von sinnFeiN » 11.06.2020, 20:11
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Als Geisteswissenschaftler kann ich Dir sagen, dass Genres und sagen wir »Terminologie« immer noch Sinn machen. Wir sind eigentlich schon in der Post-Postmoderne.
Bin ich auch. Und nun? Dann solltest du wissen, dass es in der Wissenschaft nie eine Meinung gibt

. Die Postmoderne hat dann schon im späten 19. Jahrhundert angefangen. Da ist natürlich richtig, dass wir in bestimmten Bereichen schon die Post-Postmoderne erreicht haben oder vielmehr diskutiert wurde, dass der Dekonstruktivismus eh alle diese Regeln zerstört. In den Spielen hat sie, da gibts sogar Beiträge dazu, noch gar nicht begonnen oder ist erst in ihren ersten Schritten. Es gibt sogar eine These, dass sie in Europa später als in den USA begonnen hat. Das sieht man auch in Spielen. In den USA sind Genres in Spielen sehr weich und nicht genaue Kategorien. Im deutschsprachigen Raum sind wir da noch ganz weit entfernt. Ich hab den Fehler begangen, aber stell dich mal mit Dave Gilbert (NYC) zusammen und rede über Adventures. Du wirst schnell feststellen, dass der Begriff nicht deckungsgleich ist

. Da wäre dann auch ein Mass Effect oder Dragon Age eher dazuzuählen.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Für mich ist »Walking Simulator« nicht negativ konnotiert. Ich spiele auch andere Genres. Es macht durchaus einen Unterschied, ob Du über eine Gattung oder ein, sagen wir »Thema«, sprichst. Oft wird der Begriff und das Thema verwechselt.
Das führt dann z.B. bei Amazon dazu, dass Rennspiele plötzlich als Tag »Adventure« erhalten, weil sie einen Storymode haben. Die Verwirrung ist hier voll eingeschlagen.
Tags und Genres, gibt es bei uns auch und hier ist leider ein weiteres Problem. Das Sonnenssytem ist nicht egozentrisch... Dass du das so siehst, ist schön für dich. Dass allgemein der Begriff belastet ist, ist etwas anderes. Man höre sich diverse Folgen beim gamespodcast an oder einfach Wikipedia oder Wiktionary würde schon reichen. Beispielhaft gäbe es dann auch noch Berichterstattung darüber. In Zeiten des Postfaktualismus (da sind wir nun definitiv drin) glaubt man denen natürlich nicht und baut sich seine eigene Blase - egozentrisch eben.
Artikel:
https://killscreen.com/previously/artic ... simulator/
Wiktionary:
https://en.wiktionary.org/wiki/walking_simulator
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Dass in der Realität, in der Welt der Dinge, das Konzept meist nicht mit dem ihm mehr oder weniger ähnelnden Ding übereinstimmt, ist ein Gemeinplatz.
Natürlich finden sich, z.B. in Monkey Island 3, Minispiele. Hier der Schiffskampf, den man sich bei »Pirates!« abgeschaut hat. Aber tendenziell ist es eben ein Adventure. In Rollenspielen gibt es als Sidequests gerne Adventure-Gameplay. In der Tendenz sind diese Spiele aber Rollenspiele.
Wo wir wieder bei aktuelleren Ereignissen sind. Was genau ist Mass Effect? Ein Rollenspiel? Ein Third-Person-Shooter? Tendenziell zweiteres - rein der verbrachten Spielzeit wegen. Komisch, so wird es aber nie genannt. Weil Spielmechaniken, ja, sogar Perspektiven (!) zwar früher das Genre ganz genau vorgegeben haben, mittlerweile aber nur mehr ein Teil des Ganzen sind. Demzufolge gibt es vor allem aus dem englischsprachigen Raum nie ein Genre, das das Spiel beschreibt. Nein, in Pressemitteilungen sind es durchaus auch schon mal sechs oder mehr Genres, die allesamt seine Berechtigung haben.
