'Quantumnauts 2' heißt die Fortsetzung einer SciFi-Produktion der kleinen italienischen Indie-Schmiede Midian Design. Für wenig Geld wird eine retroeske Genre Parodie mit solidem Umfang geboten. Bob Marshall macht mit seinem Raumschiff Bekanntschaft mit einem schwarzen Loch. Wenig später findet er sich gestrandet auf einem einem fremden Planeten wieder. Dumm gelaufen? Weit gefehlt! Die Schwierigkeiten fangen für ihn jetzt erst so richtig an. Ob sich eine Anschaffung des turbulenten Abenteuers allerdings lohnt, das verrät Euch unser Review.

Mission mit Folgen
![]() |
Bobs Chef will ihn loswerden und gibt ihm eine höchst gefährliche Mission |
Gleich vorweg eine Entwarnung für jene, die 'Quantumnauts 1' nicht kennen: Eine schriftliche Rekapitulation der bisherigen Ereignisse wird beim Start des Sequels angeboten. Das Nötigste erfährt man so in aller Kürze. Beide Geschichten bauen aber ohnehin nur lose aufeinander auf.
Im Zentrum steht der Möchtegernrocker Bob Marshall. Dieser trinkfeste Erdling stammt aus der Gegenwart, doch aufgrund einiger unglücklicher Ereignisse während des ersten Abenteuers, musste er sein glückloses irdisches Leben aufgeben, um der Quantumnaut Flotte als Kapitän zu dienen. Diese Organisation widmet sich der Erhaltung von Zeit und Raum und patroulliert durchs Universum. Unser Held hätte es zweifellos schlechter erwischen können. Noch dazu hat er beim ersten Abenteuer seine große Liebe Neena kennengelernt und ist seit drei Jahren mit ihr verheiratet.
Vom Regen in die Traufe?
![]() |
Bob gerät in schwere Turbulenzen |
Nicht glücklich mit dieser Beziehung ist hingegen sein Vorgesetzter Fen'Herh. Eine gefährliche Mission soll Bob aus dem Weg räumen. Der boshafte Plan ist von Erfolg gekrönt. Durch ein schwarzes Loch gerät unser Held in schwere Turbulenzen und wird von der Außenwelt abgeschnitten. Nach einer Bruchlandung findet er sich auf einem merkwürdigen Planeten wieder.
Dieser Ort wird von intelligenten Maschinen bewohnt, die anfangs einen friedfertig zivilisierten Eindruck machen. Das täuscht jedoch. Ein mächtiger Roboter namens Primo zieht die Stahlfäden und will den Schiffbrüchigen als politische Marionette für seine Zwecke instrumentalisieren. Von den mechanischen Bewohnern wird der Neuankömmling für einen Gott und Erlöser gehalten und diese Rolle soll er weiter spielen – sofern ihm sein Leben lieb ist. Bob ist rasch klar, dass Primo ihn so oder so töten möchte, sobald sein Zweck erfüllt ist. Er braucht deshalb möglichst rasch einen Fluchtplan. Im Untergrund bahnt sich jedoch ein revolutionärer Umsturz an und Bob stolpert geradewegs in in den Konflikt hinein.
Antiheld in der Tradition von Roger Wilco?
![]() |
Ein Roboter mit Namen Primo will Bob für seine Zwecke instrumentalisieren |
Die Ausgangssituation des humoristisch gefärbten Abenteuers bietet den Rahmen für eine passable Story. Zwar kommt sie zunächst langsam in die Gänge, doch wird sie immer besser. Das Spiel ist umfangreich und spart nicht an Abwechslung. Allerdings neigt die Erzählung zu Textlastigkeit und interessante Charakteren sind Mangelware. Noch dazu sind die Anspielungen an diverse Filme und Serien der Popkultur (z.B. übliche Verdächtige wie 'Terminator', 'Star Wars', "Stargate SG-1', Star Trek'...), nicht selten ein wenig abgenutzt.
Wenn es um die Kombination von Weltraum, Humor und Adventures geht, dann drängt sich die Assoziation mit der populären Reihe geradezu auf. Parallelen zu Roger Wilco gibt es tatsächlich. Bob Marshall kümmert sich nicht um Toiletten und dergleichen, doch auch er zeigt hin und wieder ein aufgeblasenes Ego, gerät gerne in Fettnäpfchen und entspricht eher der Kategorie Antiheld. Wobei man ihm bei seinem aktuellen Abenteuer zunächst wenig vorwerfen kann. Wer sich allerdings einen ähnlichen Wortwitz erhofft, als noch zu Zeiten von Sierras 'Space Quest' Reihe, der wird wahrscheinlich enttäuscht werden.
