Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11 - Seite 2

Tauscht Kochrezepte aus und schmiedet Pläne, die Weltherrschaft an Euch zu reißen
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Inflation und Deflation

10.08.2010, 17:45
10.08.2010

Double Dip
Amerikas Angst vor dem Abschwung


Von Arvid Kaiser

Der Aufschwung lahmt, der Arbeitsmarkt stockt, die Inflationsrate fällt. Die USA fürchten den Rückfall in die Rezession und japanische Zustände. Die Politik ist gelähmt, jetzt soll es die Zentralbank mit der Notenpresse richten. Die Erwartungen vor der Fed-Sitzung heute Abend sind hoch.

Hamburg - "Es" ist nicht nur das pure Böse in einem Horrorroman von Stephen King. "Es" ist auch das Gespenst, vor dem Zentralbanker am meisten Angst haben, weil es ihnen ihre Macht entreißen könnte: Deflation, eine Spirale aus sinkenden Preisen und schrumpfender Wirtschaftsleistung, die Zinsen auf null drücken und die Geldpolitik danach zur Untätigkeit verdammen würde.

Wie ein Heilsversprechen wirkt eine berühmte Rede, die der heutige Präsident der US-Notenbank Federal Reserve Ben Bernanke schon 2002 hielt. Er erklärte, wie zu gewährleisten sei, "dass 'es' hier nicht passieren kann". Mit den modernen Mitteln der Zentralbanken wäre es immer möglich, Deflation zu verhindern oder, falls das scheitern sollte, schnell wieder loszuwerden. "Wir können uns damit beruhigen, dass sich die Logik der Notenpresse durchsetzen wird", so das Fazit.

Heute bedient derselbe Ben Bernanke die Schalthebel der Notenpresse, doch das Gespenst wird er nicht los. Er hat den Leitzins schnell auf null gesenkt, die Geldbasis mit billionenschweren Käufen von Staatsanleihen und anderen Papieren locker verdoppelt, die Fortsetzung dieser lockeren Geldpolitik "für einen ausgedehnten Zeitraum" versprochen - und trotzdem fallen die Inflationsraten weiter, nähern sich bereits der Nullmarke.

Von der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses an diesem Dienstag wird erwartet, dass Bernanke und Kollegen erklären, wie es weitergehen soll. Diskutiert wird eine Ausweitung der Geldmenge über weitere Käufe von Staatsanleihen oder Hypothekenpapieren, niedrigere Zinsen auf Bankreserven oder ein offizielles Bekenntnis, in Zukunft höhere Inflation zuzulassen.

US-Wirtschaft wächst nach furiosem Start wieder langsamer

Im Juli hatte Bernanke vor dem Kongress versprochen: Die Fed "steht bereit und wird handeln", sollte die Wirtschaft keine Fortschritte machen. Danach sieht es nun aus.

Nach einem furiosen Start - im Herbst 2009 wuchs die US-Wirtschaft um 5 Prozent - macht der Aufschwung schon wieder schlapp. Die Arbeitslosenquote stagniert nahe 10 Prozent. Mit einer Wachstumsrate von 2,4 Prozent im zweiten Quartal stehen die USA "immer noch besser da als der Euro-Raum", stellt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner klar, doch "dort liegt die Latte einfach höher". Denn die Bevölkerung und das Produktionspotenzial wachsen auch schneller.

Zugleich sprechen immer mehr Faktoren dafür, dass die Träger des Wachstums in den kommenden Quartalen wegbrechen. Rudolf Besch von der Dekabank zählt sie auf: Das staatliche Konjunkturprogramm läuft aus, die Verbraucher halten ihr Geld zusammen, die Unternehmen haben ihren Nachholbedarf an aufgeschobenen Investitionen gedeckt und ihre Warenlager wieder gefüllt. Der Export wächst zwar stark, aber weniger als der Import - Amerika rutscht immer tiefer ins Defizit.

2. Teil: Fed warnt vor japanischen Zuständen

Die regionale Federal Reserve von San Francisco sieht nun ein "erhebliches Risiko" eines Rückfalls in die Rezession. Schwache Nachfrage und ungenutzte Kapazitäten könnten die Preise weiter unter Druck setzen. Dann würde die Last der bestehenden Schulden steigen, Am Ende droht eine Stagnation wie in Japan, das bereits zwei verlorene Jahrzehnte hinter sich hat. "Die USA sind japanischen Zuständen näher als je zuvor in der jüngeren Geschichte", warnt James Bullard, Fed-Chef in St. Louis.

Die Anleger stellen sich bereits auf ein solches Szenario ein. "Deflation ist nicht bloß ein Thema intellektueller Neugier, sie passiert bereits", meint Bill Gross, als Fondsmanager der billionenschweren Allianz-Tochter Pimco der König des Bondmarkts. In einer aktuellen Umfrage des "Wall Street Journal" erklären fast drei Viertel der Befragten Deflation in den kommenden Jahren für "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich".

Die ganze Last, mit dem Problem fertigzuwerden, liegt auf der Fed. Denn zugleich schwindet die Hoffnung, dass die Regierung angesichts der hohen Arbeitslosigkeit tätig wird. Am Freitag trat Christina Romer als ökonomische Chefberaterin zurück, zwar offiziell aus familiären Gründen, drückte zugleich aber ihre Enttäuschung aus. Darüber, "dass 9,5 Prozent Arbeitslosigkeit nicht als Notlage wahrgenommen werden" und "man mit Dingen wie dem Konjunkturprogramm nur eine Chance bekommt".

Sie hatte im Herbst 2008, vor dem Antritt von Präsident Obama, mit einer Produktionslücke von zwei Billionen Dollar als Folge der Krise gerechnet und ein Konjunkturprogramm von 1,2 Billionen Dollar dagegen vorgeschlagen. Das Paket wurde im politischen Prozess halbiert und mit ineffektiven Steuerrabatten verwässert, während die Krisenfolgen nur noch größer wurden. Nun, vor den Kongresswahlen im November ist die Idee weiterer staatlicher Konjunkturhilfen politisch diskreditiert, mögen auch noch so viele prominente Ökonomen Appelle dafür unterschreiben.

In seiner Rede von 2002 erklärte Bernanke noch, warum Japan den eigentlich einfachen Ausweg aus der Deflationsfalle nicht finde: aus Gründen, "die auf die US-Wirtschaft glücklicherweise nicht zutreffen", nämlich "massive finanzielle Probleme der Banken und Unternehmen", ein "großer Überhang von Staatsschulden" und "eine politische Blockade". Doch inzwischen passt seine Beschreibung auch auf Amerika.

http://www.manager-magazin.de/politik/a ... -2,00.html
Die Abwärtsspirale ist bereits in Gange.
10.08.2010

Rohstoffpreise
Die Inflationsspirale kommt in Gang

Von Henrik Müller

Nahrungsmittel, Energie, Metalle: Die Rohstoffpreise steigen und steigen. Die Hausse kann leicht zu höheren Inflationsraten führen - gerade in Deutschland.

Es ist gespenstisch: Die Szenerie weckt Erinnerungen an die Hunger-Hausse vom Frühjahr 2008. Die Rohstoffpreise verteuern sich dramatisch; der HWWI-Index (ohne Energie) hat in Euro gerechnet seine Höchststände vom Sommer 2008 übertroffen. Die Angst vor Hungerrevolten und politischem Aufruhr geht um.

Und wie im Sommer 2008 treibt die Explosion der Rohstoffpreise die Inflation. Damals stemmten sich einige Notenbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), gegen den Preisschub. Gestoppt wurde die Entwicklung schließlich durch die Lehman-Pleite im Herbst 2008 und die folgende Weltrezession.

