1994 blamierten sich Gametek/ Take2 mit ihrem ersten Filmadventure 'Hell'(unter anderem mit Dennis Hopper) bis auf die Knochen. Trotz der reihenweise unterirdischen Kritiken ließen sich die Amerikaner jedoch nicht von ihrem Weg abbringen und veröffentlichten zwei Jahre später - mit 'Ripper'- das nächste interaktive Adventure. Dieses Mal konnte man sogar Oscarpreisträger Christopher Walken (neben einigen anderen bekannten Namen) für das Projekt gewinnen. Im Jahre 2040 geht in New York ein Serienmörder um, der sich die Taten von Jack the Ripper zum Vorbild genommen hat. In der Rolle des Journalisten Jake Quinlan liegt es an uns, das menschliche Monster zu stoppen. Ob dabei mehr als bloß ein spannender Film herausgekommen ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Der Journalist Jake Quinlan erhält nach jedem Mord eine Nachricht des Mörders, der Jake als sein Sprachrohr benutzt. Signiert ist jede dieser Nachrichten mit dem Wort Ripper. Ein klarer Fall, jemand eifert den Gräueltaten des viktorianischen Serienmörders nach und ebenso wie vom echten Jack the Ripper fehlt jegliche Spur die den Ripper identifizieren könnte.
Jake Quinlans Recherchen führen ihn jedoch bald in ein Nest von Verdächtigen- Der sadistische Cop Vincent Magnotta lässt Beweismittel verschwinden und scheint die Ermittlungen eher zu bremsen – Könnte er der Ripper sein? Auch die brillante Ärztin Clare Burton scheint Dreck am Stecken zu haben und verfügt über das benötigte anatomische Wissen. Nicht minder verdächtig ist der durchgedrehte Cyberspace-Guru Joey Falconetti, der eine gemeinsame Vergangenheit mit Burton und Magnotta hat. Fast minütlich scheint die Spur des Rippers in eine andere Richtung zu führen und da geschieht auch schon das nächste Unglück. Jakes Freundin und Assistentin beim New Yorker Tagesblatt Virtual herald kommt dem Ripper zu nahe und läuft ihm in die Falle. Wie ein Wunder überlebt Catherine. Behandelt von Doctor Burton, ringt sie im Koma mit dem Tod. Feststeht, dass sie den Ripper gesehen haben muss.
Mit dem Versuch sie ins Leben zurückzuholen und das Bild des Rippers anhand ihrer Gehirntätigkeiten zu rekonstruieren, hofft Jake den Killer zu stellen.
Doch es erfordert seine Zeit, um in Catherines Unterbewusstsein vorzudringen, Zeit in der der Ripper gnadenlos weitermordet. Auch Jakes Leben ist nicht mehr sicher, denn desto näher er der Identität des Rippers kommt, desto enger legt sich die Schlinge um seinen eigenen Hals.
Ich werde wahnsinnig alias die Steuerung

Die Pfeilsteuerung ist teilweise recht kompliziert, da man öfters erst einen Schwenk in eine bestimmte Richtung machen muss, um auf den Pfeil zu stoßen, der uns zum gewünschten Ort befördert. So dauert es teilweise lange diesen zu erreichen, obwohl er nur ein paar Meter entfernt ist. Wenn man wenigstens die Kamerafahrten- wie etwa in den 'Blackstone Chroniken'- überspringen könnte, wäre es halbwegs in Ordnung gewesen. So aber geht die Zeit, die man teilweise für die Fortbewegung benötigt, auf keine Kuhhaut mehr. Allerdings gewöhnt man sich irgendwann an die verkorkste Steuerung und desto spannender die Story wird, desto mehr schafft man es, diesen sehr negativen Beigeschmack auszublenden. Am oberen Bildschirmrand befinden sich verschiedene Funktionen, die beim darüberfahren mit der Maus sichtbar werden.
Neben dem Optionsmenü befinden sich hier eine Reisefunktion (Mit der man immer nur zum Eingang einer Location reisen kann), das Inventar, Speicher und Ladefunktion sowie Jakes P.A. ähnlicher Minicomputer namens W.A.C.- Diesen benötigen wir dann auch regelmäßig im Spiel.
Mit ihm können wir Items- wie etwa Dokumente- einscannen und anschließend dort betrachten. Letzten Endes ist der W.A.C. auch ein zusätzliches Inventar, hier befinden sich einige Gegenstände, die wir für bestimmte Rätsel benötigen, aber nicht in Inventarrätseln anwenden können. Selten kommt es auch vor, dass die Notizfunktion des W.A.C.s Hinweise auf Codewörter für uns notiert und so eine elementare Hilfestellung leistet. Des Weiteren dient unser kleiner Assistent auch als eine Art Videophon, mit dessen Hilfe wir Bildmitteilungen empfangen. Das eigentliche Inventar des Spiels beinhaltet immer nur eine sehr kleine Anzahl an Gegenständen. Können wir einen Gegenstand in einem Screen benutzen, müssen wir nur das Inventar aufrufen, benutzen drücken und der Gegenstand wird automatisch mit der richtigen Stelle verwendet.
From Hell

