu sehr im Minus ist, wird es nicht gekauft. Ist es in der Mitte, warte ich auf einen Sale. Nur was sehr im Plus ist, wird zu Release zum Vollpreis gekauft.
Nur eines ist ein Total-Minus. Wenn ein Spiel Steam-exklusiv veröffentlicht wird.
Ich habe kein Steam und will es auch nicht. Wenn mich ein Entwickler dazu sozusagen nötigen will, mir Steam zuzulegen, nur um sein Spiel spielen zu dürfen, sehe ich das als Beleidigung an und damit wird dieses Spiel von meiner Wunschliste gestrichen.
Bin nicht sicher, ob mein sozusagen Roman jetzt irgendwie hilfreich war. Aber wie gesagt, das sind meine Kriterien, nach denen ich entscheide, ob ich ein Spiel kaufe oder nicht. Vielleicht liest das ja mal jemand, der da wichtig ist, und sieht, daß man die alten Fans nicht so vergraulen sollte, sondern vielleicht auch einmal auf sie setzen sollte.
Zu viele Spiele, die man als Altfan gerne gekauft hätte, kamen letztlich raus, die sich jedoch dann doch wieder als "Einheitsbrei" herausstellten.
Jeder macht heutzutage Einheitsbrei. Warum versucht es nicht mal jemand wieder mit "Old School"? Das wäre immerhin dann etwas, das sich aus allem anderen heraushebt und damit viele alte Fans wieder anlocken würde. Und dadurch auch vielleicht viele Neufans? Ja, ich weiß, ein oder zwei solche Spiele gab es letztlich. Aber die hatten meist nur Retro-Grafik und auch sonst einige Minuspunkte.
Ach ja, als Abschluß nochmal zurück zu der Frage.
Was hat die Spiele damals so toll gemacht?
Sie waren eben nicht alle nur "Einheitsbrei", sondern jedes Spiel war etwas Besonderes. Zumindest die, von denen man heute noch spricht, an die man sich noch erinnern kann.
Jedes dieser Spiele hatte etwas, das einen ganz besonders begeistern konnte, bei dem die Entwickler eben nicht überlegt haben: "Was mache ich jetzt hier, an dieser Stelle, damit wirklich jeder, der dieses Spiel zufällig mal gekauft hat, absolut glücklich wird".
Man hat das beibehalten, was die Fans mochten und das verändert, was sie nicht mochten. Damals hat man noch auf Fans und Bewunderer geachtet und nicht überlegt, was wohl unter allen möglichen Spielern wohl der größte gemeinsame Nenner wäre. Damals entwickelte man das kleinste gemeinsame Vielfache.
So, jetzt habe ich aber wirklich fertig.