Jetzt droht abermals ein globaler Inflationsschub, der bei den Rohstoffpreisen beginnt und dann in die übrige Wirtschaft überschwappt. Denn die fundamentalen Tendenzen, die bereits vor zwei Jahren Energie, Nahrungsmittel und Metalle verteuerten, wirken nach wie vor:

* Die Schwellenländer erleben ein rasches und rohstoffintensives Wachstum. Ob Weizen, Kupfer oder Öl: China, Indien und Co. fragen inzwischen mehr dieser Produkte nach als der Westen. Die rasche Industrialisierung in den Schwellenländern treibt den Bedarf. Und viele hundert Millionen Menschen dort steuern einen westlich geprägten, rohstoffintensiven Mittelklasse-Lifestyle an.
* Der Westen seinerseits fragt verstärkt Agrarprodukte nach, um unabhängiger vom Erdöl zu werden (siehe den Report im aktuellen manager magazin). Ackerfrüchte gewinnen außerdem an Bedeutung für die Energieversorgung ("Biodiesel") und als Rohstoffe für die Industrie.
* Die Spekulation verstärkt die realen Knappheiten und sorgt für dramatische Preisausschläge. So reagieren dieser Tage die Weizenmärkte extrem volatil auf Nachrichten über die erntegefährdenden Brände in Russland.
* Die Notenbanken lassen die Entwicklung laufen. Insbesondere die beiden führenden Geldbehörden der Welt, die amerikanische Fed und die EZB, waren schon in der letzten Rohstoffkrise um die Finanzstabilität besorgt - schon damals war der Geldmarkt zusammengebrochen, was sie von entschlossenem Gegensteuern abhielt. Durch die andauernde Finanz- und Schuldenkrise sind nun neue Prioritäten neben das Ziel Geldwertstabilität getreten. Die Notenbanken selbst haben eine globale Überschussliquidität geschaffen, die nun die Nährlösung für die dramatischen Preisentwicklungen auf den Rohstoffmärkten darstellt.

Es mag auf den ersten Blick abwegig erscheinen, derzeit über Inflationsgefahren zu sprechen. Schließlich sind die Inflationsraten in Europa und Nordamerika niedrig. Außerdem schwächt sich die Konjunktur in den USA gerade abermals ab, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch, und auch in Euro-Staaten wie Irland bereiten eher deflationäre Entwicklungen Sorgen. Selbst teures Öl führt nicht per se zu Inflation, weshalb sich Notenbanken vor allem an der "Kerninflation" orientieren, die die Rohstoffpreise herausrechnet.

2. Teil: Zur Beruhigung besteht wenig Anlass

Und doch: Zur Beruhigung besteht wenig Anlass. "Selbstgefälligkeit wäre gefährlich", warnt Morgan-Stanley-Ökonom Manoj Pradhan die Notenbanker dieser Welt. Insbesondere in den Schwellenländern führen höhere Nahrungsmittelpreise unmittelbar zu anziehender Verbraucherpreisinflation - einfach weil ärmere Konsumenten relativ mehr für Essen ausgeben. In Indien liegt der Anteil der Nahrungsmittelpreise am Verbraucherpreisindex bei rund 50 Prozent, in Russland bei rund 40 Prozent, in China und Brasilien bei rund einem Drittel. In den reichen Ländern hingegen geben die Bürger im Schnitt deutlich unter 20 Prozent für Essen aus.

Mit anderen Worten: Teurere Nahrungsmittel sind für das Gros der Bürger der Schwellenländer unmittelbar spürbar. Wenn, wie in den vergangenen Monaten, die Lebensmittelpreise in Indien mit Jahresraten von 15 bis 20 Prozent oder in China mit Raten von mehr als 5 Prozent steigen, dann hat das Auswirkungen auf das gesamte Preisgefüge.

Damit aus dem Rohstoffimpuls eine inflationäre Eigendynamik werden kann, müssen allerdings auch die Löhne steigen. Eine Entwicklung, die sich ebenfalls längst abzeichnet. So sind in China - das Land des angeblich unendlichen Angebots an billigen Arbeitskräften - im vorigen Jahr die Einkommen der Wanderarbeiter um stolze 17 Prozent gestiegen. Für Aufsehen sorgte kürzlich ein Streik in einer chinesischen Honda-Fabrik, in dessen Folge die Entlohnung der Beschäftigten um fast die Hälfte stieg.

Schön, dass die Leute dort besser verdienen. Aber das Ausmaß der Lohnerhöhungen zeigt, wie groß das versteckte inflationäre Potenzial ist. Die "Zweitrunden-Effekte" der derzeitigen Rohstoffhausse sind nicht zu unterschätzen.

Die Bedingungen für eine Lohn-Preis-Spirale sind gegeben

Auch in Deutschland sind die Bedingungen für eine sich beschleunigende Lohn-Preis-Spirale gegeben: Der Aufschwung der Schwellenländer befeuert die hiesige Industrie; die Nachfrage nach Arbeitskräften zieht stark an. Parallel dazu wirkt sich die demografische Wende aus, die das Angebot an Arbeitskräften verknappt, wie die laufende Debatte über den Mangel an Fachkräften zeigt. Folge: steigende Löhne.

Die Volkswirte der Commerzbank rechnen damit, dass ab dem kommenden Jahr die Effektivverdienste in Deutschland deutlich anziehen werden. Der "Boden für einen stärkeren Lohnanstieg" sei "bereitet". Und das werde Auswirkungen auf die Entwicklung der Preise insgesamt haben: Die "Inflation schläft, aber der Wecker ist gestellt".

Für die Notenbanken gäbe also gute Gründe, den Ausstieg aus den Liquiditätsprogrammen ins Auge zu fassen. Zumindest gilt das für Länder wie China und Indien, aber auch für Deutschland.

Nur: Solange hochverschuldete Volkswirtschaften wie die USA, Großbritannien, Spanien und Griechenland in heikler Verfassung sind, werden die Notenbanken die globale Geldschwemme nicht eindämmen.

Die Rechnung - in Form höherer Inflationsraten - kommt später.

http://www.manager-magazin.de/politik/a ... -2,00.html
Mittelfristig kommt die Inflation, aktuell ist eher ein Deflationsszenario wahrscheinlich.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

21.01.2011, 14:53
Hi, erst einmal habt ihr ein paar interessante Beiträge geschrieben, beschäftige mich gerade der Schule wegen mit dem Thema, aber was haltet ihr denn von der Behauptung, das die nächste Finanzkrise bereits vor der Tür steht? Es geht hierbei um die Pensionsfonds der USA, hier nach zu lesen http://www.finanznachrichten.de/nachric ... en-397.htm
Haltet ihr das für Quatsch oder ist es realistisch?

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

21.01.2011, 16:12
Stimmt, da war noch was mit diesem Thread hier. Ich verfolge die Thematik täglich, bin aber aus zeitlichen Gründen in den letzten Monaten nicht dazu gekommen, den Thread zu pflegen. :(

Zu deiner Frage. 2011 wird nach den gemächlicheren Jahren 2009 und 2010 wieder ein Hammerjahr werden. Für mich DAS Schicksalsjahr für den Euro. Bis spätestens 2013 ist dieser in seiner aktuell bestehenden Form für mich nicht mehr tragbar. Für Deutschland wäre ein freiwilliger Ausstieg auf jeden Fall vorzuziehen...

Ich werde am Wochenende auf deine Frage noch ausführlicher eingehen und mal ein paar Prognosen posten, wie ich die Entwicklung sehe. Ich kann aber schon sagen, dass die Krise noch nicht vorbei ist. Wir maschieren mit großen Schritten in das Inflationsjahrzehnt. Für die USA sehe ich sowieso keine große Hoffnung mehr. Die werden in den nächsten 10 Jahren schrittweise durch China ersetzt. Die haben zu Lange über ihre Verhältnisse gelebt und bekommen die in meinen Augen wohlverdiente Rechnung serviert... :)
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

21.01.2011, 19:45
Gute Idee, gerade nach den erschreckenden Zahlen aus dem US-Haushalt von diesem Jahr haben mich auch wieder an den Thread denken lassen. Zuende ist die Krise wirklich noch nicht.

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Die letzten Monate 2010 im Rückblick

22.01.2011, 15:16
Wie gestern versprochen, ein ausführlicherer Beitrag zur Thematik. :)

Bevor ich loslege, die aktuelle Situation zu kommentieren, nochmal ein kurzer Abriss des letzten Jahres, konkret was ab September 2010 noch so alles passiert ist.