Nicht immer machen diese Rätsel sonderlich viel Sinn. Es gibt zum Beispiel ein absolut geschmackloses Tierversuchrätsel, für dass es keinerlei konkreten Grund gibt und das auch keinen Nutzen für uns hat. Zumindest geht erst nach dem Rätsel die Story weiter, warum wir dafür das Sinnfreie Rätsel lösen mussten- Man weiß es nicht.
Ein nicht kleiner Teil des Spiels spielt im Cyberspace- Um bestimmte Adressen besuchen zu können, brauchen wir meistens ein Passwort, das sich irgendwo in der Spielwelt versteckt. Um im Cyberspace an die gewünschten Informationen zu kommen, müssen wir oft erstmal ein Rätsel lösen, oder in einigen, schlechten Arcadeshooter Einlagen (mit schwammiger Steuerung) siegreich sein. Die Actioneinlagen lassen sich allerdings glücklicherweise durch Eingabe des Wortes Arcade umgehen.
Im Optionsmenü hat man die Möglichkeit, sowohl den Schwierigkeitsgrad der Puzzles, als auch der Actionsequenzen einzustellen. Einige Puzzles des Spiels fallen so von vorne rein weg, nur im harten Puzzlemodus sind alle Puzzles vorhanden. Einige Rätsel wie ein Memoryspiel sind im leichten Modus stark vereinfacht, während es viele andere Rätsel immer noch mehr als in sich haben und immer noch zu hart sind.
Um es auf den Punkt zu bringen, das Gameplay ist alles andere als berauschend und würden nicht einige andere Bereiche des Spiels dafür umso mehr überzeugen, wäre 'Ripper' ein Spiel für die Gurkenrubrik geworden.
Ware aus Hollywood

Grafik

Die Grafik im Spiel selbst geht qualitativ in Ordnung, hat aber einen sehr sterilen Beigeschmack.
Die ziemlich tristen Hintergründe sind zwar gut aufgelöst, aber strahlen fast allesamt eine Note der Belanglosigkeit aus. Lediglich im Cyberspace gibt es auch mal etwas buntere Farben zu sehen. Optisch verfügen die Cyberspace Abschnitte über die Fantasie, die der eigentlichen Spielengine abgeht.
Sound

Oft sind es wohl eher angedeutete Klangeffekte als Musik im eigentlichen Sinne.
Spannungssteigernd mögen die Effekte zwar sein, aber durch die mangelnde Abwechslung gewöhnt man sich zu schnell an sie. Sehr positiv hingegen ist die Verwendung des Blue Oyster Cult Hits "Don´t fear the reaper" im Intro und Outro. Richtige Musikstücke der Art hätte es gerne mehr geben können.
Die deutsche Sprachausgabe ist qualitativ von Beispielhafter Qualität. Die Sprecher wissen durch die Bank weg zu überzeugen und sind sich der unamüsanten Handlung jederzeit bewusst. Christopher Walken spricht mit der deutschen Stimme, die man aus Film und Fernsehen kennt, was stark zur cineastischen Atmosphäre beiträgt. Die Stimme des Hauptdarstellers ist ebenfalls exzellent besetzt. Anmerken sollte man auch, dass die Dialoge wirklich sehr gut geschrieben sind und auch im deutschen sehr gut funktionieren.
Kleine Mängel gibt es in der deutschen Lokalisierung dennoch. Gelegentlich tauchen Objekte auf, deren Beschrigtungen nicht übersetzt wurden und bei benötigten Codewörtern muss man oft ein englisches Wort eingeben. Dies ist allerdings nicht wirklich schlimm, da die Hinweise auf das Codewort ebenfalls das englische Wort beinhalten. Zirka drei bis vier Mal kam es auch vor, dass Jake Quinlan für einen Moment mit englischer Sprachausgabe spricht.
Funktionalität auf modernen Rechnern
Die getestete Version ist die 1996 veröffentlichte Kartonversion 1.04 – Mir ist bekannt, dass es Leute gibt die Probleme mit dem Spiel haben. Auf dem Testrechner lief es hingegen völlig reibungslos. Benötigt wird in jedem Falle die Dosbox. Dort tippen wir im Verzeichnis der Cd den Befehl install /v3 ein und installieren so das Spiel. Wieder in Dos angekommen, starten wir das Spiel mit dem Befehl ripper /v3.
Ripper benötigt spezielle Grafikkartentreiber (Vesa), die es in der Form heute nicht mehr gibt. Der Begriff /v3 simuliert dem Spiel daher, das Vorhandensein der Vesatreiber. Bei älteren Versionen des Spiels kann es passieren, dass die Dosbox diese Befehlserweiterung nicht annimmt und sich das Spiel gar nicht erst installieren lässt. In diesem Falle sollte man die erste Cd des Spiels auf die Festplatte kopieren und die beiden verlinkten Patches in das Verzeichnis kopieren. Auf diese Art wird die Installationsdatei um die Möglichkeit erweitert, den Befehl /v3 hinzuzufügen. Wichtig ist dabei, zuerst den den Patch mit der Endung 3 in das Verzeichnis zu kopieren und erst danach den mit Endung 5.
Verfügbarkeit
Hier bieten sich wieder mal Amazon Marketplace und Ebay an.
'Ripper' ist ein Spiel mit zwei Gesichtern. Die Story ist sehr spannend umgesetzt und schafft es einen- nach eher schleppenden Einstiegsstunden- so richtig zu packen. Lediglich das Ende hinterlässt einen etwas faden Beigeschmack. Die schauspielerischen Leistungen zeugen von der enormen Professionalität, die Gametek/ Take2 im filmischen Bereich an den Tag gelegt hat, nur leider bedient 'Ripper' auch einige negative Klischees des interaktiven Films. Das Gameplay kann leider nicht ansatzweise mit den sehr guten inhaltlichen Seiten des Spiels mithalten. Viele der oft unanständig schweren Logikpuzzles löst man irgendwann nur noch, weil man wissen will, wie es mit der Story weitergeht, aber nicht weil man Spaß an der Rätselei hat. Klar, einige Puzzles werden durch das Umstellen des Schwierigkeitsgrades einfacher, andere sind jedoch immer noch bockschwer. Zum Teil fehlt es diesen Rätseln auch einfach an Sinn und konkreten Hinweisen. Wenn ich schon so viel Frust auf mich nehme, möchte ich zumindest gerne einen logischen Grund dafür haben. Die Arcade Minispiele im Cyberspace haben auch nicht gerade mein Herz gewonnen, lassen sich aber wenigstens umgehen.
Als sehr negativ habe ich auch die völlig verkorkste 3D Steuerung empfunden, mit der es teils viel zu lange dauert, um sich durch Räume zu bewegen. Als die Story erstmal richtig in Fahrt gekommen ist, habe ich diesen Punkt nicht mehr ganz so extrem empfunden, aber besonders während des trägen ersten Kapitels, hat sie mich gelegentlich doch dem Wahnsinn nahe gebracht. Wer also die sehr gute Seite des 'Rippers' auskosten möchte, sollte sehr Frustresistent und geduldig sein. Grafisch waren die Videosequenzen 1996 zum Teil deutlich schöner, als die einiger Konkurrenzspiele- Sehr positiv finde ich es, dass man diese Szenen im – komplett Bildschirm ausfüllenden- Vollbildmodus genießen kann, was damals eher Seltenheitswert hatte.
Die Grafik im Spiel ist nicht schlecht aufgelöst, mir aber ein wenig zu steril und klinisch. Zumal diese Sterilität auch noch durch die teils Menschenleeren Locations gefüttert wird.
Aufgrund der ausgeprägten Schwächen, kann ich leider also nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.
Was bleibt ist ein sehr spannender und guter Film, aber auch ein zähes und mäßiges Spiel an und für sich. Dass es trotz des Gameplays noch für drei Lupen reicht, zeigt wie deutlich sich der storytechnische Inhalt von anderen Bereichen des Spiels abzuheben vermag. Dennoch sind die filmischen– ebenfalls in 3D gehaltenen- 'Tex Murphy' Abenteuer deutlich vorzuziehen.
-
Ripper
- Entwickler
- Gametek
- Publisher
- Take-Two Interactive
- Release
- 1994
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter