Robert L. Stevensons berühmter Roman 'Die Schatzinsel' ist wohl nicht nur die bekannteste, sondern auch die meist adaptierte Piratengeschichte der Welt. Nach zahlreichen Filmen, Hörspielen und auch Spielen, soll nun bereits in wenigen Tagen das Radon Labs-Adventure 'Treasure Island' erscheinen. Wir hatten die Möglichkeit, eine frühe Version des Spiels anzutesten und werfen für euch als Kaufentscheidungshilfe noch einmal einen Blick auf die Stärken und Schwächen des Spiels.
Eine originalgetreue Umsetzung des Klassikers
Nach dem Tod seiner Eltern führt der 17-jährige Jim Hawkins einen mehr schlecht als recht gehenden Gasthof vor den Toren von Bristol. Als eines Tages der verängstigte Seemann Bill Bones Quartier bezieht, ändert sich das Leben von Jim schlagartig. Jim gelangt unverhofft in Besitz einer vergilbten Karte, die den Weg zum Piratenschatz des legendären Kapitäns Flint weisen soll. Gemeinsam mit seinen väterlichen Freunden Dr. Livesey und Friedensrichter Trelawney sucht der junge Abenteurer eine Crew und ein Schiff und macht sich auf den Weg zur Schatzinsel. Schneller als ihm lieb ist muss Jim feststellen, dass sich unter den Besatzungsmitgliedern auch ehemalige Weggefährten von Kapitän Flint befinden, die eine Meuterei planen und die Schatzkarte an sich reißen wollen. Allen voran der einbeinige Schiffskoch Long John Silver und der zwielichtige Israel Hands...
Anders als beim französischen First-Person Adventure 'Neue Abenteuer auf der Schatzinsel', das an die Romanhandlung anschließt, soll 'Treasure Island' vom deutschen Entwicklerstudio Radon Labs eine originalgetreue Umsetzung von Stevensons Piratenklassiker sein. Dennoch haben sich die Entwickler einige Freiheiten genommen, um den Roman auf das Medium Computerspiel anzupassen. So soll etwa die Einführung der siebzehnjährigen Antoinette, der Tochter des Friedensrichters Trelawney, dazu führen, die doch stark männlich dominierte Roman-Handlung etwas aufzulockern und einigen Charakteren neue Motivationen geben.
Hervorragende Präsentation
Dank der gleichen Grafik-Engine, die auch im DSA-Rollenspiel 'Drakensang' Verwendung findet, könnte es 'Treasure Island' gelingen, neue Maßstäbe im Adventuregenre zu setzen. Dank zahlreicher liebevoller Details, wie etwa umherfliegender Möwen, Echtzeitbeleuchtung und Schatteneffekte, gelingt es Radon Labs eine Grafikpracht zu erzeugen, die man bisher nur aus Adventurespielen mit vorgerenderten Hintergründen kennt. Zahlreiche Charakteranimationen wurden zudem per Motion Capturing aufgenommen, also von echten Schauspielern vorgespielt und dann aufwendig auf die virtuellen Figuren übertragen, um so einen größeren Realismus der Bewegungsabläufe zu erzielen. Dass eine solche Grafik trotz fest vorgegebener Kameraeinstellung nicht auf jedem angestaubten Computersystem läuft, versteht sich von selbst. Als Mindestanforderung wird ein Pentium 4 mit 2GHz und einer ATI 9600 oder vergleichbaren Grafikkarte benötigt, für die optimale Grafikqualität gar ein Pentium4 mit 3Ghz, 2 GB Ram und einer GForce 6800 oder höher empfohlen.
Mit Hilfe eines stimmungsvollen Instrumental- soundtracks und atmosphärischer Klangunter- malung durch Vogelgezwitscher oder Windböen, gelingt es 'Treasure Island' auch akustisch zu überzeugen. Bei der Wahl der Sprecher wollte man laut Publisher HMH nicht auf bekannte Hollywood-Synchronstimmen setzen, sondern höchste Priorität darauf legen, perfekt passende Sprecher zu finden. Um mehr Dynamik in die Gespräche zu bringen, wurden teilweise Dialoge mit mehreren Sprechern gleichzeitig, statt wie meistens üblich hintereinander aufgenommen. Ein Luxus, den man sich beim straffen Terminkalender von bekannten Top-Sprechern wohl nicht hätte erlauben können.
Klassische Steuerung und Rätsel
Trotz der echten 3D-Grafik setzt 'Treasure Island', wie schon 'The Westerner' oder 'Jack Keane', auf eine klassische Point & Click Steuerung. Ein einfacher Linksklick lässt Jim zur angewählten Stelle gehen oder die gewünschte Aktion ausführen, ein Doppelklick lässt ihn laufen. Als zusätzliche Komfortfunktion ist es auch möglich, Jim bei gedrückt gehaltener linker Maustaste direkt zu führen. Wie bei den meisten Adventures üblich, ist es auch hier möglich, Gegenstände und Charaktere mit der rechten Maustaste zu betrachten.
Dem Spieler bleibt es zu Beginn des Spiels überlassen, auszusuchen, ob er von der Hotspot-Hilfe, die per Knopfdruck sämtliche interagierbaren Items anzeigt, Gebrauch machen, oder ob er lieber selbst den Bildschirm absuchen möchte. Im Optionsmenü kann diese Einstellung allerdings jederzeit geändert werden. Eingesammelte Gegenstände wandern sogleich in ein 3D Inventar, in dem sie von allen Seiten ausgiebig unter die Lupe genommen werden können. Da dies in mehreren Situationen auch als Teil des Rätseldesigns ausgenutzt worden ist, sollte man sich die Zeit nehmen, alle Gegenstände auch wirklich genau zu untersuchen.
Ansonsten setzt man bei 'Treasure Island' rätseltechnisch eher auf traditionelle Kost. Anstelle 'Myst'-artiger Logikaufgaben, bestimmen Kombinations- und Dialogrätsel das Geschehen. Dabei versucht man, stundenlanges Rätseln an einer Aufgabe zu vermeiden und legt eher Wert darauf die Geschichte voranzutreiben. Hier könnte man allerdings ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sein. Die Rätsel der fünf von sechs Kapiteln umfassenden Preview-Version waren insgesamt ohne nennenswerte Probleme lösbar. Mit einem etwas höheren Schwierigkeitsgrad oder einer größeren Rätseldichte, wäre es sicherlich gelungen, die doch etwas kurz geratene Spielzeit zu verlängern.
Insgesamt hinterlässt 'Treasure Island' einen sehr guten Eindruck. Die qualitativ hochwertige 3D Grafik braucht sich nicht vor den A-Titeln anderer Genres zu verstecken und war in solch einer Detailtiefe noch in keinem Adventurespiel zu sehen. Allerdings deutet der niedrige Schwierigkeitsgrad nicht gerade auf eine lange Spielzeit hin. Wenn Radon Labs bis zum Release die in der Preview-Version vorhandenen Clippingfehler beheben kann und noch etwas am Feintuning schraubt, könnte uns ein richtig gutes, kurzweiliges Piratenabenteuer bevorstehen. Ich kann es zumindest kaum erwarten, mich mit Jim Hawkins auf Schatzsuche zu begeben.
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Treasure Island
- Entwickler
- Radon Labs
- Publisher
- HMH Interactive
- Release
- 6. März 2008
- Webseite
- http://www.treasure-island-game.de/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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