Ich hatte auf Seite 1 ja geschrieben, dass ich ab September 2010 steigende Goldnotierungen erwarten würde und ich von einem Kursziel bis Jahresende von 1.450 USD ausgehen würde. Das bisherige Rekordhoch wurde gegen Ende November bei 1.431,20 USD markiert. Anschließend ging an den Terminmarkten eine künstlich herbeigeführte Preisdrückerei seitens der Großbanken JP Morgan, Goldman Sachs und ggf. auch der Deutschen Bank los, die den Goldpreis in der Folge daran hinderte, auf die prognostizierte Zielmarke von 1.450 USD + X, zuzusteuern. Aus diesen Grund ging der Goldpreis am 31. Dezember mit 1.418,40 USD aus dem Handel. Mein Kursziel hat sich demzufolge nicht ganz erfüllt. Ende August lag der Goldpreis jedoch noch bei 1.247,60 USD und konnte immerhin beginnend ab September deutlich zulegen. :)

Soviel zum Goldpreis.

Der DAX konnte sich zum Jahresende bis auf rund 7.000 Punkte vorarbeiten. Hier hat man inzwischen wieder den Stand von vor dem Lehman Kollaps im September 2008 erreicht. Am DAX sehen wir, wie es in Sachen Inflation tatsächlich bestimmt ist. Da die Zinsen niedrig sind, muss das aufgrund der niedrigen Leitzinsen zu billig angebotene und überschüssige Geld ja irgendwie gewinnbringend (rentabel) investiert werden. Logische Reaktion, man investiert es in Aktien, Anleihen und Rohstoffe, die in der Folge stark gestiegen sind. Hier sehen wir die sog. Asset-Price-Inflation. Das viele Geld wird in einen Markt gepumpt, der sich kontinuierlich aufbläht und dann die nächste Blase generiert.

Das haben wir aktuell vor allem im Anleihenmarkt, konkret bei den Staatsanleihen. Hier konnte man jedoch ab November beobachten, dass die Global Player ihre Anleihen Bestände zugunsten von Aktien und Rohstoffe, schrittweise abgebaut haben. Es wurde schlichtweg umgeschichtet. Der nunmehr 30-jährige Anlagezyklus in der Asset-Klasse der Anleihen, hat hier sein Ende markiert. Das bedeutet, dass man hier in der Folge keine entsprechend guten Renditen mehr erwirtschaften kann, wie es in den letzten 30 Jahren der Fall war. Ausgenommen sind hier ausdrücklich sog. Industrie-Anleihen. Wer auf Anleihen steht, (ich tu es nicht) der sollte generell Staatsanleihen meiden und den Fokus auf Industrie-Anleihen legen. Ich billige einer Henkel allein schon aufgrund des excellenten Managements eine höhere Chance zu, die Anleihe inklusive Zinsen nach Ablauf der Laufzeit zurück zahlen zu können, als hier auf den Staat zu vertrauen. :roll:

Bei den Staatsanleihen ist jetzt folgende Systematik interessant. Seit dem 8. Mai 2010 (übrigens interessant, da hat die Wehrmacht 1945 kapituliert), hat die EZB sich ja zum ersten Mal in ihrer Geschichte dazu bereit erklärt, Staatsanleihen am Markt zu kaufen. Konkret von Staaten wie Griechenland, Spanien, Irland und Portugal, die ja bekanntlich ein Finanzierungsproblem hatten. Diese Kapitulation vor den Finanzmärkten ( denn das ist nichts anderes), ist gleichzusetzen mit dem Drucken von Geld. Also dem Anlaufen lassen der Druckerpressen. Die EZB generiert Geld via Knopfdruck und kauft davon Anleihen der genannten Staaten, damit diese zahlungsfähig bleiben und im Gegenzug auch ihre Konjunkturpakete finanzieren können. Hier haben wir also einen künstlich generierten Stabilitätsfaktor im System. Würde dieser herausgenommen, hätte dies die Zahlungsunfähigkeit der genannten Staaten und damit den Zusammenbruch des Euro-Währungssystems zur Folge. Wer kauft schon Staatsanleihen, wenn diese nichts mehr Wert sind. Hier geht es also aktuell einzig und allein um den Faktor "Vertrauen".

Die Finanzmarkt Profis nutzen diese Situation natürlich seit November schamlos aus. Die Privatanleger und Notenbanken kaufen immer noch Anleihen dieser Staaten. Konkret die Anleihen, die jetzt schrittweise von den Profis ab November verkauft wurden. Das ist sozusagen eine Garantie, jetzt noch Kasse zu machen. Die Profis laden schrittweise ab, die Unwissenden kaufen wiederum diese Anleihen. Das Geld der Profis wird dann in Aktien und Rohstoffe umgeschichtet, wo ja die nächsten guten Renditen lauern. Die Profis sind im Bilde, dass amerikanische und europäische Anleihen in der Folge nichts mehr Wert sind und haben daher beginnend ab November die Reißleine gezogen. Übrig bleiben die Privatanleger und Notenbanken, die diesen Müll immer noch kaufen und am Ende auf einem wertlosen Anleihenberg sitzen bleiben. Zumal diese seit Ende November sog. Umschuldungsklauseln berücksichtigen müssen, die besagen, dass im Falle einer Finanznot des Staates X die Gläubiger nicht mehr mit der vollen Rückerstattung ihres investierten Kapitals rechnen dürfen. Davor war das alles durch Steuergelder finanziert. Ich denke, das macht nachvollziehbar, wieso die Hochfinanz hier rechtzeitig die Reißleine gezogen hat und sich in der Folge des Novembers 2010 von Staatsanleihen im großen Stil getrennt hat.

Soviel zu den Hintergründen der letzten Monate. In der Eurozone ist die offizielle Inflation im Dezember dann das erste Mal seit 2008 wieder über 2,2% gestiegen und lag damit 0,2% über dem Zielkorridor der EZB. Sprich das Märchen der Preisstabilität, die ja angeblich gewahrt werden würde, wenn die jährliche Inflation nicht über 2% liegt. Dabei ist jede Inflation eine Entwertung des Geldvermögens, egal, ob diese 0,5% oder 3% beträgt. Demzufolge kann dieses angebliche Stabilitätsziel von nicht mehr als 2% pa. als grobe und fahrlässige Volksverdummung tituliert werden. :x

http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 61,00.html

In der Eurozone gab es ja, wie jeder weiß, bis Jahresende noch den Fall Irland und dann auch noch Portugal. Hier denke ich, ist jeder im Bilde, da diese Thematik ja auch Wochenlang in den Medien präsent war. Interessant ist hier lediglich, dass die Hilfe für Irland nicht wegen der dortigen Bevölkerung gemacht wurde, sondern um primär die deutschen Banken zu schützen, die dort ein Kreditvolumen von mind. 40 Mrd. Euro vergeben haben. Hier werden also einmal mehr Bankkredite durch Steuergelder unterlegt bzw. gestützt, was schlichtweg eine Frechheit ist!

http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E7 ... ntent.html

Interessant ist auch, dass die Engländer ebenfalls extrem schlecht dastehen. Jetzt wird schon der Sherwood Forrest verkauft, um wenigstens ein wenig Entlastung in den Staatsfinanzen zu haben. Ich frage mich, wie blöd man eigentlich sein kann und einen Wald an Investoren verscherbeln kann, der letztendlich abgeholzt werden wird.



Hierzu lediglich ein paar zusätzliche, vertiefende Links, bevor wir dann noch kurz mit den USA weitermachen. Fakt ist, dass man nach der Lektüre dieser Artikel mit Sicherheit nicht davon ausgehen kann und darf, dass die Krise bereits zu Ende wäre. :)

http://news.mongabay.com/2010/1101-hance_uk.html

http://www.welt.de/finanzen/article1095 ... ozone.html

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/ ... y/11312977

http://www.cash.ch/news/boerse_ausland/ ... 972657-598

http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/ ... teuer.html

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Rekordjah ... 54236.html

http://www.wiwo.de/politik-weltwirtscha ... -448522/5/

http://www.express.de/news/politik-wirt ... index.html

Damit ich nicht so viel schreiben muss, noch ein paar interessante Videos:







Kommen wir abschließend noch schnell zu den USA. Den Amis steht der Dreck bis zum Hals. Die Arbeitlosenquote liegt bei über 20%.Im gesamten Jahr 2010 sind 157 Banken in USA zusammengebrochen. Im Vorjahr waren es um die 140. Also nochmal eine kleine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Und dieses Jahr geht schon munter weiter.

http://www.fdic.gov/bank/individual/fai ... klist.html

Neben der Bankenkrise, die sich primär im Mittelstandssektor bewegt, hat das Land auch mit einer absolut schlecht ausgebauten Infrastruktur zu tun. Das Bahnwesen ist auf dem Niveau von 1900. Die Energieerzeugung auf dem Niveau der 70er Jahre, sprich Stromnetze etc. fallen immer wieder aus. Die Supermacht USA hat inzwischen ein Niveau erreicht, das man eigentlich nur vom ehemaligen Sowjet-Russland konkret, der Phase nach dem Zerfall der SU, her kennt. Hier zeigt sich vortrefflich das anglo-amerikanische Prinzip und dessen Konsequenz (Schwachstelle), wenn man immer nur kurzfristig agiert und es versäumt, rechtzeitig in die Zukunft zu investieren. Aus diesem Grund hält sich mein Mitleid hier auch sehr stark in Grenzen. Denn die Anglo-Amerikaner waren noch nie mein Maßstab in Sachen verantwortungsvollen Handelns auf Politik-, Wirtschafts- und Gesellschaftsebene. Daher kann ich hier nur konsequent die symbolische rote Karte zeigen.

Soviel zum Thema 2010. Ich werde nachher noch einen neuen Post verfassen, der dann auf 2011 näher eingeht. :)
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Aktuelle Lage und Ausblick 2011

22.01.2011, 16:22
Microac hat geschrieben:Hi, erst einmal habt ihr ein paar interessante Beiträge geschrieben, beschäftige mich gerade der Schule wegen mit dem Thema, aber was haltet ihr denn von der Behauptung, das die nächste Finanzkrise bereits vor der Tür steht? Es geht hierbei um die Pensionsfonds der USA, hier nach zu lesen http://www.finanznachrichten.de/nachric ... en-397.htm
Haltet ihr das für Quatsch oder ist es realistisch?
So, jetzt aber konkret auf deinen Beitrag bezogen. Übrigens danke, dass du das Thema dadurch mal wieder aus der Versenkung geholt hast! :) Ich hoffe aber auch, dass es nicht nur bei diesem einen Beitrag von deiner Seite aus bleiben wird und wir bei Fragen oder Anmerkungen noch mit weiteren Beiträgen von dir in diesem Thread rechnen können? :)

Im Grunde genommen ist dein verlinkter Artikel noch viel zu milde ausgedrückt. Ich gehe von viel stärkeren Verwerfungen in USA aus, als aktuell überhaupt im Mainstream zugegeben wird. Allein die Überschrift vermittelt falsche Tatsachen. Es steht nicht die nächste Finanzkrise in den Startlöchern, wir sind bereits bzw. immer noch in der Finanzkrise. Wobei mir die Bezeichnung globale Schuldenkrise viel besser gefällt. Denn damit nennt man das Kind auch beim Namen. Das Hauptproblem ist nämlich die Verschuldung, die sich global wie ein Krebsgeschwür entwickelt hat.

Wir haben die Krise weder beendet, noch hat diese ihren finalen Höhepunkt erreicht. Wir hatten den vorläufigen Höhepunkt im September 2008 mit dem Fall der Lehman Brothers. Dann ging es ab März 2009 bis Ende 2010 in der Weltwirtschaft und im Aktienmarkt wieder bergauf. Allerdings muss man auch berücksichtigen, von welchem Niveau wir eigentlich herkommen. Das BIP in Deutschland ist 2009 um 5% eingebrochen. Wer jetzt behauptet, wir hätten das Vorkrisenniveau wieder erreicht, der hat schlichtweg keine Ahnung vom Prozentrechnen. Wie dem auch sei. Das von dir adressierte Problem in Form der Pensionsfonds ist akut, aber noch nicht alles. Schauen wir uns einmal stellvertretend für die USA den Staat Kalifornien an, immerhin die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt, dann ist hier sogar von einer akuten Zahlungsunfähigkeit die Rede!
Schwarzenegger erklärt Finanznotstand in Kalifornien

aktualisiert am 07.12.2010, 12:51 Uhr | dpa
Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger kämpft erneut mit Finanzproblemen (Foto: imago)

Kalifornien bekommt seine Finanzprobleme nicht in den Griff. Deshalb hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger den Finanznotstand erklärt. Schwarzenegger will nun im Sozial- und Gesundheitsbereich sieben Milliarden Dollar (5,2 Milliarden Euro) einsparen. Der Rotstift soll unter anderem bei Fürsorgeprogrammen für Kinder und alte Menschen angesetzt werden.

Grund für die Krise ist das wachsenden Milliardenloch im Haushalt. Im laufenden Haushaltsjahr wird es auf sechs Milliarden Dollar geschätzt. Im kommenden Finanzjahr, das im Juli beginnt, wird ein Defizit von 19 Milliarden Dollar erwartet. In seinen sieben Amtsjahren hat der Republikaner Schwarzenegger acht Mal eine Haushalts-Krisensitzung einberufen.
Mehr zur Schuldenkrise

Schwarzenegger am Ende seiner Amtszeit

Nach zwei Amtszeiten muss Schwarzenegger Anfang Januar sein Amt abgeben. Der amtierende kalifornische Justizminister Jerry Brown, ein Demokrat, war im November als Nachfolger des Republikaners gewählt worden. Schwarzeneggers Sparvorschläge stießen am Montag bei der demokratischen Mehrheit im Parlament auf heftige Kritik. Der gebürtige Österreicher verteidigte seine Initiative am Ende seiner Amtszeit. Er wolle den Bürgern Kaliforniens "bis zur letzten Sekunde" dienen. "Ich habe immer gesagt, ich werde weitermachen und durch die Ziellinie laufen", sagte Schwarzenegger.

In diesem Jahr hatte sich das Parlament des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates erneut ein Tauziehen um Kürzungen im Etat geliefert. Zeitweise wurden Beamte in den Zwangsurlaub geschickt, um auf diese Weise Geld zu sparen. Bei sinkenden Steuereinnahmen und hoher Arbeitslosigkeit kam es in den letzten Jahren wiederholt zu drastischen Budgetkürzungen.

http://wirtschaft.t-online.de/schwarzen ... 0182/index
Was habe ich vor zwei Jahren teilweise mit anderen Leuten über Obama gestritten. Ich gehörte zu den wenigsten, die ihn damals schon richtig eingeschätzt hatten und äußerten, dass dieser total überschätzt werden würde. Er kann das Land nicht retten. Bush hat die USA sowohl militärisch als auch finanziell an die Wand gefahren und jetzt geht da alles schrittweise in den Keller. Interessant ist diese Doku hier die zeigt, dass die USA mit massiven Problemen zu kämpfen haben.
Die Doku soll als Beleg herhalten, mit welchen gesellschaftlichen aber auch strukturellen Problemen die USA zu kämpfen haben.





Die für mich bemerkenswerteste Meldung der letzten drei Wochen kam aus den USA. Finanzminister Geithner äußerte die Meinung, dass die USA in den Staatsbankrott schlittern könnten, sofern nicht der Kongress das Schuldenlimit erhöhen würde. Dieses beträgt aktuell 14,3 Bio. USD und steht kurz davor, erreicht zu werden. Im Dezember 2010 wurde bereits die 14 Bio. USD Marke überrannt. Der gegenwärtige Stand beträgt 14,02 Bio. USD. Ein Jahr davor lag man noch bei knapp unter 13 Bio. USD. Pro Kopf ist jeder Ami mit 45.300 USD verschuldet. Der Schuldenstand lag in 2005 "noch" bei 7,6 Bio. USD.

Die Meldung ist deswegen so wichtig und aufschlussreich, weil sie vom US-Finanzminister geäußert wurde. Hier sollen die Erdenbürger jetzt offensichtlich schrittweise auf das Szenario "US-Staatsbankrott" sensibilisiert werden. Diese Aussage seitens US-Politik und Mainstream-Medien war in der Vergangenheit undenkbar. Hier jetzt solche dramatischen Äußerungen zu tätigen, sollte uns alle extremst bedenklich stimmen. Denn im Umkehrschluss bedeutet diese Aussage, dass die Anleihen der USA trotz der aktuell höchsten Bonitätsnote AAA, im Grunde genommen genauso wenig Wert sind, wie die Anleihen Griechenlands - nämlich gar nichts! Das wir seit Lehman Brothers und den Subprime Krediten, welche ebenfalls mit AAA bewertet wurden, auf diese Bewertung sowieso nichts mehr geben sollten, dürfte inzwischen hingänglich bekannt sein. Ich erwarte aus dem US-Raum in den nächsten Wochen und Monaten einige extrem negative Meldungen und Entwicklungen. Die Amis kriegen ihre Arbeitslosenrate nicht in den Griff. Da ist sozialler Sprengstoff vorhanden. Das Land stehtkurz davor, in die nächste Rezessionsstufe abzurutschen. Das hätte jedoch einen Dominoeffekt zur Folge, der sämtliche anderen Staaten dieser Welt mit in den Abgrund ziehen würde. Inklusive der Aktienmärkte. Denn noch immer gilt die Regel: Bekommen die USA einen Schnupfen, bekommt die Weltgemeinschaft die Grippe!

Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 28,00.html und http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A3 ... ntent.html

Soviel in Bezug auf die USA.

Für 2011 erwarte ich ein Schicksalsajahr für den Euro. Es werden nach Irland auch die Staaten Portugal, Spanien und Italien folgen. Belgien steht vor dem politischen Zusammenbruch und wird vermutlich als Staat von der europäischen Landkarte gänzlich verschwinden. Siehe auch: http://www.n-tv.de/politik/dossier/Belg ... 41906.html

Sollten in diesem Jahr Spanien und oder Italien kippen, hätte das zur Folge, dass der 750 Mrd. Euro Rettungsschirm erschöpft wäre. Die Tendenz ist da, dass dieser Schirm in der Folge aufgestockt werden wird. Dennoch wird man die Zone auf Dauer so nicht stabilisieren können. Entweder, man wirft die Defizitsünder wie Griechenland aus der Zone, oder aber, man spaltet diese in einen Nordeuro (starke Staaten) und Südeuro (schwache Staaten) auf. Oder aber, der Euro zerfällt ganz und jeder Staat führt wieder seine nationale Währung ein. Ich würde letzteres präferieren, weil ich schon seit Euroeinführung ein entschiedener Gegner der Gemeinschaftswährung bin. Auch aus Gründen, die dieser Clip hier nur ganz kurz erwähnt.



Deutschland hat für den zweiten Weltkrieg genug gezahlt, da muss einfach mal Schluss mit den finanziellen Erpressungen sein. Aus diesen Gründen bin ich gegenwärtig auch auf Griechenland extrem schlecht zu sprechen. Wer im Glashaus sitzt sollte nämlich in der jetzigen Lage nicht mit Steinen werfen. Ich hätte als Bundeskanzler umgehend die Zahlungen an Griechenland eingestellt. Aber bei mir wäre auch ein frewilliger Austritt aus dem Euro schon lange beschlossene Sache gewesen. :)

Vgl. http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... echen.html

Meine größte Befürchtung ist jedoch folgende: Es droht ab 2011 die schrittweise Gefahr, dass man zentral in Brüssel eine Wirtschaftsregierung installiert. Diese wird natürlich unter dem Vorwand "der besseren Koordination/Harmonisierung der Mitgliedsstaaten" verkauft. Das hätte jedoch zur Folge, dass die Nationalstaaten weitere Befugnisse an eine übergeordnete Instanz in Brüssel abgeben müssen. Damit verbunden einen Verlust staatlicher Souveränität. Ich befürchte, dass man dann mit einer einheitlichen Wirtschaftsregierung von Brüssel aus diktieren wird, welche Steuern auf nationaler Ebene eingeführt werden müssen, wie hoch diese sein müssen und wieviel Geld jeder Staat zur Stützung des Euros aufbringen muss. Hier ist auch das geflügelte Wort "Eurobonds" noch nicht endgültig vom Tisch. Das wäre eine Gemeinschafts-Anleihe, für die jeder Mitgliedstaat, auch Deutschland, haften müsste. Ich befürchte hier das Schlimmste. Denn das wäre der Schritt hin zu einer Entwicklung, die ich gar nicht mag. Brüssel diktiert die Gesetze und Deutschland findet sich als ein Bundesstaat innerhalb der Europäischen Union wieder, ohne irgendeine staatliche Souveränität mehr vorweisen zu können. Das die Politiker in Brüssel nicht mehr ganz dicht im Kopf sind (Bezug zur Realität verloren haben), sehen wir ja nicht erst seit dem umstrittenen Glühbirnenverbot. Daher ist diese Entwicklung alles andere, nur nicht positiv.

Wie dem auch sei. Ich erwarte in diesem Jahr auf jeden Fall eine Erhöhung der Inflation. Nicht nur in Europa, sondern auch auf globaler Ebene. Die USA und andere Staaten können ihren massiven Schuldenberg niemals mehr auf reguläre Weise tilgen. Das geht nur über eine schrittweise Entwertung. Sprich über mehr Inflation. Die Amis haben hier bereits angekündigt, stärker die Inflation zu steigern. Diese Meldung sollte man nicht unter den Tisch kehren und auch nicht unterschätzen.

http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... 2Findex.do

Auch sind die Rohstoffpreise auf dem Niveau von 2008 angekommen (preislich) und werden dadurch schrittweise die gängigsten Alltagsgüter verteuern. Das fängt schon beim Brot und der Schokolade an und Endet beim Treibstoff und Strom. Der Goldpreis wird meiner Meinung nach im ersten Halbjahr 2011 eher seitwärts tendieren. Begleitet mit spontanen Einbrüchen, die ich mir durchaus auch in der Range von 1.200 bis 1.250 USD vorstellen könnte. Aktueller Kurs übrigens 1.342,40 USD. Im zweiten Halbjahr erwarte ich jedoch spätestens wieder steigende Kurse. Mein Kursziel in diesem Jahr bei Gold liegt demzufolge bei 1.600 USD. Auf jeden Fall werden neue Rekordstände erklommen werden. Wie hoch diese dann letztendlich ausfallen werden, wird der Jahresverlauf zeigen.

Abschließend noch etwas in Sachen Deutschland:

Die Meldungen der letzten Tage hatten es hier wirklich in sich. Das Jahr 2011 dürfte auf den Finanzmärkten turbulenter ausfallen, als die Jahre 2009 und 2010. Vor allem die Meldung, dass das AAA Rating Deutschlands in Gefahr sein könnte und dieses abgestuft werden könnte, sollte uns nachdenklich stimmen. Tripple A ist die höchste Kreditwürdigkeitsstufe, die besagt, dass man mit dieser Bewertung seine Schulden jederzeit pünktlich und in voller Summe zurückzahlen kann. Dieses Rating führt dazu, dass man als Staat niedrigere Zinsen bezahlen muss, wenn man Anleihen zur Finanzierung der Staatsfinanzen oder für Konjunkturpakete, (z. B. Wachstumsbeschleunigungspaket) platziert. Denn das Risiko schlägt sich in erhöhten Renditen, sprich Zinsen aus. Ein Staat, der eine schlechtere Wertung als AAA hat, muss demzufolge einen höheren Zinsaufschlag bieten, damit er seine Anleihen los wird. Das hatten wir neulich ja bei Griechenland, Portugal und Irland. Ehe dann der EU-Rettungsschirm zumindest vorläufig auf diesem Gebiet etwas Entlastung gebracht hatte. Da bei diesen Staaten die Chance sehr groß ist, dass diese Zahlungsunfähig werden, muss aufgrund des erhöhten Ausfallrisikos demzufolge auch ein höherer (Risiko)Zins angeboten werden.

