Wie bei vielen Freeware Fan-Adventures war die Entstehungsgeschichte von 'Space Quest: Incinerations' mit Stolpersteinen gepflastert. Das ursprünglich 1999 ins Leben gerufene Projekt fand deshalb erst Anfang 2012 einen Abschluss und lag zwischen 2001 bis 2005 aufgrund interner Schwierigkeiten und fehlender Verantwortlichkeiten sogar völlig auf Eis. Letztlich bedurfte es offenbar die Eigeninitiative von Chris Ushko, der sich als hauptverantwortlicher Spielentwickler noch einmal heranwagte und vieles im Alleingang bewältigte. Geboten wird eine (inoffizielle) Fortsetzung von Sierras witziger Kult-Reihe. Wie haben für Euch einen Blick darauf geworfen.

Sierras Erbe
1995 erschien mit 'Space Quest 6: The Spinal Frontier' der bislang letzte Teil der populären Weltraum-Adventure-Reihe von Scott Murphy und Mark Crowe. Im Zentrum steht Roger Wilco, seines Zeichens ein gescheiterter Weltraumkapitän der sich mit Hauswart Jobs über Wasser halten muss und nebenbei eher zufällig das Universum rettet. In den letzten Jahren spinnen vor allem Fan-Projekte die Handlung weiter. Eines davon trägt den Namen 'Space Quest: Incinerations. Chris Ushko - er war unter anderem als führender 3D Animator an 'The Silver Lining' beteiligt und zählte zum Kernteam des recht aufwändigen Fanspiels 'Vohaul Strikes Back' - versteht sein Spiel als alternative Version eines noch nicht existierenden 'Space Quest 9'. Zur Erklärung: Neben den sechs Originalspielen, wird das Ende 2011 veröffentlichte 'Vohaul Strikes Back', sowie das momentan eingestellte 'Space Quest 7' Fan-Adventure in seiner Zeitrechnung berücksichtigt.
Die Lage ist allerdings noch komplizierter als es zunächst den Anschein haben mag. Roger wird von seinem (und Beatrices) zeitreisenden Sohn aus der Zukunft besucht. Dieser erklärt ihm, dass der General in Wahrheit einen finsteren Plan verfolgt und eine Bedrohung für das Universum darstellt. Havoc scheint die Zukunft zu kennen und verändern zu wollen. Eine Vermählung mit Beatrice sei nur ein kleiner Schritt, der niemals hätte passieren dürfen. Ein Kampf um die Zukunft beginnt.
Eskapismus und Humor
'Space Quest: Incinerations' (3rd Person, Point-and-Click Adventure) setzt kein Vorwissen voraus und nimmt Rücksicht auf Neulinge. Bislang ist es übrigens nur in englischer Sprache für den PC und MAC erhältlich.
Mit einer Spielzeit von 7 bis 10 Stunden, zählt es zu den umfangreichsten Fan-Adventures. Geboten wird eine bunte Mischung, die wenig auslässt: Von einem gigantischen (schießwütigen) Roboterhuhn, Zeitreisen, Weltraumschlachten, bis hin zu einer Liebesgeschichte, die den roten Faden bildet. Angesichts der Fülle an Ereignissen, fehlt manchmal die erzählerische Linie und manche Charaktere wirken austauschbar. Roger startet erwartungsgemäß als komischer Antiheld, doch spätestens mit dem Verlassen der Weltraumstation verhält er sich immer mehr wie ein typischer Actionheld. Streckenweise vielleicht etwas zu cool, um zur Figur zu passen.
Der Humor passt zum Charakter der großen Vorbilder. Neben Anspielungen auf die Originalreihe, finden sich witzige Anspielungen auf 'Halo' und 'Mass Effect', oder Filme wie 'X-Men', 'Star Wars' und 'Starship Troopers'. Wie schon die großen Sierra Vorbilder, schreckt das Fan-Abenteuer vor Selbstironie nicht zurück. Obligate Sterbeszenen dürfen ebenso wenig fehlen. Allerdings widerfährt einem dieses Schicksal relativ selten. Wir erhalten nach dem Tod stets eine neue Chance, ohne extra einen Spielstand laden zu müssen.
Fan-Adventures und die Angst vor der Klage
'Space Quest: Incinerations' wurde so konzipiert, damit vorhandene 'Space Quest' Referenzen notfalls entfernt werden können, sollte Sierra bzw. der aktuelle Rechteinhaber Activision Blizzard eine Unterlassung fordern. Diese Gefahr besteht bei solchen Projekten immer. Die meisten Referenzen passieren wahrscheinlich auch deshalb vorwiegend auf verbaler Ebene und sind für die Fortdauer der Handlung nicht essentiell.