Ein Beispiel: Ich spiele gerade Outer Wilds. Ist das ein Adventure? Es gibt unzählige Punkte, die dafür sprechen (Gameplay, Storylast, Rätsel, die vorhanden sind und natürlich der explorative Aspekt). Es gibt einige, die dagegen sprechen (Dialoge sind nur sehr wenig, man liegt mit einem direkt steuerbaren Raumschiff umher (Space Simulator?), man hat pro Session einen Pseudo-Zeitdruck, denn alle 22 Minuten löscht eine Supernova das Sonnensystem aus - im Sinne des Rogue-like Prinzips behält man aber Wissen und Fortschritt und macht einfach da weiter, wo man aufgehört hat).
Ein zweites Beispiel wäre das von mir getestete Disco Elysium. Rein von Perspektive und Aufmachung ein wirklich klassisches Rollenspiel - ein cRPG mit Party! Es fehlen aber Kämpfe und das Spiel besteht nur aus Ermittlung, Exploration und Dialogen. Damn...
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Ich habe das ernst gemeint. Ich musste schmunzeln, da Jehane im Prinzip genau das wiedergibt, was viele »junge« Gamer so über das bei Euch »klassische Adventure« so denken. Das sehe ich auch nicht kritisch. Es war mehr so gemeint, dass ich als alter Hase nun von der »jungen« Generation nochmal verdeutlicht bekomme, dass Adventures bzw. die Zeit des bei Euch »klassischen Adventures« gezählt sind.
Das ist halt das klassisch toxische Mansplaining. Alter, weißer cis-Mann erklärt die Welt. Ohne alle Details zu wissen

. Wie Jehane schon schreibt, bin ich hier mit 1985er Baujahr mit das jüngste Redaktionsmitglied

.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Das grundlegende Spielprinzip blieb aber immer gleich. Rätsel gibt es auch in anderen Genres. Bei Adventures liegt das Rätsel sozusagen auf der Handlung. In einem Minispiel ist das Rätsel Selbstzweck.
Und hier gehen die Meinung auseinander. Wäre Borderlands aus dieser Hinsicht noch ein Shooter? ist es nicht dann ein Rollenspiel? Oder dann doch der Shooter mit Rollenspielelementen? Oder ein Loot-Shooter? Oder alles davon?
Die Spielmechanik und der Spielablauf ist nur ein Behelf der Genre-Definitionen. Die Diskussion hatten wir schon einmal. Das Problem bei Spielen ist, dass es KEINE Definition gibt. Es wurde einfach nie genau definiert. Selbst in der Wissenschaft gibt es das nicht. Da hab ich dir schon sogar einmal Literaturhinweise gepostet.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Also die Handlungskette, die z.B. oben im Text kritisiert wurde, ist sozusagen typisch. Denn die Handlung ist sozusagen das Spiel. In gewissem Sinne ist ein Adventure immer linear. Du kannst vielleicht 2-3 Handlungstränge ausdenken oder wie z.B. in Monkey Island 2 mehrere nebeneinander laufen lassen.
Die bleiben allerdings in sich linear. Das Problem hat übrigens auch der Interaktive Film.
Ich gebe zu, dass ich da schon fast ein One-Trick-Pony bin. Aber Outer Wilds zeigt, dass es nicht unbedingt linear sein muss. Warum? Die Geschichte ist natürlich wie in einem Buch festgeschrieben. In welcher Reihenfolge du die Geschichte aber erlebst, ist völlig dir überlassen. Ganz der Archäologie ähnlich, grabst du alte Hinweise aus. Je nachdem, wohin du zuerst hinfliegst, erfährst du Dinge früher oder später. Zeitschleifen-Spiele haben das Phänomen öfter. 'NiER Automata' wäre ein sehr prominentes (und absolut geniales) Beispiel in einem anderen Genre. Und da gibt es dann auch noch über 30 Enden.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Hero Quest ist sozusagen 2 Spiele in einem. Pirates! ist z.B. ein Jahrmarkt unterschiedlicher Spiele. Mir würde es hier schwer fallen, das nur einem Genre zuzuordnen.
Ja, aber, wie geht das denn? Ich dachte, ein Adventrure kann nur ein Adventure sein und die Definition ist über Rätsel?

Genau dafür plädiere ich... den Genre-Begriff nicht so eng sehen und auch Mischformen zulassen... und das verdammte Wort "klassisch" in unserer Sprachwelt in dem Genre endlich loswerden. Es ist ein Hemmschuh.
Pirates! ist z.B. ein Jahrmarkt unterschiedlicher Spiele. Mir würde es hier schwer fallen, das nur einem Genre zuzuordnen.Ich habe kein Problem damit, dass der Genrebegriff verschwunden ist. Das »Adventure« im eigentlichen Sinne, findet begrifflich in historischen Spielebüchern dereinst sein Grab. Aber zumindest für diese Begriffsgeschichte ist es wichtig, zu wissen, welche Art Spiele mal damit gemeint war. Schon alleine für Spielehistoriker der Zukunft.[/quote]
Das soll jetzt heißen, dass es heutzutage keine Genres mehr gibt? Nope...
Deiner Analyse, dass das Genre tot ist, stimmt zumindest ein prominenter Protagonist des Genres entgegen: Charles Cecil. Er sieht eine Blüte. Diese strenge "Klassisch"-Begrifflichkeit täuscht nur darüber hinweg. Die Nintendo Switch ist übrigens ein Musterbeispiel dafür. Da befinden sich in den Charts eine Unmenge an narrativen Spielen - sprich Adventures. Die populären Visual Novels (nicht nur in Japan) zeigen da ein ähnliches Bild.
Bedeutungswandel und die Veränderung von Begriffen, oft auch unsinnig verzerrt zur ursprünglichen Bedeutung, wird es immer geben.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Vielleicht bist Du auch einfach nur sehr empfindlich Sinnfein und Dein Vergleich zur aktuellen Situation in den USA und der mitlaufenden Unterstellung ist deswegen nicht sehr rational.
Unabhängig der USA ist das übrigens auch wieder ein Musterbeispiel für heutige Internetdiskussionen. Klassische Opferumkehr und Diskreditierung des Gegenübers. Man könnte meinen, dass du an NLP-Kursen teilgenommen hast. Sorry, aber ich hab einfach was gegen allwissende Dauererklärer, die Diskussionen anfachen, aber eigentlich eh darüberstehen wollen. Das hat ganz wenig mit Geisteswissenschaft zu tun.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:06
Ich war z.B. in Köln und habe dort gegen Rassismus demonstriert und politisch sehe ich mich grün-links.
Nice! Und tappst dann trotzdem aus Versehen in die Falle die Qualifikation und das Wissen einer Redakteurin mit süffisantem Schmunzeln einfach mal wegzuwischen. Wenigstens schreibst du selbst, dass das nicht deine Absicht war.
rcatcorner hat geschrieben: ↑11.06.2020, 01:33
bezüglich »Vom Winde verweht«.
Das ist oder war, soweit ich weiß, in Planung. Der rassistische Anteil wird aber ausgespart.
»Vom Winde Verweht« ist genau wie »Pippi Langstrumpf« oder »Tim im Kongo« ein Kind seiner Zeit.
Natürlich kannst Du diese Stoffe heute noch adaptieren. Es wird auch immer jemanden geben, der sich darüber aufregt. Das kann aber nicht Problem des Künstlers sein.
Bei einer Adaption passt man das entsprechend an das heutige Wertesystem an. Z.B. lässt man Pippi Langstrumpf nicht das N-Wort verwenden.
Die Werke selbst stehen in ihrer Zeit und die heutige Rezeption in den Cultural Studies wird das entsprechend durch Queer-Readings, Gender-Readings und Racial-Readings beleuchten.
Ein Verbot oder gar Zensur wäre Geschichtsklitterung.
Um das Offtopic auch kurz abzuarbeiten:
Ist übrigens passiert. 'Vom Winde verweht' wurde von einigen Streaming-Diensten von den Anbietern selbst verbannt - aufgrund aktueller Ereignisse.
