Eine sehr interessante Diskussion, wie ich finde. Vor allem, weil der Begriff "Adventure" wirklich immer mehr verwässert wird.
Ich persönlich habe da eine sehr klare Definition von einem Adventure. Zur Erklärung hole ich mal etwas weiter aus und gehe zurück zu den Anfänge des Genres. Die ursprüngliche Definition von einem Adventure - also in den 70er Jahren - war ganz einfach ein Spiel, welches eine Geschichte erzählt. Fertig. Nach dieser ursprünglichen Definition wären also sogar Spiele wie Bioshock Infinite, Star Craft oder das im Eröffnungspost genannte Metal Gear Solid V Adventures. Meine Güte, sogar Call of Duty wäre ein Adventure.
Damals waren Text-Adventures noch die einzigen Spiele, die wirklich eine Story erzählten und grenzten sich so von Spielen wie Pong ab.
Als dann wirkliche Spielgrafik Einzug hielt und sich die Text-Adventures zu Grafik-Adventures weiterentwickelten, wurden schnell neue Gameplays erfunden. Rollenspiele wie The Elder Scrolls oder Ultima zum Beispiel. Plötzlich gab es viele sehr unterschiedliche Adventures, mit sehr unterschiedlichem Gameplay. Um besser zwischen diesen Spielen unterscheiden zu können entschied man sich dazu, neue Genre-Begriffe zu kreieren und nicht mehr jedes Spiel, welches eine Geschichte erzählt, als Adventure zu bezeichnen. Damals wurde festgelegt, dass Spiele, welche auf das klassische Gameplay setzten - also Fortschritt durch das Lösen von Rätseln - weiterhin den Namen Adventure tragen sollten, während Spiele, die von diesem Gameplay abwichen, in neue Kategorien eingeteilt wurden. So wurden aus The Elder Scrolls und Ultima schließlich Rollenspiele.
Ich orientiere mich bei meiner Definition von Adventure weiterhin an dem, was in den 80er Jahren festgelegt wurde, bzw. wie sie damals Definiert wurden: Ein Adventure in ein Spiel, welches eine Geschichte erzählt und dessen Gameplay aus dem Lösen von Rätseln besteht.
Darum kann ich z.B. auch solche Sachen wie die Telltale-Werke nicht als Adventure akzeptieren, denn ihnen fehlt das Gameplay, das ein Adventure ausmacht.
Ich finde nicht, dass man sagen kann Adventures seien Spiele, die eine Story erzählren und das Gameplay der Story unterordnen. In diesem Fall wäre beispielsweise auch Bioshock Infinite ein Adventure, denn es legt den Fokus ebenfalls ganz klar auf die Story. Das Gameplay ist hier sehr deutlich bloß sekundär. Bioshock Infinite ist aber trotzdem kein Adventure, sondern ein Ego-Shooter.
Außerdem sehe ich es absolut nicht so, dass Adventures das Gameplay der Story unterordnen.
Nehmen wir als Beispiel The Book of Unwritten Tales. Hier steht das Gameplay meiner Empfindung nach klar vor der Story. Es gibt immer nur kurze Storyszenen, dann wird der Spieler vor einen riesigen Haufen von Aufgabe gesetzt, den er erst komplett abarbeiten muss, um mit der Story weiter zu kommen. Häufig sitzt man 1-2 Stunden davor, löst ein Rätsel nach dem anderen, ohne, dass die Story auch nur einen Millimeter voranschreitet. Dadurch zieht sich die Geschichte extrem in die Länge, was dem Storytelling eher nicht so gut tut. Der Großteil der Rätsel ist eigentlich komplett unnötig für die Story und könnte weggelassen werden. Sie sind also nur zum Selbstzweck im Spiel und sorgen dafür, dass die Story "zerstückelt" wird.
In The Book of Unwritten Tales steht das Gameplay also im Vordergrund (was nicht heißen soll, dass die Geschichte schlecht wäre), es ist aber trotzdem zu 100% ein richtiges Adventure.
Auch die Definition, dass Adventures Spiele sind, bei denen Story und Gameplay eine untrennbare Einheit bilden trifft es für mich nicht ganz, denn das ist in Spielen wie No One Lives Forever oder Mafia ja auch nicht anders. Auch dort bilden Story und Gameplay eine untrennbare Einheit, es sind aber trotzdem Shooter und keine Adventures.