Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

Tauscht Kochrezepte aus und schmiedet Pläne, die Weltherrschaft an Euch zu reißen
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Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

04.02.2009, 21:37
Sicherlich ist jedem von euch die seit August 2007 in den USA ausgebrochene Kreditkrise inzwischen ein Begriff. Neben Kreditkrise dürfte das Wort "Subprimekrise" sicherlich bei allen die Glocken läuten lassen. Fakt ist, daß diese Krise noch lange nicht zu Ende ist und erst am Anfang steht. Es wird zwar momentan in den Medien alles beschönigt und beruhigt, aber ich kenne das System und lasse mich von meiner Meinung nicht so leicht abbringen!

Zumal ich zu den wenigen Leuten gehöre, die diese Krise auf den Monat genau bestimmen konnten und daher entsprechende Vorkehrunge treffen konnte. Fakt ist, daß die Medien, Politiker bzw. die Banker als Hauptverantwortliche dieser Krise immer dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn die sprichwörtliche Kacke am Dampfen ist. Sprich es ist in der Regel bereits zu spät, um etwas unternehmen zu können. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Krise bzw. wie ist sie entstanden?

Hauptverantwortlich für dieses Problem war zunächst einmal der Aktiencrash in den Jahren 2000 und 2001. In dieser Zeit ging die sog. "New Economy", in Deutschland auch bekannt als "Neuer Markt" den Bach runter. Man sagt auch "Internet Bubble" dazu. Viele Menschen verloren ihr Geld, beispielsweise mit der T-Aktie oder EM-TV und begünstigt durch den Anschlag auf das Word Trade Center am 11. September 2001 ging die Weltwirtschaft direkt in eine Rezession über. Um größeren Schaden zu verhindern musste dem Markt mehr Geld, sprich Liquidität zugeführt werden. Diese Liquididät wurde von den Notenbanken (EZB, FED etc.) durch die Vergabe von Krediten mit sehr niedrigen Zinssätzen zugeführt. Man spricht hier auch von der Zeit des "billigen Geldes". Speziell in USA und Japan so geschehen.

Aufgrund des relativ niedrigen Zinssatzes konnte jeder schnell und einfach Kredite aufnehmen und das Geld natürlich entsprechend investieren. Die Folge war, das die Amerikaner, Engländer, Spanier und andere Länder damit anfingen, ihr Geld in den privaten Konsum, Aktien- und Anleihenmarkt sowie in den Immobilienmarkt zu reinvestieren. Das führte natürlich zu einer regelrechten Boomphase, da speziell im Immobilienmarkt relativ wenig Angebot zu dieser Zeit vorhanden war. Die Preise schossen daraufhin rasant in die Höhe.

Dieser Zyklus des "billigen Verschuldens" hielt bis zum August 2007 an. Viele Amerikaner hatten sich davor Kredite beschafft und sich damit den Traum des Eigenheims erfüllt. Zudem versprach der Immobilien Markt eine "todsichere" Anlagestrategie zu sein, da in der Vergangenheit steigende Preise und gute Renditen vorprogrammiert waren.

Was jedoch keiner so richtig bedacht hatte: Diese Kredite müssen irgendwann einmal wieder zurückgezahlt werden! Speziell das Hauptproblem bei den Amis ist, das die Banker keine Sicherheiten gefordert haben und oft Kredite drei- bis vierfach an die gleiche Person vergaben. Es fand auch keine Risikoprüfung statt, so daß sogar ein Arbeitsloser ohne Probleme einen Kredit bekommen konnte. Desweiteren wurden die Kreditverträge mit einem variablen Zinssatz versehen.

Weiterhin haben die Amerikaner ihre bereits auf Kredit gekauften Häuser als Sicherheit für zusätzliche Kredite verwendet, um damit den privaten Konsum finanzieren zu können. Sog. Konsumentenkredite. Sie sind der Illusion und den Versprechungen ihrer Bankberater auf den Leim gegangen, die behaupteten, daß ein Haus eine gute Wertanlage wäre und damit die Hypothek bei einem Verkauf definitiv bezahlt werden könne. Restgewinn inklusive. Durch diese Verflechtung und Vorgabe falscher Tatsachen musste es irgendwann zu einer Krise kommen.

Diese Krise fing offiziell im August 2007 an. Auslöser waren die zuvor stattgefundenen Zinserhöhungen der FED. Da ja eine Vielzahl der vergebenen Kredite mit einem variablen Zinssatz versehen waren, wurde natürlich bei jeder Zinserhöhung der FED der Kreditzinssatz seitens der Banken entsprechend angepasst. Lagen 2001 die Zinsen bei 1% stiegen diese über die Jahre immer rasanter an. Da die Amis ja viel auf Pump kaufen und eine sehr geringe Eigenkapitalquote besitzen, standen sie aufeinmal mit dem Rücken zur Wand. Die Folge war, daß es zu Zwangsvollstreckungen kam, um den Kreditgeber, also die Bank bedienen zu können.

Da diese Zwangsvollstreckungen zunehmend überhand nahmen, entstand plötzlich auf dem Immobilienmarkt ein Überangebot. Sprich die Nachfrage war niedriger als das Angebot. Das führte dazu, daß die Immobilienpreise in den Keller fielen und damit auch die einzige Sicherheit der Kreditnehmer, mit der diese Kredite gekoppelt waren.

Und so brach das System zusammen wie ein Dominospiel. Neben dem Häusermarkt war auch viel geliehenes Geld im Aktienmarkt geparkt. Die Banken bekamen natürlich zusehends Angst, da die Kreditausfallsquote rasant nach oben schoß und wollten natürlich immer schneller ihr Geld zurückhaben. Die Folge waren Zwangsverkäufe am Aktien- und Anleihenmarkt der Kreditschuldner, die dazu führten, daß die Börsenkurse weltweit in den Keller gingen. Vor allem die Hedgefonds erwischte es dabei eiskalt. Es wurde in der Vergangenheit ja ausschließlich mit Kredit spekuliert.

Eine tödliche Spirale nahm ihren Lauf und sollte dann auch die ersten Banken und Immobilienfinanzierer erfassen. Denn die Banken hatten ihre Kreditforderungen in wunderschöne Papierchen mit dem Namen ABS, CDOs usw. verpackt und diese dann an Fonds und andere Banken weiterverkauft. Das "schöne" daran ist natürlich, daß man nicht weiß, was in diesen Papierchen so alles vor sich hin schlummert. So nach dem Spruch. "Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was drin ist".

So dauerte es nicht lange und die Banken bekamen die ersten Probleme. Mit Bear Stearns kollabierte im März 2008 eine Wall Street Ikone, die nur durch eine Zwangsübernahme größeres Übel verhindern konnte. Auch die Schweizer UBS sollte in extremste Schieflage geraten. Hierzu folgende 40 minütige Doku, die auch den ganzen Kreditmüll anschaulich erklärt.

http://www.sf.tv/videoplayer/api/curren ... 14b2904016

Zurück im Jetzt:

Die Krise hat sich seit der Lehman Brothers Pleite im September 2008 extrem beschleunigt und seit einigen Monaten auch die Realwirtschaft erreicht. Mit dem quasi Staatsbankrott in Island sind jetzt auch schon die ersten Staaten in Schieflage geraten. Vor allem die Eurozone droht auf zwei Jahressicht auseinander zu brechen. Italien, Spanien, Portugal, Irland und Griechenland sind sehr hoch verschuldet und drohen den Euro in den Abwärtsstrudel zu ziehen. In USA sieht es bei einer "offiziellen" Staatsverschuldung von 10 Bio. USD auch nicht gut aus. Hier ist die Chance einer Währungsreform überaus wahrscheinlich. Wenn auch nicht sofort, dafür aber schrittweise bis 2011/12.

Für die nächsten Monate prognostiziere ich folgendes:

- die Kreditkartenbranche wird nach unten gezogen. Visa, American Express sind überaus gefährdet.

- Die Versicherungsindustrie wird ebenfalls stark unter der Krise zu leiden haben. Allianz und Co. haben ihre Einnahmen im Aktienmarkt sowie im Anleihenmarkt investiert. Vor allem im Anleihenmarkt ist die nächste Blase, die irgendwann platzen wird. Lebensversicherungen und Riester-Rente gehören demzufolge auf den Prüfstand!

- Die Landesbanken, allen voran die Landesbanken Bayern und Baden Württemberg werden weiter von sich hören lassen. Vor allem letztgenannte muss in diesem Jahr 100 Mrd. Euro refinanzieren. Hier wird dann der Steuerzahler einspringen müssen.

- Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank könnten von der Deutschen Bank geschluckt werden.

- In USA sind vor allem die Citigroup und Goldman Sachs pleitegefährdet

- Der Markt für Staatsanleihen geht in Rauch auf. Vor allem US-Bonds sind sehr gefährdet. Im Euroraum sollte man Griechische, Italienische und Spanische Anleihen meiden. Am sichersten sind gegenwärtig noch die Deutschen Anleihen, was sich aber bis August auch noch ändern wird.

- Die Arbeitslosigkeit steigt schubweise auf 5 Mio + x

- der Goldpreis wird in 2009 sein Hoch bei 1.032 USD überbieten und Richtung 1.400 USD vorstoßen.

Ausgesuchte Artikel:

http://www.welt.de/wirtschaft/article31 ... Wucht.html

http://www.welt.de/finanzen/article3087 ... efahr.html

http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_331164

Die Vorzeichen sehen also nicht besonders gut aus. Wie seht ihr denn die aktuelle Krise? Wird hier seitens der Medien und der Politik in euren Augen eher Panikmache betrieben, oder haben wir es hier mit einer Krise zu tun, die ihresgleichen sucht?
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.02.2009, 09:37
Mr.Brain hat geschrieben: Was jedoch keiner so richtig bedacht hatte: Diese Kredite müssen irgendwann einmal wieder zurückgezahlt werden!
Dieser eine Satz, den man nicht nur in Deiner (meiner Meinung nach) sehr interessanten Zusammenfassung findet, sagt doch schon alles über einen der wichtigsten Hintergründe aus: Geld war einfach zu bekommen, noch schneller ausgegeben und einige wenige haben sich damit eine goldene Nase verdient. Niemand hat sich aber jemals über irgendwelche Folgen Gedanken gemacht und ich frage mich, warum. Leider beobachtet man das immer wieder und auch bei uns: Konsumgutscheine sind toll, jeder bekommt 500,- € vom Staat. Gut, die gibts ja jetzt erstmal nicht, ist aber ein schönes Beispiel. Nur: Wer bezahlt die denn? Woher kommt denn das Geld? 20.531.750.000 € (sofern nur jeder zweite Einwohner die 500,- € bekommen würde) müssten ausgezahlt werden. Zum Glück gibts die Gutscheine nicht. Dafür aber eine Abwrackprämie, deren Höhe zwar insgesamt begrenzt ist, die aber dennoch recht löcherig ist, was die Auszahlungebedingungen angeht. Dazu dann noch Bürgschaften für marode Banken...

Ich sehe die aktuelle Krise zwar noch nicht als so extrem, wie Mr.Brain, aber ich sehe auch noch längst kein Ende der Talfahrt. Man fragt sich nur, was man jetzt mit seinem Ersparten machen soll. Gold kaufen? Auto kaufen? Haus kaufen? Kamin heizen? ;)

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.02.2009, 14:44
Cash4Gold
Der lief während dem Superbowl in den USA. Herrlich..:)
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.02.2009, 20:23
Indiana hat geschrieben:
Mr.Brain hat geschrieben: Was jedoch keiner so richtig bedacht hatte: Diese Kredite müssen irgendwann einmal wieder zurückgezahlt werden!
Dieser eine Satz, den man nicht nur in Deiner (meiner Meinung nach) sehr interessanten Zusammenfassung findet, sagt doch schon alles über einen der wichtigsten Hintergründe aus: Geld war einfach zu bekommen, noch schneller ausgegeben und einige wenige haben sich damit eine goldene Nase verdient. Niemand hat sich aber jemals über irgendwelche Folgen Gedanken gemacht und ich frage mich, warum. Leider beobachtet man das immer wieder und auch bei uns: Konsumgutscheine sind toll, jeder bekommt 500,- € vom Staat. Gut, die gibts ja jetzt erstmal nicht, ist aber ein schönes Beispiel. Nur: Wer bezahlt die denn? Woher kommt denn das Geld? 20.531.750.000 € (sofern nur jeder zweite Einwohner die 500,- € bekommen würde) müssten ausgezahlt werden. Zum Glück gibts die Gutscheine nicht. Dafür aber eine Abwrackprämie, deren Höhe zwar insgesamt begrenzt ist, die aber dennoch recht löcherig ist, was die Auszahlungebedingungen angeht. Dazu dann noch Bürgschaften für marode Banken...
Zunächst danke für deine Antwort und das Lob. :top:

Schulden machen ohne Ende. Diese Devise ist vor allem typisch Amerikanisch! Kein Land ist so massiv verschuldet, wie die Amerikaner. Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Schulden machen ja leider auch zugenommen hat, weisen die Haushalte in USA schon seit vielen Jahren eine negative Sparquote auf. Eine negative Sparquote bedeutet, das keine Sparguthaben vorhanden sind und die Einkommen direkt in den Konsum investiert werden, oder für den Schuldendienst draufgehen. Das bricht den USA jetzt das Genick, da neben der Staatsschulden auch die privaten Haushalte hochverschuldet sind. Es gibt also in beiden Sektoren keine Möglichkeit einer Kompensation. Schaut man sich Deutschland an, so liegen auf deutschen Konten immerhin Sparguthaben von ca. 1,5 Bio. Euro. Dem gegenüber steht eine offizielle Staatsverschuldung von ca. 2 Bio. Euro. Würde der Staat also sämtliche Konten einfrieren, so wären "nur" noch Restschulden von 500 Mrd. Euro vorhanden.

Da der USD bisher als Weltreservewährung absolute Narrenfreiheit besaß, konnten sich die Amerikaner ganz leicht entschulden. Es wurden fleißig Dollarnoten gedruckt und in die weite Welt hinausgetragen und gegen Waren und Dienstleistungen getauscht. Die Weltgemeinschaft bezahlte dadurch die Schulden der USA in Form einer importierten Inflation. Umso mehr Geld in Form von USD im Umlauf ist, desto weniger Wert hat das Geld. Die Inflation sorgt letztendlich dafür, das die Kaufkraft der Währung schwindet. Also Abzocke im ganz großen Stil.

Die Publizierung der Geldmenge M3, deren Wachstum man als tatsächliche Inflationsrate ansehen sollte, wurde kurzerhand in 2006 von der FED eingestellt. Damit ist es offiziell nicht mehr möglich, herauszufinden, um wieviel Prozent die Geldmenge M3 in USD pro Jahr anwächst. Da Ben Bernanke, seines Zeichens FED Chef, nach seinem Amtsantritt verkündete, notfalls das Geld mit dem Hubschrauber abzuwerfen, dürfte klar sein, wieso die Veröffentlichung der Geldmenge M3 nicht mehr stattfindet. In USA laufen seit Beginn der Krise die Druckerpressen auf Hochtouren. Hätten die USA nicht das Glück, den USD als sog. Weltreservewährung zu haben, so wäre der Dollar schon lange in Form einer Hyperinflation über den Jordan gegangen. Jetzt wird dieses Szenario um eben noch etwas hinausgezögert..

Was die Konsumgutscheine und die Abwrackprämie angeht, so erkennt man hier vortrefflich, wie naiv und hilflos unsere deutschen Politiker sind. Es findet sich absolut niemand, der die Krise richtig einschätzen kann und auch noch die richtigen Ideen besitzt, wie man diese Krise erträglicher machen könnte. Von der Abwrackprämie profitieren hauptsächlich Japanische oder andere, Ausländische Automobilbetriebe. Die Deutschen Firmen profitieren da nicht wirklich von, da Marken wie Mercedes für den normalen Bürger schlichtweg zu teuer sind.

Die dramatische Ansprache von Merkel und Steinbrück im letzten Jahr, das die Spareinlagen sicher wären, war auch eine riesen Lügerei. Es bürgt nicht der Staat für die Spareinlagen, sondern der Bürger in Form seiner Steuergelder.
Indiana hat geschrieben: Ich sehe die aktuelle Krise zwar noch nicht als so extrem, wie Mr.Brain, aber ich sehe auch noch längst kein Ende der Talfahrt. Man fragt sich nur, was man jetzt mit seinem Ersparten machen soll. Gold kaufen? Auto kaufen? Haus kaufen? Kamin heizen? ;)
Den Kamin kannst du in absehbarer Zeit definitiv mit Dollarnoten heizen. Die Währung ist so gut wie tot! Die Devise in der aktuellen Situation lautet schlichtweg, möglichst wenig Schulden zu haben und ggf. wichtige Neuanschaffungen vorzuziehen. Also auf keinen Fall mehr aufschieben. Was man hat, das hat man! Generell sollte jeder die Finger vom Schweizer Franken lassen. Es gibt ja noch immer so Möchtegern Profis, die tatsächlich behaupten, der Franken wäre die sicherste und stabilste Währung der Welt. Weit gefehlt! Der Franken hat seit dem Beitritt in den IWF (Internationaler Währungsfonds) keinen Goldstandard mehr. Bis dahin war der Schweizer Franken zu 40% mit Gold gedeckt, was ihn zu einer der stabilsten Währungen der letzten 100 Jahre machte. Im Jahr 2000 wurde die Schweizer Verfassung geändert und der Goldstandard endgültig aufgegeben. Seitdem ist der Franken nicht mehr mit Gold, sondern mit Dollar unterlegt. Das nennt man heutzutage "Fremdwährungsreserven". Was passieren wird, wenn der Dollar draufgeht, dürfte dann klar sein...
madDOOMhammer hat geschrieben:Cash4Gold
Der lief während dem Superbowl in den USA. Herrlich..:)
Da sage ich mal wieder typisch Amerikaner. Volksverdummung par excellance, die man natürlich durch den Super Bowl, dem Medienereignis schlechthin, an möglichst viele uninformierte Zuschauer verbreiten kann. Nichts gegen dich persönlich, aber der Inhalt des Spots ist eine Frechheit. Das ist eine gezielte Irreführung, um an das Gold der Amerikaner zu kommen. Wer sein Gold in wertlose USD tauscht kann sich jetzt schon die Kugel geben...

Weitere Lügenmärchen in Form folgender Artikel:

http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 70513.html

http://www.welt.de/politik/article31073 ... nheit.html

http://www.welt.de/finanzen/article3152 ... ozent.html

Was letztgenannten Artikel angeht, so werden wir in diesem Jahr vermutlich im Euroraum auf einen Zinssatz von 1 bis 1,5% zusteuern. Das dürfte dann der Inflation wieder den nötigen Auftrieb geben..

Interessante Artikel:

http://www.wiwo.de/finanzen/dollar-als- ... hr-385627/

http://www.nachrichten.at/nachrichten/w ... t15,105497

http://www.ftd.de/boersen_maerkte/immob ... 69838.html

http://www.zeit.de/1962/05/Eine-D-Mark- ... Reichsmark
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

06.02.2009, 13:47
Alles größtenteils richtig. Allerdings stimme ich bei der Abwrackprämie nicht so ganz zu.
Du sagst, dass davon größtenteils ausländische Zulieferer profitieren.
Die Prämie gibt's allerdings auch auf Jahreswagen. Das sind zwar keine Wägen, die neu produziert werden müssen,
allerdings landet das Geld dann zumindest wieder bei den deutschen Konzernen, denn ob ich mein Geld für einen Neuwagen in ein Autohaus trage, oder ob ich einen Jahreswagen erwerbe, ändert nicht viel am prinzipiellen Geldfluss. Sicher, man zahlt für den Jahreswagen weniger Geld, als für einen neuen. Klar. Aber zumindest die Richtung stimmt.
Und da die Menschen nach wie vor größtenteils "Statusvolk" sind (da nehme ich mich nicht aus), greifen sie halt doch lieber zu einem Mercedes, BMW oder VW, als zu einem Hing Shong Ping Tsu aus Fernost, v.a. jetzt, wo der Preisverfall so enorm ist.
Wenn ich bei einem Japaner die Hälfte seines Neupreises spare, oder bei einem vergleichbaren Mercedes, dann sind das zwar beide male wiegesagt nur die Hälfte, aber beim Importprodukt sind's vielleicht 10000 Euro, beim Mercedes 15000 oder 20000.

Ich möchte noch dazusagen, dass ich auch genügend Leute kenne, die sich jetzt ein "neues" deutsches Auto gekauft haben.

Von daher sehe ich die Abwrackprämie nicht ganz so schwarz.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

07.02.2009, 10:43
Ich bin auch kurz davor, mir ein anderes Auto zuzulegen und habe mich auch für eine deutsche Marke entschieden. Ganz interessant war gestern aber die Aussage (fast) aller Verkäufer: Nämlich, dass Kleinwagen im Moment der Renner sind. Die Leute geben zwischen 7500,- und 10.000,- € für Ihren Neuwagen aus (nachdem die Abwrackprämie "abgezogen" wurde). Da bleiben nicht viele deutsche Neuwagen, außer Corsa, Lupo oder Fox vielleicht. Und gerade bei denen hat man im Moment Lieferzeiten von 2-3 Monaten (!), eben aufgrund der hohen Nachfrage. Ich bin jedenfalls mal gespannt, wielang der Topf reicht und bin mir fast sicher, dass es noch eine Aufstockung oder ein weiteres Programm zum Geldverteilen geben wird: Schließlich sind bald Wahlen... :rolleyes:

Mit den Jahreswagen hast Du natürlich Recht.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

21.03.2009, 19:52
Dann könnten sie eigentlich auch gleich Einkaufsgutscheine wie in den USA verteilen. Fänd ich nett und mir würde es was bringen. Mein Auto ist zwar schon 11 Jahr alt aber was nutzt mit die Abwrackprämie, wenn ich sonst kein Geld für ein neues Auto habe :oops:
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

22.03.2009, 15:11
Ich habe mir übrigens jetzt doch ein "neues" Auto zugelegt. "Abgewrackt" habe ich nicht: Das "neue" Auto ist älter als ein Jahr und somit nicht mehr Förderungsfähig, stattdessen gab es für den "alten" dann auch noch 4.500,-.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

05.04.2009, 20:08
forenbenutzer hat geschrieben:Alles größtenteils richtig. Allerdings stimme ich bei der Abwrackprämie nicht so ganz zu.
Du sagst, dass davon größtenteils ausländische Zulieferer profitieren.
Die Prämie gibt's allerdings auch auf Jahreswagen. Das sind zwar keine Wägen, die neu produziert werden müssen,
allerdings landet das Geld dann zumindest wieder bei den deutschen Konzernen, denn ob ich mein Geld für einen Neuwagen in ein Autohaus trage, oder ob ich einen Jahreswagen erwerbe, ändert nicht viel am prinzipiellen Geldfluss. Sicher, man zahlt für den Jahreswagen weniger Geld, als für einen neuen. Klar. Aber zumindest die Richtung stimmt.
Und da die Menschen nach wie vor größtenteils "Statusvolk" sind (da nehme ich mich nicht aus), greifen sie halt doch lieber zu einem Mercedes, BMW oder VW, als zu einem Hing Shong Ping Tsu aus Fernost, v.a. jetzt, wo der Preisverfall so enorm ist.
Wenn ich bei einem Japaner die Hälfte seines Neupreises spare, oder bei einem vergleichbaren Mercedes, dann sind das zwar beide male wiegesagt nur die Hälfte, aber beim Importprodukt sind's vielleicht 10000 Euro, beim Mercedes 15000 oder 20000.

Ich möchte noch dazusagen, dass ich auch genügend Leute kenne, die sich jetzt ein "neues" deutsches Auto gekauft haben.

