Völlig ohne, dass uns eine Info erreicht hätte, tauchte am 11. Dezember das Adventure 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' aus den Tiefen des Internets und in den Händlerregalen auf. Für eine Geheimmission zwar durchaus passend, für ein PC-Adventure allerdings recht ungewohnt. Auf einen Test wollen wir dennoch nicht verzichten und so werfen wir einen Blick auf das erste Adventure aus dem Hause The Game Species. Darin untersuchen wir als FSB Agentin Miljena Beljajewa eine Reihe von Diebstählen, die sich bei der russischen Armee ereignen. Neben einzelnen Waffen verschwinden auch ganze Kriegsschiffe und es wird davon ausgegangen, dass die Bande Unterstützer bis in die höchsten Militärkreise hat. Wie uns die Verbrecherjagt mit Miljena gefallen hat? Und gibt es vielleicht einen Grund, warum wir vorher nichts von 'Undercover Missions' gehört haben? Diesen Fragen gehen wir in unserem Test nach.

Leben und Sterben unter den Wellen
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Die FSB-Agentin Miljena Beljajewa wird auf die Kursk geschickt |
Das russische Atom-U-Boot Kursk wurde Anfang der 1990er Jahre gebaut und sank nach nur sechs Dienstjahren während eines Manövers in der Barentssee vor Norwegen. Schon kurz nach dem Untergang gab es zum Teil absichtlich gestreute Spekulationen über die Unglücksursache, die später jedoch entkräftet wurden. Vor diesem Hintergrund spielt auch 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141'. Die Agentin Miljena Beljajewa arbeitet für den Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation FSB und untersucht das seltsame Verschwinden eines ihrer Kollegen. Schnell stellt sich heraus, dass er einen Matrosen der Kursk beschattet hatte. Dieser steht im Verdacht, sich einer Mafia-ähnlichen Geheimorganisation angeschlossen zu haben, die Waffen der russischen Streitkräfte stehlen. Neben einigen Gewehren sind auf diesem Wege auch Kampfflieger, Schiffe oder Bergungskräne abhanden gekommen. Was planen die Verräter? Wie beschaffen sie die Waffen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt von unseren Ermittlungen, die uns auch schnell auf die noch im Hafen liegende Kursk führen. Hier stellt Miljena, die inzwischen undercover ermittelt schnell fest, dass auch die Kursk selbst gestohlen werden soll. Die Zeit läuft ihr davon, als die Kursk ausläuft und der Kontakt mit ihren Vorgesetzten auf dem Festland abreisst. Jeder könnte zu den Verschwörern gehören...
Alle unsere Feinde sind an Bord
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Was haben die Diebe mit den Waffen vor? |
Eine Geheimorganisation, die das Leben der Welt bedroht - Das kommt Euch bekannt vor? Kein Wunder, die Geschichte von 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' erinnert nicht nur auf den ersten Blick an die 'Geheimakte'-Reihe von Animation Arts. Sie stammt aber aus einer anderen Feder. Verantwortlich zeichnen die Österreicher von The Game Species, die ihr erstes Adventure abliefern. Im Bereich der Geschichte machen sie das auch recht gut, denn immer wieder ereignen sich überraschende Wendungen, die eine gewisse Spannung aufbauen und den Spieler durchaus an den Monitor fesseln können. Leider gibt es auch einige Löcher in der Logik und der Geschichte. Wenn sie ihre geheimen Akten schon nicht mitnehmen will - Warum lässt Miljena diese Dokumente dann einfach so offen in ihrer Kabine herumliegen, anstatt sie zumindest irgendwo zu verstecken? Das ist nur eine der vielen Fragen, vor die uns die Logik der Geschichte stellt. Spannend bleibt die U-Boot-Tour dennoch, wären da nicht die anderen Elemente des Adventures.
Rätsel im Land der U-Boote
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Minispiele sind auch mit an Bord |
Die meisten Aufgaben, vor die uns 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' stellt, sind durchaus logisch aufgebaut und bestehen aus mehr oder weniger simplen Inventarrätseln. Leider stehen wir aber viel zu oft unwissend in der Gegend herum und probieren aus lauter Frust sämtliche Kombinationsmöglichkeiten aus, weil das Spiel zu wenig Feedback gibt. Oder, was noch sehr viel störender wirkt, weil wir noch nicht alles angeschaut haben. Ja, Miljena hat ihre Aufgabe erfolgreich abgeschlossen, was sie uns auch sagt. Nein, in der Handlung geht es trotzdem nicht weiter. Zuvor müssen wir noch einmal alle Räume abklappern und die vorhandenen Hotspots betrachten, denn zuvor haben wir ein Objekt offenbar nicht angeschaut. Zum Beispiel, weil wir es aus den vorherigen Kapiteln schon kannten und uns auch da schon gesagt wurde, dass es keine neuen Erkenntnisse mehr bereithält. So hören wir also wieder und wieder die selben Sätze, bis es dann plötzlich weitergeht, nachdem wir beispielsweise einen Stuhl angeschaut haben.
Als wäre das noch nicht genug, werden zu Beginn eines neuen Kapitels einmal abgegraste Schränke wieder aufgefüllt und bereits eingesammelte und eingesetzte Gegenstände wieder auf dem Schiff verteilt. Wir haben nicht gezählt, aber gefühlt müssen wir uns in jedem Kapitel wieder einen Schraubendreher einsammeln, weil wir ihn vom vorherigen Kapitel nicht mehr dabei haben. Wenn Miljena zum Kapitelende gefangen genommen wird, macht das ja auch durchaus noch Sinn. Wenn sie aber einfach nur in einer Kabine wartet, wirkt das nur nervig. Zu allem Überfluss hat Miljena dann im letzten Kapitel (einer kleinen Rückblende) sogar Gegenstände im Inventar, die sie zu dem Zeitpunkt noch garnicht haben kann, weil sie diese erst zu einem späteren Abschnitt der Geschichte findet.
Hartnäckig bleiben!
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Miljena darf auch kurz an Land ermitteln |
Und dann gibt es da noch einen Grund, weswegen es einfach nicht weitergeht in der Geschichte: Wir waren nicht hartnäckig genug. Miljena steht zum Beispiel vor einem verschlossenen Schrank und hat eine Art Schlüssel im Inventar. Benutzt sie diesen, erhalten wir eine Ansage wie: "Nein, damit komme ich hier nicht weiter." Ok, also müssen wir einen anderen Schlüssel suchen oder es in einem anderen Kapitel vielleicht probieren, wenn der Schlüssel trotzdem passt. Wer nun die Szenerie verlässt, kommt vielleicht nie auf die Lösung, denn Miljena muss es einfach noch einmal probieren. Und noch einmal, denn nach dem dritten Versuch mit unserem Schlüssel hat sie den Schrank dann doch öffnen können und es geht weiter. Ähnliches gibt es einige Male im Spiel. So sagt uns Miljena auch mal, das in einem bestimmten Bereich nichts zu finden ist. Nach dem dritten oder vierten Betrachten können wir dann plötzlich etwas aus diesem Bereich mitnehmen. Und dann gibt es da noch den Feuerlöscher, den Miljena nicht für den von uns gedachten Zweck (für den er durchaus schwer sein sollte) nutzen will. Bis man ihn ausleert - Dann geht es plötzlich doch... Wir könnten noch einige Beispiele aufzählen, in denen uns die Rätsellogik graue Haare beschert hat.
Minispiele gibt es natürlich auch, und auch hier könnten wir verzweifeln. Dass wir beispielsweise zwei Dokumente vergleichen müssen, um das Gefälschte zu erkennen - das passt sehr gut in die Geschichte. Tippfehler, geänderte Zahlen, Zeichen oder Unterschriften - ja, das passt alles. Dennoch ist dieses Rätsel nicht leicht zu lösen. Dafür sind die Unterschiede zum Teil einfach zu unscheinbar. Dass dann aber ein eindeutig falsches Zeichen NICHT als Fehler gilt, frustriert uns um so mehr.
Schwache Dialogregie
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Die Dialoge sind gut, wurden nur leider manchmal unpassend eingesprochen |
'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' hatte sicherlich nicht das größte Budget. Dennoch wurde es in gleich drei Sprachen übersetzt und mit Sprachausgabe auf Englisch, Deutsch und Französisch ausgestattet. Leider ist ausgerechnet die deutsche Sprachausgabe nicht wirklich gelungen, was nicht mal unbedingt an den Sprechern liegt. Oft passt schon die Betonung nicht. Die Geschichte verspricht uns Dramatik und Miljena bespricht das mit anderen Charakteren in eher gelangweiltem Ton. Dass die Sprecherin es besser kann, zeigt ein Blick auf ihre Homepage, es bleibt also nur zu wenig Zeit oder Budget für die Aufnahmen. Musikuntermalung gibt es zwar, die ist jedoch so zurückhaltend, dass sie eigentlich überhaupt nicht auffällt.
Grafik aus vergangenen Zeiten
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Retro-Look ist derzeit ja "in", allerdings nicht so, wie er in 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' geboten wird. Das nämlich sieht aus wie einige der ersten 2,5D-Adventures. Die Charaktere bewegen sich extrem hölzern und langsam (rennen geht nicht) durch das U-Boot, viele Räume sehen sich sehr ähnlich und wurden zum Teil nur geringfügig verändert. Aktionen werden oft schwarzgeblendet, wir sehen also nicht was da eigentlich passiert, sondern können dann nur anhand der Geräusche erahnen, was Miljena so anstellt. Immerhin funktioniert die Steuerung sehr gut, ein Linksklick führt eine Aktion aus, mit der rechten Maustaste betrachten wir unsere Umgebung. Eine Raumübersicht führt uns von einem Ort zum Anderen, auch eine Hotspot-Anzeige ist vorhanden. Jedoch müssen wir für Aktionen sehr gut zielen, einige der Interaktionspunkte sind sehr klein, andere werden gern und oft vom Charakter überlagert. Freunde vieler Speicherstände werden übrigens enttäuscht, denn das Spiel speichert den Fortschritt selbstständig.
Eine veraltete Grafik und schwache Sprachausgabe müssen kein K.O.-Kriterium für Adventures sein, wenn denn die übrigen Punkte funktionieren. Und 'Undercover Missions: Operation Kursk K-141' bietet immerhin eine recht unverbrauchte Geschichte mit einigen spannenden Wendungen, leider allerdings auch einigen Löchern. Dass man das Spiel dann trotz der zum Teil unfairen Spiellogik durchspielen mag, beweist, dass hier nicht so viel falsch gemacht worden ist. Denn das größte Problem hat die Kursk nicht etwa mit finsteren Machenschaften von Ganoven sondern mit der Spielerführung. Die fehlt oftmals oder weist gar absichtlich in die gänzlich falsche Richtung, wie bei dem erwähnten Schrank. Wer übrigens zur Box greift, um das Spiel später eventuell weiter verkaufen zu können, sei gewarnt. Auch die Silberscheibe wird per Steam aktiviert.
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Undercover Missions: Operation Kursk K-141
- Entwickler
- The Game Species
- Publisher
- Ravenscourt
- Release
- 11. Dezember 2015
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
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