Telltale Games hat sich in den vergangenen Jahren mit der Revitalisierung von Adventure-Klassikern wie 'Monkey Island' und 'Sam and Max' im finanziell risikoärmeren Episodenformat einen Namen gemacht. Immerhin haben Sam und Max im neuen Format schon drei Staffeln auf dem Buckel und dieses Jahr erhält ihr Repertoire mit einer Umsetzung von Crichton’s Erfolgsroman/ Spielberg’s Blockbuster 'Jurassic Park' noch mehr prominenten Zuwachs. Zunächst muss sich Telltale aber um den anderen prominenten Zögling kümmern, der Ende letzten Jahres mit seiner Piloten-Episode recht erfolgreich starten konnte. Mit seiner großen Fangemeinde, der fruchtbaren Filmvorlage und dem heute schon wieder coolen Retrovibe der 80er Jahre die Trilogie umweht, ist 'Zurück in die Zukunft' einerseits ein dankbarer Stoff für ein Adventure-Spiel, trägt aber gleichzeitig einiges an Verantwortung mit sich. Denn mit vielen Fans und einer berühmten Filmvorlage wächst gleichzeitig auch die Gefahr, viele Spieler zu enttäuschen. 'Get Tannen' heißt der zweite Teil der Serie, die ab jetzt monatlich erscheint und fünf Episoden umfassen wird. Mal schauen wie sich Marty und Doc so schlagen. Eine Staffel-Wertung gibt es erst im Test der finalen Episode.
Zurück in den 30ern
Getreu der Filmvorlage endete der erste Teil von Telltales neuem Episodenadventure 'Back to the Future' mit einem Cliffhanger. Zwar hatte Marty den Doc aus dem Knast befreit, nun aber beginnt er sich selbst aufzulösen. Beide stecken noch im Hill Valley der 30er Jahre, wo es Marty in der ersten Folge hin verschlagen hatte um den verschwundenen Doc ausfindig zu machen. Der Grund für Martys zunehmende Transparenz ist schnell gefunden: Marty’s Großvater Arty McFly (ja, der tut schon ein bisschen weh), wird am nächsten Tag vor dem Gerichtsgebäude erschossen werden. Wohl dem, der eine Zeitmaschine hat. Aber auch das erfolgreiche Verhindern des Attentats scheint für eine reibungslose Mission nicht genug zu sein. Denn als Marty zurück nach 1986 fährt, findet er seine Gegenwart in einem suboptimalen Zustand wieder. Sein Vater sitzt im Rollstuhl und wird permanent von Biff und seinen zwei Brüdern terrorisiert. Der Grund liegt (natürlich) in der Vergangenheit. Doc und Marty müssen noch mal ran und wieder dahin zurück, wo sie gerade erst herkamen: in die Zukunft, äh, Vergangenheit.
Hast du immer noch nichts gelernt McFly?
Die erste Episode 'It’s about Time' hat mit einer soliden Grafik, filmreifen Kameraschwenks und einer guten Story die Stimmung der Filme gut eingefangen. Dafür hatte das Spiel allerdings mit vielen technischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Unter diesem Gesichtspunkt war es interessant zu beobachten, ob und in welcher Form die vielen Verbesserungsvorschläge aus dem sehr aktiven Forum auf Telltales Website auch dementsprechend umgesetzt wurden.
Was zunächst leider negativ auffällt, ist die aufwändige und fehlerhafte Installation. Der Computer muss sowohl während der Installation als auch vor jedem Spielstart online sein, ansonsten startet das Spiel nicht. Zwar kann man sich von Telltale einen offline Code zuschicken lassen, nach dessen Eingabe das Spiel theoretisch auch ohne Internetverbindung spielbar sein soll. Der hat aber trotz vielem Ausprobieren nicht funktioniert. Auch die Installation auf einem Apple-Rechner hat, trotz einiger Versuche auf verschiedenen Rechnern nicht geklappt. Da muss Telltale noch ein wenig dran schrauben.
Im Spiel fällt sofort die verbesserte Sprachausgabe auf. Wurde im ersten Teil noch fast jeder deutsche Satz abgeschnitten (auch in der englischen Fassung gab es jede Menge Cut-Offs) läuft die Sprachausgabe in 'Get Tannen' überwiegend flüssig und fehlerlos ab. An der Qualität der Sprecher hat sich nichts geändert: wer des Englischen mächtig ist, dem sei eindringlich die englische Originalfassung empfohlen.