Von daher sehe ich die Abwrackprämie nicht ganz so schwarz.
Bleibt hier die berechtigte Frage, ob das Auto in bar bezahlt wird, oder wieder neue Schulden aufgenommen werden müssen. Letzteres kann schlimmstenfalls in die Privatinsolvenz führen und würde "amerikanische Verhältnisse" in Deutschland bringen. Interessant ist hierbei dieser Artikel.

http://www.welt.de/politik/article33800 ... r-arm.html

Die Abwrackprämie ist nur ein kurfristiger Nachfrageschub, der mittel- bis langfristig nicht viel bringen wird. Auf einen Arbeiter bei Daimler und Konsorten fallen ca. drei Arbeiter auf die Zulieferindustrie. Sobald die Abwrackprämie ausläuft, wird es in diesem Sektor zu gravierenden Umwälzungen kommen. Es sind dann ca. 1 Mio. Arbeitsplätze in ernsthafter Gefahr. Nobelkarossen von Daimler und BMW in Ehren. Aber was nutzt dir das, wenn du dir diese nicht mehr leisten kannst? Was aktuell ganz gut läuft sind die Kleinwagen. Premiumkarossen haben in einer Weltwirtschaftskrise keinen guten Stand. Das wird vor allem BMW massiv nach unten ziehen. Wenn das Geld knapp wird, die Arbeitslosigkeit droht, dann wird man sicherlich nicht einen Premium BMW oder Mercedes kaufen. Da kauft man eher einen SMART, wenn überhaupt. Eher tendiert man dann zum sparen. Die eigentlichen Probleme, nämlich ein schlafendes Management, das die Kapazitäten nicht rechtzeitig zurückgefahren hat, werden durch so eine Prämie auch nicht aus der Welt geschafft.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

24.06.2009, 13:03
http://www.tagesschau.de/inland/rekordv ... ng106.html <- Hui! Mindestens 86 Milliarden (!) Euro neue Schulen im nächsten Jahr. Und:
Die Schulden für 2010 könnten am Ende auch über 100 Milliarden Euro liegen, wenn Kosten aus Konjunkturpaket und Bankenrettungsfonds SoFFin zu Buche schlagen.
Und wer darfs zahlen? Wir natürlich. Ich bin mal gespannt, wie lang die Ankündigung keine Steuern zu erhöhen, nach der Bundestagswahl noch Bestand hat.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

24.06.2009, 22:14
pfah... das wird nicht nur ein bisschen sondern ganz kräftig gebrochen werden... genauso wie das versprechen als ausgleich zur mehrwertsteuererhöhung die lohnnebenkosten zu senken...
warum hat man eigentlich wirtschaftsgremien die sich mit der ökonomie beschäftigen, wenn die idiotischen rechtsanwälte und oberstudienräte = politiker am ende doch genau das gegenteil entscheiden?
...wie ein Toastbrot im Regen.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

01.07.2009, 21:05
Die aktuelle Lage ist für meinen Geschmack extrem ruhig. Zu ruhig. Die weltweiten Aktienmärkte konnten sich seit dem Januartief zwischen 30 und 62% erholen. Das ist aber im Rahmen einer sog. Bärenmarktrally passiert. Die Fundamentaldaten sind so was von schlecht, das ein DAX-Stand von 3.300 Punkten eigentlich mehr als gerechtfertigt ist. Wenn ich mir allein die Stahltitel anschaue, so sind diese doch deutlich überbewertet. Die müssten vom aktuellen Niveau locker 50% verlieren, um für den Anleger wieder attraktiv zu werden. Schließlich sind es zyklische Papiere, die extrem konjunkturabhängig sind. Da wir Exportweltmeister sind, müssten diese Papiere weitaus tiefer stehen. Denn die Exporte brechen auf weiter Flur ein.

http://de.news.yahoo.com/26/20090701/tb ... ba857.html

Ich bin der Auffassung, das die eigentliche Krise noch gar nicht aufgeschlagen ist. Wenn wir ganz viel Glück haben, geht der Crash nach den Bundestagswahlen in großen Schritten los. Ich persönlich könnte mir jedoch schon ab August stark fallende Aktienmärkte vorstellen. Diese dürften dann die Vorboten für den nächsten Schritt in Sachen Krise sein. Der Dax ist aktuell bereits wieder in den Abwärtstrend gewechselt. Man sieht, das die Luft raus ist. Positiv gesehen, könnte es aber nochmal auf 5.200 Punkte gehen. Finanzprofis haben allerdings schon wieder verkauft und ihre Gewinne in Sachwerte umgeschichtet.

Aktuell jammert fast jeder selbsternannte Wirtschaftsexperte von Deflation, ich bin der Auffassung, das man sich mehr um die Inflation Gedanken machen sollte. Die Deflationsphase war zwischen August 2008 und Januar 2009 gegeben. Da wurde die Geldmenge begünstigt durch den Lehman Kollaps gestutzt. Massenabschreibungen, wie bei der UBS und die Kreditklemme hatten dann deflatorische Tendenzen im Markt ausgelöst. In dieser Phase waren dann auch Staatsanleihen des Anlegersliebling.

Seitdem haben die Notenbanken aber wieder Geld ohne Ende in den Markt gepumpt. Da ich grundsätzlich nach der Formel Geldmengenwachstum = Inflationsrate agiere, haben wir statt der schön gerechneten Inflationsrate von 0%, aktuell im Euroraum bereits wieder 5% Inflation. Auf diesen Wert kommt es an.

Von Deflation in meinen Augen nichts zu sehen.

Aus diesem Grund daher bitte solche Lügengeschichten nicht für bare Münze erachten.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,633460,00.html

Der Hauptfokus der nächsten Monate sollte vor allem auf England und USA gelegt werden. Das britische Pfund hat in meinen Augen auf zwei Jahressicht ausgespielt. Die können sich nur durch einen über Nacht vollzogenen Beitritt in das Euro-System über Wasser halten. Bei den USA sieht es auch nicht anders aus. Kalifornien ist defakto Pleite, der US-Haushalt sowieso.

http://www.welt.de/wirtschaft/article40 ... krott.html

Der Dollar wird auch nicht mehr lange überleben und auch von der Bildfläche verschwinden. Die Inflation wird in ein paar Monaten extrem ansteigen und den USD schrittweise entwerten. Letztendlich ist er ein Fetzen buntbedrucktes Papier, dem keine Deckung in Form von Sachwerten unterstellt ist. Hier ist vor allem die Reaktion der Chinesen und Russen überaus interessant. Diese fordern nämlich schon, das der Dollar seinen Status als Weltwährung verliert und zugunsten der SZR des IWF ersetzt wird. Diese Sonderziehungsrechte sollen sich durch einen sog. Währungskorb ermitteln lassen. Ich persönlich halte nicht viel davon, aber es wird wohl als Übergangslösung in diese Richtung gehen. Mal schauen, ob der Weltfinanzgipfel in New York diesen Monat weitere Tendenzen zu Tage bringt.

Eine Blasenbildung, die ich aktuell für sehr gefährlich am Markt finde, sind die Anleihen. Vor allem die US-Treasuries. Da wird es in absehbarer Zeit zum großen Knall kommen. Ich sehe die nächsten Monate auf jeden Fall extrem negativ. Man sollte sich damit abfinden, das die Krise noch lange nicht vorbei ist. 1929 bis 1933 war auch von ständigen Ruhephasen, auf und abs an der Börse geprägt. Der Tiefstand am Aktienmarkt war auch erst 1932 erreicht. Aus diesem Grund sollte man auf das Geschwätz der Politiker und Banker sowie Wirtschaftsanalysten keinen Pfifferling verwetten. Die haben zu 90% den Bezug zur Realität verloren und legen fast nur falsch in ihren Prognosen.

Das Thema Steuererhöhungen wird sowieso kommen. Im Wahlkampf wird darüber natürlich nicht viel verloren. Man sollte aber bedenken, das man bei einem offiziellen Schuldenstand von 1.700 Bio. Euro gar nichts anderes machen kann, als die Steuern zu erhöhen. Ihr werdet mir sicherlich zustimmen, das man kein großes Zahlengenie sein muss, um festzustellen, das dieser gigantische Schuldenberg nie wieder zurückgezahlt werden kann. Der Staatsbankrott kann daher mittelfristig nur die logische Folge sein.

http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... t/index.do

In Sachen Arbeitslosigkeit ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Nach den Bundestagswahlen wird das Zahlenmaterial verheerend sein. Ich gehe bis nächstes Jahr von einer offiziellen Arbeitslosenzahl von mind. 5 Mio. aus. Begünstigt durch den weiterhin negativ werdenden Krisenverlauf. Wer gerne Häuser kaufen möchte, kann sich schonmal ein wenig mental darauf vorbereiten. Ab September wird dieser Markt sehr interessant werden. Seit Januar sind teilweise die Preise schon um 12% eingebrochen.
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Jasina
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

02.07.2009, 14:16
Es bleibt unterm Strich also so wie es ist: wir "kleinen" Mittelstandsschichtler müssen uns auch weiterhin Durchwurschteln, während sich für die reichen der Reichen wenig ändert und für die Armen sowieso nix zum Besseren wandelt.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

15.12.2009, 08:47
Eine kurze und einfache Erklärung, wie es zur Finanzkrise kam:


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27.04.2010, 22:21
Wird mal wieder an der Zeit, das Thema fortzuführen. :)
Jasina hat geschrieben:Es bleibt unterm Strich also so wie es ist: wir "kleinen" Mittelstandsschichtler müssen uns auch weiterhin Durchwurschteln, während sich für die reichen der Reichen wenig ändert und für die Armen sowieso nix zum Besseren wandelt.
Ja, danach sieht es aktuell aus.

Zwar sind die Aktienmärkte gegenwärtig noch relativ stabil. Allerdings spiegelt der DAX nicht die Situation in der Realwirtschaft wider. Die vergangenen Höchststände sind mit wenig Volumen zu Stande gekommen. Vor allem sind in letzter Zeit viele Privatanleger eingestiegen, die das vergangene Jahr nur am Seitenrand beobachtet haben. Ich bin der Meinung, das die größeren Spieler bereits damit begonnen haben, Kasse zu machen. Schließlich ist der DAX seit März 2009 mit wenigen Aussnahmen fast nur gestiegen. Spätestens mit Beginn der Fußball WM dürften die Kurse wieder fallen. Denn traditionell ist dann der Großteil der Bevölkerung abgelenkt und das Geschehen auf den Kapitalmärkten wird dann eher ausgeklammert.

Seit Dezember wird verstärkt die Griechenland Karte gespielt. Das Problem hat sich in letzter Zeit noch verstärkt. Griechenland ist definitiv pleite. Prekär ist, das laut dem Maastricht Vertrag kein EWS-Mitgliedsstaat von anderen Staaten gestützt werden darf. Die Zussage vor drei Wochen, das die EU und der IWF den Griechen im Extremfall helfen würden, ist daher als Verstoß gegen den Vertrag zu werten. Hierzu wurde von Prof. Schachtschneider und Wilhelm Hankel bereits eine Verfassungsklage vorbereitet, die spätestens nächste Woche in Karlsruhe eingereicht werden wird. Sollte das Bundesverfassungsgericht feststellen, das gegen den Maastricht Vertrag verstoßen wurde, ist Deutschland aus dem Euro raus. Aus diesem Grund wird auch seitens der Bundesregierung aktuell in Sachen Griechenland Hilfe so stark gebremst. Die wissen ganz genau, das eine Zahlung nach Griechenland gegen den Vertrag und Stabilitätspakt verstößt und dadurch ein einseitiger Ausstieg Deutschlands aus dem Euro juristisch möglich ist. Man spricht hier im Fachjargon auch von der sog. "no Bailout Regel".

Vgl.
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/d ... 03272.html

http://www.focus.de/finanzen/news/euro/ ... 99792.html

http://www.welt.de/finanzen/article7233 ... rueck.html

Was die im letzten Jahr erwähnten Steuererhöhungen angeht. Am Sonntag in zwei Wochen sind die NRW-Wahlen. Danach dürfte man uns dann reinen Wein einschecken. Steuersenkungen sind nur finanzierbar, wenn man auf breiter Front spart. Es ist mit Leistungskürzungen im sozialen Bereich, aber auch mit Erhöhungen, ob Steuern, oder Abgaben etc. zu rechnen. Nach aktuellem Stand sind Steuersenkungen unrealistisch. Zum Thema Staatsschulden empfehle ich euch folgenden Kurzfilm.