Deutschland konnte sich bisher durch niedrige Zinsen am Kapitalmarkt durch die Ausgabe von Staatsanleihen, refinanzieren. Jetzt scheint das lukrative AAA-Rating aber in Gefahr zu sein. Primär durch den EU-Rettungsschirm. Dieser wird im Jahresverlauf auf jeden Fall ausgeweitet werden, was im Umkehrschluss aber auch eine höhere Haftung Deutschlands zur Folge hat. Eine Abstufung des AAA-Ratings hätte zur Folge, dass höhere Zinsen bezahlt werden müssen. Das bedeutet, dass die Aufwendungen des Staates für Zinsen, die aktuell bei ca. 3% liegen, in der Folge steigen würden. Bei einem Zinsniveau von 7% für Deutsche Bundesanleihen wäre auch Deutschland ein glasklarer Pleitekandidat. Analog Griechenland, weil die höhere Zinslast enormen Druck auf den Staatshaushalt ausübt. Der hohe Anstieg der Kreditausfallversicherungen in Bezug auf Deutsche Staatsanleihen zeigt uns, dass der Markt inzwischen davon ausgeht, dass die Eurozone mit Nettofinanzierer Deutschland, mittelfristig auseinanderbrechen wird. Konkret scheint das Vertrauen in die Zone und den Euro täglich zu schwinden. Deutschland wird am Ende der Kette stehen. Zunächst kippen die wirtschaftlich schwächeren Staaten wie Griechenland und Co., dann folgen die starken Industriestaaten. Die Anzeichen stehen, dass jetzt auch langsam Deutschland ins Gespräch kommen könnte...

http://www.welt.de/finanzen/article1224 ... gkeit.html

http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... ation.html

Soviel für heute von meiner Seite. :)

Ich hoffe, du meldest dich dann nochmal @Microac. :D
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

30.01.2011, 13:12
@Microac

Ich warte immer noch auf eine Antwort von dir. :)
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

07.04.2011, 11:25
Ich glaube, die kommt nicht mehr... Aber in den letzten Tagen ist ja doch wieder einiges passiert.

In den USA wird aktuell um den Staatshaushalt gestritten und das Land muss eventuell seine Behörden schließen:
Können sich die Parteien bis Freitag um Mitternacht nicht wenigstens auf eine erneute vorübergehende Weiterfinanzierung der Staatsgeschäfte einigen, sitzt die Regierung ab Samstag auf dem Trockenen. Vermutlich müssten dann Hunderttausende Beamte und Angestellte zu Hause bleiben.
http://www.n-tv.de/politik/Obama-ringt- ... 40546.html

Der Euro-Rettungsschirm wurde gerade noch rechtzeitig vor der Inanspruchname durch Portugal vergrößert, die nun offiziell um Hilfe gebeten haben. Der Schritt war aber ja zu erwarten. (http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anle ... 35881.html)

Besser wirds wohl noch immer nicht...

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

07.04.2011, 15:33
Wie denn auch?
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

08.04.2011, 09:23
Die Anzeichen für eine ernsthafte Bedrohung mehren sich.

So trennte sich Anfang März der wohl berühmteste Anleihe-Händler, Pimco, von all seinen US-Staatsanleihen. Das Risiko sei zu groß, teilte der Vermögensverwalter Bill Gross mit. In der vergangenen Woche meldete dann „Der Spiegel“, dass 13 US-Bundesstaaten zusätzlich Gold und Silber als Währung einführen möchten. „Die spinnen, die Amis“, haben da sicher noch einige gedacht. „Nachtigall, ick hör Dir trapsen“, denken die anderen. Denn es passt perfekt ins Bild.

Nur eine Woche später steht der Euro wieder im Fokus und zeigt, wie labil die derzeitige Lage der Mitgliedsstaaten tatsächlich ist. Im Fokus: Portugal. Auch die Ratingagentur Moody’s hat jetzt nachgelegt und das Risiko von portugiesischen Staatsanleihen neu bewertet. Die neue Ratingstufe von „Baa1“ besagt, dass Anleihe-Inhaber bei einer „Verschlechterung der Gesamtwirtschaft mit Problemen zu rechnen haben“. Ein Paukenschlag.

Sofort schnellten am Sekundärmarkt die Zinsen für die fünfjährigen Anleihen in astronomische Höhen von 10 Prozent. Gleichzeitig verkündeten die portugiesischen Banken, keine weiteren Anleihen ihres Heimatlandes mehr zeichnen zu wollen. Jetzt floriert auch in Lissabon der Goldhandel.

Portugal ist das perfekte Beispiel für den Teufelskreis aus Staatsverschuldung, Schuldendienst, Zinseszins und Vertrauensverlust. Und was Portugal im Kleinen „mustergültig“ vormacht – die Portugiesen benötigen allein im April zum Ablösen von Anleihen 4,3 Milliarden Euro – demonstrieren Länder wie die USA im ganz großen Stil.

Experten rechnen 2011 mit einer Neuverschuldung der Obama-Regierung von 1,6 Billionen US-Dollar. Die Gesamtschuldenuhr tickt bei über 14 Billionen US-Dollar. Nennt es Sarkasmus, aber mir fällt angesichts dieser astronomischen Zahlen nichts anderes ein als der Gassenhauer „Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld … „

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/ ... y/31488270

http://www.focus.de/finanzen/news/staat ... 12834.html

http://www.handelsblatt.com/finanzen/bo ... 24892.html

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 86,00.html

Ach ja. Gold und Silber erreichen heute Morgen neue Hochs.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

08.04.2011, 14:16
Mr.Brain hat geschrieben:Portugal ist das perfekte Beispiel für den Teufelskreis aus Staatsverschuldung, Schuldendienst, Zinseszins und Vertrauensverlust. Und was Portugal im Kleinen „mustergültig“ vormacht – die Portugiesen benötigen allein im April zum Ablösen von Anleihen 4,3 Milliarden Euro – demonstrieren Länder wie die USA im ganz großen Stil.
Mag sein, dass ich mich da täusche, aber unsere Regierung machts doch keinen Deut besser als die Portugiesen. Auch hier wird mehr und mehr auf Pump gelebt. Ich kann mir auch nur schwerlich vorstellen, dass die knapp 22 Milliarden Euro Barkapital und 168 Milliarden Euro an Bürgschaften, die unser Anteil an dem 700 Millarden Rettungsschirm sind, irgendwie realistisch gedeckt wären.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

08.04.2011, 16:05
Portugal ist einfach kleiner und schwächer als Deutschland. Deutschlands Staatsbankrott und damit das Ende des Euro's steht am Ende der Kette. Wenn jeder endlich kapiert, dass unser Geld lediglich auf Vertrauen basiert und es demzufolge keine Deckung mit Sachgütern gibt, wird sich das ganze Problem von selber lösen. Ohne globalen Schuldenschnitt, kein Ende der Krise. Die Rohstoffpreise steigen ja nicht grundlos. :wink:
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

17.06.2011, 17:56
In Griechenland geht es ja langsam aber sicher dem Ende entgegen. Der Schuldenschnitt ist nur noch eine Frage der Zeit und seit Mai 2010 eigentlich längst überfällig.

Dieser Clip zeigt nochmal auf, was ich in Bezug auf die Anleihen im Frühjahr schonmal geschrieben habe. Die Global Player sind schon lange ausgestiegen..





http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... eater.html
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

20.06.2011, 13:56
Der Monitor-Beitrag zeigt mal wieder schön, wie bei uns Gesetzesvorlagen entstehen und Entscheidungen herbeigeführt werden. Leider ja nicht das einzige Beispiel. Dabei bin ich der Meinung, dass es ziemlich egal wäre, ob nun die Bank da Bankrott geht oder ob der Staat (über den Rettungsschirm) direkt das Geld in Griechenland reinpumpt - Wenn die Banken in Schwierigkeiten kommen, haftet doch auch wieder der Staat, wie beim letzten Mal.

