Spiele mit biblischem Hintergrund waren bislang doch eher Mangelware. Ob dies auf fehlendes Publikum oder Scheu der Entwickler vor derartigen Themen zurückzuführen ist, bleibt dabei offen. Mit 'Heaven' und 'Adam's Venture' machten sich zuletzt hingegen zwei Adventures dennoch dieses zentrale Motiv zu Nutze. 'Adam's Venture' orientiert sich gleichzeitig noch am gesteigerten Erfolg der Episoden-Adventures, so wird auch der Vertigo Games-Titel in kleinen Häppchen veröffentlicht, die jeweils eine etwas andere Thematik als Grundlage verwenden. Im ersten Abenteuer führt es den namensgebenden Abenteurer und Forscher Adam Venture auf die Suche nach dem Garten Eden. Doch ob das Spiel auch ein würdiger Vertreter des Adventure-Genres geworden ist, haben wir uns natürlich etwas genauer angesehen.
Ein toller Fund
Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts nimmt der junge Entdecker Adam Venture an einer Ausgrabung an einer Templerkirche in Luz, Frankreich, teil. Dort stößt er in einem Grab auf eine sehr alte Schriftrolle, die mit seltsamen Symbolen überzogen ist. Entschlüsselt erwähnen diese ein unterirdisches Labyrinth und die vier Flüsse Pischon, Gihon, Euphrat und Tigris. Dies sind auch gleichzeitig die vier Paradiesflüsse, die laut dem Buch Genesis die Lage des Garten Eden bestimmen. Finanziell unterstützt durch das Clairvaux Unternehmen und mit Hilfe der Fachkenntnisse von Professor Jacques Saint-Omair, ein Experte auf dem Gebiet der Antike und ein Vertrauensmann des Unternehmens, konnte an der Quelle der vier Flüsse eine Pforte ausfindig gemacht werden, die aller Voraussicht nach zum Garten Eden führt. Mit an Bord der Expedition ist auch Adams Freundin Evelyn, die ebenso wie sein Hund das aussichtsreiche Abenteuer mit angetreten haben. Nun liegt es an Adam und Eva - halt - natürlich an Adam und Evelyn, herauszufinden, was sich hinter dem verschlossenen Tor wirklich verbirgt und wie dieses zu überwinden ist.
Anspruchslose Klettertour
Nach dem Intro, welches die geschilderten Ereignisse noch einmal kurz zusammenfasst, übernimmt der Spieler die Kontrolle über den Hauptcharakter Adam Venture. Vor dem imposanten Tor zum Paradies und somit innerhalb der unterirdischen Hallen angekommen, sollte als erstes die Lage ausgekundschaftet und mit den beiden anderen Charakteren gesprochen werden. Spätestens hier sollte auffallen, dass die Maus in 'Adam's Venture' getrost beiseitegelegt werden kann, sobald das Spiel gestartet wurde. Denn Adam wird ausschließlich über die Tastatur durch die Welt bewegt, auch die Option auf ein Gamepad wird leider nicht unterstützt. Mit den Pfeiltasten (oder wahlweise der zum Standard gewordenen Tastenkombination WASD) bekommt Adam die gewünschte Laufrichtung mitgeteilt. Auch zum Repertoire eines waschechten Abenteurers im 'Indiana Jones'-Stil gehören natürlich die Möglichkeiten, mit der Leertaste zu springen, sich mit der Steuerungstaste zu ducken und mit der Umschalttaste auf ein schnelleres Gangtempo zu wechseln. Bevor eine dieser Optionen auch wirklich zum ersten Mal eingesetzt werden muss, erscheinen zusätzlich entsprechende Hinweisboxen, die die benötigte Steuerungshandlung noch einmal erläutern und als Art Tutorial den Einstieg in das Geschehen erleichtern.
Zurück zum Geschehen: Da das Tor durch einen Mechanismus gesichert ist, für dessen Betätigung noch wichtige Teile fehlen, durchquert Adam ein anliegendes Höhlensystem, um eine Lösung für das Problem zu finden. Dazu müssen Felswände hochgeklettern, sich wagemutig über Abhänge gehangelt, durch kleine Öffnungen geduckt oder gekrochen und verschiedene denkbasierte Prüfungen bewältigt werden. Eine wirkliche Herausforderung sind diese gelegentlichen Klettereinlagen allerdings nicht, denn meistens muss sich Adam dann doch nur unspektakulär mit der Leertaste an irgendeinem Vorsprung festklammern und mit den Richtungstasten durch die Umgebung hangeln. Auch der Weg, den er einschlagen muss, ist strikt durch das schlauchartige Leveldesign festgelegt und muss nicht lange gesucht werden. Die Kamera begleitet ihn dabei sogut wie immer aus der dritten Person und einer vorgegebenen Perspektive innerhalb des aktuellen Höhlenabschnittes. Einzig wenn er durch winzige Felsspalten robben muss, wechselt die Ansicht vorübergehend auch einmal in die Ich-Perspektive. Selbstredend dürfen darüber hinaus diverse Kameraschwenks und -zooms auch nicht fehlen. Damit möchte man, wie so häufig in 3D-Adventures, für ein filmisches Erlebnis sorgen, während nebenbei auf die zu betätigenden Mechanismen hingewiesen oder die Auswirkung der vorangegangenen Aktion verdeutlicht wird.
