Bereits 2007 startete die kroatische Spieleschmiede Cateia Games mit ihren ersten Ankündigungen und Screens zum neuen Indie-Adventure 'The Legend of Crystal Valley'. Aber es dauerte noch drei weitere Jahre bis Publisher dtp das Spiel Anfang Juni auf den deutschen Markt brachte. Versprochen wird uns, dank der offiziellen Beschreibung von 'The Legend of Crystal Valley', unterhaltsamer Spielspaß unterfüttert mit kniffligen Rätseln und einer geheimnisvollen Story, bei der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Na, ob das so stimmt, testen wir lieber mal selbst.

Mh, da war doch was...
Die Geschichte zum Spiel ist schnell erzählt: Die Mutter ist tot, der Vater ruft um Hilfe. Keine Überraschung bis jetzt, handelten doch schon viele Adventures von tragischen Familiengeschichten. Doch bei Protagonistin Eve soll das anders sein. Sie trauert am Grab ihrer Mutter und rätselt noch über die für sie mysteriöse Inschrift: „Die Götter waren gegen uns.“, als sie ein Brief ihres Vaters erreicht. Dieser lebt zurückgezogen auf einem kleinen Hof in Frankreich und ruft Eve zu sich, er brauche sie jetzt. Merkwürdig für Eve, denn ihr Vater hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter nicht sonderlich für sie interessiert. Dem Brief lag auch ein seltsames Amulett bei, das Eve noch misstrauischer stimmt. Also packt sie ihre Sachen und fährt nach Frankreich. Angekommen auf dem kleinen Hof, befindet man sich auch schon im ersten Kapitel des Spiels. Bei der Erkundungstour stößt Eve nicht nur auf versteckte Dokumente, sondern findet, wie der Zufall es so will, einen Zutritt zu einer verborgenen Welt. Und jetzt beginnt das eigentliche Abenteuer auf der Suche nach ihrem Vater.
Stocksteife Starre
Im Hauptmenü ist man noch positiv gestimmt, merkt man das Cateia Games sich sichtlich Mühe gibt, sowohl Spieler mit weniger gut ausgerüsteten PCs zufrieden zu stellen, als auch solche Gamer mit ihren Hightech-Geräten. Schatten und Partikel lassen sich mühelos je nach Hardware optimieren, aber auch an Antialiasing oder Monitor Vertical Sync lässt sich schrauben. Die Bildschirmauflösung kann zusätzlich sehr variabel auf normale 1024x768 Pixel eingestellt werden, oder aber auch auf 1280x800 sowie 800x600 Pixel. Trotzdem ist die Grafik leider nicht gut gelungen. Die 2D-Hintergründe wirken zwar malerisch teilweise wie Stillleben und unterstützen die geheimnisvolle Atmosphäre des Spiel, die Charaktere in 3D aber wirken sehr steif. Bewegungen sind abgehackt und statisch, Bewegungsabläufe ähneln Roboterfiguren und wirken manchmal auch deplatziert. Zum Beispiel, wenn Eve einen Gegenstand einsteckt, legt sie die Hand so an ihren Mund, als würde sie gähnen.
Während des Spiel gibt es immer wieder kleine Trailer, die die Geschichte erzählen und den Lauf des Spiel etwas auflockern. Diese sind sehr einfach gehalten und beinhalten keinerlei besonderen Effekte.
Die Steuerung ist klassisch für ein Point- und Click-Adventure und lässt sich sehr intuitiv bedienen, ideal auch für Einsteiger. Der farbenfrohe Mauszeiger führt den Spieler durch die Welt.Leuchtet dieser blau, geht es zu einem Ausgang und man wechselt die Szene, leuchtet er gelb, kann der Spieler an eine gewisse Stelle laufen. Trifft der Mauszeiger auf einzelne Objekte verwandelt er sich entweder in eine Lupe zum Betrachten, oder er färbt sich grün und öffnet ein kleines Menü mit einem Auge und einer Hand. Diese Gegenstände sollte man einsammeln, denn sie sind entscheidend für den weiteren Verlauf des Spiels. Personen, mit denen man in Dialog treten will, klickt man einfach an, dann läuft Eve zu ihnen und beginnt ihr Gespräch, dass man am unteren Bildschirmrand mitverfolgen kann oder per klick auf „weiter“ auch schneller durchlaufen lassen kann.
Zum Inventar gelangt man durch ein Symbol rechts oben im Bildschirm oder durch einen schnellen Linksklick auf der Maus. Alle Gegenstände werden angezeigt und können dort näher betrachtet oder kombiniert werden. Ebenfalls findet man dort auch die Zaubersprüche, denn Eve kann nicht nur Objekte anwenden, sondern erlernt auf ihrer Reise Magie, die sie an sich oder an Gegenständen anwenden kann und so auch Rätsel lösen kann. In diesem Menü mit dem Inventar und der Magie findet man auch das Tagebuch, in dem man allerdings nur die Dialoge, die Eve geführt hat, nachlesen kann. Weitere Informationen sind leider nicht zu finden.Und wenn man das Spiel speichern, laden oder verlassen will, kann man das auch mit hier finden. Der Spielstand speichert sich aber auch automatisch beim Verlassen des Spiels.
1+1=2
Man hört den Leser schon gleich wieder stöhnen, wenn man darauf hinweist, dass das Spiel ohne Hotspotfunktion ausgestattet ist. Aber gleich vorweg, diese braucht man nun wirklich nicht, denn soviel Gegenstände und Wege muss man nicht finden und kann sie eigentlich auch nicht übersehen. Das gleiche gilt auch für die Rätsel. Sie sind einfach gehalten und sprechen besonders Anfänger an, denn Profis kommen hier mühelos und viel schneller voran, als die angegebene Spielzeit von zwölf Stunden. Im Test schafften wir es auf vier Stunden. Das Rätselprinzip ist auch sehr einfach und fast schon moralisch: Hilfst Du mir, helf ich dir. So erfährt Eve im Gespräch, was ihr Gegenüber haben will, besorgt es schnell und bekommt im Gegenzug dafür, was sie dringend braucht. Keine große Herausforderung, denn schwierige Aufgaben stehen ihr selten bevor. Eve muss zum Beispiel eine magische Musikbox reparieren, um an einen Schlüssel für ein geheimes Versteck zu gelangen. Nichts leichter als das: So redet Eve mit dem betrunkenen Fachmann, der pfeift ihr eine Melodie mit vier Symbolen, die sie dann an der Musikbox eingeben muss, um diese zu öffnen. Oder Eve muss in der städtischen Bibliothek das Rad des Rollstuhls der Bibliothekarin besorgen, dass ihr kleine Strolche geklaut haben. Dafür gibt ihr die hilflose Dame, den Ball, den sie den Unruhestiftern abgenommen hat. Also geht Eve ganz entspannt zu den kleinen Plagegeistern, gibt ihnen den Ball zurück und bekommt dafür das dringend benötigte Rad – was für eine Herausforderung.
Es gackern die Hühner, es rauschet der Brunnen
Bei der musikalischen Unterfütterung des Spiels wäre etwas mehr Sorgfalt besser gewesen. Passen zwar die Hintergrundgeräusche perfekt zur jeweiligen Szenerie und unterstreichen so die Atmosphäre, hätte man darauf achten müssen, dass diese trotz Einstellungen mitunter lauter sind, als die Dialoge. So muss man sich arg anstrengen vor dem Brunnen überhaupt was zu verstehen, wenn Eve schon mal den Mund aufmacht. Denn das macht sie äußerst selten, nur wenn sie mit jemandem redet. Betrachtet sie einen Gegenstand, können wir lediglich lesen, was sie uns an Informationen darüber gibt. Ein Fehler, der dabei besonders auffiel, war, dass ein Dialogtext mit drei Textzeilen bei der obersten und untersten Zeile jeweils ein Stück abgeschnitten war, zwar noch lesbar, aber ärgerlich. Hustete der Gesprächspartner mitten im Gespräch, konnte man das sogar auch im Text nachlesen. Aber zum Glück können die Gespräche im üblichen Multiple-Choice-Stil und die teilweise sehr schlechte Synchronisation per Mausklick schnell vorangetrieben werden. In 'The Legend of Crystal Valley' sprechen nämlich gewaltige Riesen mit dünner Stimme und auch mächtige Drachen hauchen ihre Informationen recht dünn daher. Umso besser ist da die Musik gelungen, die dem ganzen eine geheimnisvolle Atmosphäre verleiht und nie nervend oder ständig wiederholend ist.
Bei drei Jahren Entwicklungszeit oder mehr, kann und muss man Besseres erwarten. Für Frischlinge ist das Spiel bestens geeignet, erste Erfahrung im Adventure-Genre zu sammeln. Für Profis ist das Spiel lediglich ein müdes Gähnen wert. Die Story wird gegen Ende sehr dünn und teilweise auch konfus.Die Rätsel sind viel zu einfach gestrickt. Bei der Gestaltung der Figuren hat man sich schon etwas einfallen lassen, diese aber mehr schlecht, als recht synchronisiert. Lediglich die Musik ist es wert, doch mal in das Spiel reinschnuppern.
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The Legend of Crystal Valley
- Entwickler
- Cateia Games
- Publisher
- dtp - digital tainment pool
- Release
- 2. Juli 2010
- Spielzeit
- 8 Stunden
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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