Passable Rätselkost
![]() |
Um diese Tür zu öffnen, ist Pixelhunting gefragt |
Im Geist von Sierra erhält man für korrekte Aktionen Punkte. Manche Entscheidungen werden vom Spiel kurz und knapp kommentiert. Zwar ist der Handlungsverlauf streng linear, aber in manchen Situationen hat man durchaus eine minimale Entscheidungsfreiheit, die zwar keine gravierenden Konsequenzen für die Geschichte hat, dafür aber Punkte bringen kann.
Die Rätsel sind eher durchschnittliche Kost. Dafür sind sie überwiegend gut in die Geschichte eingebettet und meist fair lösbar. Insbesondere im ersten Drittel fehlen jedoch knackige Herausforderungen. Später wird es etwas anspruchsvoller und das Aufgabenspektrum zeigt eine buntere Mischung (Musikpuzzle, Schalterrätsel, Dialogrätsel...). Der Schwierigkeitsgrad wächst mit Fortdauer des Spiels auch deshalb, weil sich im Inventar mehr und mehr Objekte ansammeln. Vereinzelt sind wichtige Objekte jedoch klein und pixelig im Bild versteckt und schlecht zu erkennen.
Verbesserungswürdige Umsetzung
![]() |
Ausbaufähige Grafik |
Auch sonst zeigt die technische Umsetzung Schwächen. Suboptimal ist die schriftliche Wiedergabe bei den Dialogen und Beschreibungen. Die Schriftart ist gewöhnungsbedürftig zu lesen und die Farben erschweren diesen Aspekt zusätzlich. Sprachausgabe sucht man vergeblich und die deutsche Sprache wird ebensowenig unterstützt. Dafür gibt es eine englische und eine italienische Fassung.
Musikalisch zeigt sich 'Quantumnauts 2' bemüht, doch es fehlt an eingängigen Kompositionen und die Klangqualität ist ausbaufähig. Selten werden akustische Effekte eingesetzt, was Stimmung bringt. Es hätte aber öfter passieren können. Solide ist wiederum die typische Steuerung. Eine Maustaste dient wie gewohnt dazu, Objekte anzusehen und die andere Taste zum Benutzen. Objekte können mit der Umgebung benutzt werden und Inventargegenstände miteinander kombiniert werden.
Dennoch viel Spiel für wenig Geld
![]() |
Bob alleine im Auftrag der Revolution... |
Grafisch werden die Möglichkeiten der AGS-Engine nicht ausgeschöpft. Viele Schauplätze wirken etwas steril und detailarm. Mehr Interaktionspunkte wären wünschenswert gewesen und die Animationen lassen an Dynamik vermissen. Die Objekte im Inventar sind optisch nicht immer sehr aussagekräftig. Die Zwischensequenzen sind bemüht engagiert, schmecken jedoch etwas altbacken.
Obwohl vor allem die technische Seite eine deutlich höhere Wertung verhindert, ist das Preis/Leistungsniveau absolut stimmig und fair. Das Team von Midian Design bietet für knapp drei Euro zwar kein grandioses, dafür aber ein erstaunlich umfangreiches Adventure der passablen Mittelklasse. Wer keine hohen Ansprüche stellt, kann schätzungsweise 6-8 Stunden voll auf die Kosten kommen.
Mit den besten Indie-Adventures kann sich 'Quantumnauts 2' noch nicht messen. Dazu offenbart es doch einige Schwachstellen. Engagiert ist die Umsetzung aber allemal! Wer seine Erwartungen zügeln kann und ein akzeptables Weltraum-Adventure für Zwischendurch und wenig Budget sucht, der könnt genau richtig liegen. Kein Pflichtspiel, doch Genre-Fans könnte es Freude bereiten.
-
Quantumnauts 2: Black Hole Happens!
- Entwickler
- Midian Design
- Publisher
- Midian Design
- Release
- Ende 2012
- Spielzeit
- 6-8 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://midiandesign.com/
- Art
-
Independent
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter