Wieviel kostet ein Adventure in der Produktion?

[Digitalis.purpurea]

Sicherlich schwer zu beantworten, da ein Sherlock Holmes in einer anderen Liga spielt als Kathy Rain. Aber so ein Mittelklasse - Adventure wie von Daedalic oder Microids, wieviel kostet das ca.?

[Mikej]

Daedalics A New Beginning hat z.B. 600.000 Euro gekostet.

http://daedalic-entertainment.de/pdf/ga ... 07_S16.pdf

Und bei Daedalic arbeiten immer auch viele Praktikanten, um die Kosten überschaubar zu halten.

[Digitalis.purpurea]

Und bei Daedalic arbeiten immer auch viele Praktikanten, um die Kosten überschaubar zu halten.

Übersetzung: Da werden Berufsanfänger ausgebeutet und dürfen sich dafür auch noch bedanken, eine weitere Firma in den Lebenslauf schreiben zu können.Noch ein Minuspunkt für Daedalic. Wobei diese Schweinerei auf dem deutschen Arbeitsmarkt ohnehin Usus ist.

[Mikej]

Ich sags mal so, würden alle Adventure-Entwickler das bekommen, was ihre Arbeitskraft wert ist, würde es kaum noch Adventures geben.

[advfreak]

Daedalics A New Beginning hat z.B. 600.000 Euro gekostet.

http://daedalic-entertainment.de/pdf/ga ... 07_S16.pdf

Und bei Daedalic arbeiten immer auch viele Praktikanten, um die Kosten überschaubar zu halten.

Ich bin ehrlich gesagt schockiert. Das ist doch einfach nur Missmanagement. Wie soll sich das denn jemals rechnen?

[Digitalis.purpurea]

Ich sags mal so, würden alle Adventure-Entwickler das bekommen, was ihre Arbeitskraft wert ist, würde es kaum noch Adventures geben.

In Deutschland bekommt so gut wie niemand das, was seine Arbeitskraft wert ist. Die Hälfte wird von den Arbeitgebern in aller Regel als vollkommen ausreichend empfunden.

[Mikej]

Ich bin ehrlich gesagt schockiert. Das ist doch einfach nur Missmanagement. Wie soll sich das denn jemals rechnen?

Daedalic würde nicht da stehen, wo sie jetzt sind, wenn sie nicht einiges richtig machen würden.

[Mikej]

Ich sags mal so, würden alle Adventure-Entwickler das bekommen, was ihre Arbeitskraft wert ist, würde es kaum noch Adventures geben.

In Deutschland bekommt so gut wie niemand das, was seine Arbeitskraft wert ist. Die Hälfte wird von den Arbeitgebern in aller Regel als vollkommen ausreichend empfunden.

Ja, das trifft leider auf die meisten Länder zu.

[advfreak]

Ich bin ehrlich gesagt schockiert. Das ist doch einfach nur Missmanagement. Wie soll sich das denn jemals rechnen?

Daedalic würde nicht da stehen, wo sie jetzt sind, wenn sie nicht einiges richtig machen würden.

Das haben sie wohl auch, aber ich glaube nicht das "A New Beginning" diesen Betrag wieder herein gespielt hat.

Der Erfolg dürfte wohl eher bei Deponia liegen.

[marenk]

Sicherlich schwer zu beantworten, da ein Sherlock Holmes in einer anderen Liga spielt als Kathy Rain. Aber so ein Mittelklasse - Adventure wie von Daedalic oder Microids, wieviel kostet das ca.?

Ich habe mal eine schnelle Internetsuche gestartet und herausgefunden, dass Grim Fandango (1998) drei Millionen Dollar gekostet hat. Gabriel Knight 3 hat ein Jahr später 4,2 Millionen $ gekostet. Zum Vergleich: Heavy Rain, wenn auch kein "Mittelklasse"-Adventure, hat 2010 40 Millionen $ verschlungen. (Schockschwere Not, ich sehe gerade, dass Disney Infinity bei 100 Millionen lag).

Quelle: Kotaku

Baphomets Fluch 5 konnte über Kickstarter 771.560 $ gewinnen, aber Revolution Software hat auch Eigenkapital reingesteckt, also kenne ich das endgültige Budget nicht genau.

[Dolgsthrasir]

Du musst aber auch bedenken, dass zu Zeiten von Grim Fandango und Gabriel Knight das Genre Mainstream war. Heute sind die Budgets deutlich geringer. Heavy Rain ist da wiederum eine Ausnahme, da es weniger Adventure ist, zudem Exklusivtitel der damaligen Ps3 und ein heißes Eisen von Sony.