Mindestens ebenso häufig gehen bei einer fest positionierten, aber mitschwenkenden Kamera, die hin und wieder plötzlich die Ansicht auf das Geschehen wechselt, aber leider diverse Steuerungsprobleme einher. So bleibt Adam (besonders in den Aufgaben auf Zeit, die es einige Male zu bewältigen gibt) gerne mal an einer Kante oder einem kleinen Vorsprung hängen oder die Kamera positioniert sich genau so, dass überhaupt nicht mehr richtig zu erkennen ist, wo sich der Protagonist gerade befindet und wie er von dort nun wegmanövriert werden kann. Dies sind dann auch die einzigen Situationen, in denen es zu manch ungewolltem Sturz in den nächsten Abgrund führen kann, denn die Klettereinlagen selbst verlangen keine große Kunstfertigkeit ab und auch das Stürzen über die nächste Klippe ist nur dort möglich, wo die Entwickler es auch so vorgesehen haben. Alle sonstigen steilen Abhänge sind von unsichtbaren Mauern umgeben, die das Weiterlaufen unterbinden und den viel zu linearen Eindruck des Spiels noch verschärfen. Kommt es dennoch zu einem Ableben des Helden, so kann der Wiedereinstieg nur am letzten Checkpoint erfolgen. Eine Möglichkeit, frei zu speichern, gibt es leider nicht und somit existiert auch nur ein einziger Spielstand. Wird ein neues Spiel gestartet, so wird der alte Speicherstand wohl oder übel überschrieben.
Ein leistungsstarker Grafik-Motor
Möglich werden die Kamerafahrten erst durch die eingesetzte 3D-Engine. Und dabei setzt Entwickler Vertigo Games mit der Unreal Engine 3 auf einen ganz großen Vertreter seiner Zunft, der schon in zahlreichen erstklassigen AAA-Titeln anderer Genres, wie etwa in dem Rollenspiel-Hit 'Mass Effect', zum Einsatz kam. Für die Grafik-Engine aus dem Hause Epic Games ist es hingegen eine Premiere, als Basis für ein Adventure zu dienen. Besonders die Beleuchtungs- und Partikeleffekte können überzeugen, im Gegenzug sollte der eingesetzte Rechner aber auch etwas besser ausgestattet sein, als bei Adventures sonst üblich. Ebenfalls nett anzusehen, wenn Adams Weg etwa durch einen Wasserfall hindurch führt und Wassertropfen auf dem Bildschirm zurückbleiben, die erst mit der Zeit wieder verschwinden. Dazu passend kann die Auflösung bis hoch zu 1920x1200 Bildpunkten gewählt werden, Widescreen-Nutzer kommen dank der leistungsstarken Engine damit voll auf ihre Kosten. Doch die beste Engine nützt nichts, wenn diese nicht in allen Bereichen gleich gut eingesetzt wird. Infolgedessen wirken die Charaktere vielmehr wie Gestalten aus einem Wachsfigurenkabinett und auch die Animationen sind vornehmlich eher schlecht als recht gelungen. Zudem spielt sich das gesamte Geschehen ausschließlich in einem unterirdischen Höhlensystem ab, sodass die Abwechslung ein klein wenig auf der Strecke bleibt und die Engine nicht wirklich zeigen kann, was sie eigentlich unter der Haube hat. Trotz manch kritischem Vermerk, kann die Grafik aber überzeugen und ist das wohl stärkste Pro-Argument für 'Adam's Venture'. Davon gibt es sonst nämlich leider nicht mehr allzu viele...
