Mehrmals pro Woche finden sich die Teams der Crime Scene Investigation auf den Fernsehbildschirmen der Nation ein und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Und genauso, wie man sich darauf verlassen kann, dass die Teams am Ende der jeweiligen Folge einen Mörder gefasst haben, kann man sich darauf verlassen, dass am Jahresende ein neues Abenteuer auf die Hobbyermittler wartet. Auch in diesem Jahr enttäuschen uns UBISoft und Telltale nicht und präsentieren mit 'CSI: Tödliche Verschwörung' fünf neue Fälle, die wir uns natürlich angeschaut haben.

Oh, ein Neuer. Schon wieder.
Wer die Vorgänger 'CSI: Tödliche Absichten' und 'CSI: Eindeutige Beweise' kennt, kennt das Ritual schon: Als Neuling werden wir der Nachtschicht des CSI-Teams von Las Vegas zugeteilt und dürfen an der Seite von Sara Sidle, Catherine Willows, Nick Stokes, Greg Sanders und Ray Langston fünf verschiedene Fälle untersuchen, wobei am Ende noch einmal eine Verbindung zu den vorhergehenden aufgebaut wird, wie wir bereits der Packungsrückseite entnehmen können. Bei der die Fälle überspannenden Handlung geht es um einen mächtigen Drogenboss, der seine Fäden im Hintergrund spinnt und der sogar das CSI-Team selbst gefährdet. Das alles liest sich deutlich spannender, als es sich am Bildschirm darstellt, denn selbst unerfahrenen Ermittlern ist recht schnell klar, wer hinter der Verschwörung im Team steckt. Leider können wir unseren Verdacht nicht mitteilen, denn das bleibt unseren Kollegen vorbehalten. Wichtiger als die Rahmenhandlung waren aber jeher die einzelnen Fälle. Gerade eine Stadt wie Las Vegas bot in der Vergangenheit immer spektakuläre Schauplätze für überraschende Fälle. So durften wir in 'Eindeutige Beweise' untersuchen, warum gleich eine ganze Rockband im Kollektiv durch einen Stromschlag dahingerafft wurde oder eine wilde Schießerei in einem Westernladen aufklären. Auch in 'Tödliche Absichten' untersuchten wir einen Mord in einer Hochzeitsnacht und gingen der Frage nach, warum ein Feuerschlucker in Flammen aufgegangen ist. In 'Tödliche Verschwörung' scheint den Autoren ein wenig die Lust an schillernden Figuren und ungewöhnlichen Settings ausgegangen zu sein: In einem ausgebrannten Spa finden wir eine verkohlte Leiche, ein Bauarbeiter stürzt von einem Gerüst, eine junge Frau stirbt an einer Überdosis. Einzig ein Fall entführt uns etwas in die schillernde Welt der Stadt, wenn nämlich eine reiche Hotelerbin, die seit einem Unfall gelähmt ist, das Zeitliche segnet. Handelt es sich dabei um einen Fall von Sterbehilfe oder steckt etwa mehr dahinter?
Spurensuche
Am Tatort angekommen untersuchen wir jeden Winkel, den uns das Spiel anbietet, auf Fingerabdrücke, Blutspuren oder Indizien. Gefundene Beweise müssen dann im Inventar, am Lichttisch oder in verschiedenen Laborcomputern näher untersucht werden. So finden wir neue Spuren, ermitteln Verdächtige, schließen Unschuldige aus und überführen schließlich den Täter. Die eigentliche Ermittlungsarbeit geht dabei recht leicht von der Hand. Das Spiel schlägt uns eine Reihe von forensischen Werkzeugen vor, wir wählen das Richtige aus und finden damit beispielsweise Fingerabdrücke. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad bietet das Spiel eine größere Auswahl an Werkzeugen an, die aber nie unübersichtlich werden. Genauso ist es auch mit den Tatorten, an denen wir ermitteln dürfen: Keiner der Fälle hält mehr als drei verschiedene Szenarien bereit. Dafür erfreut sich unser Inventar, in dem neben Objekten auch DNA-Spuren, Fingerabdrücke oder Audio-Aufnahmen wiederfinden, zum Teil an einer schier unübersichtlichen Zahl von Beweisen und Gegenständen. Wirklich schwer zu lösen sind die Fälle dennoch nicht, denn sie laufen strikt linear ab. Sollte man dennoch einmal festhängen, helfen uns die Kollegen mit wertvollen Tipps auf die Sprünge.
