In die fantastische Welt von Aldiara entführt es den Spieler im neuen Spiel 'Tale of a Hero' von den 'Black Mirror'-Machern Future Games und Publisher Daedelic. In diesem klassischen Point & Click-Adventure begibt sich der Spieler mit dem jungen Abenteurer Olaf auf die Reise, um eine entführte Prinzessin zu befreien. Dabei bereist er fantasievolle Orte, begegnet Kreaturen mit überraschendem Äußeren und muss auch mal seinen Grips anstrengen. Obwohl das Spiel international bereits eine Weile zu haben ist, erschien es hierzulande erst vor Kurzem. Wir haben es auf Herz und Nieren geprüft und verraten, ob es sich wirklich lohnt, in unserem Test.

Von einem, der auszog, um Abenteurer zu sein
Eins schon mal vorneweg: So glorreich, wie das Leben eines Helden in Sagen und Legenden immer geschildert wird, ist es gar nicht. Die Freunde laufen einem beim ersten Anzeichen von Gefahr davon, der Lohn lässt auch auf sich warten und die Angebetete zeigt null Verständnis, wenn man mal ein Versprechen nicht einhalten kann, nur, weil es eine Prinzessin zu retten gilt. Nein, so ein Heldenleben ist kein Zuckerschlecken. Der junge Olaf weiß ein Lied davon zu singen. Zu allem Überfluss steht er im Schatten seines verblichenen Vaters, der ein erfahrener Abenteurer war und zu seinen besten Zeiten zwei Drachen besiegt hatte. Doch der Reihe nach: Olaf, der von Berufswegen eigentlich Fischer ist, möchte seinem alten Herrn in Nichts nachstehen und verdingt sich daher auch als Abenteurer. Als die Hexe Pripogala ihm die Nachricht von der Entführung Prinzessin Ereas überbringt, zögert er nicht lange. Olaf und Erea kennen sich seit ihrer Kindheit, auch wenn das Leben die Zwei in unterschiedliche Ecken des Landes verschlagen hat. Olaf erfährt, dass sich Erea nun in der Gewalt des Eisriesen Krugell befindet und bricht zu einer Rettungsmission auf – und das, obwohl er seiner Verlobten Alia eigentlich versprochen hatte, mit ihr auf den Jahrmarkt zu gehen. So manches Mal beschleicht Olaf daher das Gefühl, dass eine anstehende Ehe vermutlich das größere Abenteuer ist, verglichen mit Sumpf, Seher und verschollenem Artefakt. Denn all dies sind Stationen auf Olafs Reise, bevor er endlich in den hohen Norden zu Krugell aufbrechen kann. Dabei entpuppen sich die Dinge meistens anders als erwartet.
'Tale of a Hero' spielt in einer Märchenwelt mit Drachen, geheimnisvollen Ruinen, Magie und Geistern. Die Hauptfigur legt eine leichte Selbstironie an den Tag und agiert oft lieber praktisch als heldenhaft, was das Spiel trotz des klassischen Settings zur modernen Unterhaltung macht.
Fantastische Welten ohne individuelle Auflösung
Auch der Look des Spiels ist „klassisch“. Vor gerenderten 2-D-Hintergründen bewegen sich 3-D-Figuren. Schade nur, dass die Hintergründe sehr steril wirken, denn die Locations sind gut gewählt und abwechslungsreich. Der Spieler besucht sowohl Olafs bescheidenes Heim als auch einen Sumpf mit zerfallenen Ruinen, er wandelt auf dem Grund des Meeres und stapft durch Eis und Schnee. Ein paar Luftblasen, die unter Wasser aufsteigen und Fische, die den Weg kreuzen, gehören dann aber auch schon zu den Highlights. Die Bilder wirken wie Gemälde, durch die man geht, wenn auch welche, die hübsch anzusehen sind. Bei den Figuren wartet das Spiel mit unscharfen Texturen auf, fehlender Mimik und sich wiederholenden Animationen. Im Optionsmenü kann man die Auflösung nicht selbst festlegen, sondern lediglich die Detailstärke angeben. Mit anderen Worten: Man merkt 'Tale of a Hero' die lange Entwicklungszeit einfach an, denn mit anderen, aktuellen Titeln kann es grafisch nicht mithalten.
Ein Klick, eine Aktion
Die Bedienung ist so einfach, dass die komplette Steuerung aus nur einem Mauszeiger besteht. Dieser färbt sich Rot, wenn man ihn über die Bildausgänge bewegt und Blau, wenn man mit einem Objekt oder einem anderen Charakter interagieren kann. Sämtliche Aktionen wie einen Gegenstand betrachten oder ihn ins Inventar aufnehmen, werden mit einem Linksklick ausgeführt. Gelegentlich muss man ein Objekt im Inventar näher betrachten, was dann durch einen Rechtsklick geschieht. Das Inventar öffnet sich automatisch, wenn man den Cursor in den oberen Bildschirmbereich bewegt, und wird auch von selbst wieder ausgeblendet, wenn man die Maus wegzieht. Olaf bewegt man, indem man auf eine entsprechende Stelle im Bild klickt. Auf überflüssigen Schnickschnack wurde komplett verzichtet. Das Menü lässt sich über die ESC-Taste aufrufen oder über einen Button im unteren Bereich des Bildes, der ebenfalls erst eingeblendet wird, sobald man sich mit der Maus der entsprechenden Stelle nähert. Viel zu tun gibt es im Menü aber nicht: Neben der bereits erwähnten Einstellung der Detailstärke lässt sich auch noch die Lautstärke anpassen und das Spiel kann gespeichert, bzw. geladen werden. Es gibt ferner einen Punkt für die Gammakorrektur, jedoch tat sich hier beim Test nichts. Immerhin: Durch einen doppelten Linksklick auf die Ausgänge lassen sich im Spiel Wege überspringen, ebenso so wie Dialoge und Zwischensequenzen.
