Ein Professor wird ermordet in seinem Auto vor einem Hotel aufgefunden: Der ideale Zeitpunkt für Legacy Interactive, um euch in 'Law & Order 2' zum zweiten Mal auf Mörderjagd zu schicken und den Mörder anschließend in der Gerichtsverhandlung dingfest zu machen. Das Spiel baut auf der erfolgreichen amerikanischen Fernsehserie 'Law & Order' auf (in Deutschland: 'Die Aufrechten - Aus den Akten der Straße') auf. Der vorige Teil hatte vor allem mit vielen Sackgassen und einem harten Zeitlimit zu kämpfen. Ob diese Fehler ausgemerzt wurden, lest ihr in unserem Test...

Gleich zu Beginn des Spiels könnt ihr euch für maximal zwei Fähigkeiten entscheiden, die euch persönlich besonders gut liegen: 'Befragungen', 'Spurensicherung', 'Teamwork' oder 'Organisiation'. Je nachdem, was ihr gewählt habt, werdet ihr im Spiel selbst spezielle Unterstützung erhalten. Wenn ihr z.B. 'Teamwork' wählt, bekommt ihr, wenn ihr mal nicht weiterkommen solltet, einen Anruf aufs Handy, der euch Tipps zum weiteren Verfahren gibt. So sind die Frustrationsmomente auch für Gelegenheitsspieler sehr gering.
Ein Hauptmanko des ersten Teils war der Zeitdruck, unter den der Spieler gestellt wurde. Hier haben die Entwickler hinzugelernt: Der Spieler wird in keinster Weise mehr zeitlich unter Druck gestellt, so dass man den gegebenen großen Handlungsfreiraum, den man vom Spiel geboten bekommt, vollstens ausnutzen kann. Wie bereits im ersten Teil könnt ihr so ziemlich jeden interessant wirkenden Gegenstand mitnehmen, in eurer Akte verstauen und bei Gelegenheit näher untersuchen lassen: Ob ihr es dabei auf kriminaltechnische Spuren, wie Fingerabdrücke oder ähnliches untersuchen lasst oder nähere Recherchen zu Herkunft, Art, etc. durchführen lasst, bleibt euch überlassen. In ähnlicher Weise verfahrt ihr auch mit Zeugen und Tatverdächtigen: Sie werden ebenfalls als Symbol in eurer Akte angezeigt und können mit Recherchen oder Beschattung belegt werden. Etwas nervig hierbei ist nur die lange Wartezeit, in der ihr irgendwas machen müsst, damit die Zeit vergeht: Sinnloses Herumlaufen hat mir auch zu Anfang des Spiels schon nicht sonderlich gefallen, je länger man spielt umso nerviger werden aber auch diese Wartezeiten. Auch Sackgassen wurden effizient verringert: Durch ein falsches Verhör könnt ihr jetzt nicht mehr an der Lösung des Spiels gehindert werden und auch sonst rasselt man nicht mehr so leicht in ein Dead End. Nur wer sich äußerst brutal von offensichtlich wichtigen Gegenständen aus der Akte trennt, wird schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden und einen Spielstand laden müssen. Nachdem ihr einen Tatverdächtigen ausfindig gemacht habt, könnt ihr bei ihm, wie vom Vorgänger gewohnt, eine Hausdurchsuchung beantragen und durchführen, vorausgesetzt, ihr könnt auch stichhaltige Beweise vorzeigen. Ebenso könnt ihr dann den Tatverdächtigen in Untersuchungshaft stecken lassen, danach geht es dann zur...
Gerichtsverhandlung
Im Laufe der Story kristallisiert sich ein Haupttatverdächtiger heraus, den ihr dann mit den richtigen Beweisen in Untersuchungshaft stecken lassen könnt. Ab diesem Zeitpunkt schlüpft ihr in die Rolle der Staatsanwältin und müsst versuchen die Gerichtsverhandlung in eine für euch möglichst erfolgreiche Richtung zu lenken, indem ihr Beweise für die Verhandlung anmeldet, Zeugen vorladet und auch selbst neue Beweise und Zeugen recherchiert. Unterteilt ist dieser Part immer in Verhandlung und die Zeit zwischen den Verhandlungen. Während ihr in ersterer vor allem damit beschäftigt seid, die Zeugenvernehmungen des Anwalts auf Eis laufen zu lassen und die eigene Vernehmung möglichst logisch und auf Tatsachen basierend zu führen, müsst ihr in der freien Zeit zwischen den Verhandlungen auf eigene Faust Recherchen durchführen und so weitere Beweise und Zeugen in die Verhandlung bringen.