Das "Griechenland-Problem" (trifft natürlich auch auf andere Staaten in Schwierigkeiten zu) wird sich auch mit Sparen nicht lösen lassen. Im Gegensatz zu Deutschland ist Griechenland (meines Wissens nach) kein Exportland sondern lebt zu einem großen Teil vom Binnenmarkt, also dem, was im eigenen Land konsumiert wird. Wie überall kaufen aber nicht ein paar Reiche viel ein, sondern viele Normal- oder Wenigverdiener fast alles. Wenn man bei denen nun die Rente / die Lohnersatzleistungen (z.B. Arbeitslosengeld) kürzt (Löhne selbst unterliegen auch in Griechenland meist Tarifverträgen und können vom Staat nicht so einfach gekürzt werden) und die Steuern erhöht, können die Leute weniger kaufen. Dadurch gehen wieder Jobs verloren, die dem Staat noch mehr Geld kosten und das Problem verschärfen. Das wird sich aber nicht ändern, solange die EU die Griechen zum Sparen zwingen kann - und das wieder ändert sich nicht, solange Griechenland Geld aus dem Hilfsprogramm bekommt (die bisher bewilligten Milliarden sind ja noch wieder ein Extratopf und haben nichts mit dem Rettungsschirm zu tun).

Mich hat ziemlich verwundert, dass man die nächste Zahlung nun noch immer nicht freigegeben hat. Scheinbar will man die Vertrauensabstimmung abwarten und sehen, wer denn nun in Griechenland die Leitung übernimmt. Das Schlimmste, was dem Land meiner Meinung nach jetzt noch passieren kann, ist eigentlich, dass in den nächsten Tagen die Regierung auseinanderbricht - dann gehen da wohl wirklich die Lichter aus.

Ich bin gespannt, wann und wie das Alles endet.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

30.06.2011, 09:58
Zur aktuellen Lage gibt es auf Tagesschau.de ein interessantes Interview mit dem Börsenexperten Dirk Müller.
Die weltweiten Börsen von Tokio über Hongkong und Europa bis in die USA starren ganz gebannt auf die Abstimmung im kleinen Griechenland, in dem nur 0,2 Prozent der Weltbevölkerung leben und was gerade einmal die Wirtschaftsleistung von Hessen hat. Das zeigt doch, dass es hier längst nicht mehr nur um ein Land, sondern um den Euro als Ganzes geht - und dessen Zukunft wird nicht in Athen geregelt werden.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/gri ... d1304.html

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Kursziel beim Gold heute erreicht

18.07.2011, 16:51
Mr.Brain hat geschrieben: Auch sind die Rohstoffpreise auf dem Niveau von 2008 angekommen (preislich) und werden dadurch schrittweise die gängigsten Alltagsgüter verteuern. Das fängt schon beim Brot und der Schokolade an und Endet beim Treibstoff und Strom. Der Goldpreis wird meiner Meinung nach im ersten Halbjahr 2011 eher seitwärts tendieren. Begleitet mit spontanen Einbrüchen, die ich mir durchaus auch in der Range von 1.200 bis 1.250 USD vorstellen könnte. Aktueller Kurs übrigens 1.342,40 USD. Im zweiten Halbjahr erwarte ich jedoch spätestens wieder steigende Kurse. Mein Kursziel in diesem Jahr bei Gold liegt demzufolge bei 1.600 USD. Auf jeden Fall werden neue Rekordstände erklommen werden. Wie hoch diese dann letztendlich ausfallen werden, wird der Jahresverlauf zeigen.
Heute hat Gold mein mindest Kursziel für dieses Jahr von 1.600 USD erreicht. Wer Hebelprodukte und Minenaktien besitzt kann dadurch bis Jahresende überproportional partizipieren. Ich erachte die 1.600er Marke als konservative Marke an. Im August könnte Gold nochmal etwas zurückfallen. Ich denke aber, dass es spätestens ab September gegen 1.700 USD + x gehen wird. Selbstverständlich wird es auch wieder Rückschläge geben. Man stelle sich das einfach als eine Achterbahnfahrt vor.

http://www.welt.de/finanzen/article1349 ... thoch.html

Seit letzter Woche ist endlich auch die Staatsverschuldung der Italiener im Gespräch. Hat ja lange gedauert. Wer die Thematik schon seit Jahren verfolgt, der weiß um diese Dinge. Daher war das Problem nicht erst seit letzter Woche präsent. Hier wird es noch recht ungemütlich werden. Am brisantesten sind natürlich die Amis dran. Wenn bis zum 2. August keine Regelung zur Anhebung der Schuldengrenze gefunden wird, sind die Amis ab dem 3. August zahlungsunfähig. Nicht umsonst steigt Gold seit einigen Tagen so stark an. Ich gehe sehr stark davon aus, dass binnen 12 Tagen eine Notlösung gefunden werden wird. Der Kollaps der USA ist in meinen Augen noch etwas zu früh. Auf ein Jahressicht aber in keiner Weise unrealistisch. Den Rest wird man sehen....
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

19.07.2011, 09:43
Ich denke auch nicht, dass sich eines der beiden politischen Lager der USA die Schuld am Bankrott geben lassen will. Da wird eher irgendein seltsamer Kompromiss ausgehandelt und dann gehts erstmal so weiter. Sparen wollen sie ja auch deutlich im Militär-Bereich...

Übrigens interessant, dass für die Lybien-Geschichte immer noch genug Geld da ist: Der Nato-Einsatz ist ja nun auch mal alles andere als billig.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

12.08.2011, 13:17
Ich habe heute morgen einen ganz interessanten Artikel zum Thema gelesen:http://www.op-online.de/nachrichten/wir ... 58402.html. Es geht um eine Umfrage der Deutschen bzgl. des Euros. Wen´s interessiert...Ich finde man merkt ganz gut, dass unsere derzeitige finanzielle Situation in Deutschland beängstigend ist! Wir bewegen uns immer mehr auf eine Inflation, falls diese nicht schon längst eingetroffen ist. Das merkt man doch schon beim Kauf von Benzin, Strom und Heizöl. Sogar meine geliebter Herrenanzug, den ich jedes Jahr beim gleichen Händler für meine Kundenbesuche kaufe, ist fast um das doppelte gestiegen. Ich weiß nicht wo das noch hinführen soll...
Zuletzt geändert von medium am 19.08.2011, 15:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

12.08.2011, 19:53
medium hat geschrieben:Ich habe heute morgen einen ganz interessanten Artikel zum Thema gelesen:http://www.op-online.de/nachrichten/wir ... 58402.html. Es geht um eine Umfrage der Deutschen bzgl. des Euros. Wen´s interessiert...Ich finde man merkt ganz gut, dass unsere derzeitige finanzielle Situation in Deutschland beängstigend ist! Wir bewegen uns immer mehr auf eine Inflation, falls diese nicht schon längst eingetroffen ist. Das merkt man doch schon beim Kauf von Benzin, Strom und Heizöl. Sogar meine geliebter Herrenanzug, den ich jedes Jahr beim gleichen Händler für meine Kundenbesuche kaufe, ist fast um das doppelte gestiegen. Ich weiß nicht wo das noch hinführen soll...
Danke für deinen Beitrag! Die letzten 12 Tage waren ja richtig interessant. Stichwort 11 Tage Börsencrash beim DAX mit einem Rückgang von rund 25%. Gold hämmerte kurzfristig gegen die 1.800 USD Marke. Die USA wurden endlich von der höchsten Bonitätsstufe AAA abgewertet. Dadurch wurden dann auch die Verluste an den Börsen ausgelöst. Denn das Vertrauen ist gegenwärtig auf einem neuen Tiefpunkt. Es wird nicht mehr lange Dauern, dann wird der USD als Weltreservewährung ausgedient haben. Die Chinesen unternehmen hier ja schon seit einiger Zeit konkrete Wege hin zu einer Korbwährung ähnlich den Sonderziehungsrechten in den 70er Jahren...