Little Britain's Matt Lucas hat ebenso gesagt, dass er heute einen solch harten Humor nicht mehr machne würde. Damit meint er seinen Sketch, wo er Blackfacing betreibt und eine schwarze, adipöse Frau spielt.
Da bin ich selbst nicht ganz sicher, was da richtig ist. Wenn die*der Autor*in das schon so sieht, ist es wahrscheinlich durchaus gut, das abzustellen. Little Britain kann man übrigens auf Netflix und Co nicht mehr ansehen - unabhängig von Lucas' Aussagen, denn diese hat er schon vor Jahren getätigt. Das Runternehmen erfolgte aufgrund #BlackLivesMatters und ist eine Konzernentscheidung.
Ist das gut? Ich wieß es nicht. Mir persönlich wäre es lieber, es bestünde und würde mit Hinweisen oder gar zusätzlichen Kommentaren versehen. Eine gute halbe Stunde von mir entfernt, wird gerade das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau neu gestaltet. Ein Rückkehr zum Biedermeier wird das genannt (
https://science.orf.at/stories/3200891/). Es wird entfernt. Das ist problematisch... äußerst problematisch.
Ist es hingegen rechtens die Statue des KKK-Gründers im Kapitol zu zeigen? Das wird gemacht. Und ja, die Republikaner stimmen gegen eine Wegnahme der Statue. Warum ist das auch problematisch? Die prominente Stellung. Wie wenn in der in Österreich derzeit regierenden Partei in der Klubzentrale noch das Gemälde des ehemaligen Diktators Dollfuß aufgehängt wäre. Aber Moment... das hatten sie bis vor ein paar Jahren noch im Foyer hängen, weil unproblematisch... Da frag ich mich immer wieder, ob der in COVID-19-Zeiten so oft zitierte "Hausverstand nicht doch fehlt.
Mit dem Hausverstand wäre es wahrscheinlich auch ganz gut die Genre-Begrifflichkeiten nicht mit dem Vorschlaghammer durchzudreschen.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]
Als Geisteswissenschaftler kann ich Dir sagen, dass Genres und sagen wir »Terminologie« immer noch Sinn machen. Wir sind eigentlich schon in der Post-Postmoderne. :-)
[/quote]
Bin ich auch. Und nun? Dann solltest du wissen, dass es in der Wissenschaft nie eine Meinung gibt :). Die Postmoderne hat dann schon im späten 19. Jahrhundert angefangen. Da ist natürlich richtig, dass wir in bestimmten Bereichen schon die Post-Postmoderne erreicht haben oder vielmehr diskutiert wurde, dass der Dekonstruktivismus eh alle diese Regeln zerstört. In den Spielen hat sie, da gibts sogar Beiträge dazu, noch gar nicht begonnen oder ist erst in ihren ersten Schritten. Es gibt sogar eine These, dass sie in Europa später als in den USA begonnen hat. Das sieht man auch in Spielen. In den USA sind Genres in Spielen sehr weich und nicht genaue Kategorien. Im deutschsprachigen Raum sind wir da noch ganz weit entfernt. Ich hab den Fehler begangen, aber stell dich mal mit Dave Gilbert (NYC) zusammen und rede über Adventures. Du wirst schnell feststellen, dass der Begriff nicht deckungsgleich ist :). Da wäre dann auch ein Mass Effect oder Dragon Age eher dazuzuählen.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]
Für mich ist »Walking Simulator« nicht negativ konnotiert. Ich spiele auch andere Genres. Es macht durchaus einen Unterschied, ob Du über eine Gattung oder ein, sagen wir »Thema«, sprichst. Oft wird der Begriff und das Thema verwechselt.
Das führt dann z.B. bei Amazon dazu, dass Rennspiele plötzlich als Tag »Adventure« erhalten, weil sie einen Storymode haben. Die Verwirrung ist hier voll eingeschlagen.
