Wo sind die Adventurespieler hin? - Seite 3

Fachsimpeln über Adventures
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sinnFeiN
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Re: Wo sind die Adventurespieler hin?

25.06.2021, 11:46
Ein sehr kurzes Spiel unter 100.000 € zu finanzieren und dann auch noch Lokalisationen anzubieten, ist auch einfach nicht seriös. Das geht nicht. Eine gute Übersetzung (kein Voice Acting! Da sind wir bei ganz anderen Summen) kostet einiges.

100.000 € reichen für ein 3-Personen-Team nicht Mal für ein Jahr in Deutschland. Mittlerweile haben die meisten Teams, die 5-stellige Summen verlangen, auch noch einen Publisher dazu, der da noch finanziell hilft - oder sie haben Investoren bzw. Unreal-Funds oder staatliche Förderungen. Lucas Arts oder Sierra war damals AAA. Würde man das heute fordern, hieße das Projektgrößen jenseits der 60 Millionen Euro. Das ist einfach Hoch-Risiko. Dort geht nur Mainstream und was gerade das Ding schlechthin ist.

Deswegen: Ich würde das nicht so eng sehen. An die Produktionsqualität eines Disco Elysium erreichen die meisten anderen Adventures nicht. Es hat keine Kämpfe, es hat keine Action-Elemente - es spielt sich wie ein Adventure. Es hat nur RPG-Elemente, die man aus Pen & Paper kennt. Es würfelt im Hintergrund anhand von Attributen. Es ist aber auch vollkommen egal, weil Scheitern ein Teil des Spiels ist. Es versperrt nicht eine Möglichkeit, sondern öffnet andere. Ich sehe es noch immer als modernes Adventure - wie ich in der Review, das bewusst nicht als Storyteller eingeordnet ist, auch sagte:
https://www.adventurecorner.de/reviews/ ... ium-review

Disco Elysium ist da noch immer das mit Abstand beste, was ich in den letzten Jahren gespielt hab. Auch außerhalb des Genres kommt nichts in Story, Witz und großartigen Dialogen mit.

Wir hatten gestern erst die E3-Trailer durchgesehen und außerhalb dem deutschsprachigen Raum und einigen Genre-Community-Seiten (wie wir hier ja auch sind) ist der Adventure-Begriff ähnlich des Abenteuerfilms etwas ganz anders als man in den 80ern definiert hat. Das Verschwimmen der Genres - wie ihr schon erwähnt habt - ist da längst vorangeschritten.
Ich brauche nur meinen Desktop mal durchgehen und ich hab (bezeichnenderweise bis auf Delores: A thimbleweed Park Adventure und Civilization VI) kein einziges Spiel installiert, das nur einem Genre zugeschrieben werden kann. Selbst ältere Spieel wie Mass Effect - Legendary Edition: Es ist zumindest ein Action-RPG, wenn nicht auch Shooter-Elemente dazugegeben werden müssten.

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Albaster
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Re: Wo sind die Adventurespieler hin?

25.06.2021, 11:54
sinnFeiN hat geschrieben:
25.06.2021, 11:46
Disco Elysium ist da noch immer das mit Abstand beste, was ich in den letzten Jahren gespielt hab. Auch außerhalb des Genres kommt nichts in Story, Witz und großartigen Dialogen mit.
Und Weltenbau, nicht zu vergessen. Wenn plötzlich Skillchecks vom Spiel (nicht vom Spieler) ausgelöst werden, ist das eine Form von mir erwähnten intelligenten Spieldesign.

Danke für den Hinweis zum Test von Disco Elysium, habe ich noch gar nicht gelesen.

Unheard
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Re: Wo sind die Adventurespieler hin?

25.06.2021, 12:02
Albaster hat geschrieben:
25.06.2021, 11:29
Möchte man es negativ ausdrücken, sind all die Elemente in Adventures wie QTE, Actionpassagen, Schiebepuzzles und selbst klassische Rätsel nur Funktionen, die den Spielfortschritt ausbremsen bzw. die Spielzeit verlängern sollen.
So war das nicht gemeint. Meine erste negative Erfahrung mit Actionsequenzen war die erste Prügelszene in "The wolf among us". Kann man haben, wenn man auf das Spiel fixiert ist und grade nicht Tante Trudes Mohnkuchen probiert. An der Stelle war das dann nur noch ein Spiel, das uns zuviel (oder das Falsche) abverlangt hat.

Klar, klassische Rätsel sind oft auch über Gebühr nervig. Meistens zieht sich das aber durchs Spiel. Ein Adventure ist dann durchweg gut, ein anderes durchweg eine Katastrophe. Deponia war für uns letzteres. Das zuletzt gespielte Polaris Alpha ersteres. Kommt eher selten vor, dass man die Designer erwürgen möchte, weil sie an bestimmten Stellen offensichtliche Bremsen eingebaut haben. BM3 hat ein solches Hass-Ende *find*.

Aber schön zu lesen, dass bei euch Trüberbrook gut ankam.

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Albaster
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Re: Wo sind die Adventurespieler hin?

25.06.2021, 12:12
Unheard hat geschrieben:
25.06.2021, 12:02
So war das nicht gemeint. Meine erste negative Erfahrung mit Actionsequenzen war die erste Prügelszene in "The wolf among us". Kann man haben, wenn man auf das Spiel fixiert ist und grade nicht Tante Trudes Mohnkuchen probiert. An der Stelle war das dann nur noch ein Spiel, das uns zuviel (oder das Falsche) abverlangt hat.
Na klar, es entscheidet immer die eigene präferierte Vorliebe, ob ein Spiel spielenswert ist und bleibt. Spielbarkeit ist nun einmal ein subjektiver Begriff, da können schon Nuancen entscheiden und wenn ich dich richtig verstanden habe, scheitert bei euch eben das Adventure mit der nervigen Actionsequenz qua euren Spielstil (und nen vollen Mund mit Kuchen :beer: ), das nervige Rätsel in einem anderen Spiel ist dadurch aber noch händelbar.

Jehane
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Re: Wo sind die Adventurespieler hin?

28.06.2021, 09:21
Das kommt ja oft auch noch dazu - dass einem bestimmte Rätsel oder Aufgaben besser liegen als andere. Das wirkt sich dann direkt auf den Spielspaß aus - das und die Häufigkeit, mit der bestimmte Rätsel vorkommen. Ich mag ja Schieberätsel, wenn sie nicht ausufern und nur punktuell eingesetzt werden. Aber wenn ich bis zum Erbrechen Kisten herumschieben muss wie in Baphomets Fluch 3, dann mag ich irgendwann nicht mehr, erst recht nicht in Kombination mit der furchtbaren Steuerung. Oder wenn mir ein Spiel aufzwingt, einen bestimmten Ablauf zigmal durchspielen zu müssen. Negativbeispiel auch hier BF3. Man muss in einer unterirdischen Kathedrale dreimal von einer Seite auf die andere schleichen, um was zu holen bzw. auf die andere Seite zu bringen. Mit der hakeligen Steuerung war das die reinste Tortur, mit der Tastatur noch viel mehr als mit dem Gamepad. Furchtbar.
Shiny. Let's be bad guys.

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