"Da verwechelst du Genre mit Mediengattung..."
Nein, ich habe einfach eine Analogie zu unterschiedlichen Medien gesetzt. (Mediengattung ist etwas anderes) Und ich meine auch nicht Action statt Scifi, obwohl dies auch als Analogie zu meinem Punkt funktionieren würde. Ich hätte auch Dreirad und Fahrrad nehmen können.
Ich meine Genre-Erwartung vs. das tatsächlich gelieferte.
Übrigens, um Dich mal zu belehren. Gattung bzw. Genre ist lediglich ein Ordnungsprinzip mit einer Baumstruktur, was schon der alte Aristoteles in seiner Gattungslehre verwendet hat.
Und wenn ich auf der Ebene von unterschiedlichen Medien argumentierte bzw. eine Analogie ziehe, habe ich 1. keinen Gattungsfehler begangen und 2. eine dem Problem äquivalente Situation genannt.
Ich weiß nicht, ob Du in Deinem Studium bisher nur mit der Postmoderne in Berührung gekommen bist, weil Du sie immer wieder erwähnst. Das war hier nur nicht mein Punkt. Es geht auch nicht darum, ob ein Spiel gut oder schlecht ist oder man Denkanstöße bekommt.
Übrigens, wenn wir uns auf der Ebene von Western, Scifi, Action und Co bewegen ist die Vermittlungsart auf einer höheren oder niedrigeren, jedoch nicht auf derselben Ebene angeordnet. Es ist an meinem Punkt der Diskussion nicht relevant.
Adventure, Rollenspiel etc. sind Arten von Spielen mit eigenen Spielregeln der Vermittlung. Und wenn ich eben dieselbe Geschichte zunächst in einem Rollenspiel und später dann als Adventure spiele, ist die Spielerfahrung, das Spielgefühl und damit das Spiel als Ganzes völlig unterschiedlich.
Der vermittelnde Kontext in den die Narration eingebettet ist hat auch Auswirkung auf die Geschichte und bildet zusammen mit dieser das Spielgefühl. Und wenn Du in letzterem eine Vorliebe entwickelt hast und man Dir nun etwas völlig anderes unter demselben Label liefert, wirst Du als Specialgamer enttäuscht sein.
Wenn ich ein scharfes indisches Currygericht essen will und stattdessen ein 5 Sterne Hühnerfrikassee geliefert bekomme, werde ich trotzdem enttäuscht sein, da ich nicht das erhalten habe, was ich unter dem Label erwarte.
"Die Langeweile des Gameplays zeigt, dass es am nächsten an nicht-interaktiven Medien dran ist. Ergo der Fokus auf die Geschichte

"
Der Punkt der Langeweile ist ja hier schon strittig. Und dass der Fokus auf einer Geschichte liegt ist von mir nicht widersprochen und auch dier Nähe zu nicht interaktiven Erzählmedien. Der Fokus liegt aber für jemanden, der das Genre mag, auf einer Geschichte, die in einem typischen Vermittlungskontext präsentiert wird. Es gibt über Jahrzehnte ausgebildete Erwartungen an das Genre Adventure.
Als sich Seiten wie Adventure Treff gebildet haben, sind die Leute dahin, um eben solche Spiele wieder zu finden, die diese Erwartungen erfüllen. In den Anfangstagen der Seite hat man sich ganz klar von benachbarten oder ähnlichen Genres distanziert. Erst mit der beginnenden Flaute vor einigen Jahren ging es dann los mit dem Öffnen.
Interaktive Filme sind jetzt das Genre. Dagegen ist nichts zu sagen. Die Spieler sind im Schnitt dümmer geworden, was auch daran liegt, dass die Menge an Menschen mit Computern im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren explodiert ist. Früher saßen dahinter so Eierköpfe wie ich, die in abnspruchsvollen Textadventures oder Grafikadventures sehr gut, auch ohne Komplettlösung zurechtkamen. Übrigens, was anspruchsvolle Storylines angeht, da war Infocom ganz vorne und ist es noch bis heute. Es spielt nur keiner. Wir wören nier auf die Idee gekommen, den leichten Modus von Monkey Island 2 zu spielen. Ich fand das Spiel bis auf eine Stelle damals auch nicht schwer.
Der Interaktive Film ist auch nicht postmodern. Es ist ein altbekanntes Genre, über das man früher gelacht hat. Damit kam man in den 80ern nicht weit, weil es zu einfach war. Die Leute wollten gefordert werden.
Schleichspiele werden auch immer simpler. Mal von der hübschen Präsentation abgesehen. Was war A Way Out für eine schlecht geschriebene Geschichte. Das Gameplay bestand aus Knöpfchendrücken und ein wenig Spiel. Ganz ehrlich, ich bin Cineast. Dann bitte wenigstens gut geschriebene Dialoge. Und da haben Leute angeblich geheult.
Wenn es um gute Geschichten geht, war bisher in meinem ganzen Leben als Spieler und das beginnt tatsächlich am Quasi-Anfang der Computerspielegeschichte. Viel davor habe ich nicht verpasst.
The Last of Us ist das erste Spiel, bei dem Geschichte und Gameplay miteinander Schritt halten können. Wahrscheinlich das bestgeschriebene Spiel. Dann kommt ganz lange nichts mehr und dann Grim Fandango.
Es gibt viele Spiele mit tollen Spielerfahrungen. Little Nightmares z.B. oder Linelight. Die glänzen aber nur marginal durch ihre Geschichte als mehr durch ihr Design.