[Mikej]

Ja, in der Gegenwart ist Genre-"Mittelklasse" wohl eher im Bereich bis sagen wir 1mio und die "Oberklasse" beginnt etwa ab 1 mio. Jetzt gaaaanz grob gesagt .

Baphomets Fluch 5 hat übrigens ~2 mio Pfund gekostet. Das sagt Charles Cecil zumindest in einem interessanten Interview, das ich mal in Zusammenarbeit mit den Adventure Gamers filmen durfte:
https://m.youtube.com/watch?v=mUoHTRnWYCc (ab Minute 5 redet er über die Kosten).

[Digitalis.purpurea]

Und so kleine Spiele wie Kathy Rain und Knee Deep, wo liegen die ca.?

[Mikej]

Knee Deep wird schätze ich teurer sein, als KR, weil die Engine "komplizierter" sein dürfte und ein größeres Team dahintersteckt. Kann letztlich aber nur raten.

Mit der AGS-Engine (u.a. Kathy Rain wurde vermutlich damit gemacht) kann man wiederum auch z.B. 1,2-Mann-Projekte gut umsetzen und offenbar relativ schnell arbeiten. Dadurch ist eine günstigere Entwicklung möglich und man muss bei dieser Engine glaube ich auch keine teuren Lizenzen für die Engine bezahlen. Da laufen die Kosten oft v.a. auf Wohnung und Nahrung hinaus. Sachen wie Sprachausgabe und Soundtrack ist aber klarerweise ein eigenes Kapitel und irgendwer sollte das Proof Reading erledigen, etc.

Deswegen kann Wadjet Eye Games (die Spiele entstehen auch mit AGS) z.B. relativ günstig produzieren. Glaube Dave Gilbert von Wadjet Eye Games hat mal was von um die 40.000, 50.000 Dollar oder so herum angedeutet (bin mir aber nicht zu 100% sicher...), was er für aktuelle Projekte grob einplant. Würde mich jedenfalls wundern, wenn Kathy Rain viel teurer wäre. Kann aber nur spekulieren, also mich nicht dran aufhängen bitte. Und ich weiß nicht, wie lange die Entwicklung gedauert hat. Ist sicher auch ein Faktor.

Im Low-Budget-Bereich ist Pixel-Art jedenfalls die vermutlich beste Chance, um ein P&C-Adventure kommerziell halbwegs tauglich und nicht teuer zu realisieren.

[sinnFeiN]

Man bedenke, dass eine Synchronisation bei $40.000 das Budget mal ganz gemütlich um mindestens 20% heben würde (und das ist schon ziemlich billig)

Rekordhalter ist derzeit Star Wars: The Old Republic mit $500 Mio. - 1 Mrd. Kosten (inklusive Marketing)

Das zeigt dann deutlich, wo die Budgets von Adventures liegen. Während diese eher stagnierten, bzw. wie mikej richtig sagt eher zurückgingen, sind andere exorbitant gestiegen.

Die Praktikanten sind übrigens im Business fast Standard und ohne Praktika kommt man kaum rein. Wie Bobby Kotick (CEO von Activision Blizzard) mal sagte, gibt es genug Frischfleisch, die heiß auf die Branche sind. Wer Geld verdienen will, soll halt in der IT arbeiten. In der Games-Industrie gehts noch sehr viel um Leidenschaft. Vor allem junge Entwickler werden durchaus ausgebeutet (dazu haben wir eh mal im Forum einen kleinen Link zum Thema Burnout gehabt).
Unbezahlte Praktika sind normal. So hatte ich mal überlegt mich bei Crytek für so eines zu bewerben. Wäre ein Jahr ohne Lohn gewesen. Wohnkosten darfst dir selber zahlen.
Daedalic ist so nicht der "Teufel", sondern eher im Bereich des völlig Normalen. Leider...

Während man früher einfach ein AAA-Adventure mit einem Studio unter 30 Leute geschafft hat, ist das jetzt eher die A- bis AA-Kategorie

Pauschalisieren kann man hier aber sicherlich schlecht... gibt wenige positive Ausnahmen.

