Bereits bei 'Papo & Yo' hat Minority sich mit einem schwierigen Außenseiter-Thema befasst. Damals ging es um Gewalt in der Familie, genau genommen um einen Jungen der von seinem Vater im betrunkenen Zustand schwer misshandelt wird. Spielerisch war dieses 3-D-Abenteuer zwar nicht sonderlich überzeugend, der persönliche Zugang konnte jedoch vieles kompensieren. Seit Anfang Oktober ist mit 'Spirits of Spring' nun ein weiteres Spiel von dieser Spieleschmiede erhältlich. Diesmal geht es um eine andere Form von Gewalt und zwar um Mobbing. Wir haben das iOS-Adventure für Euch unter die Lupe genommen und verraten, was es damit auf sich hat.

Vorsicht Eiszeit
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Die Krähen quälen Chiwatin und seine Freunde und sorgen für einen langen Winter... |
Ähnlich wie 'Papo & Yo' nähert auch 'Spirits of Spring' sich dem zentralen Thema in einer metaphorischen Fantasiewelt. Erzählt wird die Geschichte von Chiwatin, der in einem mythischen Land lebt. Seine Aufgabe ist es, die Balance zwischen Frühling und Winter aufrechtzuerhalten. Der Junge tut das, indem er die hier lebenden magischen Geister sammelt und kontrolliert.
Eines Tages macht sich jedoch Unheil breit. Bösartige Krähen suchen diesen wundersamen Ort heim. Sie schikanieren ihn und seine tierischen Freunde. Zu allem Überdruss stehlen sie auch noch die magischen Geister. Ohne sie kann unser Held den Winter nicht aufhalten und bittere Kälte macht sich breit. Doch wie soll er gegen die Krähen ankämpfen? Mit Gewalt? Oder gibt es eine bessere Lösung? Selbst fühlt er sich nicht stark genug, um sich den Widersachern zu stellen. Also begibt er sich auf die Suche nach einem geeigneten Mittel, um ihre Macht zu brechen...
Gameplay als alte Problemzone
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Diese Blumen enthalten die Geister des Frühlings... |
Mit dieser Ausgangslage begeben wir uns auf eine Reise, inmitten einer von Schnee und Eis dominierten Welt. Auf dem Weg sammeln wir die letzten übriggebliebenen Frühlingsgeister. Zum Beispiel helfen diese uns dabei, kahle Frühlings-Bäume wiederzubeleben, um umliegende Landflächen erneut zu begrünen. Insbesondere wenn der Weg vom Eis versperrt wird, ist das notwendig. Zudem sind die Geister nützlich, wenn es darum geht einen Fluss zu überqueren. Je mehr wir sammeln, desto größer ist unsere Reichweite. Auch hat unser junger Protagonist durch sie die Gabe, sich in Tiere hineinzuversetzen, die wir dann steuern. Das ist insofern praktisch, als der kleine Hase problemlos für Menschen schwer zugängliche Orte betreten und der Bär - dank seines dicken Fells - im eiskalten Wasser schwimmen kann. Gemeinsam bewältigen wir viele Hindernisse.
In den ersten Minuten mag all das sehr unterhaltsam sein. Unglücklicherweise hat 'Spirits of Spring' spielerisch ansonsten wenig zu bieten und beginnt früh damit, sich zu wiederholen. Stets ist der Ablauf im Kern derselbe. Wir suchen nach dem Hasen, dem Bären, dem Fuchs... und dabei erkunden wir die Umgebung und sammeln Geister. Spielte 'Papo & Yo' sich schon zunehmend zäh, so ist dieses neue Abenteuer sogar noch schlichter geraten. Gleichzeitig ist jedoch anzumerken, dass Kinder ab zehn die eigentliche Zielgruppe sind. Eine gewisse Einfachheit ist so gesehen wohl durchaus sehr beabsichtigt. Dennoch würde man sich in den drei, vier Stunden Spielzeit mehr Variantenreichtum wünschen. Ein paar kleine Rätsel hätten sich hier förmlich aufgedrängt. Zwar muss man schon hin und wieder kurz nachdenken, wie man mit Chiwatin in der verwinkelten Winterlandschaft zu einem Geist gelangt, aber dieses Prinzip nutzt sich schnell ab.
Technisch solide Kost
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Vereinzelt wird die Geschichte mit statischen Bildern erzählt |
Optisch ist die 3-D-Optik von 'Spirits of Spring' nett gelungen, doch fehlt es auch hier an Abwechslungsreichtum. Inmitten der Schneelandschaft sieht alles ähnlich aus. Erst gegen Ende gibt es einen (kurzen) Abschnitt unter Wasser, der eine willkommene visuelle Abwechslung bringt. Davon hätte es ruhig mehr geben können.
Für viel Atmosphäre sorgt dafür die musikalische Vertonung. Wie schon bei 'Papo & Yo', so zeichnet Brian D'Oliveira sich auch diesmal dafür verantwortlich. Die Stimmung ist ähnlich, was gewiss kein Nachteil ist. Im Hinblick auf die Sprachausgabe wurde nur der Sprecher vertont. Mit seiner angenehmen Stimme begleitet er gekonnt das Geschehen und verleiht der Geschichte ihren Rahmen. Sämtliche Konversationen zwischen Chiwatin und seinen Freunden passieren hingegen ausschließlich auf Textebene. Während die Sprachausgabe in englischer Sprachausgabe verfügbar ist (mit Untertiteln), sind sämtliche Untertitel immerhin komplett ins Deutsche übersetzt.
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Die Steuerung der Geister geht nicht gar so leicht von der Hand |
Gewöhnungsbedürftig ist die Touch-Steuerung. Zuweilen will es nicht auf Anhieb gelingen, die Geister des Frühlings zu aktivieren, um durch sie mit der Umgebung zu interagieren. Obendrein ist das Überqueren der Flüsse manchmal lästig, da es Stellen gibt, die mit den verfügbaren Geistern von der Distanz her überquerbar sein sollten, es dann aber doch nicht sind. Vereinzelt sieht es noch dazu aus, als würde es für die Überquerung reichen, aber der Junge weigert sich, den letzten Zentimeter zum anderen Ufer zu gehen. Kleinigkeiten, die jedoch den Spielspaß trüben können. Unterm Strich klappt die Handhabung einfach nicht so flüssig, wie man es sich wünschen würde. Nach einer Weile gewöhnt man sich allerdings dran und entwickelt ein besseres Gefühl dafür.
Aus inhaltlicher Sicht ist es Minority gelungen, einen leicht verständlichen Zugang zum Thema Mobbing zu ermöglichen. Für Kinder ab zehn könnte das Abenteuer mit dem Jungen Chiwatin dadurch hilfreich sein und das ist dem kanadischen Studio hoch anzurechnen. Es regt zum Nachdenken an und bietet am Ende - nach schätzungsweise drei bis vier Stunden Spielzeit - eine klare Schlussfolgerung. Leider ist 'Spirits of Spring' optisch und spielerisch (Gameplay, Steuerung) auf Dauer eher eintönig geraten, was den an sich wirklich positiven Gesamteindruck trübt.
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Spirits of Spring
- Entwickler
- Minority
- Publisher
- Minority
- Release
- gecancelt
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.weareminority.com/spirits-of-spring/
- Art
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Independent
- Sprachen
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