Ein Jahr nach 'Hugo's House of Horrors' veröffentlichte der Entwickler David P. Gray einen zweiten Teil, in dem wir nun auch Penelope steuern dürfen. Inzwischen ist 'Hugo II - Whodunit?' bei GOG als Teil der 'Hugo-Trilogie' verfügbar. Ob das umfangreichste der drei 'Hugo'-Adventures einen besseren Eindruck als der Vorgänger hinterlassen kann, klären wir im Klassikertest.

Ein tödlicher Landsitz
Nach der erfolgreichen Rettung seiner Freundin Penelope läuteten für Hugo die Hochzeitsglocken. Ihre Hochzeitsreise soll nach England gehen, wo Hugos Großonkel Horace in einem großen Landhaus lebt. Dort angekommen stolpern die zwei Frischvermählten gleich ins Unglück: Hugo verschwindet und Penelope wird Zeugin, wie Großonkel Horace ermordet wird. Da auch das Telefon gestört ist, muss sie sich alleine an die Aufklärung des Falls machen. Penelope stürzt sich in die Ermittlungen. Dabei erkundet sie das große Anwesen von Großonkel Horace, lernt das Dienstpersonal und die Familie kennen und staunt über die tödlichen und schrägen Hobbies, die Horace zu pflegen scheint. Oder hat Euer Großonkel tödliche Schlangen, Killerbienen oder ähnliches Getier im Garten? Immerhin steht schnell fest, dass der Onkel selbst nicht einer dieser Gefahren zum Opfer gefallen sein kann, denn neben dem Mörder fehlt uns auch die Leiche von Onkel Horace.
Im direkten Vergleich bietet Hugos zweites Adventure, das wir fast die gesamte Spielzeit über als Penelope bestreiten, eine bessere Handlung. Ja, auch hier gibt es immer wieder Passagen, denen die Logik zu fehlen scheint, immerhin aber hat das Spiel eine Handlung, die sich entwickelt. Leider bleiben alle Nebencharaktere völlig blass und für die Geschichte zu großen Teilen unbedeutend. Und dass die Geschichte am Ende eine Textbox präsentiert, in der die Schlüsselszenen erklärt werden (müssen), zeugt auch nicht unbedingt von hoher Qualität.
Die 1.000 Tode der Penelope
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Und wieder ist Penelope tot |
Wohl in kaum einem anderen Adventure gibt es so viele Möglichkeiten, ums Leben zu kommen. Da ist zum Beispiel ein Feld von Venus-Fliegenfallen. Die fleischfressenden Pflanzen sind bei einem ersten Kontakt für Penelope tödlich. Sie haben aber auch einen unsichtbaren Radius, in den wir mit der Spielfigur nicht hineinmanövrieren dürfen. Machen wir das doch, stirbt Penelope. Das Gemeine dabei: Dieser unsichtbare Radius ist von Pflanze zu Pflanze verschieden. Wärhend wir an einer Stelle also beispielsweise vier Pixel Abstand halten müssen, können wir direkt neben einer anderen Pflanze entlanglaufen. Wir tippern uns also per Pfeiltaste Pixel für Pixel über den unsichtbaren Weg und speichern nach jedem Schritt. Glücklicherweise muss dieser Bildschirm nur ein Mal durchlitten werden.
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Seht Ihr hier die Brücke über die Schlucht? Nein? Penelope schon, sagt es aber nicht. |
Apropros unsichtbar: An einer anderen Stelle im Spiel steht Penelope vor einer Schlucht. Halten wir die Spielfigur nicht rechtzeitig an, läuft sie einfach so in den Abgrund und stürzt ab. Damit wir diese Schlucht überqueren können, müssen wir unsere Heldin über eine unsichtbare Brücke manövrieren. Diese Brücke ist nicht etwa vergleichbar mit dem "Sprung vom Kopf des Löwen" aus 'Indiana Jones und der letzte Kreuzzug', wo ein ähnlich frustrierendes Rätsel durch schnelles Weitergehen gelöst werden kann, nein. Hier muss Penelope in einen von der Spielgrafik verdeckten Bereich gelenkt werden, wo sie zunächst zurücklaufen muss, ehe sie einen (in der Animation nicht zu erkennenden) Schritt machen kann und so später über den Abgrund kommt. Ein Befehl wie "Look", der uns den Bildschirm beschreibt, spart diese Brücke natürlich auch aus.
