Jehane hat geschrieben:
Möglich, dass da auch das Budget reingespielt hat. Für Jensen-Verhältnisse sind die Aufgaben doch relativ einfach; ich hab ein bissl den Eindruck, dass sie das vereinfacht hat, weil das Budget einfach nicht gereicht hat. Kann mich aber natürlich auch irren.
Hmmm. Kann natürlich durchaus sein, daß das dem mangelnden Budget geschuldet ist.
Aber allgemein habe ich jetzt Jane Jensen nicht als die Hammer-Rätsel-Schafferin in Erinnerung. Für GK1 mag das noch zutreffen, die Rätsel waren da schon recht knackig bisweilen. Aber schon mit GK2 hat diese Schwere nachgelassen. GK3 hatte auch noch einige herausfordernde Rätsel, ja, aber GM ist ja nun generell nicht so hammerschwer. Und bei Moebius muß man nun echt nicht mehr so viel grübeln.
Aber JJ ist, wenn ich mich nicht irre, auch eher Schriftstellerin als Rätselentwicklerin. Der Fokus bei ihr liegt meiner Meinung nach (und dafür liebe ich sie auch so sehr) eher auf guten Geschichten und interessanten Chrakteren.
Ihr großes Talent ist dabei aus meiner Sicht, daß sie es schafft, die Rätsel wundervoll in die Geschichte einzubauen, so daß sie in den meisten Fällen nicht, wie so oft bei Adventures, aufgesetzt wirken, sondern sie sind wirklich Teil der Story. Manchmal nimmt man sie ja nicht mal wirklich als Rätsel wahr. Für mich fühlen sich z.B. die Zaubertricks überhaupt nicht wie Rätsel an, sie sind einfach normale Handlungen in der Story, bei denen man selbst etwas mitwirken darf, statt sich nur simpel durchzuklicken. Oder auch in Kapitel 5 alles, was Styles im Park so sucht. Das zu finden sind ja nicht wirklich Hirnnüsse, aber dafür perfekt in der Story eingebunden. Und selbst die Rätsel, die wirklich welche sind und bei denen man mal etwas nachgrübeln muß, passen fast immer perfekt hinein. Man hat selten das Gefühl, etwas tun zu müssen, weil ein Adventure ja auch Rätsel haben muß oder weil die Spielzeit gestreckt werden müßte. Zumindest geht es mir so.
Zum Umgang mit Styles: Die Überlegungen, wie die beiden miteinander umgehen würde, wäre Laura noch am Leben, find ich grad sehr spannend. Ich glaub schon, dass Styles mit Sam (und anderen Studenten) anders umgehen würde, wenn Laura noch am Leben wäre, einfach, weil er selbst dann noch ein anderer Mensch wäre. Er wäre dann frei von Schmerz und Trauer. Ich glaub, die beiden Komponenten bremsen ihn im Moment noch sehr, und ich kann das auch verstehen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie's mir ginge, wenn die Liebe meines Lebens durch einen grausigen Unfall aus meinem Leben gerissen würde. Das würde mich vermutlich auch verschroben und grantig machen. Insofern kann ich Styles ganz gut verstehen.
Ja, klar würde er mit Studenten anders umgehen, als er es gerade mit denen oder Sam tut. Er wurde ja laut der Zeitungsberichte mal zum beliebtesten Dozenten oder was in der Art gewählt. Da steht zwar, für seine frische und aufregende Herangehensweise an Themen oder so ähnlich, aber ich denke mal, wenn ein Professor nicht auch sehr sympathisch und nett ist, hilft auch eine solche nicht bei der Wahl.
Aber ich meinte das auch eher charaktermäßig. Ob sich die beiden dann wohl sympathisch wären, Gemeinsamkeiten hätten, oder eher nicht.
Auf den ersten Blick scheinen Sam und Styles ja sehr verschieden. Die junge Amerikanerin,
Minispoilerdie im Waisenhaus bzw. bei diversen Pflegefamilien aufgewachsen ist. Die mit nur noch (wenn ich mich recht erinnere) fünf Pfund Gesamtgeld in Oxford gestrandet ist. Und der erfolgreiche Wissenschaftler und Professor einer der besten und bekanntesten Universitäten der Welt, welcher einer der reichsten und einflußreichsten Familien Oxfords entspringt. Auf den ersten Blick sind das zwei sehr verschiedene Welten, die wenig Verbindung zu haben scheinen.
Aber wenn man die beiden erst mal etwas kennenlernt...
Styles scheint auch schon vor dem Tod seiner Frau sehr offen gewesen zu sein für neue, ungewöhnliche und für manche wohl etwas absonderliche Theorien. In seiner Erinnerung bekommen wir ja mit, daß
Minispoilerer beispielsweise daran glaubt, daß der Mensch gewisse Fähigkeiten hat, die er aber in der Kindheit schon verliert, weil sie nicht benötigt werden. Die aber erhalten bleiben oder vielleicht sogar wiedergewonnen werden könnnen, wenn sie denn nötig sind. Und nun ist er überzeugt, daß er mit seinen Erinnerungen, seiner Geisteskraft, Laura helfen kann, sich in dieser Welt bemerkbar zu machen.
MinispoilerOder sie sogar zurückbringen kann, auf irgendeine Art und Weise.