Noch anspruchslosere Rätsel
Die Altersfreigabe wurde von der USK auf 6 Jahre festgelegt, was das Spiel seiner absolut gewaltfreien Natur zu verdanken hat, so jedenfalls die Behauptung auf der Spieleverpackung. Zwar kann Adam das Zeitliche segnen, wenn er einen Abhang hinunter stürzt, von einer Steintür unsanft zerquetscht wird oder nicht schnell genug durch die wenigen (an der Zahl drei), beweglichen Schwungfallen sprintet. Doch Waffen- oder sonstiger Gewalteinsatz stehen für den jungen Abenteurer nicht auf der Tagesordnung, obwohl, ohne zu viel verraten zu wollen, die Entwickler scheinbar im Laufe des Spiels dann doch nicht ganz auf Schusswaffen verzichten wollten. Dennoch sind die angegebenen sechs Jahre ein ganz guter Richtwert, denn ungefähr auf diesem Niveau ist dann auch der Schwierigkeitsgrad angesiedelt. Die Aufgaben sind deutlich zu einfach und sollten für erfahrene Spieler keine wirklich große Hürde darstellen. Neben den schon erwähnten Aufgaben auf Zeit, die höchstens durch die hakelige Steuerung zur Fummelei werden, muss Adam nur irgendwelche Schalter betätigen, Dinge in der richtigen Reihenfolge ausführen oder Objekte in die Selbige bringen. Wiederkehrend befinden sich zum Beispiel in den verschiedenen Höhlenabschnitten Steinsäulen mit jeweils drei Drehscheiben. Jede einzelne Drehscheibe der gleichen Steinsäule enthält wiederum die gleichen drei Satzbausteine, die auch auf den anderen beiden eingemeißelt sind. Mit ein wenig logischem Denken muss nun auf jeder Scheibe der passende Satzbaustein ausgewählt werden, sodass sich am Ende die richtige Reihenfolge und ein Zitat aus der heiligen Schrift, der Bibel, ergibt. Bibelkenntnisse sind dafür nicht notwendig, denn Satzbau und Grammatik lassen oftmals sowieso nur eine richtige Lösung zu. Und selbst wenn nicht, durch stupides Ausprobieren kann spätestens nach dem sechsten Versuch die richtige Lösung gefunden werden - Herausforderung gleich null. Als Ergebnis öffnet sich dann wiederum ein Tor, eine Tür oder ein Gitter, wodurch die Reise in den nächsten Abschnitt fortgesetzt werden kann und sich selbiges Spiel mehr oder weniger einfach nur wiederholt.
Die wenigen anderen Rätsel, wie das Mischen von Grundfarben oder ein Klangrätsel (welches wie die Säulendreherei durch bloßes Ausprobieren in sechs Zügen gelöst werden kann), brauchen ebenfalls nicht länger als nur wenige Augenblicke. Einzig der große Mechanismus am Tor zum Garten Eden, welcher eingangs erwähnt wurde, verschlingt eventuell gar ein paar Minuten an Zeit. Doch auch dies ist nicht etwa auf einen viel höheren Schwierigkeitsgrad, sondern eher auf die Beschaffenheit des Rätsels und das Einsetzen der gefundenen Puzzle-Stücke zurückzuführen. Dementsprechend kurz fällt dann auch die Spielzeit aus, denn höchstwahrscheinlich werden viele Spieler gar unter 2 Stunden bleiben. Da helfen auch die zusätzlichen 10 Truhen nichts, die von Adam gefunden werden können und sogenannte 'Geheimnisse' beinhalten. Zum einen sind die Truhen aufgrund des bereits erwähnten Schlauchsystems beim Leveldesign sehr leicht ausfindig zu machen, zum anderen sind die darin enthaltenen 'Geheimnisse' die Suche eigentlich gar nicht wert. Mehr als kleine Informationshappen zur Geschichte der Höhle oder pseudokluge Sprüche warten nicht darauf, von Adam gefunden zu werden. Und selbst wenn alle 10 Truhen gefunden wurden erhält Adam - Nichts. Stattdessen kommen Freunde und Feinde der gepflegten Kistenschubserei auf ihre Kosten und dürfen das ein oder andere Objekt durch die Gegend schieben und drücken, um einen Gang freizuräumen, ein Rätsel zu lösen oder einfach eine Kletterunterlage bereitzustellen.
Dialoge zum Wegdrücken - geht aber nicht
Neben den Rätseln, die eigentlich kaum als solche zu bezeichnen sind, mag auch die Story nicht wirklich begeistern. Im Grunde besteht die Handlung nur daraus, dass das Grabungsteam einen Weg durch das Tor finden muss, um in den Garten Eden zu gelangen. Dazu müssen eben die verschiedenen Puzzle-Teile für den Tor-Mechanismus gesammelt und Aufgaben zum Weiterkommen im Höhlensystem gelöst werden. Unfreiwillig wird der namensgebende Akteur zusätzlich von einer zischenden und flüsternden schwarzen Rauchwolke begleitet, die ihn versucht, von seinem Weg abzubringen. Spannung kommt hierdurch nicht wirklich auf und dies als Story zu begreifen, wäre eigentlich schon zu weit gegriffen.
