Still Life (PC und Xbox) - Review

Wer mit einem Stilleben in erster Linie Äpfel und Eier in Holzschalen verbindet, dürfte überrascht sein. Beim Spielen von Microïds neuestem Thriller-Adventure 'Still Life' erhält dieser Begriff nämlich ganz neue Dimensionen. Auf zwei verschiedenen, jedoch miteinander verwobenen Erzählebenen stürzt man sich mit den beiden Protagonisten in die Ermittlungen zu zwei Mordserien, die erschreckende Parallelen aufweisen. Menschen mit schwachen Nerven, Abneigung gegenüber Blut, derber Sprache oder nackter Haut seien von vorne herein gewarnt, denn hier geht es richtig zur Sache. Die FSK 16-Einstufung hat 'Still Life' nämlich nicht umsonst und fällt sogar im Vergleich mit dem amerikanischen Rating (Mature - ab 17) noch ziemlich großzügig aus.

Bilder

Fazit

Ausgezeichnet mit dem Adventure Corner Award
Wertungs-Lupe 85%

Mit 'Still Life' hat Microïds hier ein absolutes Top-Adventure abgeliefert, dass trotz seiner offensichtlichen Schwächen dennoch zu begeistern weiß. Story und Atmosphäre, unterstrichen durch traumhaft designte Locations können von der ersten bis zur letzten Minute begeistern und lassen über das stellenweise mangelhaftes Rätseldesign hinweg sehen. Trotz des linearen Ablaufs hat 'Still Life' übrigens einen erstaunlich hohen Wiederspielbarkeitswert, betrachtet man nämlich gewisse Hinweise mit dem Wissen um den Ausgang.

Schade und ziemlich ärgerlich ist allerdings das Ende, das nur allzu sehr auf eine Fortsetzung ausgelegt ist. Ob daraus allerdings etwas wird, bleibt angesichts der strukturellen Veränderungen bei Microïds mehr als fragwürdig und so bleiben viele Fragen wohl offen. Nichtsdestotrotz ist 'Still Life' bisher jedoch der absolute Top-Titel diesen Jahres.

Fazit von Matthias Holz:

Es ist eigentlich kaum zu glauben. Was haben wir Adventure-Spieler den Entwicklern angetan, dass sie uns in regelmäßigen Abständen mit potentiellen Top-Adventures beglücken, die aber meist allesant kleinere Macken und - was noch viel wichtiger ist - selten blöde Endsequenzen haben.

Auch 'Still Life' ist ein Vertreter dieser Art. Generell machen die Jungs von Microïds erst mal alles richtig: Tolle Atmosphäre, wunderbare Grafik, interessante Hauptcharaktere, passende Hintergrundmusik... doch dann beginnen die ersten Dialoge. Man fragt sich: Warum bitte klingt Victorias Kollegin wie ein Schulmädchen? Warum spricht ihr Vater so, als würde er gleich einschlafen? Und warum klingt die deutsche Sprachversion im Vergleich zur englischen so entschärft? Ja liebe Leute, eine halbgare Synchronisation hat bereits ganze Spiele versaut. So weit kommt's bei 'Still Life' zum Glück nicht, denn dafür ist der Titel einfach zu gut. Aber bitte, meine franco-kanadischen Freunde, überlasst die Lokalisierung beim nächsten Adventure, sollte es denn kommen, eurem deutschen Publisher!

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4 Kommentare

marenk vor 13 Jahren
Ich grabe mal olle Kamellen aus, weil ich vor kurzem "Still Life" 1 und 2 als limitierte Edition sehr günstig gekauft habe und nun mit dem ersten Teil durch bin.

Das Spiel lohnt sich echt wegen der spannenden Geschichte und einer forschen und mutigen Hauptfigur, aber andere Sachen haben mich ja wahnsinnig gemacht. Vor allem die Puzzles, da gebe ich dem Test voll und ganz Recht. Mann, man spielt 5 Minuten, dann muss etwas zusammengesetzt werden, dann spielt man wieder 5 Minuten und muss wieder etwas zusammensetzen. Und bei den Dietrichen, mit denen man ein Schloss knacken musste, habe ich das Handtuch geworfen und in die Lösung geguckt. Außerdem war der Cursor manchmal unpräzise, z.B. muss man aus einer Werkzeugkiste ein Teppichmesser nehmen, aber der Cursor ändert sich nicht, wenn man auf die Kiste geht; sie wird also nicht als Objekt erkannt, mit dem man interagieren kann, sondern erst, wenn man unter die Kiste zeigt, ändert sich der Cursor und man kann die Kiste benutzen. Ähnliche Probleme hatte ich an ein paar Stellen.

Besonders krass ist mir der Unterschied bei der Steuerung zu Tale of Hero aufgefallen, weil ich das gerade kurz zuvor gespielt hatte. Während ich mich so schön daran gewöhnt hatte, alle Aktionen mit einem einfachen Mausklick auszuführen, ist die Steuerung bei Still Life unkomfortabel.

Die Sprecher fand ich jedoch gut, aber ich hatte auch keine englische Preview ;). Das Ende hingegen hat mich dann doch auch etwas geärgert.

Einige Stellen fand ich unlogisch:
Spoiler:
Viktoria, die Hauptfigur, befindet sich in einem Kampf auf Leben und Tod mit dem Täter. Kurz zuvor hat sie einen Taser eingesteckt, den sie aber in der Cutscene mit dem Kampf nicht benutzt. Lieber schlägt und tritt sie und wirft schließlich ein Bücherregal auf den Täter. Sehr clever, FBI-Agentin. Außerdem: Viktoria sucht nach Daten im FBI-Archiv. Der Computer spuckt dazu folgende Info aus: Daten wurden 1932 gelöscht. Na, den Computer, den sie 1932 hatten, möchte ich mal gerne sehen ... Last but not least wird in dem Spiel angedeutet, dass der Täter aus Prag einen Schüler hatte, der in der Gegenwart die Morde begeht. Die Geschichte in Prag spielt Ende der 1920er, die in der Gegenwart irgendwann in unserem Jahrtausend, nehme ich an. Der Schüler müsste demnach schon ein alter Mann sein. Es sei denn, der Schüler hat einen eigenen Schüler, aber davon wurde nichts erwähnt.

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Ich hoffe jedenfalls, dass da noch einiges im zweiten Teil geklärt wird. Die Cutscenes waren auf jeden Fall super :).

So, jetzt habe ich mich genug darüber ausgelassen. Wer das Spiel kennt kann gerne mit mir darüber diskutieren.
Minniestrone vor 13 Jahren
Lass bloß die Finger vom zweiten Teil!!! Das Ding wird dir nicht nur die Spielzeit vermiesen, sondern den ersten Teil gleich mit.
marenk vor 13 Jahren
Naja, aber wo ich ihn doch nun schon mal habe, werde ich ihn vermutlich auch spielen. Klingt aber nicht gerade gut, was du schreibst ...
marenk vor 13 Jahren
Oooookay, an und für sich dachte ich ja, dass der zweite Teil gar nicht so schlecht ist. Ich finde ihn zumindest spannend - bis ich dann an dieser blöden Stelle stundenlang fest hing :x . Ich bin noch nicht durch mit dem Spiel, also bitte nicht das Ende verraten.

Für den Fall das nachfolgende Generationen das gleiche Problem haben und an der gleichen Stelle hängen, poste ich mal die Lösung. In erster Linie ist es ein Problem mit der Bedienung (und blöder Programmierung):

Nach einer Rückblende muss die Hauptfigur früher oder später den Eingang zu einem Bunker finden. Wer Probleme damit hat, den Bunker zu finden, sollte folgendes machen:
Spoiler:
- Man braucht den Metalldetektor, der sich im Kofferraum des Wagens des örtlichen Sheriffs befindet. Damit man den Wagenschlüssel bekommt, muss man ihr zunächst bei einem Fall helfen (Blutspuren müssen gefunden werden).
- Mit dem Metalldetektor geht es dann hinters Haus. Der Detektor muss auf 3 eingestellt werden. Damit klickt man dann auf die graue Blechtonne mit dem Laub. Victoria sagt "Nichts". Anschließend ruft man das Inventar auf und nimmt den Detektor aus dem Inventar-Feld und klickt erneut auf die graue Tonne. Es sollte dann eine Animation ablaufen, in der Vic die Tonne zur Seite räumt. Es reicht nicht aus, nur mit Hilfe der Schallwelle nach dem Eingang zu suchen, das Gerät muss zusätzlich aus dem Inventar selbst genommen werden und zum Einsatz kommen. Saudoof.


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