Er ist also ein Wissenschaftler, aber durchaus auch etwas "esotherisch angehaucht".
Sam dagegen ist eine Magierin, die ihren Lebensunterhalt üblicherweise durch Zaubertricks verdient. Damit, die Menschen zu faszinieren. Aber bei ihren Nachforschungen für Styles geht sie recht rational und sozusagen fast "wissenschaftlich" vor. Ihre Zaubertricks entspringen auch alle normaler Physik. Und auch bei den nun wirklich sehr mysteriösen Vorkommnissen scheint sie nicht einmal den Gedanken zu hegen, daß das etwas Übersinnliches sein könnte. Für sie kann es nur ein sehr rational erklärbarer Trick sein. Oder gar ein Grand Game, also ein ganz besonders toller Trick, wie sie ihn auch gerne fabrizieren würde.
Wir haben hier also den esotherischen Wissenschaftler und die rationale Magierin. So gesehen würden sie doch irgendwo in der Mitte vielleicht übereinstimmen? Und sind sich daher gar nicht so unähnlich. Beide sind nicht wirklich das, was man auf den ersten Blick von ihnen denken würde. Und haben, wenn man genau hinschaut, mehr gemein, als man vermutet hätte.
Oder deute ich da wieder mal zu viel in alles rein und überinterpretiere? Was meint ihr?
Jehane hat geschrieben:
Also die Idee, dass Styles MinispoilerSams Körper als neues Gefäß für Laura verwenden könnte, die finde ich grad sehr, sehr spanned.
Hmmm. Ehrlich gesagt kam mir dieser Gedanke nie. Ich glaube wohl auch, weil ich denke, daß ähnlich wie Sam Styles nie jemandem bewußt würde schaden wollen. Alles, was er tut, ist ja so seine eigene, sehr private Sache. Vielleicht erschrecken ihn auch gerade deshalb diese ganzen Ereignisse so sehr. Er hat den Gedanken, daß seine Experimente vielleicht etwas damit zu tun haben könnten, aber sowas wollte er ja nie. Er wollte nie jemandem damit Schaden zufügen und findet diesen Gedanken nicht gerade gut, ob er nun der Wahrheit entsprechen sollte oder nicht.
Spoiler ist zum Anfang vom nächsten Kapitel. Da man vorher nicht wirklich speichern konnte, darf man das hoffentlich jetzt schon schreiben?
Spoiler:
Als Sam nicht zum Experiment kommt, ist er ja zuerst auch ziemlich angepißt deswegen. Aber als sie ihm erzählt, daß sie die Treppe runtergefallen ist und er ihr blaues Auge sieht, ist er erst einmal sehr besorgt. Und er würde am liebsten sofort mit Sam ins Krankenhaus fahren, nur zur Sicherheit. Ich denke, das zeigt sehr gut, daß er nicht wirklich von Natur aus so ein Grantler ist, sondern sich wirklich Gedanken macht um andere Menschen, vor allem die in seiner Nähe, und niemandem Schaden möchte oder solchen wünscht. Nicht einmal seinem Feind Linkweller.
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Was du zum Verhältnis von Styles und Sam schreibst, unterschreibe ich - die beiden mögen sich nicht wirklich, habe ich den Eindruck, wobei das glaub ich hauptsächlich an Styles liegt. Der hat einfach ein Problem. Eigentlich würden er und Sam gar nicht so schlecht harmonieren, aber die sind beide so verkorkst, dass das im Moment noch nicht hinhaut. Schauen wir mal, wie das weitergeht
Hm, ja. Ich glaube nicht, daß die beiden sich nicht mögen. Aber beide haben Gründe, sich nicht mögen zu wollen. Styles natürlich mehr als Sam. Er hat seine über alles geliebte Ehefrau verloren. Sowas ist sehr schlimm. Und hat ihn zutiefst verletzt.
Wer so sehr verletzt wurde, möchte derartiges natürlich vermeiden. Gebranntes Kind scheut das Feuer, oder wie geht dieser Spruch? Und es gib eigentlich nur eine Möglichkeit zu verhindern, daß man wieder einen geliebten Menschen verliert. Man darf niemanden mehr lieben. Liebe jetzt nicht nur im romantischen Sinne, sondern durchaus auch platonisch gemeint. Deshalb will Styles Sam gar nicht mögen. Aber in manchen Szenen denke ich zu erkennen, daß er sich da eigentlich auch nur selbst etwas vorspielt.
Bei Sam ist es eigentlich ähnlich. Sie hat ihre Eltern als Kind verloren. Auch sie hat wohl ein emotionales Defizit, auch sie kann nicht wirklich jemanden lieben. Das merkte man z.B. im Eßzimmer, wenn sie die Aquarelle angeschaut hat. Ihre Beziehungen waren immer stürmisch. Diese hingebungsvolle, sehr romantische Liebe von Styles zu Laura scheint sie sehr zu bewundern. So etwas wünscht sie sich wohl auch, weiß aber nicht, wie sowas geht.
Soviel erstmal zu harmonisieren und verkorkst. Mehr schreibe ich dann lieber etwas später dazu.
Ich hoffe, ich habe jetzt mal genug Dinge in den Raum geworfen, daß sich eine spannende, zahlreiche Diskussion entflammt?
Falls nicht, sorry für die erneute Wall of Text.
edit = typo