[/quote]
Tags und Genres, gibt es bei uns auch und hier ist leider ein weiteres Problem. Das Sonnenssytem ist nicht egozentrisch... Dass du das so siehst, ist schön für dich. Dass allgemein der Begriff belastet ist, ist etwas anderes. Man höre sich diverse Folgen beim gamespodcast an oder einfach Wikipedia oder Wiktionary würde schon reichen. Beispielhaft gäbe es dann auch noch Berichterstattung darüber. In Zeiten des Postfaktualismus (da sind wir nun definitiv drin) glaubt man denen natürlich nicht und baut sich seine eigene Blase - egozentrisch eben.
Artikel: https://killscreen.com/previously/articles/time-stop-using-term-walking-simulator/
Wiktionary: https://en.wiktionary.org/wiki/walking_simulator
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]
Dass in der Realität, in der Welt der Dinge, das Konzept meist nicht mit dem ihm mehr oder weniger ähnelnden Ding übereinstimmt, ist ein Gemeinplatz.
Natürlich finden sich, z.B. in Monkey Island 3, Minispiele. Hier der Schiffskampf, den man sich bei »Pirates!« abgeschaut hat. Aber tendenziell ist es eben ein Adventure. In Rollenspielen gibt es als Sidequests gerne Adventure-Gameplay. In der Tendenz sind diese Spiele aber Rollenspiele.[/quote]
Wo wir wieder bei aktuelleren Ereignissen sind. Was genau ist Mass Effect? Ein Rollenspiel? Ein Third-Person-Shooter? Tendenziell zweiteres - rein der verbrachten Spielzeit wegen. Komisch, so wird es aber nie genannt. Weil Spielmechaniken, ja, sogar Perspektiven (!) zwar früher das Genre ganz genau vorgegeben haben, mittlerweile aber nur mehr ein Teil des Ganzen sind. Demzufolge gibt es vor allem aus dem englischsprachigen Raum nie ein Genre, das das Spiel beschreibt. Nein, in Pressemitteilungen sind es durchaus auch schon mal sechs oder mehr Genres, die allesamt seine Berechtigung haben.
Ein Beispiel: Ich spiele gerade Outer Wilds. Ist das ein Adventure? Es gibt unzählige Punkte, die dafür sprechen (Gameplay, Storylast, Rätsel, die vorhanden sind und natürlich der explorative Aspekt). Es gibt einige, die dagegen sprechen (Dialoge sind nur sehr wenig, man liegt mit einem direkt steuerbaren Raumschiff umher (Space Simulator?), man hat pro Session einen Pseudo-Zeitdruck, denn alle 22 Minuten löscht eine Supernova das Sonnensystem aus - im Sinne des Rogue-like Prinzips behält man aber Wissen und Fortschritt und macht einfach da weiter, wo man aufgehört hat).
Ein zweites Beispiel wäre das von mir getestete Disco Elysium. Rein von Perspektive und Aufmachung ein wirklich klassisches Rollenspiel - ein cRPG mit Party! Es fehlen aber Kämpfe und das Spiel besteht nur aus Ermittlung, Exploration und Dialogen. Damn...
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Ich habe das ernst gemeint. Ich musste schmunzeln, da Jehane im Prinzip genau das wiedergibt, was viele »junge« Gamer so über das bei Euch »klassische Adventure« so denken. Das sehe ich auch nicht kritisch. Es war mehr so gemeint, dass ich als alter Hase nun von der »jungen« Generation nochmal verdeutlicht bekomme, dass Adventures bzw. die Zeit des bei Euch »klassischen Adventures« gezählt sind.[/quote]
Das ist halt das klassisch toxische Mansplaining. Alter, weißer cis-Mann erklärt die Welt. Ohne alle Details zu wissen :). Wie Jehane schon schreibt, bin ich hier mit 1985er Baujahr mit das jüngste Redaktionsmitglied :).
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Das grundlegende Spielprinzip blieb aber immer gleich. Rätsel gibt es auch in anderen Genres. Bei Adventures liegt das Rätsel sozusagen auf der Handlung. In einem Minispiel ist das Rätsel Selbstzweck.[/quote]
Und hier gehen die Meinung auseinander. Wäre Borderlands aus dieser Hinsicht noch ein Shooter? ist es nicht dann ein Rollenspiel? Oder dann doch der Shooter mit Rollenspielelementen? Oder ein Loot-Shooter? Oder alles davon?
Die Spielmechanik und der Spielablauf ist nur ein Behelf der Genre-Definitionen. Die Diskussion hatten wir schon einmal. Das Problem bei Spielen ist, dass es KEINE Definition gibt. Es wurde einfach nie genau definiert. Selbst in der Wissenschaft gibt es das nicht. Da hab ich dir schon sogar einmal Literaturhinweise gepostet.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Also die Handlungskette, die z.B. oben im Text kritisiert wurde, ist sozusagen typisch. Denn die Handlung ist sozusagen das Spiel. In gewissem Sinne ist ein Adventure immer linear. Du kannst vielleicht 2-3 Handlungstränge ausdenken oder wie z.B. in Monkey Island 2 mehrere nebeneinander laufen lassen.
Die bleiben allerdings in sich linear. Das Problem hat übrigens auch der Interaktive Film.[/quote]
Ich gebe zu, dass ich da schon fast ein One-Trick-Pony bin. Aber Outer Wilds zeigt, dass es nicht unbedingt linear sein muss. Warum? Die Geschichte ist natürlich wie in einem Buch festgeschrieben. In welcher Reihenfolge du die Geschichte aber erlebst, ist völlig dir überlassen. Ganz der Archäologie ähnlich, grabst du alte Hinweise aus. Je nachdem, wohin du zuerst hinfliegst, erfährst du Dinge früher oder später. Zeitschleifen-Spiele haben das Phänomen öfter. 'NiER Automata' wäre ein sehr prominentes (und absolut geniales) Beispiel in einem anderen Genre. Und da gibt es dann auch noch über 30 Enden.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Hero Quest ist sozusagen 2 Spiele in einem. Pirates! ist z.B. ein Jahrmarkt unterschiedlicher Spiele. Mir würde es hier schwer fallen, das nur einem Genre zuzuordnen.[/quote]
Ja, aber, wie geht das denn? Ich dachte, ein Adventrure kann nur ein Adventure sein und die Definition ist über Rätsel? :o
Genau dafür plädiere ich... den Genre-Begriff nicht so eng sehen und auch Mischformen zulassen... und das verdammte Wort "klassisch" in unserer Sprachwelt in dem Genre endlich loswerden. Es ist ein Hemmschuh.
Pirates! ist z.B. ein Jahrmarkt unterschiedlicher Spiele. Mir würde es hier schwer fallen, das nur einem Genre zuzuordnen.Ich habe kein Problem damit, dass der Genrebegriff verschwunden ist. Das »Adventure« im eigentlichen Sinne, findet begrifflich in historischen Spielebüchern dereinst sein Grab. Aber zumindest für diese Begriffsgeschichte ist es wichtig, zu wissen, welche Art Spiele mal damit gemeint war. Schon alleine für Spielehistoriker der Zukunft.[/quote]
Das soll jetzt heißen, dass es heutzutage keine Genres mehr gibt? Nope...
Deiner Analyse, dass das Genre tot ist, stimmt zumindest ein prominenter Protagonist des Genres entgegen: Charles Cecil. Er sieht eine Blüte. Diese strenge "Klassisch"-Begrifflichkeit täuscht nur darüber hinweg. Die Nintendo Switch ist übrigens ein Musterbeispiel dafür. Da befinden sich in den Charts eine Unmenge an narrativen Spielen - sprich Adventures. Die populären Visual Novels (nicht nur in Japan) zeigen da ein ähnliches Bild.
Bedeutungswandel und die Veränderung von Begriffen, oft auch unsinnig verzerrt zur ursprünglichen Bedeutung, wird es immer geben.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Vielleicht bist Du auch einfach nur sehr empfindlich Sinnfein und Dein Vergleich zur aktuellen Situation in den USA und der mitlaufenden Unterstellung ist deswegen nicht sehr rational.[/quote]
Unabhängig der USA ist das übrigens auch wieder ein Musterbeispiel für heutige Internetdiskussionen. Klassische Opferumkehr und Diskreditierung des Gegenübers. Man könnte meinen, dass du an NLP-Kursen teilgenommen hast. Sorry, aber ich hab einfach was gegen allwissende Dauererklärer, die Diskussionen anfachen, aber eigentlich eh darüberstehen wollen. Das hat ganz wenig mit Geisteswissenschaft zu tun.