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Wer nicht vorsichtig balanciert, verliert hier Items |
Und wo wir gerade bei Brücken sind... Penelope muss zweimal einen Fluss überqueren, über den sich eine Brücke spannt. Keine Angst, diesmal handelt es sich nicht um eine tödliche Gefahr, Penelope überlebt die Brückenquerung. Jedoch ist sie dabei etwas ungeschickt: Wenn wir sie nicht Pixel für Pixel bewegen, lässt sie eine Packung Streichhölzer ins Wasser fallen. Wir können die Packung anschließend zwar wieder einsammeln, die Hölzer bleiben den Rest des Spiels allerdings nass und somit unbrauchbar. Selbstredend fällt uns dieser Umstand erst viel später auf die Füße.
Huch, wo bin ich denn hier?
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Penelope besucht auch fremde Planeten |
Neben dem Landsitz besuchen wir mit Penelope auch ein Labyrinth oder den entfernten Planeten Retupmoc für ein kurzes Zwischenspiel, in dem wir einen gewissen Doktor Who treffen. In der Regel liefert 'Hugo II' auch Hinweise darauf, wie wir im Spiel vorankommen können. Zumindest häufiger als es im Vorgänger der Fall war. Aber auch hier finden wir wieder merkwürdige Design-Entscheidungen, auf die das Spiel auch selbst hinweist. Etwa Knöpfe in einem Gartenhaus, bei denen wir nicht wissen, was sie schalten oder ob sie gerade ein- oder ausgeschaltet sind. Um das zu erfahren, müssen wir also einen Knopf drücken und dann über das Anwesen laufen, um eine Veränderung festzustellen. Eine Sache, die in anderen Adventures auch 1991 schon besser gelöst wurde.
Die Technik
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Auch bei Hugo II ist die Grafik eher einfach gehalten. |
Gesteuert wird wieder über die Tastatur. Und wieder ist die korrekte englische Schreibweise zu beachten, wie schon bei 'Hugo I' nimmt es die Texterkennung sehr genau. Penelope sollten wir per Tastatur steuern, weil sich nur so Stellen wie die Flussbrücke, das Labyrinth mit den fleischfressenden Pflanzen oder die Schlucht lösen lassen. An unkritischen Stellen können wir auch auf die Maus zurückgreifen. Damit können wir auch wieder das Menü am oberen Bildrand erreichen, in dem z.B. das Spiel gespeichert werden kann.
Die Grafik von 'Hugo II' zeigt den selben Stil wie beim Vorgänger und wirkt ebenso veraltet. Musikalische Untermahlung gibt es, die Stücke wiederholen sich aber sehr bald. Das Spiel ist vom Umfang her für ein Ein-Mann-Projekt aber dennoch beachtenswert.
'Hugo II - Whodunit?' ist das mit Abstand längste der 'Hugo'-Adventures. Die anfängliche Spannung durch die Krimi-Geschichte wird leider bereits im Keim erstickt, das Spiel bietet einfach zu wenig Investigation und kaum Hintergründe zu den Charakteren. Immerhin sind die Rätsel etwas besser aufgebaut und es gibt ein paar mehr Tipps im Spiel als bei 'Hugo I'. Leider reicht das noch nicht für ein überzeugendes Adventure. Wer einmal seine Frustresistenz bei unfairen Laufsequenzen testen möchte oder einfach mal einen kleinen Exkurs in die frühe Adventure-Indie-Szene machen möchte, kann sich 'Hugo II' einmal anschauen.
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Hugo II, Whodunit?
- Entwickler
- Gray Design Associates
- Publisher
- Gray Design Associates
- Release
- 1991
- Webseite
- http://www.dgray.com/hwpage.htm
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter