Mitte des Jahres 2013 startete Killmonday eine Indiegogo-Kampagne zur Finanzierung eines Horror-Adventures. Dahinter steckt das Ehepaar Natalia Figueroa und Isak Martinsson aus Schweden, die in Interviews während der Kampagne zugaben, dass sie vor der Entwicklung kaum Adventures gespielt hatten, sich nun aber ins Genre verliebt hätten. Die Finanzierung war dennoch erfolgreich: 28.295 Dollar kamen am Ende zusammen. Nun ist 'Fran Bow' erschienen und wir haben uns gespannt in die Gruselwelt gestürzt. Was bei dem ungewöhnlichen Erstlingsprojekt herausgekommen ist, verraten wir Euch in unserem Test.

Fran bricht aus
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Die kleine Fran sitzt im Oswald Asylum fest |
Die kleine Fran hat ein schweres Schicksal hinter sich. Sie wurde Zeuge am Mord ihrer Eltern. Schockiert und verängstigt flüchtet das Mädchen mit ihrem Kater Mr. Midnight in den nahen Wald, wo sie schließlich zusammenbricht. Wenig später erwacht sie im Oswald Asylum, einer Nervenheilanstalt für Kinder. Hier bekommt sie das Medikament Doutine, das ihr helfen soll, über die schrecklichen Erlebnisse hinwegzukommen. Doch Doutine hat bei Fran furchtbare Nebenwirkungen. Es löst verstörende Visionen aus, in denen Fran blutüberströmte Leichen, gruselige Wesen und Gespenster sieht. Für Fran ist klar: Im Oswald Asylum geht es ihr nicht gut. Und auch ihr geliebter Kater ist seit der verhängnisvollen Nacht verschwunden. Fran fasst den Entschluss, aus dem Sanatorium auszubrechen. Wer nun an das Daedalic-Adventure 'Edna bricht aus' denkt und weitere Ähnlichkeiten erwartet, darf beruhigt sein. Denn viel mehr haben die beiden Adventures nicht gemein. Außer der Frage, ob alle Handlungen, die wir Fran durchführen lassen wirklich gut waren oder ob Fran nicht vielleicht doch besser in ärztliche Obhut gehört.
Grausame Fantasie
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Real oder Fantasie? Für Fran ist die Trennung nicht immer leicht. |
Im Laufe der fünf Kapitel wandert Fran durch einige Fantasiewelten, besucht aber immer wieder auch reale Orte. Ob jedoch auch das, was sie dort erlebt, wirklich passiert oder ob die zum Teil grausamen Handlungen gänzlich ihrer Fantasie entspringen, das wird uns zu keiner Zeit so richtig klar. Selbst das Ende schließt die Geschichte zwar ab, ist zugleich aber so offen gestaltet, dass dem Spieler viel Interpretationsspielraum bleibt.
Horror-Kinderbuch
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Es wird blutig... |
Die Optik von 'Fran Bow' erinnert auf den ersten Blick an ein Kinderbuch. Selbst die brutalen Visionen der kleinen Fran erhalten diesen Stil und geben dem Adventure einen eigenen Reiz, der immer wieder gekonnt mit diesen Gegensätzen spielt. Speziell in einem späteren Abschnitt, in dem Fran in einer Welt unterwegs ist, die aus einem Märchenbuch für Kinder entsprungen sein könnte, wird das deutlich. Fran hat eine Vision und diese wunderbare Welt verwandelt sich in den reinsten Horror, der durch die Gestaltung allerdings nicht so real wirkt, wie z.B. in Filmen. So dürfte er auch für zarter besaitete Spieler gut zu ertragen sein.
Garniert wird die Grafik durch viele gelungene Animationen, auch wenn sie nicht unbedingt flüssig ablaufen. Man erkennt nicht nur verschiedenste Emotionen auf Frans Gesicht, auch die Hintergründe werden durch viele kleine Animationen belebt.
Klassische Rätselkost
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... aber auch Märchenwelten werden besucht |
Bei ihrer Flucht und der anschließenden Reise durch die Welt hat Fran viele Aufgaben zu meistern, die sich überwiegend an klassischer Adventure-Kost orientieren. Oftmals müssen die richtigen Objekte gefunden und richtig kombiniert werden. Bis auf wenige Rätsel sind alle sehr gut und logisch in die Spielwelt eingebunden. Zwar nicht neu, aber dennoch Interessant ist die Möglichkeit, die Welt zu verändern. Anfangs steht Fran dafür ihr Pillendöschen zur Verfügung, später kommt noch eine Uhr für die Jahreszeiten hinzu. So werden andere Optionen möglich oder Charaktere sichtbar, die es in Frans "normaler" Welt nicht gibt.
Für Abwechslung sorgen ein paar Arcade-Minispiele, dessen Spektrum sich von einem Jump-n-Run bis zu einer Variante von 'Frogger' erstrecken. Sonderlich schwer ist keine dieser Einlagen, wer dennoch keine Lust dazu hat, kann die Abschnitte auch überspringen.
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Die Inventar-Steuerung ist etwas umständlich |
Leider ist die Steuerung etwas umständlich. Grundsätzlich wird nur die linke Maustaste benötigt, um das Inventar zu füllen - Fran sammelt alle Gegenstände in einer kleinen Tasche, die wir links unten im Bild finden. Wollen wir hier nun etwas untersuchen, benutzen oder kombinieren, müssen wir dazu zuerst den entsprechenden Menüeintrag auswählen und anschließend dann das Objekt. Warum man hier noch extra zwischen benutzen und kombinieren unterscheidet, hat sich uns nicht erschlossen.
Gute Texte, tolle Musik
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Die Texte bieten zum Teil einen morbiden Humor |
Sprachausgabe gibt es in 'Fran Bow' nicht, dafür aber gut geschriebene Texte, die sehr gut auf die teils sehr seltsamen Charaktere in der verstörenden Welt der kleinen Fran passen. Alle Texte wurden auch ins Deutsche übersetzt, nur selten gibt es kleinere Fehler oder eine etwas unpassende Übersetzung. Zum Ende des Spiels werden die Fehler leider etwas häufiger. Ebenfalls ist schade, dass die Auswahl im Dialog-Menü nur selten deutliche Unterschiede mit sich bringt. So kann Fran zwar unterschiedliche Antworten wählen, die Geschichte geht aber dennoch identisch weiter. Da die Sprache fehlt, sind die Geräusche und die Musik um so wichtiger. Auch hier kann das Spiel punkten, denn beide tragen gut zur tollen Atmosphäre bei.
Frei Speichern darf man in 'Fran Bow' übrigens nicht. Das Spiel merkt sich den Fortschritt beim Beenden. Will man nun einmal eine andere Dialogoption probieren, muss man ein neues Spiel starten oder das Kapitel von vorn beginnen.
'Fran Bow' ist ein überaus gelungener Einstieg ins Adventure-Genre von Killmonday und ein Beweis dafür, dass Crowdfunding-Projekte durchaus sehr gute Spiele hervorbringen können. Die Geschichte fesselt vom Anfang bis zum Ende und die Mischung aus friedlicher Märchenwelt und verstörenden Psychosen weiß zu gefallen. Über die gesamte Zeit bleiben die Rätsel zwar anspruchsvoll, aber nicht frustrierend. Auch die Arcade-Artigen Minispiele können unterhalten und sind auch für ungeübte Spieler zu schaffen. Wer Spaß an Grusel-Adventures hat, sollte sich 'Fran Bow' unbedingt einmal ansehen.
Fazit von Matthias Glanznig: Bei 'Fran Bow' ist gleich spürbar, wie sehr es dem Entwickler-Duo am Herzen gelegen haben muss. Für mich ist es allerdings kein echtes Grusel-Adventure, sondern eher ein morbides Märchen-Adventure. Die Geschichte ist sehr fantasievoll und bietet eine schöne Portion Abwechslung, wobei man sich mit dem bewusst kindlich gehaltenen Erzählstil vielleicht erst arrangieren muss. Trotz des düsteren Themas, steckt viel Lebensfreude in diesem Abenteuer und es fällt schwer, die kleine Fran nicht zu mögen, auch wenn sie nicht immer nette Sachen macht. Jedoch ist der finale Akt für meinen Geschmack ein wenig konfus geraten, was den positiven Eindruck etwas trübt. Zudem ist das Dialogsystem unausgereift und eine Sprachausgabe wäre schön gewesen. In spielerischer Hinsicht ist 'Fran Bow' dafür stimmig und abwechslungsreich. Alles in allem also ein gutes Abenteuer mit solidem Umfang (acht bis zehn Stunden), das man Genre-Fans ans Herz legen kann.
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Fran Bow
- Entwickler
- Killmonday
- Publisher
- Killmonday
- Release
- 27. August 2015
- Spielzeit
- 8-10 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://franbow.com
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Fran Bow im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
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