KI-Einsatz in der Spieleentwicklung

[Danny_GameDev]

Vielleicht kennt jemand noch das alte Spiel "It came from the desert" von Cinemaware. Vor einigen Jahren hatte ich selbst die Idee, ein ähnliches Spiel umzusetzen und erstellte einen Prototypen, der mit der Zeit immer weiter wuchs. Doch seit diesem Jahr und der rasanten Entwicklung von KI-Tools ist es für jeden Entwickler möglich, schnell ein Spiel zu erstellen. Der Entwickler von "It Fell to Earth" hatte dieselbe Idee und nutzt solche KI-Techniken. Dadurch ist er wesentlich schneller als ich. Hätte mein Projekt überhaupt eine Chance?

Wie sieht ihr den Einsatz von KI-generierten Inhalten in der Spieleentwicklung?

Ein altes Gameplay-Video von meinem Projekt:
https://youtu.be/SyPDMhsnE1A

Link zum dem anderen Spiel "It Fell to Earth":
https://forums.tigsource.com/index.php?topic=74484.20

[jamesoliver]

Die Spieleentwicklung hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und steht an der Schwelle einer revolutionären Veränderung: dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Der Einfluss von KI auf die Spieleindustrie eröffnet spannende Möglichkeiten, um interaktive Welten zu schaffen, die reich an Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und Realismus sind.

Die Evolution der Spielewelt

Spiele sind nicht mehr nur statische Unterhaltungsmedien, sondern lebendige und dynamische Ökosysteme. KI ermöglicht es den Entwicklern, Charaktere, Gegner, NPCs (Nicht-Spieler-Charaktere) und sogar die Spielumgebung selbst intelligenter zu gestalten. Dies führt zu einer tieferen Immersion und einem intensiveren Spielerlebnis.

[jamesoliver]

Die Spieleentwicklung ist ein Bereich, der von ständigen technologischen Fortschritten und Innovationen geprägt ist. Eine der aufregendsten Entwicklungen in diesem Bereich ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). KI-Technologien haben die Fähigkeit, Spieleerlebnisse auf eine völlig neue Ebene zu heben und sowohl Entwicklern als auch Spielern unvergleichliche Vorteile zu bieten.

Realistische NPCs und Gegner: KI kann dazu verwendet werden, nicht-spielbare Charaktere (NPCs) und Gegner in Spielen realistischer und intelligenter zu gestalten. NPCs können auf Umgebungen, Spieleraktionen und Entscheidungen reagieren, was die Immersion und den Spielspaß erheblich steigert.

[Nachtstern]

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, als Unterstützung für Spiele wo die Grafik möglich auf Hochglanz aufgehübscht sein soll, kann man wohl die Grafiktechnik der K.i als Hilfe hinzunehmen?
Sehe da nicht, was so die Vorteile von einer Grafik gemachten K.i im Vergleich zu der Grafik von einem Menschen sein sollen?
Sofern die K.i nicht für einige mehr Arbeitslose, Programmierer, und Spieleentwickler sorgen könnte?
Stört es mich nicht, wenn K.is auch Spiele entwickeln und fertigstellen würden.
Kann mir aber nicht vorstellen, dass eine K.i komplett alleine ein PC Spiel schreiben könnte?
Das mit dem realistischer gestalten ist ein gutes Argument, stellt sich aber die Frage. Muss alles immer noch mehr realistischer werden?
Spiele sind Fiktion, da dürfen ruhig Dinge vorkommen, die nicht realistisch sind.
Soviel von mir.

[Yhoko]

KI ist ein breites Thema. Grafisch wird sie bereits stark genutzt, etwa um die Framerate (niedrige Auflösung mittels KI hochskalieren) oder Bildqualität (KI-unterstütztes Anti-Aliasing) zu verbessern. Sie kann natürlich auch Texturen erzeugen, was die Arbeit der Leveldesigner verändert - nicht unbedingt beschleunigt, da man immer noch viele Bilder erzeugen und anpassen muss, bis das Passende dabei ist (statt sie aus einem bestehenden, gut vertaggten Katalog auszusuchen oder ggf. selbst herzustellen). Grössere Collagen (z.B. ein Hintergrund) leiden oft unter Skurrilitäten, da muss die KI noch viel lernen, ehe sie praxisrelevant wird. Es ist also eher etwas für unauffällige Texturen wie generelles "Metall" oder "Holz" (die man aber auch bisher schon ganz gut generisch erzeugen kann).