“Plusfünf? Komischer Name für eine Keule“
Die Rollen sind gut besetzt und die Sprecher bringen Texte, Dialoge und Wortwitz gut rüber. Es macht Spaß, Olaf dabei zuzuhören, wie er versucht, seine Verlobte zu beschwichtigen oder wenn andere Figuren sich über seine Naivität ärgern. Musikalisch untermalt werden leider nicht alle Orte. Während noch fröhlich Töne das Spiel in Olafs Heimat, dem Nebeltal, auflockern, gibt es unter Wasser nur an der Stelle Musik, an der eine geschwätzige Venusmuschel lebt. Im hohen Norden gar wird nur in kurzen Zwischensequenzen Musik eingespielt. Wenigstens gibt es eine kontinuierliche Soundkulisse: Im Sumpf quaken die Frösche, unter Wasser hört man Wale oder andere Tiere und im Eis heult es aus der Ferne. Im Großen und Ganzen macht die Akustik einen soliden Eindruck, wenn auch etwas mehr atmosphärische Musik schön gewesen wäre.
Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen
In Sachen Rätsel haben sich die Entwickler ganz auf Kombinations- und Inventarrätsel konzentriert, wobei der Schwerpunkt eindeutig darauf liegt, dass man herausfinden muss, welchen Gegenstand man in der Spielwelt auf welchen anderen Gegenstand anwenden muss. Das Ganze entwickelt sich schon mal zu einer mühsamen Suchaktion, bei der man mit der Maus den Bildschirm abgrast, denn eine Hotspot-Anzeige fehlt. Zusätzlich erschwert wird die Suche dadurch, dass bestimmte Objekte erst in der Nahansicht gesehen werden. Richtig fies ist dies zu Beginn des Spiels. Im Prolog befindet sich Olaf in der Höhle eines Monsters, das er für die Dorfbewohner loswerden soll. Er erhält den Tipp, dass das Monster kein Sonnenlicht verträgt, und will nun eine Konstruktion bauen, mit der ein Stück Fell, das einen Schacht vor Sonnenlicht schützt, im rechten Moment wegziehen kann. Der Spieler braucht eine stabile Holzstange, wenn er das Ziel erreichen will. In der Höhle stehen drei Käfige herum, aber nur an einem der Käfige lässt sich eine Stange entwenden und dies nur, wenn man in die Nahansicht geht. Optisch unterscheidet sich die Stange nicht vom Rest des Käfigs, sodass man wirklich nur darauf kommt, wenn man mit der Maus das Bild absucht. Manchmal ist es auch erforderlich ein wenig herumzuprobieren, denn einige Rätsel lassen sich leider nicht dadurch lösen, dass man Objekte im Inventar kombiniert, obwohl es logisch wäre. Olaf will z. B. unter Wasser einen Zitteraal einfangen und benötigt deswegen mal wieder eine Art Falle. Für die Falle braucht er einen Köder, eine Art Klebstoff und die Reste eines Fernrohrs. Man kann aber Köder, Kleber und Fernrohr nicht im Inventar zusammensetzen, sondern muss mit den Gegenständen nacheinander auf das Loch klicken, indem sich der Zitteraal versteckt. Olaf baut dann die Falle von selbst zusammen und fängt den Aal. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Ein wenig ärgerlich ist auch die totale Linearität des Spiels. Erst, wenn man eine bestimmte Aufgabe gelöst hat, kann man ein neues Objekt aufnehmen, obwohl es dem findigen Spieler schon vorher klar war, dass man als Nächstes den besagten Gegenstand brauchen wird. Die Rätsel treiben die Geschichte jedoch voran, auch wenn sie sich manchmal etwas ziehen. Da es kein Journal gibt, muss man sich auf sein Gedächtnis verlassen, wenn man längere Zeit mal nicht gespielt hat.
'Tale of a Hero' ist ein schönes Spiel mit einer Geschichte, die tatsächlich ein paar Wendungen parat hat und durchaus unterhalten kann. Der liebenswerte Held ist jemand, den man gerne ins Abenteuer begleitet. Dennoch hat das Spiel einige Schwächen, die man hätte vermeiden können. Dazu gehören die verwaschenen Texturen der Figuren, fehlende Musik und besonders aber Kombinationsrätsel, die man nur in einer bestimmten Reihenfolge ausführen kann. Auch eine Hotspot-Funktion wäre nett gewesen. Trotz allem wäre es schade um den Titel gewesen, wenn er nicht in Deutschland veröffentlicht worden wäre. Denn die Geschichte ist unterhaltend und kann – je nach Erfahrung – den Spieler 10 bis 12 Stunden bei der Stange halten. Wer nicht so viel Wert auf eine herausragende Grafik legt und wer etwas Geduld mitbringt, dem sei das Spiel empfohlen.
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Tale of a Hero
- Entwickler
- Future Games
- Publisher
- Daedalic
- Release
- 31. August 2010
- Spielzeit
- 10 Stunden
- Webseite
- http://www.future-games.cz/www/taleofhero/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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