[Marcel86]

Ich gebe mal als kleiner 1-Mann Indie-Entwickler von Adventure-Games meinen Senf dazu:

Die Kosten um ein Adventure zu entwickeln bestehen m.E. wesentlichen aus diesen Faktoren:

1. Personalkosten
Macht den mit Abstand größten Posten aus WENN mehrere Personen beteiligt sind und davon leben sollen.

2. Lizenzkosten/Tools
Entwicklerwerkzeuge, Engines etc. können ganz schön teuer sein. Wenn dann noch Mehrplatzlizenzen erforderlich werden sind wir sicher schnell bei einigen tausend Euro.

3. Vertonung / Musik
Synchronsprecher sind teuer (wenn man es nicht inhouse machen kann). Hier werden weitere tausend Euro fällig. Das gleiche gilt für Musik. Auch hier muss man oft auf externe Dienstleister zurückgreifen.

4. Marketing
Ein gutes Spiel ist eine Sache, das Spiel bekannt machen eine andere. Werbung ist teuer, sehr sehr teuer!

Das heißt nicht, das jedes Adventure gleich 600.000 EUR kosten muss. Im wesentlchen hängt es davon ab, wieviel man als Entwickler selber leisten kann ohne dritte bezahlen zu müssen und ob man davon Leben können will. Space Geekz z.B. wird in etwa nur 1000 EUR in der Entwicklung kosten (einen Teil finanziere ich durch Kickstarter). Natürlich gibt es dann keine Hollywood-Synchronisation, und der Titel mag optisch auch nicht unbedingt mit Daedalics Meisterwerken mithalten können, aber ich denke ein gutes Adventure ist wie ein gutes Buch:
Es kommt nicht darauf an wie teuer das Papier war oder wieviel Geld der Autor mit dem Buch verdient, wenn der Inhalt überzeugt, ist es einfach ein gutes Buch.

[FustelPustel]

Ich stelle die Frage nun einfach hier, da es ja auch zur Produktion eine Spieles gehört. (am Ende des Prozesses)

Wie ist das eigentlich mit dem Vertrieb eines Spieles bei kleineren Entwicklerstudios? Warum veröffentlichen nicht mehr Firmen ihre Spiele selber digital oder so?
Ist das ein zu großer Aufwand, bzw. lohnt es sich nicht aufgrund der fehlenden Bekanntheit der Studios? Hängt das ev. mit Verträgen zusammen, die man mit den jeweiligen Publishern hat, dass man es danach nicht mehr selbst vertreiben darf? Oder gibt es da rechtliche Schwierigkeiten? Bitte um Aufklärung, wäre nett wenn sich da jemand Zeit nimmt und mir das erklären könnte. Danke Danke

[sinnFeiN]

Soweit ich das weiß, kann man da überall ja sagen .

Ohne große Vertriebsplattform wie Steam gibts kaum Werbung. Publisher übernehmen oft generell sämtlichen Vertrieb und wenn nicht, dann wird es aus vorigen Grund auf Steam gestellt. Nur wenige Entwickler nehmen das auf sich, weil man auch die entsprechende Server-Struktur braucht, sodass bei bekannteren Spielen nicht alles still steht. Selbst Steam nimmt sich gern mal eine Auszeit, wenn große Releases anstehen.

Permanent die Struktur aufrecht erhalten ist halt teurer als über Steam zu veröffentlichen, wo man auch effektiver Werbung machen kann.

So wäre zumindest meine Erklärung, warum es niemand macht.

[Mikej]

Wie ist das eigentlich mit dem Vertrieb eines Spieles bei kleineren Entwicklerstudios? Warum veröffentlichen nicht mehr Firmen ihre Spiele selber digital oder so?Ist das ein zu großer Aufwand, bzw. lohnt es sich nicht aufgrund der fehlenden Bekanntheit der Studios? Hängt das ev. mit Verträgen zusammen, die man mit den jeweiligen Publishern hat, dass man es danach nicht mehr selbst vertreiben darf? Oder gibt es da rechtliche Schwierigkeiten? Bitte um Aufklärung, wäre nett wenn sich da jemand Zeit nimmt und mir das erklären könnte. Danke Danke

Meist braucht man auch bei kleinen Projekten Geld, weil viele sich sonst schwer damit tun, langfristig die notwendige Zeit zu investieren. Spielentwicklung ist ein langwieriger Prozess. Selbst kleine Indie-Projekte dauern oft mehrere Jahre. Und wenn ein Publisher mal on Board ist, muss für den natürlich auch was herausspringen, sonst spielt da ja keiner mit.

Die Studios, die es sich leisten können, veröffentlichen ihre Spiele aber eh oft selber digital (z.B. Dream Machine).