Sofern das Spiel aus modular aufgebauten Levels besteht (Räumen, Gängen, Türen, etc. die sich frei kombinieren lassen), könnte eine KI diese womöglich spannender zusammensetzen als herkömmliche Algorithmen - und so den Wiederspielwert steigern. Spinnt man das weiter (mit Dwarf Fortress bzw. Bethesda-Spielen im Sinn) könnte die KI auch Questreihen und dazugehörige Gegenstände erfinden - und konkurriert erneut mit den bestehenden Algorithmen, die womöglich stabiler laufen (weil sie z.B. unter der Prämisse arbeiten, dass das Questziel erreichbar sein muss, während die KI gerne mal Anweisungen ignoriert).

Mittels Text-KI lassen sich auch Details einbinden, für die so mancher Entwickler sonst keine Zeit hätte, wie z.B. eine komplette Hintergrundstory für jeden dekorativen NPC, der in einer grossen Stadt à la GTA oder Sim City herumläuft. Statt eine Auswahl von Antworten vorzugeben könnte man einfach ein Textfeld anbieten und den Spieler alles eintippen lassen ("Hallo, zufälliger Taxifahrer, was ist deine Lieblingspizza?"). Aber hier erneut: Das klappt nur bei unauffälligen/irrelevanten Dingen (sonst schwärmt der Taxifahrer von Pizzeria XYZ und wenn man die NPCs dort anspricht, haben sie den noch nie gesehen).

Problem bei der Sache ist einerseits die Belanglosigkeit solcher Elemente. Früher oder später merkt man einfach, welche Elemente zufällig erzeugt wurden, weil sich eben doch ein irgendwie repetitives Muster zeigt, etwas nicht gut durchdacht ist oder sich wie ein Fremdelement anfühlt. Andererseits ist die KI besonders gut darin, Dinge zu erfinden (man sagt passenderweise auch: erträumen), auf die der Rest des Spiels dann aber nicht unbedingt Bezug nimmt (oder die schlicht und ergreifend nicht hineinpassen und so die Illusion zerstören). Wenn ich also z.B. die Story einer Bäuerin erzeugen lasse, ist vielleicht schnell die Rede von einem Schloss mit einem tyrannischen König, oder dass sie eine Windmühle bauen möchte um selbst Korn zu mahlen ... in einer Welt, wo es nur Demokratien gibt und immer Windstille herrscht. Es bleibt daher nur, der KI ein so enges Korsett zu schnüren, dass man sich die Stories auch gleich selbst ausdenken kann (und selbst dann ignoriert sie manchmal die Anweisungen und denkt sich was völlig anderes aus).

Fazit: Die KI kann Dinge erzeugen, ja, aber sie kann nicht verstehen, was sie da eigentlich macht. Deswegen kann diese Art der Content-Erzeugung (Stand 2024) nicht zuverlässig, rein performancetechnisch auch nicht "live" (also während des Spielens), und erst recht nicht lokal, also ohne Internet/Serveranbindung geschehen (und Anfragen beispielweise zu ChatGPT kosten Geld, man müsste also für den "AI Modus" ein Abo lösen). Ihr Speicher ist zu begrenzt, dass man einfach das gesamte Wissen über eine Spielwelt hineinpacken könnte (aktuell 25'000 Wörter in der teuersten Variante aka. grösster Leistungshunger und darin müssen alle relevanten Beschreibungen, die Anfrage sowie der Antworttext der KI Platz haben) und die Ausgabe muss auf jeden Fall kontrolliert werden. Es mag also eine Unterstützung sein, wenn man gerade in einer Schreibblockade steckt und sich einfach mal ein Dutzend inspirierende Stories, Figuren, Welten oder Waffen generieren lassen kann, aber die Arbeit nimmt die KI einem damit noch lange nicht ab. Mein Tipp: Einfach mal bei ChatGPT anmelden und selbst ausprobieren, noch ist die Basisvariante dort kostenlos. Es kommen (manchmal) wirklich erstaunliche Dinge dabei raus, aber bei genauerem Hinsehen... (freilich funktioniert das besser, je realitätsnäher die Spielwelt ist, da die KI nunmal mit Infos aus der realen Welt trainiert wurde)

Für mich ist es ein wenig wie die Bildersuche in einem Stock-Katalog: Man hat eine riesen Auswahl, bekommt bei jeder Suchanfrage dutzende bis tausende Bilder vorgeschlagen, passt die Suche dann immer weiter an, und findet am Ende doch nicht das treffende Bild (und macht es dann doch selbst). Und dieses Gefühl lässt sich mühelos auf alle Arten von Medien übertragen, welche die KI erzeugen soll.

Yhoko