Zum Gold. Letztes Jahr wurde die 1.200 USD Grenze überschritten. Gold in Euro steigt auch immer stärker. Aktuell auf einem Rekordhoch bei über 860 Euro. In USD sehe ich für dieses Jahr ein konservatives Kursziel von 1.450 USD als realistisch an. Die Inflation ist bereits deutlich spürbar. In England hat sie bereits die 3% Marke übersprungen.

http://business.timesonline.co.uk/tol/b ... 102499.ece

Wer auch die Preise beim Öl etwas beobachtet bzw. bei den Rohstoffen allgemein, der stellt sehr schnell fest, das hier das Preisniveau enorm angestiegen ist. Da Geld auf dem Tagesgeld keine Zinsen mehr abwirft, pumpt man es in Aktien und Rohstoffe. Dadurch steigen die Preise. Das ist ebenfalls eine Art von Inflation. Man spricht hier von der Asset-Price-Inflation. Sachwerte gewinnen in der Folge rasant an Wert. Siehe auch beim Goldpreis. Tatsächlich handelt es sich hierbei jedoch um eine Entwertung. Sprich das Geld wird immer weniger wert, da sich zuviel davon in Umlauf befindet. Wenn Gold in Euro bei 860 Euro liegt, dann bedeutet es, das der Euro zugunsten Gold abgewertet hat, also weniger wert ist.

Die ganze Situation wird natürlich vor allem aufgrund der Griechenland Problematik genährt. Allerdings liegen die größeren Leichen in Spanien und Portugal begraben. Speziell Spanien hat eine Arbeitslosigkeit von 20% und den Fehler gemacht, alle Subventionen in die Bauwirtschaft zu stecken. Jetzt kauft keiner mehr Häuser. Im Grunde genommen ist das ganze Eurosystem auf Sand gebaut. Sollte Griechenland wirklich kippen, bricht uns das Eurosystem auseinander. Es macht daher vor allem Sinn, wenn Griechenland freiwillig ausscheiden würde und wieder die Drachme einführen würde. Leider kann ein Mitgliedsstaat nur freiwillig ausscheiden. Ein Rauswurf ist juristisch gesehen, leider nicht möglich.

Jedoch wäre eine Abwertung der Schulden möglich. Allerdings sind die größten Halter von griechischen Anleihen die deutschen Banken und Versicherungen wie die Allianz. Eine Abwertung würde demzufolge Mrd. Verluste in die Bilanzen reißen und dadurch ggf. zu einer weiteren Schieflage führen. Man erkennt also sehr leicht, das wir uns in einem Teufelskreis befinden. Kippt Griechenland, kippen Portugal, Spanien, Irland und Italien. Wird ein Schuldenschnitt gemacht, trifft es die Banken und Versicherungen. Letztere reduzieren dann ihre Verzinsung bei den Lebensversicherungen bzw. erhöhen die Beiträge oder gehen schlimmstenfalls ganz pleite.

http://www.teleboerse.de/kolumnen/kolum ... 42867.html

Hier mal ein Beitrag vom September 2009:



Hier sieht man mal, das man auf unsere Politiker Pfeifen am besten nicht hören sollte. Die haben nämlich überhaupt keinen Plan von der Materie.





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Re: Update

28.04.2010, 19:00
Mr.Brain hat geschrieben:Sollte das Bundesverfassungsgericht feststellen, das gegen den Maastricht Vertrag verstoßen wurde, ist Deutschland aus dem Euro raus. Aus diesem Grund wird auch seitens der Bundesregierung aktuell in Sachen Griechenland Hilfe so stark gebremst. Die wissen ganz genau, das eine Zahlung nach Griechenland gegen den Vertrag und Stabilitätspakt verstößt und dadurch ein einseitiger Ausstieg Deutschlands aus dem Euro juristisch möglich ist. Man spricht hier im Fachjargon auch von der sog. "no Bailout Regel".
Wie soll das gehen? Sicher wäre ein Weg zur eigenen Währung zurück möglich. Aber das ist garantiert von der Regierung nicht gewollt. Der Artikel von der Welt ist zwar recht aufschlussreich, aber ich befürchte, das kein Ausstieg gewollt ist. Eher gibt es eine Vertragsänderung.

Was Deine Meinung mit der Wahl und der anschließenden Steuerwahrheit angeht, stimme ich Dir absolut zu. Das ist leider schon länger absehbar und wird auf kommunalebene auch schon so umgesetzt. Aktuell siehts nämlich so aus: Die Kommunen haben aufgrund neuer Gesetze vom Bund weniger Geld zur Verfügung (das landet jetzt beim Bund). Folge ist: Sparzwang. Die Straßen werden nicht repariert, generell wird nur noch das allernötigste Investiert. Leute werden entlassen, Schulen geschlossen und massiv Steuern erhöht (auf kommunaler Ebene). Schon jetzt laufen die Einwohner Sturm gegen solche Erhöhungen, weil auch dort der Euro knapper wird. Ändern kann man nix. Wie schon immer befürchtet: Am Ende zahlt es halt doch die große Mehrheit (also wir).

Edit: Heute Abend gibts passend zum Thema Giros. :wink:

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Re: Update

29.04.2010, 18:26
Indiana hat geschrieben:
Mr.Brain hat geschrieben:Sollte das Bundesverfassungsgericht feststellen, das gegen den Maastricht Vertrag verstoßen wurde, ist Deutschland aus dem Euro raus. Aus diesem Grund wird auch seitens der Bundesregierung aktuell in Sachen Griechenland Hilfe so stark gebremst. Die wissen ganz genau, das eine Zahlung nach Griechenland gegen den Vertrag und Stabilitätspakt verstößt und dadurch ein einseitiger Ausstieg Deutschlands aus dem Euro juristisch möglich ist. Man spricht hier im Fachjargon auch von der sog. "no Bailout Regel".
Wie soll das gehen? Sicher wäre ein Weg zur eigenen Währung zurück möglich. Aber das ist garantiert von der Regierung nicht gewollt. Der Artikel von der Welt ist zwar recht aufschlussreich, aber ich befürchte, das kein Ausstieg gewollt ist. Eher gibt es eine Vertragsänderung.
Dank Prof. Schachtschneider wurde 1992 im Vertrag von Maastricht fixiert, das die Staaten selber schauen müssen, wie sie aus dem ganzen Mist herauskommen. Die aktuelle Hilfsdebatte verstößt gegen den Artikel 125 AEUV.
"Ein Mitgliedstaat haftet nicht für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften oder anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften, sonstiger Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder öffentlicher Unternehmen eines anderen Mitgliedstaats und tritt nicht für derartige Verbindlichkeiten ein;..."
Wenn plötzlich Verträge nicht mehr gelten sollen, sehe ich überhaupt nicht ein, wieso sich dann Deutschland noch beim Euro beteiligen soll. Dann halten wir uns eben ab sofort auch nicht mehr an die EU-Verträge. Kann ja jeder kommen und die Verträge so auslegen, wie es ihm in den Sinn kommt. Das sehen auch die Kläger so und deswegen wird der Vorgang in Karlsruhe verhandelt werden. Wird festgestellt, das gegen den besagten Artikel 125 verstoßen wurde, kann die Politik gar nichts machen. Dann sind wir raus aus dem Euro. Setzt sich die Politik über das Urteil einfach hinweg, ist das der Beweis, das unser angeblicher Rechtsstaat ein Unrechtsstaat ist. Dann gibt es Leute, mich inbegriffen, die sich das nicht weiter gefallen lassen werden und auf die Barrikaden gehen werden. Das Maß ist endgültig voll. Darunter fällt auch eine über Nacht geänderte Vertragsregelung. Das wäre ein Betrug und hätte entsprechende Konsequenzen für Merkel und Co. zu Folge. Ich sehe nicht weiter ein, wieso ich mit meinen Steuergeldern faule und vor allem unfähige Säcke finanzieren soll. Geht Griechenland halt bankrott. Mir doch egal. Ich wollte den Euro sowieso nicht.
Indiana hat geschrieben: Was Deine Meinung mit der Wahl und der anschließenden Steuerwahrheit angeht, stimme ich Dir absolut zu. Das ist leider schon länger absehbar und wird auf kommunalebene auch schon so umgesetzt. Aktuell siehts nämlich so aus: Die Kommunen haben aufgrund neuer Gesetze vom Bund weniger Geld zur Verfügung (das landet jetzt beim Bund). Folge ist: Sparzwang. Die Straßen werden nicht repariert, generell wird nur noch das allernötigste Investiert. Leute werden entlassen, Schulen geschlossen und massiv Steuern erhöht (auf kommunaler Ebene). Schon jetzt laufen die Einwohner Sturm gegen solche Erhöhungen, weil auch dort der Euro knapper wird. Ändern kann man nix. Wie schon immer befürchtet: Am Ende zahlt es halt doch die große Mehrheit (also wir).

Edit: Heute Abend gibts passend zum Thema Giros. :wink:
Die Hebesätze werden überall angehoben. Auch die Grunderwerbssteuer. Der ganze Laden gehört reformiert. Läuft eben alles aus dem Ruder aktuell. Der Euro war von Anfang an eine Todgeburt.

http://www.ftd.de/politik/europa/:wen-h ... 07361.html
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

29.04.2010, 19:54
Man darf aber auch nicht vergessen, dass unsere Politiker und Bänker den Euro mit auf den Weg gebracht haben (bzw. mit die größten Befürworter waren). Was Urlaubsreisen angeht, bin ich persönlich sehr großer Euro-Fan: Nie war es leichter, in fremden Ländern mit der Währung klar zu kommen. :) Das ist dann aber auch schon der einzige Vorteil, den ich ganz persönlich für mich darin sehe.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

29.04.2010, 20:04
Indiana hat geschrieben:Man darf aber auch nicht vergessen, dass unsere Politiker und Bänker den Euro mit auf den Weg gebracht haben (bzw. mit die größten Befürworter waren).
Richtig. Eine Volksabstimmung hier in Deutschland wäre nämlich definitiv gegen den Euro ausgegangen. Schöne Demokratie, wenn man sich seitens Regierung einfach über die Interessen des Volkes hinwegstellt und dann auch noch dreist lügt, Deutschland wäre für den Euro gewesen. Von 10 Leuten sind max. zwei dabei, die den Euro gut finden.
Indiana hat geschrieben: Was Urlaubsreisen angeht, bin ich persönlich sehr großer Euro-Fan: Nie war es leichter, in fremden Ländern mit der Währung klar zu kommen. :) Das ist dann aber auch schon der einzige Vorteil, den ich ganz persönlich für mich darin sehe.
Natürlich ist das eine tolle Sache, wenn man auf keine Wechselkurse mehr achten muss. Nur gibt es einen Haken. Man kann nicht alle Volkswirtschaften dauerhaft unter ein starres Währungskorsett stecken, weil die Leistungsfähigkeit eben nicht identisch ist. Mittelfristig bleiben die schwachen Staaten einfach auf der Strecke. Sehen wir jetzt ja aktuell beim Fall Griechenland. Spanien und Portugal stecken ja auch schon in den Startlöchern.
Roubini: Griechenland ist nur Spitze des Eisbergs
Nouriel Roubini: Griechenland als ein Warnsignal für eine viel breitere Spanne von Haushaltsproblemen,
29.04.2010 11:37

Nouriel Roubini, der durch seine frühzeitigen Warnungen vor der Finanzkrise bekannt wurde, warnt vor einem Anstieg der Inflation und vor Zahlungsausfällen. Griechenland sei nur die Spitze des Eisbergs.

Mittelfristig stellten auch die Verschuldungsprobleme Japans und der USA ein Risiko dar. «Heute sorgt sich der Markt um Griechenland, aber Griechenland ist nur die Spitze des Eisbergs, ein Warnsignal für eine viel breitere Spanne von Haushaltsproblemen», sagte Roubini auf einer Konferenz des Milken Institute im kalifornischen Beverly Hills.

«Die Wächter am Bondmarkt nehmen Griechenland, Spanien, Portugal, Grossbritannien und Island ins Visier. Unglücklicherweise rühren sie sich nicht in Bezug auf die USA.»

Der eigentliche Grund zur Sorge sei die zunehmende Verschuldung der Staaten. Wenn dieses Problem nicht angegangen werde, würden die Länder entweder ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Oder es werde eine höhere Inflation geben, da sich die Regierungen entschliessen, Geld zu drucken, um ihre Schuldenlast zu senken.

Griechenland wird den Euro-Raum verlassen

Griechenland werde letztlich gezwungen werden, den Euro-Raum zu verlassen, sagte Roubini. Dies würde zu einem Wertrückgang des Euro führen und die Währung deutlich weniger liquide werden lassen. Eine kleinere Euro-Zone sei zwar sinnvoll, könnte aber auch zu einem Durcheinander führen.

«Letztlich werden die Haushaltsprobleme der USA in den Fokus rücken», sagte Roubini, der an der Universität New York lehrt, während einer Podiumsdiskussion. «Das Risiko, dass in den nächsten zwei oder drei Jahren etwas Ernstes in den USA passiert, ist erheblich.» Die Regierung in Washington sei nicht willens, etwas zu unternehmen, falls sie nicht vom Bondmarkt dazu gezwungen werde.

Die USA müssten voraussichtlich sowohl die Steuereinnahmen erhöhen als auch die Staatsausgaben senken. In Europa seien niedrigere Ausgaben nötig, sagte Roubini.

(Bloomberg)
http://cash.ch/news/front/roubini_griec ... 902869-448
Faber: «Griechenland aus der EU schmeissen»
Griechenland soll raus aus der Euro-Zone, rät Marc Faber.

29.04.2010 13:21

Griechenland wird immer mehr zu einem Fass ohne Boden. Investor Marc Faber rät, Griechenland aus dem Euro-Raum auszuschliessen. Und Portugal dazu, falls das Land ebenfalls Geld benötigt.

Daniel Hügli

Der bekannte Investor und Herausgeber des Berichts «Gloom, Boom & Doom» rät dazu, Mitgliedsländer, die wiederholt die Haushaltsregeln der Region verletzen, entsprechend zu bestrafen - auch wenn es für einen solchen Fall bislang noch gar keine festgelegten Mechanismen oder Schritte gebe.

«Es wäre am besten, Griechenland und andere Länder, die dieses System ausnutzen, herauszuschmeissen», sagte Faber im Interview mit Bloomberg. «Sie verfügen nicht über die Haushalts-Disziplin, die von der EU als Basis zugrunde gelegt wurden.»

Der Finanzbedarf Griechenlands ist offenbar noch dramatischer als bis anhin vermutet. In Deutschland, das einen Teil der Mittel wird aufbringen müssen, ist von einem Betrag zwischen 100 und 120 Milliarden Euro die Rede.

Gläubiger sind selber Schuld

In Deutschland wurden auch Rufe laut, das Land müsse jetzt sein Tafelsilber verkaufen. «Das heisst alles zu veräussern, was dazu dienen kann, die Schulden abzubauen: Staatsbeteiligungen, Immobilien, Länderein, auch Inseln», sagte der Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, der «Neuen Osnabrücker Zeitung»:

Laut Faber, der bekanntermassen kein Freund von staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftssystem ist, wäre aber es am besten, Griechenland zunächst Pleite gehen lassen. Mit den entsprechenden Folgen für die Gläubiger, denn diese seien selber Schuld.

«Die Investoren konnten sich selber ein Bild machen über die wirtschaftliche Situation Griechenlands. Ich sehe nicht ein, warum die Obligationäre jetzt kein Geldverlieren sollten». Für Faber müssten die Bondholder einen Abschlag von 50 Prozent auf den Obligationen hinnehmen.

Auch Portugal müsste dran glauben

Nach Faber werde die EU und der IWF nach Griechenland sicher auch Portugal finanziell unter die Arme greifen, falls das Land diese Hilfe verlange. «Dann muss man auch Portugal aus der EU schmeissen», sagt Faber.

All die Hilfeaktionen für Griechenland und möglicherweise auch für Portugal würden die Gelddruck-Aktivitäten erhöhen, was zu einer weiteren Verwässerung beim Papiergeld führe. «Wenn das so weitergeht, dann werden wir in den nächsten zehn Jahren weltweite noch einige Feuerwerke sehen», so Faber. Es sei definitiv kein guter Rat, Bargeld und Staatsanleihen zu halten.

Faber erlangte Berühmtheit, weil er den Börsencrash von 1987 und die Asienkrise 1997 prophezeit hatte. Seither trägt er auch den Namen «Crash-Prophet». Faber gründete 1990 die Investmentgesellschaft Marc Faber Ltd mit Sitz in Hongkong.

http://www.cash.ch/news/alle/faber_grie ... 902447-448
Mobius rät von Griechenland-Rettung ab
Mark Mobius: «Griechen sind nicht bereit, Steuern zu zahlen».
29.04.2010 17:00

Ein Staatsbankrott von Griechenland ist laut der Investorenlegende Mark Mobius der beste Weg zur Lösung der galoppierenden Defizitkrise in der Eurozone. Er lässt kein gutes Haar an den Griechen.

Nur mit einem Staatsbankrott könne der Sorge vor einem Dominoeffekt auf andere Länder wirksam begegnet werden, sagte der Vorsitzende der Fondsgesellschaft Templeton Asset Management zu Bloomberg. Von einer sich abzeichnenden Rettungsaktion riet Mobius ausdrücklich ab.

Griechenland solle stattdessen eine Umschuldung anstreben und dabei seinen Gläubigern für jeden Schuldendollar einen Betrag zwischen 25 und 50 Cent zusichern. So könne die Verschuldung auf ein realistischeres Mass gedrückt werden, sagte Mobius. Eine Hilfeleistung, wie sie sich derzeit abzeichnet, werde auch andere Länder in ähnlichen Situationen auf den Plan rufen.

«Ein Staatsbankrott würde das Leck aber stopfen», sagte er. Eine Rettungszahlung mache für ihn an diesem Punkt «keinen Sinn».

Heftig fallende Aktienindizes

Eine in den letzten Tagen mit den Rating-Abstufungen von Griechenland, Portugal und zuletzt Spanien dramatisch verschärfte Defizitkrise in Europa hatte an den Börsen einen zweitägigen Ausverkauf mit heftig fallenden Aktienindizes ausgelöst. Daneben verlor der Euro an Wert und wurde zeitweise zum Dollar auf dem tiefsten Stand des Jahres gehandelt.

Im kommenden Monat werden an den Rentenmärkten griechische Schuldenpapiere im Umfang von 8,5 Milliarden Euro fällig. In der letzten Woche hatte Griechenland daher angekündigt, es wolle einen bereits zuvor vereinbarten Hilfsmechanismus aktivieren, der dem Land eine Finanzspritze der EU und des IWF von 45 Milliarden Euro sichern soll.

Deutschland, als grösster Zahler bei dieser Vereinbarung, hatte zuletzt allerdings strengere Einsparungen des Staates als Bedingung für die Hilfen genannt. Das griechische Staatsdefizit erreichte 2009 mit 13,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes mehr als den vierfachen Wert der gültigen EU-Defizitgrenze von drei Prozent.

«Griechische Beamte schlafen im Büro»

«Die Griechen sind doch reich», stellte Mobius fest. «Zu den Olympischen Spielen im Jahre 2004 haben die Griechen zehn Milliarden Dollar aufgenommen und sie haben nur eine Bevölkerung von zehn Millionen», sagte er.

Hauptproblem des griechischen Staates sei, dass die Bürger nicht bereit seien, Steuern zu zahlen. Sie sähen keine guten Leistungen des Staates: «Die Korruption blüht, Beamte schlafen im Büro und das muss korrigiert werden», sagte Mobius.

Mobius nannte den drohenden Dominoeffekt der Defizitkrise aber «kein Langzeitproblem», wenn Griechenland seine Verschuldung in den Griff bekomme. Er bezeichnete sich zudem als «Anhänger» des Euro.

(Bloomberg)

http://www.cash.ch/news/topnews/mobius_ ... 902881-771
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

29.04.2010, 22:04
Hier noch ein paar informative Clips.





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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

29.04.2010, 23:16
Indiana hat geschrieben:Was Urlaubsreisen angeht, bin ich persönlich sehr großer Euro-Fan: Nie war es leichter, in fremden Ländern mit der Währung klar zu kommen. :) Das ist dann aber auch schon der einzige Vorteil, den ich ganz persönlich für mich darin sehe.
Muss sagen, dass mir das Währungsumrechnen immer recht viel Spaß gemacht hat. Jedes Land hatte seine eigene Kultur und eben auch eigene Währung. Da fühlte man sich noch wie in eine andere Welt versetzt. Wenn ich jetzt ins Ausland fahre und mit der gleichen Währung wie daheim bezahle, geht irgendwie eine Spur Identität verloren ;(

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

11.06.2010, 13:08
Ich möchte noch einmal kurz auf die Abwrackprämie zurückkommen. Die ist ja im Grunde eine gute Idee und hat der Auto-Branche sicher auch geholfen, aber es ist eben auch ein Incentive zum neuen Schulden machen. Und ich befürchte wir werden uns auch bald dem US-Zustand annähern, was die Privatverschuldung betrifft. Die Abwrackprämie für KFZ hat ja auch nicht nur Vorteile und manchen Konsumenten wird sie nicht viel helfen, da kann man nur hoffen, dass ein Umdenken erfolgt und etwas weiser mit den vorhandenen Geldmitteln umgegangen wird.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

15.06.2010, 19:40
Ja, da ist was dran. Noch dazu ist der Einbruch im Automarkt jetzt halt ein Jahr später gekommen, zeitgleich mit einem massiven Auftragsrückgang in den Werkstätten: Die neuen Autos gehen in der Regel (noch) seltener kaputt. Am Ende muss man jetzt vermutlich mit einer "Kaufwelle" alle 5-6 Jahre rechnen, da viele eben doch im letzten Jahr zugegriffen haben und daher in diesem Jahr kein neues Auto kaufen werden.

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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

13.07.2010, 20:23
Die erste Verfassungsklage gegen die Griechenlandhilfe wurde leider abgeschmettert.
vgl. hier:

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bun ... ge100.html



Jetzt wurde eine modifizierte Klage eingereicht. Die betreffende Pressekonferenz wurde am 7. Juli abgehalten. Fazit: Absolut sehenswert!

http://www.pressekonferenz.tv/ondemand/ ... 72010.html

Einer der wichtigsten Punkte in Bezug auf den Euro hier:



Die vier Kläger sind Experten im Bereich Volkswirtschaft und Verfassungsrecht. Was hier thematisiert wird, hat demzufolge Hand und Fuß! Wir dürfen uns glücklich schätzen, daß diese vier Männer sich zur Wehr setzen. Denn die Griechenlandhilfe ist ein Verstoß gegen das Grund Gesetz und schadet Deutschland und dessen Bürger in finanzieller Sicht dauerhaft.
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Re: Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2010/11

09.08.2010, 22:14
Das habe ich mal wieder gerne. Erst steht Griechenland kurz vor dem Staatsbankrott, jetzt kauft man von meinen und euren Steuergeldern lieber neue Waffen. Sorry, aber für so etwas habe ich absolut null Verständnis. Ich hätte Griechenland über die Klinge springen lassen und keinen Grundgesetz konträren EU-Rettungsfonds unterstützt. Aber Mutti Merkel hat ja nichts anderes zu tun, als permanent das nicht vorhandene Geld mit beiden Händen aus dem Fenster zu werfen. Dabei heißt es doch im Grundgesetz, man wolle als Minister oder Bundeskanzler das Vermögen aller mehren. Sieht man mal wieder, von was für Pfeifen wir hier regiert werden. In der freien Wirtschaft wären die schon lange insolvent gegangen oder gefeuert worden. :a
07.08.10|
Rüstungsausgaben
Sparen? – Griechenland kauft lieber neue Waffen

Trotz Hilfsprogramm und Sparpaket kauft der Pleitestaat so viele Waffen wie kaum ein anderes Land – auch in Deutschland.

Griechische Fregatten
Foto: AFP/Getty Images Griechische Fregatten während eines Nato-Manövers

von Florian Hassel

Es geht um viel den Gesprächen, zu denen sich rund 20 Männer jeden Dienstag und Donnerstag im griechischen Verteidigungsministerium treffen. Für Griechenland verhandeln leitende Marineoffiziere, Juristen und Berater der Investmentbank Lazard, angeführt von einem erfahrenen Staatsdiener, dem Richter Dionysios Kolovos. Auf der anderen Seite des Tisches sitzen führende Mitarbeiter des deutschen U-Boot-Bauers ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) und seines Partners aus Abu Dhabi, ebenfalls assistiert von Juristen.

Bis Ende August sollen die Unterhändler festlegen, wann Griechenland alte Schulden von etlichen Hundert Millionen Euro für deutsche U-Boote bezahlen muss. Außerdem sollen sie einer klammen Werft in Griechenland eine Zukunft sichern. Und schließlich sollen sie dafür sorgen, dass Athen einen neuen, milliardenschweren Auftrag für deutsche U-Boote unterschreibt. All dies mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise Griechenlands seit Jahrzehnten.
Die Schuldenquelle
Die Werft

Die Hellenic-Werft in Skaramanga bei Athen ist die größte Werft des Mittelmeeres – aber gegenüber billigeren Werften in Asien nicht konkurrenzfähig. Griechenland verkaufte das verlustbringende Unternehmen deshalb an ThyssenKrupp. Die Deutschen wollen die Verantwortung für 1200 Mitarbeiter und Tausende Zulieferjobs nun an Abu Dhabi weitergeben.
Die U-Boote

Athen kauft nur das Beste: U-Boote der 214-er Klasse von der Thyssen-Tochter HDW. Kosten: 1,8 Milliarden Euro. Doch das erste Boot, die „Papanikolis“, sorgt für Probleme – und liegt fünf Jahre nach Fertigstellung noch immer in Kiel.

Trotz der desolaten Lage des Landes wollen Deutsche, Franzosen oder Amerikaner Griechenland weiter Waffen verkaufen, wie Recherchen der „Welt am Sonntag“ belegen. Die Rüstungsgeschäfte zeigen beispielhaft, warum das Land so tief in der Krise steckt. Griechenland wird bestimmt von gescheiterten Ambitionen und einem schwelenden Konflikt mit der Türkei, der außerhalb des Landes kaum wahrgenommen wird.

Mit offiziell 133.000 Soldaten unterhält Griechenland, umgerechnet auf seine elf Millionen Einwohner, die mit Abstand größte Armee Europas, so die Nato. Deutschland kommt trotz seiner gut siebenmal so großen Einwohnerzahl nur auf 254.000 Soldaten. Kein Land in Europa investiert pro Kopf annähernd so viel Geld in Waffen wie Griechenland. Im vergangenen Jahrzehnt haben seine Militärs schätzungsweise insgesamt 50 Milliarden Euro ausgegeben – und so erheblich zum schlimmen Zustand der Staatsfinanzen beigetragen. Weltweit war Griechenland dem Stockholmer SIPRI-Institut zufolge von 2005 bis 2009 der fünftgrößte Käufer konventioneller Waffen. Und diese Panzer oder Flugzeuge kommen vor allem aus den USA, Deutschland und Frankreich.

Am fortdauernden Geschäft mit neuen und gebrauchten Rüstungsgütern verdienen deutsche, französische und amerikanische Firmen ebenso wie ihre Regierungen – jene Regierungen, die Athen im Mai mit Milliardenkrediten vor dem Staatsbankrott retteten. Und die nun fordern, dass Griechenland jeden möglichen Euro sparen muss.

Die Geschichte der griechischen Aufrüstung beginnt vor fast vier Jahrzehnten. Im Juli 1974 lässt das damals in Athen regierende Obristenregime die Regierung der von Griechen und Türken bewohnten Insel Zypern stürzen. Die Türkei nutzt den Putsch zu einer Invasion und besetzt den Nordteil der Insel.

Heute will die erstarkende Türkei in der Luft, auf dem Meer und – für den Fall von Ölvorkommen – auch unter dem Meeresgrund der Ägäis zunehmend mitreden. Deren Inseln hatte Griechenland beim Auseinanderfallen des Osmanischen Reiches Anfang des 20. Jahrhunderts unter seine Kontrolle gebracht. „Die Antwort auf die Frage, warum Griechenland seit Jahrzehnten so viel Geld für Waffen ausgibt, ist kurz: wegen der Türkei“, sagt Thanos Dokos, Direktor der Denkfabrik Eliamep in Athen.

Andere Experten führen weitere Gründe an. „Die Waffenproduktion sorgte für Jobs und Investitionen“, erklärt der Athener Militäranalyst Joannis Michaletos. „Viele Wissenschaftler und Ingenieure fanden im lange agrarisch geprägten Griechenland nur in der Rüstung Arbeit – sonst wären sie ausgewandert. Zudem wollte Griechenland mit dem Transfer von Rüstungs-Know-how eine heimische Hochtechnologieindustrie aufbauen.“ Jahrzehntelang verfolgen Politiker in Athen diesen industriepolitischen Traum.

Rechtlich sind Waffenkäufe weder für Griechenland noch für die Türkei ein Problem. Schließlich sind beide seit 1952 Nato-Mitglieder, und innerhalb der Allianz gibt es keine Beschränkungen für Rüstungsgeschäfte. Im Kalten Krieg erhielten Athen und Ankara ihre Waffen sogar oft als Militärhilfe oder mit zinsgünstigen Langfristkrediten. Doch während nach dem Fall der Mauer der größte Teil Europas abrüstete, führen Griechenland und die Türkei „bis heute eine eigene Form des Kalten Krieges weiter“, sagt Dokos. Noch immer liefern sich griechische und türkische Jagdflugzeuge über der Ägäis fast täglich „Hundekämpfe“. Doch heute muss das Land die Zeche selbst bezahlen – was in Athen lange ignoriert wird. „In der Aufrüstung der letzten fünfzehn Jahre verhielten sich Griechenlands Militärs und die Staatsführung wie jemand, der zum ersten Mal Geld in der Hand hat und im Supermarkt alles auf einmal kauft – und zwar nur vom Teuersten und Besten“, sagt Periklis Zorzovilis, Direktor des Athener Instituts für Sicherheits- und Verteidigungsanalyse (ISDA).

Wie griechische Regierungen Industriepolitik und Rüstung verquicken, zeigt das Beispiel der Hellenic-Werft in Skaramanga bei Athen besonders plastisch. Sie ist einer der größten Arbeitgeber Griechenlands, schreibt aber hohe Verluste, weil Japaner, Chinesen und Südkoreaner seit Anfang der 80er-Jahre billiger produzieren. Ende der 90er arbeiten in dem Staatsbetrieb 2000 Menschen und Tausende weitere bei Zulieferern. Zur Sicherung dieser Jobs betreibt Athen kreative Militärpolitik: Als Griechenland mit der Kieler Howaldtswerke-Werft (HDW) über den Kauf deutscher U-Boote verhandelt, ist „der Deal einfach“, erinnert sich ein beteiligter griechischer Militärfunktionär gegenüber der „Welt am Sonntag“: „Wir sagten den Deutschen: Ihr bekommt den Zuschlag für die U-Boote – dafür schafft ihr uns die Werft vom Hals.“

U-Boote für 1,85 Milliarden Euro

Anfang 2000 einigen sich HDW, Partner MAN-Ferrostaal und die Griechen auf den Kauf von vier U-Booten der damals neuen 214er-Klasse für insgesamt 1,85 Milliarden Euro. Im Mai 2002 unterschreiben die Partner einen weiteren Vertrag über die Modernisierung dreier älterer U-Boote deutscher Bauart. Vertragswert: 985 Millionen Euro. Nur das erste der neuen U-Boote wird in Kiel gebaut, die drei anderen sichern der inzwischen von HDW übernommenen Hellenic-Werft Arbeit. Dort sollen auch die drei älteren U-Boote modernisiert werden.

Offiziell nimmt ThyssenKrupps Schiffsbausparte TKMS, zu der HDW seit 2004 gehört, nicht zum U-Boot-Geschäft Stellung. Auch das griechische Verteidigungsministerium lehnte Interviewanfragen zu U-Booten und Rüstungspolitik ab. Dennoch lassen sich die Details dieses Geschäfts und anderer Waffendeals rekonstruieren: mit Briefen und Verträgen, die der „Welt am Sonntag“ vorliegen, und dank zahlreicher Gespräche mit Insidern und Fachleuten in Athen und anderen Schauplätzen.

Herbst 2004, das U-Boot-Bauprogramm hat gerade begonnen, da droht Brüssel, Griechenlands verschwenderische Politik zu stören. Die Statistikbehörde Eurostat berichtet den EU-Finanzministern, dass Athen sein Etatdefizit jahrelang gründlich geschönt hat – vor allem weil es für Waffen allein von 1997 bis 2003 fast neun Milliarden Euro mehr ausgeben hat als zuvor zugegeben. Viele Waffen wurden auf Kredit gekauft; die Kosten in Schattenbudgets außerhalb der offiziellen Staatsschuld versteckt.

Dem Skandal zum Trotz kaufen die Griechen weiter Waffen, etwa Hunderte Leopard-Panzer für 1,7 Milliarden Euro bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Freilich heißt kaufen nicht immer auch bezahlen. KMW wartet noch Anfang 2010 auf 180 Millionen Euro für gelieferte Leopard-Panzer. Seitdem hat Griechenland einem KMW-Sprecher zufolge allerdings „substanzielle Zahlungen“ geleistet.

U-Boot-Bauer bangen um ihr Geld

Die deutschen U-Boot-Bauer bangen um noch mehr Geld. Als HDW Ende 2006 in Kiel das erste von Athen bestellte, auf den Revolutionsadmiral Papanikolis getaufte U-Boot fertigstellt, reklamieren griechische Marineoffiziere: Das Boot sei bei Überwasserfahrt instabil, die Brennstoffzelle werde zu heiß, es gebe Probleme mit Sonar, Periskop und Lecks im Hydrauliksystem. HDW beseitigt die Probleme. Nach Tests im Meer im Auftrag der Griechen bescheinigt das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung der „Papanikolis“ im Oktober 2008 die Abnahmefähigkeit. Athen nimmt das Boot trotzdem nicht ab. Vereinbarte Raten für den Bau der anderen drei U-Boote bleiben die Griechen ebenso schuldig wie die für die vereinbarte Modernisierung der älteren Schiffe. Auch mahnende Worte von Kanzlerin Angela Merkel bei einem Athen-Besuch im Juli 2007 helfen nicht. Im Herbst 2009 sitzt TKMS auf fünf fertigen U-Booten – und, einem Dokument zufolge, auf unbezahlten Rechnungen in Höhe von mehr als 806 Millionen Euro.

Ende September 2009 kündigt TKMS wegen der Zahlungsrückstände alle Verträge mit Athen und erklärt sich auch für die Hellenic-Werft nicht mehr zuständig. Am 5. November 2009 verklagt die ThyssenKrupp-Tochter Griechenland zudem vor dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in Paris. Das Signal an die neue griechische Regierung ist klar: Zahlt sie nicht, sind die Hellenic-Werft pleite und die noch gut 1200 Arbeitsplätze verloren.

Allerdings will TKMS-Chef Hans Christoph Atzpodien trotz des Ärgers über unbezahlte Rechnungen im Geschäft mit Griechenland einen Fuß in der Tür behalten. Und er will die Werft keinesfalls an die Konkurrenz verkaufen. Vor allem nicht an die „Direktion für Meereskonstruktionen“ (DCNS), die dem französischen Staat gehört. Sie baut wie ThyssenKrupp U-Boote und Fregatten.

TKMS werde die Werft nur an jemand verkaufen, „der nicht im Interesse unseres Konkurrenten DCNS handelt, sondern interessiert ist, langfristig als unser Partner beim Bedienen des griechischen Marinemarktes zu handeln“, schreibt Atzpodien am 18. November 2009 an Griechenlands Verteidigungsminister Evangelos Venizelos.

Waffengeschäfte gehen weiter

Atzpodiens Sorge ist aus seiner Sicht berechtigt. Zwar rutscht Griechenland immer tiefer in die Krise, und Anfang Dezember 2009 machen Gerüchte über eine Zahlungsunfähigkeit Athens und eine Rettungsaktion durch den Internationalen Währungsfonds oder die Euroländer die Runde. Am Ende werden vor allem Deutschland und Frankreich zahlen müssen. Dennoch gehen die Waffengeschäfte unbeeinträchtigt weiter.

Die Franzosen führen den Griechen Anfang Dezember 2009 bei einem gemeinsamen Luftwaffen- und Flottenmanöver ihr Rafale-Kampfflugzeug vor und sprechen über neue Fregatten. Griechenlands Jagdflugzeuge sind ebenso Jahrzehnte alt wie seine Kriegsschiffe. Mindestens sechs neue Schiffe will Athen kaufen. Frankreich bietet die neue FREMM-Fregatte an. Am 15. Januar 2010 werben Frankreichs Botschafter Christophe Farnaud und DCNS-Chef Patrick Boissier beim Verteidigungsminister für die Fregatte. Mitte Juli legt der Stab der griechischen Marine gegenüber Paris detaillierte Anforderungen für die „griechische“ FREMM fest. Es geht um einen Auftragswert von mindestens 2,5 Milliarden Euro. Ein Geschäft, das auch die Deutschen gerne hätten.

Allein im Geschäftsjahr 2009 macht die Werftsparte von TKMS mehrere Hundert Millionen Euro Verlust, vor allem wegen des weltweiten Einbruchs beim zivilen Schiffbau. Hilfe kommt von einem Investor mit tiefen Taschen: Das Golfemirat Abu Dhabi kauft ThyssenKrupp im Juli 2009 zunächst die Nobiskrug-Werft in Rendsburg ab. Im Oktober verkünden TKMS und Abu Dhabi Mar (ADM) den Einstieg der Araber bei der Hamburger Werft Blohm+Voss. Künftig wollen beide Partner gemeinsam Kriegsschiffe für den Weltmarkt bauen.

Araber wollen Werft übernehmen

Die Araber wollen auch drei Viertel der Hellenic-Werft übernehmen. Dafür aber soll die griechische Regierung ihre Altschulden aus dem U-Boot-Geschäft bei der Werft bezahlen und neue Kriegsschiffe fest bestellen. Mehr noch: ThyssenKrupp und ADM verlangen, dass die Werft „künftig als bevorzugter Lieferant für große Marineschiffe – besonders neue Fregatten und Korvetten – oder U-Boote für die griechische Marine behandelt wird“, schreibt Atzpodien am 14. Dezember 2009 drei griechischen Ministern.

Unterdessen spitzt sich die Krise in Griechenland zu. Ab Anfang 2010 geben sich Inspektoren des IWF und der EU-Kommission in Athen die Klinke in die Hand. Doch obwohl deutlich wird, dass nur noch ausländische Kredite das Land vor dem Staatsbankrott retten können, kommt das Militärgeschäft nicht zum Erliegen. Gehandelt werden nicht nur neue, sondern auch gebrauchte Waffen.

Ende März 2010 etwa verkauft Deutschland Griechenland per Regierungsvertrag 223 Panzerhaubitzen M109, die das Bundesverteidigungsministerium aussortiert hat. Dies bestätigt ein Ministeriumssprecher der „Welt am Sonntag“. Den Umfang des Millionengeschäftes will er nicht beziffern. Berlin bietet Athen auch 83 gebrauchte Pionier- und Schützenpanzer und 160 Leopard-2A4-Panzer zum Kauf an. Die Leopards kommen aus Schweden, das sie mit Ablauf eines 15-Jahres-Leasing-Vertrags an Deutschland zurückgibt, erklärt das Verteidigungsministerium in Stockholm.

USA bieten Kampfpanzer

Auch die Amerikaner machen rege Geschäfte mit Griechenland. Über mehrere Jahre verkaufen sie F16-Kampfflugzeuge und Apache-Kampfhubschrauber für 2,5 Milliarden Euro. Jetzt offerieren sie den Griechen bis zu 1200 gebrauchte M1-Abrams-Kampfpanzer und mehrere Hundert gebrauchte M2-Bradley-Schützenpanzer. Günstiger ist ein Angebot des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall: Er hat dem Verteidigungsministerium 422 gebrauchte Marder-Schützenpanzer abgekauft und bietet sie nun Griechenland an, bestätigt ein Rheinmetall-Sprecher. Gesamtpreis mit Modernisierung, einschließlich der für hellenische Hitze geeigneten Klimaanlage: 200 Millionen Euro. Ob Athen kauft, ist offen.

Sicher ist dagegen schon: Für U-Boote gibt die griechische Regierung weiter viel Geld aus. Am 18. März unterschreiben Griechenlands Verteidigungs- und Finanzminister, TKMS und Abu Dhabi Mar einen Rahmenvertrag über die Hellenic-Werft, alte Schulden und neue U-Boote, der der „Welt am Sonntag“ in Kopie vorliegt. Demnach übernimmt Griechenland alle fertigen U-Boote, einschließlich der umstrittenen „Papanikolis“. Außerdem wird das Land zwei weitere U-Boote der 214er-Klasse bestellen. Kosten: eine Milliarde Euro.

Gebaut werden sollen die beiden neuen U-Boote auf der Hellenic-Werft, nachdem diese von Abu Dhabi Mar mehrheitlich übernommen worden ist. Das soll bis zum 31. August geschehen. An diesem Tag läuft eine Stillhaltefrist vor dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer aus, in die ThyssenKrupp unter der Bedingung eingewilligt hat, dass die Griechen eine Lösung zur Begleichung ihrer Schulden finden. Bei den Verhandlungen über die Details des Abkommens – jeden Dienstag und Donnerstag im Verteidigungsministerium – stehen Athens Unterhändler deshalb unter Zeitdruck. Kommt der Deal zustande, macht die TKMS-Tochter HDW ein gutes Geschäft. Schließlich stammen von ihr nicht nur das U-Boot-Design, sondern auch die meisten Bauteile.

Rivale Türkei

Wozu aber braucht Griechenland mitten in seiner Finanzkrise neue U-Boote und neue Schulden? Ein Teil der Antwort liegt wieder in der Türkei. Das Nachbarland bekommt seine Waffen wie Griechenland vor allem aus den USA und Deutschland. Anfang Juli 2009 bestellte Ankara beispielsweise sechs neue U-Boote bei HDW. „Wir sind beide Gefangene der Logik der Aufrüstung“, sagt Eliamep-Direktor Dokos. „Wenn die Türkei U-Boote kauft, kaufen wir auch welche.“

Milliardenausgaben für Rüstung vertragen sich freilich schlecht mit dem traurigen Zustand der griechischen Staatsfinanzen und dem notwendigen Umbau der Wirtschaft. Die Staatsschulden, die Anfang 2010 schon 300 Milliarden Euro erreicht hatten, werden auf Jahre hinaus weiter wachsen. Auch nach den jüngsten Sparmaßnahmen klafft für dieses Jahr noch ein knapp 19 Milliarden Euro großes Loch im Staatshaushalt. Und die 110 Milliarden Euro der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds (IWF), mit denen sich Griechenland bis 2012 über Wasser halten kann, muss es mit Zinsen zurückzahlen.

Da verwundert es, dass es im Hilfspaket keine harten Auflagen zu den Rüstungskosten gibt. Zwar sprach IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn anlässlich der Einigung auf das 110-Milliarden-Paket am 2. Mai von einer „bedeutenden Verringerung der Militärausgaben“ Griechenlands. Eine IWF-Sprecherin präzisiert, die Aussage beziehe sich ausdrücklich auf „eine Verringerung der Waffenkäufe 2010 und darüber hinaus“. Doch während in dem über 120 Seiten umfassenden Sparprogramm penibel Schritte von höherer Tabaksteuer über teurere Glücksspiellizenzen bis zu Abgaben auf alkoholfreie Erfrischungsgetränke aufgelistet sind, fehlt zum Sparpunkt Militärausgaben jedes Detail. Griechenlands für Waffenkäufe zuständiger Vizeverteidigungsminister Panos Beglitis sagt der Zeitung „Le Monde“ Mitte Mai: „Militärausgaben sind nicht im mit dem IWF unterschriebenen Sparplan inbegriffen.“

Waffengeschäfte sind kein Widerspruch

Für die Bundesregierung sind Griechenlands Militär- und Waffenausgaben wohl noch immer mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes vereinbar. Denn dieses Verhältnis prüft die Regierung auf Grundlage seit Anfang 2000 geltender deutscher Richtlinien und eines Beschlusses der europäischen Regierungschefs vom 8. Dezember 2008 „bei allen Ausfuhranträgen von Rüstungsgütern?… grundsätzlich für alle Empfängerländer“, wie ein Regierungssprecher sagt.

Druck auf Athen, beim Militär zu sparen, hält die Bundesregierung – mit bis zu 25 Milliarden Euro größter einzelner Kreditgeber Griechenlands – offenbar nicht für geboten. Man gehe „davon aus, dass die griechische Regierung in eigener Verantwortung sinnvolle Ausgabenkürzungsmöglichkeiten auch im Militärbereich nutzt“, sagt der Sprecher in Berlin.

U-Boote made in Germany scheinen nicht dazu zuzählen. Kommt der Deal zustande, über dem die Unterhändler in Athen schwitzen, muss Griechenlands Finanzminister bis Jahresende 300 Millionen Euro Schulden aus den alten U-Boot-Verträgen bezahlen. Der Kaufpreis von einer Milliarde Euro für die beiden neuen U-Boote belastet den griechischen Haushalt dann bis einschließlich 2018 mit jährlich bis zu 200 Millionen Euro; so steht es im Rahmenvertrag vom 18. März, den Griechenland, ThyssenKrupp/HDW und Abu Dhabi Mar unterschrieben haben.

In dem Vertrag verpflichtet sich der Verteidigungsminister auch, „die prominente Rolle der Hellenic-Werft in seinen Waffenprogrammen für die Marine in den nächsten Jahren“ schriftlich zu bestätigen. Damit wäre die Werft auch im Fall des milliardenschweren Fregattenbaus mit dabei.

Zwar hat Athen verkündet, seine Militärausgaben 2010 rund zehn Prozent zu senken. Doch das ist wenig angesichts der Kostenexplosion zuvor: Allein von 2005 bis 2009 kletterten die Rüstungsausgaben einem Nato-Report zufolge um ein Drittel von 5,4 auf fast 7,3 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr gab Deutschland 1,4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Militär aus, Griechenland offiziell 3,1 Prozent. Auch nach den Kürzungen macht der Militäretat immer noch 2,8 Prozent der Wirtschaftsleistung aus – Griechenland bleibt Rüstungsspitzenreiter in Europa.

Chris Pryce, der Leiter des Länderratings der Ratingagentur Fitch, kalkuliert wegen der Tradition nicht im Haushalt ausgewiesener Militärausgaben, dass Griechenland real „mindestens fünf Prozent“ seiner Wirtschaftsleistung für Armee und Waffen aufwendet. „Die Griechen könnten mindestens die Hälfte ihrer Militärausgaben einsparen und es zu einem Kernbereich ihrer Haushaltssanierung machen. Dabei sollten sie bei den U-Booten anfangen“, fordert er. „Selbst England streicht sein Atom-U-Boot-Programm zusammen.“

Die hohen Militärausgaben erhöhen nicht nur Griechenlands Schulden weiter – das Land verliert mit den Milliarden für das unproduktive Militär auch Geld, das es brauchte, um neue, konkurrenzfähige Industriezweige aufzubauen. Der sowohl von konservativen wie sozialistischen Regierungen erhoffte Technologietransfer durch Rüstungsaufträge ist ausgeblieben. Die U-Boot-Geschäfte und das Festhalten an der Hellenic-Werft sind wirtschaftlich ein Desaster, wie ein ehemaliger hoher Verteidigungsfunktionär in Athen zugibt: „Aus ökonomischer Sicht ist es schierer Wahnsinn, mehrere Milliarden Euro auszugeben, um ein paar Tausend Arbeitsplätze zu retten.“

Abgesehen von den U-Boot-Aufträgen haben die Beschäftigten der Hellenic-Werft keinerlei Arbeit. Seit Monaten bekommen sie nur deshalb ihren Lohn, weil die Regierung für einen 20-Millionen-Euro-Bankkredit bürgt. Dieses Geld soll seit Anfang Juli ausgegeben sein.

Die Werft ist kein Einzelfall. „Allein die staatlichen Hellenischen Verteidigungssysteme (HDS), die mit 1200 Leuten Granaten und Munition herstellen, haben 1,2 Milliarden Euro Schulden und können Löhne nur mit Bankkrediten auszahlen“, sagt Periklis Zorzovilis, dessen Institut für Sicherheits- und Verteidigungsanalyse auf Militärfragen spezialisiert ist. Zorzovilis hält die heimische Rüstungsindustrie, zu der 40 große Unternehmen zählen, in ihrer derzeitigen Form für nicht überlebensfähig: „Auch die anderen Staatsbetriebe sind wie schwarze Löcher, in denen Geld verschwindet, aber nie herauskommt“, sagt er.

Tief greifende Reformen zur Verkleinerung der Armee, der Rüstungsindustrie und der Waffenkäufe fehlen bisher. Auch neue Fünf-Jahres-Pläne des Militärs gehen weiter von milliardenschweren Waffenkäufen aus, um gegen die Türkei aufzurüsten.

Ein zu den regierenden Sozialisten gehörender Experte, der als hoher Funktionär lange über Griechenlands Waffenkäufe mitentschieden hat und noch immer über exzellente Kontakte verfügt, hält weitere Waffenkäufe nur für aufgeschoben: „Die Türkei rüstet auf, ob bei Kriegsschiffen oder Kampfflugzeugen. Ankara will bis 2015 allein 100 moderne F-35-Kampfflugzeuge in Dienst stellen. Griechenland wird nachziehen.“ Spätestens 2012 werde die griechische Regierung bekannt geben, welche Kampfflugzeuge sie kaufen will. Die Rede ist von bis zu 40 Kampfflugzeugen für vier Milliarden Euro.

Ein Favorit ist der von Deutschland mitproduzierte Eurofighter. Angeblich streiten die Militärs im Generalstab und im Verteidigungsministerium nicht darum, ob sie neue Waffen kaufen sollen. Sondern nur darüber, ob es zuerst Kampfflugzeuge sein sollen – oder lieber neue Fregatten.

http://www.welt.de/wirtschaft/article88 ... affen.html
In USA ist am Wochenende schon die 109. Bank kollabiert. Aber die Mainstream Medien rufen ja alle schon das Ende der Krise aus. Pfeifen, wohin man schaut.
Bankenpleite Nr. 109 in den USA
Aktualisiert am 07.08.2010

Ein Geldinstitut in Chicago wurde geschlossen. Damt sind in den Vereinigten Staaten im laufenden Jahr bereits 109 Banken zusammengebrochen.
Artikel zum Thema

Die Behörden machten am Freitag ein weiteres Finanzinstitut dicht, wie die staatliche Einlagensicherung (FDIC) mitteilte: Die Ravenswood Bank of Chicago wurde vom Markt genommen. Laut FDIC verfügte sie über Vermögenswerte von rund 264 Millionen Dollar und Einlagen von 269 Millionen Dollar. Wintrust Financial Corp's Northbrook Bank werde die Geschäfte von Ravenswood übernehmen.

Im vergangenen Jahr war die Marke von mehr als 100 geschlossenen Geldhäusern erst im Oktober erreicht worden. Vor allem kleinere Gemeindebanken leiden noch stark unter faulen Krediten. Ihre Erholung bleibt deutlich hinter der Wall Street und dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung zurück. Sie kollabieren in diesem Jahr schneller als 2009. Es wird damit gerechnet, dass die Pleitewelle in diesem Quartal ihren Höhepunkt erreicht.

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/ ... y/21442941
Auch Arizona ist kurz vor der Pleite:

http://www.ftd.de/politik/international ... 51915.html
9. August 2010, Neue Zürcher Zeitung
Werweissen über Deflation und Inflation

Rekordtiefs der Renditen an den Kapitalmärkten

Die Renditen an den Kapitalmärkten sind auf Rekordtiefs gefallen. Die Diskussionen über Deflation und Inflation halten an den Märkten unvermindert an.

Weltwirtschaft und Finanzmärkte

Ug. ⋅ Diese vor allem in den USA, aber nicht nur dort, hin und her wogende Diskussion scheint kein Ende nehmen zu wollen: In welche Richtung wird sich die industrialisierte Welt entwickeln, in eine Periode sinkender Preise und Löhne oder in eine Phase mit kräftiger Inflation oder Hyperinflation? Im Moment haben die «Deflationistas», wie die Vertreter der These einer drohenden Deflation von Kommentatoren der Finanzmärkte genannt werden, klar die Oberhand; vor nicht allzu langer Zeit hatten die «Inflationistas», die Warner vor kräftig steigenden Preisen, die Debatte beherrscht. Gut nachvollziehen lässt sich der Meinungsumschwung im Verhalten von Grossanlegern. So hat sich beispielsweise der Anlagefonds Pimco Total Return neuerdings auf einen Deflationsschub eingerichtet und kauft US-Treasuries als Absicherung; noch vor kurzem war Anlagechef Bill Gross im Lager der «Inflationistas» gewesen und hatte Treasuries veräussert.

Klare Ansichten der Anleger

Die Kapitalmärkte erwarten offensichtlich eine Phase stagnierender oder sinkender Preise und Löhne mit schwacher Konjunktur. So haben die laufenden Renditen trotz Rekordverschuldung der Staaten blasenverdächtig niedrige Niveaus erreicht, wie das kurzfristig etablierte Tief von 0,494% für zweijährige Treasuries oder das 15-Monate-Tief von 2,82% für zehnjährige US-Staatspapiere zeigen. Die Nachfrage der Anleger ist dennoch ungebrochen. Bei Inflationsängsten würden sie viel höhere Zinsen verlangen oder gar in einen Käuferstreik treten. Auch in Europa sind die Renditen von 2,51% bzw. 2,77% für zehnjährige deutsche und französische Staatsanleihen auf Rekordtiefs. In Japan sank vergangene Woche die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen unter 1%. Auch Unternehmen können ausserordentlich tiefe Zinsen festsetzen: Der Coupon der neusten Anleihe der IBM über 1,5 Mrd. $ beträgt lediglich 1% bei einer Laufzeit von drei Jahren.

Das Lager der «Deflationistas» hatte im Juli durch einen Diskussionsbeitrag des Präsidenten der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard, Verstärkung erhalten. Er hatte die Ansicht vertreten, dass die USA gegenwärtig näher als jemals an einer Deflation im Stile Japans mit stagnierender Wirtschaft und sinkenden Preisen seien, und als Gegenmittel zusätzliches «quantitative easing» durch die Notenbank angeregt. In Marktkommentaren, z. B. von Comstock Partners, wird darauf hingewiesen, dass die meisten klassischen Symptome einer Deflation gegenwärtig in den USA gegeben seien: fortgesetzter Abbau der hohen Verschuldung im Privatsektor, zögernde Nachfrage der mit Vermögensverlusten konfrontierten Konsumenten, niedrige Kapazitätsauslastung der Unternehmen, auf erstklassige Schuldner beschränkte Kreditvergabe der Banken, stagnierende Geldmenge trotz massivem Stimulus. Andere Beobachter erwähnen Fälle von Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst, aber auch in der Privatwirtschaft der USA oder die Bemühungen in Europa zum Abbau der Staatsverschuldung.

Frucht der Geldexpansion

Die Warner vor einer heftigen Inflation äussern klassische Argumente. Die massive Ausweitung der Geldmenge münde zwangsläufig in höherer Inflation. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der aufgestaute Inflationsdruck sichtbar werde. Joachim Fels von Morgan Stanley befürchtet, die Zentralbanken in den USA und Europa hätten viel zu lange eine expansive Geldpolitik betrieben und könnten vor die Wahl gestellt sein, entweder eine höhere Inflation zuzulassen oder die Zinsen trotz noch immer hoher Verschuldung zu verteuern (und einen Konjunkturaufschwung zu unterbinden). Für eine Zukunft mit Inflation spricht auch die Überlegung, dass ein Abbau der durch Bankenkrise und Rezession explodierten staatlichen Verschuldung durch wirtschaftliches Wachstum praktisch unmöglich sei. Dauerhafte Inflation wirke dagegen Wunder.

Vielleicht kommt es aber auch zu einem Sowohl-als-auch. Die Furcht vor einem weiteren Abrutschen von Industriestaaten in eine Deflation könnte zu neuen Gegenmassnahmen der Notenbanken, insbesondere zum Gelddrucken, führen. Die Diskussion in den USA um die Notwendigkeit der nächsten Phase der quantitativen Lockerung, zeigt, dass dieser Gedanke nicht völlig realitätsfern ist. Eine Überreaktion von Notenbanken würde eine Inflation, eventuell sogar eine Hyperinflation in Gang setzen.

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaf ... 43043.html
Momentan stehen die Indikatoren in USA auf Deflation. Das Geldmengen- und Kreditwachstum ist stark rückläufig und kann nur durch die Ankurbelung der Druckerpressen sowie der Vergabe von Krediten wieder befeuert werden. Es ist nicht auszuschließen, daß ein kurzfristiger Deflationsschock die Preise für Gold, Öl, Aktien und andere Sachwerte nach unten drückt um anschließend durch einen Inflationsschub Ping-Pongartig wieder nach oben zu hüpfen. Für Gold sehe ich ab September schrittweise steigende Kurse voraus, die die Marke von 1.300 USD knacken könnten. Mein persönliches Kursziel im Gold bis Jahresende liegt bei ca. 1.450 USD.

Was die Inflationspropheten aktuell nicht berücksichtigen ist die Tatsache, daß die Gelder alle aus dem Geldkreislauf herausgehalten werden. Viele Banken leihen ihr Geld über Nacht der EZB bzw. FED und kassieren dafür niedrige Zinsen, statt es an die Privathaushalte oder Unternehmen in Form von Krediten zu verleihen, um die Nachfrage bzw. Investitionsfreudigkeit anzukurbeln. Daneben haben auch viele Privatleute ihr Geld auf dem Tagesgeldkonto bzw. auf dem Sparbuch gebunkert oder geringfügig in Anleihen investiert. Der Aktienmarkt wird von den Privatleuten aktuell nur geringfügig bedient. Ist auch total überkauft, wenn ihr mich fragt. Sprich die meiste Kohle ist irgendwo in Sparplänen kurzfristig gebunden. Sicherheit ist hier eindeutig Trumpf. Wenn jedoch die Privatleute ihre Spareinlagen auflösen würden und wieder konsumieren, im Gegenzug dann auch die Banken wieder den Kreditfluss erhöhen, dann steigt auch wieder die Geldmenge, es befindet sich dann also wieder mehr Geld im Umlauf. Das führt dann schrittweise wieder zu den steigenden Preisen.

Wenn also niemand Geld in den Kreislauf pumpt, es also irgendwo bunkert, also dem Kreislauf dadurch aktiv entzieht, statt es auszugeben, kann es demzufolge trotz heißlaufender Druckerpressen nicht zu einer höheren Inflationsrate kommen. Da die Geld- und Kreditmenge aktuell in USA stark rückläufig ist, zeichnet sich hier kurzfristig eher ein Deflationsszenario denn ein Inflationsszenario ab. Da jedoch die Notenbanken die Deflation fürchten, werden sie alles nur Erdenkliche daran setzen, den Geldkreislauf weiter zu stimulieren und eine Reinflation anzuheizen. Es wird daher wenn überhaupt ein kurzfristiger Deflationsschock werden, der von einer steigenden Inflation abgelöst werden wird.
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