Steuerung
Die Steuerung wurde im Gegensatz zum Vorgänger nur unwesentlich verändert. Man bewegt sich weiterhin zwischen vorgerenderten Bildern, bei denen man nur den Blickwinkel ändern kann. Auf die Tastatur ist man nur in einer Situation angewiesen, als man eine E-Mail entschlüsseln muss (ich hoffe übrigens, dass meine E-Mails nicht über ein derart einfaches Verfahren verschlüsselt werden, das aber nur nebenbei), ansonsten wird das Spiel ausschließlich mit der Maus bedient. Obwohl die Steuerung dabei sehr einfach und auch logisch aufgebaut ist, benötigt man doch leider allgemein sehr viele Klicks, um die gestellten Aufgaben zu bewältigen, was mit der Dauer des Spiels ebenfalls auf die Nerven gehen kann.
GrafikEigentlich sind wir Adventure-Spieler ja sehr genügsam, wenn es um Grafik geht: Aber auch wir sind nicht sehr erpicht darauf, eine Grafik serviert zu bekommen, für die man wohl schon 1997 in keiner PC-Zeitschrift mehr ein Lob bekommen hätte. Wie schon im Vorgänger bewegt man sich nur zwischen vorgerenderten Bildern hin und her, bei denen man nur den Blickwinkel ändern kann - und selbst das ist nicht physikalisch korrekt. Dabei zollt der Entwickler Tribut an die niedrigen Systemanforderungen, die wohl angestrebt wurden, damit auch Käufer angesprochen werden, die nicht mit einer aktuellen Hardwarekonfiguration ausgestattet sind und trotzdem wie ihre Vorbilder aus der Fernsehserie Kriminalfälle lösen wollen. Die Zwischensequenzen machen dabei noch den ordentlichsten Eindruck, können aber unsere von Blockbustern wie 'The Moment of Silence' verwöhnten Äuglein aber auch nicht wirklich zufrieden stellen: In der heutigen Zeit kann man einfach mehr erwarten.
Die kleinen Bugs
Leider bleibt auch der Spieler in Teil 2 der Serie nicht von Fehlern verschont, die man sich als Entwickler eigentlich nicht erlauben darf: So kam es bei unserer Testversion leider häufiger vor, dass die Richterin anstatt eines deutschen Satzes nur ein paar unkoordnierte Geräusche von sich gab. Das ist zwar zu Anfang wirklich belustigend und hätte dem Spiel fast einen Pluspunkt in Sachen Humor eingehandelt, nervt aber mit der Zeit und gehört spätestens im Beta-Test beseitigt.
Die Übersetzung ins Deutsche ist im Allgemeinen jedoch dieses Mal gut ausgefallen: Sowohl die Texte als auch die Sprecher machten einen soliden Eindruck, lediglich mit den Tücken der Unterschiede zwischen deutscher und englischer Sprache mussten sich die Entwickler wohl öfters herumschlagen. Nur allzu oft stimmt bei Standardsätzen im Spiel der deutsche Artikel nicht. Dort, wo im Englischen ein 'the' steht, kann im Deutschen eben nicht einfach nur ein Artikel stehen. Da muss der Vorwurf aber wohl eher gegen die amerikanischen Entwickler als gegen die deutschen Übersetzer gerichtet werden.
Mit 'Law & Order 2' ist Legacy Interactive ein ganz ordentliches Spiel gelungen, das dem kriminalistisch veranlagten Spieler seine Freude bereiten wird. Abzüge gibt es bei der leider etwas betagten, schwammigen Grafik und der etwas klick-aufwendigen Steuerung. Die Story kann sich aber durchaus sehen lassen. Wer die Adventure-Hits dieser Jahre noch nicht durchgespielt hat, sollte die Finger vom Spiel lassen, alle anderen, die für kalte Herbstabende noch nichts gefunden haben und nicht sehr viel Wert auf moderne Grafik legen, können zugreifen. Der Schwierigkeitsgrad ist auf einem durchschnittlichen Niveau, der für Anfänger nicht zu schwer und für Fortgeschrittene auch nicht zu langweilig sein wird. 'Law & Order 2' konnte somit im Vergleich zum Vorgänger einige Schritte nach vorne machen, setzt sich aber noch nicht deutlich von ihm ab. Wir werden sehen, was uns bei 'Law & Order 3' erwartet...
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Law & Order 2: Intrigen auf der Spur
- Entwickler
- Legacy Interactive
- Publisher
- The Adventure Company
- Release
- 16.Aug. '04
- Webseite
- http://lawandorder.tacgames.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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