Auch der Sound offenbart doch einige Schwächen. Während die Hintergrundmusik fast immer gleich eintönig vor sich her dudelt und leicht einschläfernd wirkt, erscheint sie zumindest noch halbwegs erträglich (und kann zum Glück abgeschaltet werden), wogegen die Sprecher der drei Charaktere eine nicht ganz so tolle Vorstellung darbieten. Im Intro lässt sich Adam von seiner Aufregung, die nach eigener Aussage doch recht gewaltig sein sollte, absolut nichts anmerken. Monoton und unbeteiligt leiert er seine Sätze herunter und macht dabei vielmehr den Eindruck eines gelangweilten Nachrichtensprechers beim Regionalfernsehen, als den eines jungen und dynamischen Forschers, der kurz vor einer wirklich großen Entdeckung der Menschheitsgeschichte steht. Zumindest bessert sich das im weiteren Spielverlauf auf ein, mit viel Wohlwollen, noch durchschnittliches Niveau, auf dem sich dann auch Freundin Evelyn ansiedelt. Demgegenüber ist der Professor für sein gediegenes Alter mit einer reichlich unpassenden und jugendlichen Stimme ausgestattet und fällt damit als einzige absolute Fehlbesetzung durch. Glücklicherweise übernimmt er sowieso keine größeren Sprechparts und fällt damit nur zeitweise negativ auf.
Auch die leider nicht abbrechbaren Dialoge selbst, die während Adams Erkundungstour über ein tragbares Funkgerät für die Westentasche ausgetauscht werden (welches es übrigens in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts noch überhaupt nicht gab), sind überwiegend schlecht geschrieben und machen wenig Lust auf mehr. Die von Adam und Evelyn gelegentlich eingestreuten, flapsigen Kommentare, die wohl in irgendeiner Form witzig sein sollen, sind entgegen der Absicht einfach nur flach und stellen eine ernsthafte humoristische Härteprüfung dar. Da ist es dann auch schon fast unnötig, sich über die teils unlogischen Verhaltensweisen von Evelyn überhaupt noch Gedanken zu machen. Weshalb sie beispielsweise zu der Erkenntnis gelangt, dass etwa von den nicht überhörbaren, bedrohlichen Zischlauten keinerlei Gefahr ausgeht oder warum sie sich mehr Sorgen um ihr Hungergefühl als um ihren Freund macht, der sich alleine durch eine unerforschte und vielleicht gefährliche Höhle kämpfen muss, interessiert dann irgendwie auch schon nicht mehr. Müßig zu erwähnen, dass der Lippensynchronität von den Entwicklern offensichtlich ebenfalls keinerlei Bedeutung zugemessen wurde, anders sind die völlig unpassenden Mundbewegungen nicht zu bewerten. Was darüber hinaus die seltsamen Geräusche ausdrücken sollen, die Adam beim Springen, Kriechen und sonstigen Aktionen von sich gibt, bleibt ebenfalls nur zu erahnen. Gesund klingt das jedenfalls nicht.
Eine gute Grafik-Engine macht noch lange kein gutes Spiel. Denn abgesehen von der weitestgehend netten Optik macht 'Adam's Venture' leider nicht allzu viel richtig. Die Vertonung der Charaktere lässt noch so einige Wünsche offen, ebenso wie die überaus schwachen Dialoge selbst. Eine Story ist kaum vorhanden und das, was davon noch übrig ist, weiß zudem nicht wirklich zu unterhalten. Wenn dann wenigstens die Rätsel stimmen würden, könnte das Spiel zumindest einen kleinen Teilerfolg für sich verbuchen. Doch sogar die wenigen Knobeleien enttäuschen dadurch, dass sie schlichtweg viel zu leicht und im Ergebnis einfach nur öde sind. Da kann sich auch die ungenaue Steuerung nur noch an die lange Mängelliste hinten anreihen. Ganz und gar nicht dazu passt dann das mehr als nur fragwürdige Preis-/Leistungsverhältnis. Denn wenn für nicht einmal 2 Stunden Spielzeit und mäßige Unterhaltung knapp 20€ verlangt werden, ist das eigentlich schon ziemlich frech. 'Adam's Venture' ist höchstens für Eltern, die ihren Kindern ein möglichst gewaltfreies Spiel mit ansehnlicher Optik und biblischem Hintergrund schenken wollen, vielleicht noch gerade so eine Alternative. Wirklich empfehlen mag ich es aber auch dann nicht. Deshalb rate ich dazu, besser die Finger von dem Titel zu lassen.
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Adams Venture: Die Suche nach dem Garten Eden
- Entwickler
- Vertigo Games
- Publisher
- KOCH Media
- Release
- 31. März 2010
- Spielzeit
- 2 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.adams-venture.com/
- Sprachen
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