[quote=rcatcorner post_id=161343 time=1591830403]Ich war z.B. in Köln und habe dort gegen Rassismus demonstriert und politisch sehe ich mich grün-links.[/quote]
Nice! Und tappst dann trotzdem aus Versehen in die Falle die Qualifikation und das Wissen einer Redakteurin mit süffisantem Schmunzeln einfach mal wegzuwischen. Wenigstens schreibst du selbst, dass das nicht deine Absicht war.
[quote=rcatcorner post_id=161344 time=1591831982]
bezüglich »Vom Winde verweht«.
Das ist oder war, soweit ich weiß, in Planung. Der rassistische Anteil wird aber ausgespart.
»Vom Winde Verweht« ist genau wie »Pippi Langstrumpf« oder »Tim im Kongo« ein Kind seiner Zeit.
Natürlich kannst Du diese Stoffe heute noch adaptieren. Es wird auch immer jemanden geben, der sich darüber aufregt. Das kann aber nicht Problem des Künstlers sein.
Bei einer Adaption passt man das entsprechend an das heutige Wertesystem an. Z.B. lässt man Pippi Langstrumpf nicht das N-Wort verwenden.
Die Werke selbst stehen in ihrer Zeit und die heutige Rezeption in den Cultural Studies wird das entsprechend durch Queer-Readings, Gender-Readings und Racial-Readings beleuchten.
Ein Verbot oder gar Zensur wäre Geschichtsklitterung.
[/quote]
Um das Offtopic auch kurz abzuarbeiten:
Ist übrigens passiert. 'Vom Winde verweht' wurde von einigen Streaming-Diensten von den Anbietern selbst verbannt - aufgrund aktueller Ereignisse.
Little Britain's Matt Lucas hat ebenso gesagt, dass er heute einen solch harten Humor nicht mehr machne würde. Damit meint er seinen Sketch, wo er Blackfacing betreibt und eine schwarze, adipöse Frau spielt.
Da bin ich selbst nicht ganz sicher, was da richtig ist. Wenn die*der Autor*in das schon so sieht, ist es wahrscheinlich durchaus gut, das abzustellen. Little Britain kann man übrigens auf Netflix und Co nicht mehr ansehen - unabhängig von Lucas' Aussagen, denn diese hat er schon vor Jahren getätigt. Das Runternehmen erfolgte aufgrund #BlackLivesMatters und ist eine Konzernentscheidung.
Ist das gut? Ich wieß es nicht. Mir persönlich wäre es lieber, es bestünde und würde mit Hinweisen oder gar zusätzlichen Kommentaren versehen. Eine gute halbe Stunde von mir entfernt, wird gerade das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau neu gestaltet. Ein Rückkehr zum Biedermeier wird das genannt (https://science.orf.at/stories/3200891/). Es wird entfernt. Das ist problematisch... äußerst problematisch.
Ist es hingegen rechtens die Statue des KKK-Gründers im Kapitol zu zeigen? Das wird gemacht. Und ja, die Republikaner stimmen gegen eine Wegnahme der Statue. Warum ist das auch problematisch? Die prominente Stellung. Wie wenn in der in Österreich derzeit regierenden Partei in der Klubzentrale noch das Gemälde des ehemaligen Diktators Dollfuß aufgehängt wäre. Aber Moment... das hatten sie bis vor ein paar Jahren noch im Foyer hängen, weil unproblematisch... Da frag ich mich immer wieder, ob der in COVID-19-Zeiten so oft zitierte "Hausverstand nicht doch fehlt.
Mit dem Hausverstand wäre es wahrscheinlich auch ganz gut die Genre-Begrifflichkeiten nicht mit dem Vorschlaghammer durchzudreschen.