Mit einigen Figuren der Originalreihe gibt es allerdings durchaus ein Wiedersehen (u.a. Roger, Beatrice, Roger Junior, Stellar, Vohaul...), die Ähnlichkeit zum Original ist jedoch rudimentär (Stellar sah in der Originalreihe beispielsweise weniger menschlich aus) und die kreativen Freiheiten sind unbestreitbar. Wer die zentralen Akteure sind und wie sie zu Roger stehen, wird unabhängig von dieser Problematik aber stets ausreichend erläutert.
Technische Umsetzung mit Schwächen
Die Spielsteuerung ist ihrerseits solide und die Icon-Leiste erinnert gezielt an Sierra Klassikern wie 'Space Quest V'. Die Aktionsmöglichkeiten sind zunächst auf ansehen, benutzen, reden und gehen reduziert. Mit der rechten Maustaste kann man bequem zwischen diesen Optionen wechseln, oder sie gleich direkt in der Icon-Leiste anwählen. Später wird die Handhabung zwischenzeitlich um ein paar Facetten reicher. In einem kurzen Kapitel bewegen wir uns in einem Roboter im Weltraum voran, mittels dem wir springen, schießen und ein grelles Licht produzieren können. Solche Elemente bringen Abwechslung in dieses Adventure und sorgen für ein zeitgemäßes Spielgefühl.
Der Soundtrack wurde von fünf Komponisten entwickelt, die stilistisch voneinander abweichen und mit unterschiedlicher Software arbeiten. Geboten wird ein durchgängiger Klangteppich. Das Niveau der Vertonung variiert stark und passt nicht immer zum Geschehen. Ein paar Musikstücke (vor allem die orchestralen Stücke) sind immerhin hervorragend und die meisten Kompositionen zumindest gut gelungen. Neben fehlender Sprachausgabe (sie könnte in den kommenden Monaten noch von Fans nachgereicht werden; auch eine deutsche Übersetzung ist möglich) kommen akustische Effekte oft zu kurz. Das mag Atmosphäre kosten, ist bei einem kostenlosen No-Budget Spiel aber vertretbar.
Bunte Story, bunte Rätsel
Leider fehlt eine Tagebuch-Funktion und die Textgeschwindigkeit kann nicht selektiv verändert werden. Jedenfalls nicht, ohne das gesamte Spiel zu verlangsamen. Fast jede Frage kann bei Bedarf aber immerhin beliebig oft nochmal gestellt werden. Manche Aufgaben passieren zudem unter Zeitdruck. Witzig ist hier ein Minispiel (dieser Rätseltyp wird ansonsten aber gemieden), bei dem wir uns im Stil von 'Mad Dog Mccree' bewaffnet voranbewegen und huhnartigen Aliens rechtzeitig beseitigen müssen, ohne selbst getroffen zu werden. Auch solche Elemente entsprechen sehr gut dem bunten Geist der 'Space Quest' Reihe und würden Scott Murphy und Mark Crowe wahrscheinlich gefallen.
Optisch hinterlässt 'Space Quest: Incinerations' zunächst zwiespältige Gefühle. Einerseits sind die Zwischensequenzen teilweise erstaunlich eindrucksvoll gelungen. Andererseits wäre weniger davon zugunsten besserer 2D-Hintergründe und 2D-Figuren sicherlich von Vorteil gewesen. Über weite Strecken spürt man, dass wir es doch mit einem Fan-Projekt zu tun haben - selbst wenn es zu den besten Vertretern seiner Art zählt. Auch die phasenweise starke Musik weist mit kleinen Aussetzern auf diese Tatsache hin und die fehlende Sprachausgabe ist ein weiterer Wermutstropfen. Davon abgesehen macht dieses Spiel vieles richtig. Rätsel und Story blühen spätestens ab dem Mittelteil auf und der Umfang kann sich mit einigen Vollpreisspielen messen. Wenngleich die Story kein Musterbeispiel an Originalität ist, so wird dafür viel Abwechslung und Action geboten und zwar kostenlos. 'Space Quest: Incinerations' zählt trotz einiger Kritikpunkte zu den besten Fan-Adventures, die im Internet frei verfügbar sind. Empfehlenswert... nicht nur für Fans!
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Space Quest - Incinerations
- Entwickler
- Box of Mystery
- Release
- 11. Januar 2012
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.boxofmystery.com/games/incinerations/incinerations-download/
- Art
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Fanadventure
- Sprachen
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- Systeme
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2 Kommentare
Ich weiß nicht mehr, was man im Optionsmenü einstellen konnte (ist doch schon rund zwei Jahre her), aber im Zweifelsfall kann man bei windows 7 z.b. die .exe Datei zum Spiel mit der rechten Maustaste anklicken, dann auf Eigenschaften klicken und dann den Bereich Kompatibilität auswählen. Dort kann man z.b. Ausführen mit Auflösung 640 X 480 aktivieren. Für dieses Game würde das vollkommen reichen.