Andere technische Mängel sind leider immer noch schmerzhaft deutlich vorhanden. Vor allem die grafischen Wackler fallen negativ auf. Hier geht Marty noch die Straße entlang, eine Millisekunde später diskutiert er mit Doc Brown im Park. Bewegungen und Kameraschnitt passen oft überhaupt nicht zusammen und sorgen bisweilen für Orientierungslosigkeit der Spieler. Vor allem in Anbetracht der sonst beeindruckenden Ambitionen Telltales das Spiel wie einen Film zu inszenieren, müssen diese unangenehmen und in dieser Häufigkeit auftretenden Fehler ausgemerzt werden.
Wenn mein Ich aus der Zukunft in der Vergangenheit feststeckt…
Erzähltechnisch präsentiert sich 'Get Tannen' ein wenig kompakter als Episode 1. Erzählstränge aus dem ersten Teil werden hier und da wieder aufgegriffen und die Story verdichtet sich. Die für das Spiel erschaffenen Nebencharaktere entwickeln sich weiter und bekommen ein wenig mehr Farbe. Dafür erhält man leider so gut wie keine neuen Eindrücke über Doc und Marty, ihre Beziehung zueinander sowie zu anderen Figuren. Teil 3 verspricht aber in diesem Punkt nachzulegen. Die Zeitreisethematik wird mit Teil 2 komplexer. Teilweise muss man schon ein wenig aufpassen um der Geschichte zu folgen, sonst kann es sein, das man Kleinigkeiten verpasst.
Das führt allerdings niemals dazu, dass man beim Rätsellösen Probleme hat. Hier zeigt sich auch in Teil 2 ein unglaubliches Manko auf. Bis auf den letzten Abschnitt des Spiels bietet 'Get Tannen' überhaupt keine Herausforderungen. Durch die eng gestrickte Story ist der Spielverlauf noch linearer und die Rätsel verkommen meist zu Mikroaufgaben, die sofort am Platz gelöst werden müssen und meist nicht mehr als einen Versuch benötigen. Dabei ist das Setup eigentlich spannend und vielversprechend. Gleich zu Anfang werden Doc und Marty von einem Polizisten gestellt und Marty muss unbemerkt ums Auto kriechen um der Situation und dem Ordnungshüter zu entkommen. Da hätte man was draus machen können. Im Spiel verkommt die Szene zu einem reinen Spiel auf Zeit. Kriech ein paar Mal ums Auto, der Rest erledigt sich quasi von selbst. Manchmal fühlt man sich als Spieler ein wenig auf den Arm genommen. Hält man die Zocker von heute wirklich für so komplett verblödet, dass sie keine Rätsel mehr lösen können? Lediglich das letzte, etwas komplexere Rätsel, in welchem man besagtem Polizisten wieder Selbstvertrauen zurückgeben muss (der Ärmste ist nach dem Anblick des fliegenden DeLorean nämlich zum verweichlichten Trinker geworden) kann die Adventure-Seele wieder ein wenig besänftigen.
Man kann nicht sagen, dass Telltale sich die Verbesserungswünsche der Spieler nicht zu Herzen genommen hätte. Leider wurde aber nur in technischer Hinsicht nachgerüstet. Spielerisch bleibt es auch in Episode 2 mager. Grund dafür sind die fehlenden Rätsel, die das Spiel so einfach machen, dass man es in etwa 2 Stunden beendet hat. Ein weiterer netter Cliffhanger und die Hoffnung auf eine etwas kniffligere dritte Episode ist alles was bleibt. Besonders unter dem Gesichtspunkt, dass man 'Back to the Future' nicht per Episode, sondern nur in einem Batzen kaufen kann, muss man sich nach dieser Folge fragen, ob man da nicht die sprichwörtliche Katze im Sack gekauft hat. Und ob man Bock hat von dem Sack noch drei Teile zu spielen.
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Zurück in die Zukunft - Das Spiel: Back to the Future - The Game
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Deep Silver
- Release
- 20. April 2012
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/bttf
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- Stichwörter
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