Bekannte Laborarbeit
Um auch wirklich den letzten Bluttropfen einer Person zuordnen zu können, stehen im CSI-Labor einige technische Wunderkisten bereit. Die Untersuchung selbst läuft in Minispielen ab, hier müssen kleine DNA-Ketten in einem Muster gefunden werden, da wollen chemische Spuren in einem Spektrum richtig zusammengesetzt werden. Wem diese Spielchen bekannt vorkommen, dürfte den Vorgänger 'Tödliche Absichten' gespielt haben, denn bei den Minispielen hat sich seither nichts geändert. Das lässt sich übrigens auf das gesamte Spiel übertragen: Weder bei der Steuerung noch bei der Grafik oder den Videoschnipseln, die zwischen den Szenenwechseln für Serienfeeling sorgen sollen, hat sich etwas getan. Telltale und UbiSoft präsentieren uns neuen Inhalt in einem alten Gerüst. Da der Vorgänger bereits 2009 nicht mehr auf dem Stand der Technik war, fällt 'Tödliche Verschwörung' im Vergleich mit anderen Titeln hier noch deutlicher ab. Die 3D-Modelle der Seriendarsteller bewegen sich nur sehr hölzern – wenn sie sich denn überhaupt bewegen. Auch die Schauplätze sehen einfach nicht mehr zeitgemäß aus. Noch dazu scrollt das Spiel bei seitlichen Bewegungen so langsam, dass man manchmal eher Assoziationen mit Schildkröten statt mit aufregender und spannender Ermittlungsarbeit herstellen möchte.
Gut gelungen sind hingegen wieder einmal die Sprachaufnahmen, sowohl die Hauptdarsteller, die größtenteils mit ihrer aus der Serie bekannten Stimme zu hören sind, als auch die Nebencharaktere hinterlassen einen ordentlichen Eindruck und schaffen es, den ansonsten eher steifen Figuren etwas Leben und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Wirklich genießen können diesen Fakt aber nur Spieler, die mit der englischen Sprache wenig Probleme haben, denn eine deutsche Sprachausgabe gibt es auch im inzwischen achten CSI-Spiel nicht. Wie immer wurden aber alle Texte gut ins Deutsche übertragen, so dass niemand Probleme haben dürfte, dem Spielgeschehen zu folgen.
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Schon die letzten Titel zeichneten sich durch relativ auffällig und dreist platzierte Werbung aus, zum Beispiel musste die Kreditkarte eines bestimmten Anbieters auf Fingerabdrücke untersucht werden. In 'Tödliche Verschwörung' haben wieder zwei Firmen ihre Produkte gegen Bezahlung untergebracht. So prangt auf wirklich jedem Monitor, Handy und Computer das Label eines bekannten Hardware-Herstellers. Ziemlich unpassend und vor allem nervend fällt aber die Werbung eines Herstellers für Antivirenprogramme auf: Jedes Mal, wenn wir in einem Fall erstmals auf einen der vier Ermittlungscomputer zugreifen, läuft ein Anforderungsscan ab, der den PC auf Viren durchsucht, natürlich sind die von der Außenwelt abgeschotteten CSI-Rechner immer virenfrei. Diese Werbeeinblendung lässt sich leider weder übergehen, noch abbrechen, so dass die Spieler je Fall und Rechner rund 10 Sekunden untätig warten müssen.
Ein weiteres Ärgernis erwartet die Spieler ausgerechnet ganz am Ende des Spiels. Man verbringt lange Zeit mit der Suche nach dem Täter, findet und überführt ihn schließlich. Man wundert sich vielleicht noch darüber, dass der Fall recht kurz erscheint, da geschieht eine unerwartete Wende. Der Spieler freut sich, dass es jetzt nochmal richtig losgeht – aber Pustekuchen! Der Fall ist beendet und entlässt uns mit einem halboffenen Ende in den Abspann und die Bewertung, die nach jedem Fall erfolgt.
Am Ende stellt man fest, dass die Fälle aus 'Tödliche Verschwörung' mit einer Ausnahme eigentlich eher unspektakulär sind. Auch die Person des „mysteriösen Verschwörers“ innerhalb des CSI-Teams ist schneller enttarnt, als es der Spannung zuträglich wäre. Die Aufklärungsarbeiten laufen immer gleich ab und werden so schnell zur Routine. Für Ärger sorgt die träge Steuerung und das zum Teil nervende Product-Placement genauso wie die recht starre Linearität bei den Ermittlungen, dazu gesellt sich noch ein Ende, das sicher nicht jeden Ermittler befriedigen wird. Das vor einem Jahr erschienene 'CSI: Tödliche Absichten' bietet spannendere Fälle, identische Technik und beinhaltet keine so störende Werbung. Wer den Vorgänger also nicht kennt und gern ein wenig CSI-Feeling am PC genießen möchte, ist mit dem Spiel besser beraten. Wem das Spiel gefallen hat und wer Lust hat, sich durch fünf neue Fälle zu arbeiten, dürfte aber auch mit 'CSI: Tödliche Verschwörung' seinen Spaß haben.
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CSI 6: Tödliche Verschwörung
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Ubisoft
- Release
- 28. Oktober 2010
- Spielzeit
- 10 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://csi.de.ubi.com/fatalconspiracy/
- Sprachen
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