Die Inflation haben wir bereits. Wir liegen aktuell bei offiziellen und schöngerechneten 2,4%. Die inoffizielle Rate liegt bei ca. 10% pro Jahr. In USA sieht es gegenwärtig nicht gut aus. Die driften in die Rezession 2.0 ab. Zeitverzögert hat es dann uns ebenfalls am Wickel.

Allgemein kann attestiert werden, dass wir uns jetzt in der Phase vom Anfang vom Ende befinden. Ging die Krise zunächst in USA im Frühjahr 2007 vom US-Häusermarkt aus (Subprimesektor) entwickelte sich diese ab September 2008 mit dem Lehmankollaps zu einer globalen Finanz- und Weltwirtschaftskrise. Die Banken waren zu diesem Zeitpunkt massiv überschuldet und mussten von den Staaten durch Bürgschaften und Finanzspritzen gestützt werden. Ansonsten wären diese zusammengebrochen und die Sparer hätten ihre Einlagen verloren. Das hatte zur Folge, dass das System nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen ist. Seit März 2009 ging die Weltwirtschaft, zusammen mit den Weltbörsen wieder rasant nach oben. Dieser Zustand hat sich begleitet mit einigen kurzfristigen Korrekturen bis zum 1. August 2011 so dargestellt. Überall wurde schon vom Ende der Krise geredet und geschrieben, das Wachstum wäre nachhaltig. Doch stattdessen hatte man auf Sand gebaut. Konkret das Wachstum durch Schulden finanziert. Dabei wurde total verkannt, dass die Finanzinstitute ihre Schulden auf die Staaten ausgelagert haben. Die Finanzkrise hat sich also zu einer Staatenkrise weiter entwickelt. Diese hat sich speziell seit dem 8. Mai 2010 in der Eurozone bemerkbar gemacht. Der Fall Griechenland hat aufgezeigt, was ein hoch verschuldeter Staatshaushalt ausmacht. Da die Staatshaushalte weltweit hochverschuldet sind, ist es aktuell nicht mehr möglich, analog 2009, Mrd. schwere Konjunkturpakete auf Pump zu stemmen. Statt also jetzt das richtige zu tun, nämlich die Staatsausgaben zur Stützung der Weltwirtschaft hochzufahren, wird in vielen Staaten gespart. Beispielsweise in USA, Griechenland und Spanien. Dieser Sparwahn würgt jedoch die inländische Wirtschaft ab. Es kann kein Wachstum mehr enstehen. Es kommt zu einer Abwärtsspirale, die sich in Massenarbeitslosigkeit, sinkenden Auftragseingängen in der Industrie und steigenden Firmen- und Privatinsolvenzen niederschlagen wird.

Die Eurozone ist dadurch sehr stark angezählt. Inzwischen sind auch Spanien und Italien ins Visier der Märkte genommen worden. Frankreich wurde vorgestern auch attackiert. Hier hat es vor allem die Banken mit zweistelligen Kursverlusten rasiert. Wenn Italien oder Spanien in Schieflage geraten, hat die Zone, so wie wir sie heute kennen, keinen Bestand mehr. Das ist einfach finanziell nicht mehr tragbar. Es müssen also Mittel- und Wege gefunden werden, wie man dieses Problem angeht. Da sich unsere Politiker aber nicht einig sind und bewiesen haben, wie inkompetent sie sind, ist vom worst-case auszugehen. Die Zone bricht also mittelfristig wegen massiver Überschuldung auseinander und es kommt schlimmstenfalls sogar zu einer Währungsreform. Auch in USA sieht es nicht rosig aus. Die FED hat vor drei Tagen angekündigt, den Leitzins noch bis Mitte 2013 zwischen 0 und 0,25% verbleiben zu lassen. Dadurch sind Kredite zwar sehr günstig. Allerdings sind die privaten Haushalte bereits massiv verschuldet und konsumieren auch nicht mehr so stark, wie früher, da das Land mit einer Rekordarbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Hier zeichnet sich gegenwärtig eine zweite Rezession ab, die in der Folge die Weltwirtschaft in den Abgrund schicken wird. Zwar konnte die US-Schuldengrenze kurz vor 12 noch erhöht werden, dafür muss Obama jetzt Mrd. USD einsparen. Es kommt in USA also analog Europa zum Sparwahn. Es werden also Staatsdiener wie Beamte entlassen, Gehälter gekürzt, Sozialabgaben gesenkt, Vebrauchssteuern erhöht, Konjunkturpakete zur Stützung der heimischen Wirtschaft nicht mehr verlängert. Dieser Todeskreislauf wird uns in eine neue Rezession schicken. In USA werden Polizisten, Lehrer und Feuerwehrleute entlassen. Es fehlt einfach am Geld, diese zu bezahlen. Brände werden nicht mehr gelöscht, die Kriminalität kann sich ausbreiten, die Schulen werden geschlossen, der Nachwuchs verblödet und kommt stärker auf die schiefe Bahn. Wir haben es hier also nicht nur mit einem monetären Problem zu tun, sondern auch einer Gefahr für das bestehende Gesellschaftssystem. Leider sind die USA aktuell immer noch auf der Weltbühne sehr stark präsent. Daher wird eine Rezession 2.0 in USA sich wie ein Krebsgeschwür auf der Welt ausbreiten und auch uns hier in Deutschland zeitverzögert am Genick packen. Da wir ein exportlastiges Land sind, werden wir hier besonders hart getroffen. Denn das Ausland hat zwecks Überschuldung kein Geld mehr, um unsere Waren zu kaufen. Wenn jeder spart und nicht mehr investiert, kann unsere Wirtschaft nichts mehr verkaufen, sie stagniert. Kapazitäten müssen heruntergefahren werden, Arbeitskräfte (zunächst immer Zeitarbeiter) werden auf die Straße gesetzt. Soziale Unruhen können sich stärker ausbreiten. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. London und Umgebung sowie der Arabische Raum sind hier lediglich kleine Kostproben von dem, was noch kommen wird. Es hat noch keine (Wirtschafts)Krise in der Geschichte der Menschheit gegeben, die ein gesellschaftliches und politisches System am Ende nicht umgekrempelt hat. Das wird auch in diesem Fall wieder so sein. Ob positiv oder negativ, dass muss sich erst noch zeigen! Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass die Zeiten eines US-zentrischen Finanzsystems zu Ende gehen. Für mich persönlich bereits ein Hoffnungsschimmer, der mich freudig in die Zukunft schauen lässt. :)
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.05.2012, 16:47
Danke.
Sehr hilfreich.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.05.2012, 17:45
Keine Ursache. Erinnert mich daran, mal wieder ein Update zu machen. Ich bin mal gespannt, was der Wahlausgang in Griechenland und Frankreich in der nächsten Woche für Auswirkungen haben wird....

Nachtrag:

http://www.handelsblatt.com/meinung/kom ... 90282.html
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.05.2012, 19:47
Hauptsache es drückt den Euro nicht noch weiter...
Studieren im Ausland ist so schon teuer genug...
...wie ein Toastbrot im Regen.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

09.05.2012, 22:21
Ich habe mir hier mal alles von vorne bis hinten durchgelesen und muss sagen, dass das auch alles so mit meinen Vermutungen übereinstimmt. Nichtsdestotrotz finde ich deine Arbeit hier super, dass du alles zusammenträgst ... das man bei diesem wichtigen Thema doch auf dem neusten Stand ist.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

21.05.2012, 08:26
Im Spiegel der letzten Woche (glaube ich - hab den mal im Urlaub gelesen wg. der Facebook-Geschichte) war auch ein interessanter Artikel drin. Kurz zusammengefasst: Man hat vor der Euro-Einführung gewarnt, dass Italien seine Finanzen "friesiert" hatte und nicht aufgenommen werden dürfe. Auch Deutschland hätte eigentlich nicht dabei sein dürfen. Kanzler Kohl hat die Einführung auch in Italien dann aber gegen die Meinungen von vielen anderen Regierungen durchgedrückt.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

09.08.2012, 19:14
Schon etwas älter, aber recht interessant: Das YouTube-Video Der schwarze Freitag:

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