2012 gab es bekanntlich nicht bloß kostspielige Adventure-Kickstarter im sechs- und siebenstelligen Bereich, sondern auch einige kleine Projekte, darunter 'Detective Grimoire' von SFB Games und Armor Games. Bei diesem humorvoll verpackten Krimi dreht sich alles um den plötzlichen Mord am Besitzer einer Touristenattraktion. Typische Detektiv-Kost? Nicht ganz! Hauptverdächtiger ist nämlich ein waschechtes Sumpfmonster...

Boggy als Killer?
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Ein ungewöhnlicher Ort für einen Mord |
Hätte er es sich aussuchen können, Inspektor Grimoire hätte auf den Trip in ein Sumpfgebiet gerne verzichtet. Doch wer sollte den Mord sonst aufklären? Angeblich hat Boggy einen gewissen Richard Remington ermordet, den Besitzer der hiesigen Touristenattraktion. Die Beweislage spräche eine deutliche Sprache.
Trotzdem ist der Ermittler skeptisch gestimmt. Und wen wundert es, denn der Verdächtige ist ein sagenumwobenes Sumpfmonster, dessen Existenz lediglich von Gerüchten und Zeichentrickserien behauptet wird. Obwohl viele Touristen nur für Boggy den feuchten Ort besuchen, hat "es" seit vielen Jahren niemand zu Gesicht bekommen. Gibt es dieses Geschöpf tatsächlich? Falls nicht, wer könnte sonst Interesse an so einem Verbrechen haben? Einen Beliebtheitswettbewerb hätte das Opfer jedenfalls ganz gewiss nicht für sich entschieden. Kurz und gut, die Sache stinkt zum Himmel und das liegt nicht nur an der Umgebung. Grund genug, die Ermittlungen für sich sprechen zu lassen...
Inhaltlich eher unauffällige Kost
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Die Suche nach Erklärungen ist nicht immer einfach |
Prompt treffen wir im Sumpf auf ein paar seltsame Gestalten, wie die in die Jahre gekommene, schrullige Bewohnerin eines Baumhauses, einen historisch versierten Möchtegern-Agenten oder einen egozentrischen Regisseur, der mit allen Mitteln einen Film über das Monster drehen möchte. Witzige Figuren, doch bei lediglich 90 Minuten Spielzeit bleibt wenig Zeit, um sich ernsthaft mit ihnen zu befassen. Noch dazu sind diese kaum miteinander verknüpft, wodurch die Konstellation leicht zu durchschauen ist. Schade ist zudem, dass Inspektor Grimoire so gut wie nichts von sich preis gibt, weswegen auch er, abseits vieler sympathisch-humorvoller Bemerkungen, keinen sehr bleibenden Eindruck hinterlässt.
Als Musterbeispiel an Originalität und Storytelling kann 'Detective Grimoire' letztlich nicht dienen: Ein Monster als Touristenattraktion, das eventuell einen Mord begangen haben könnte... da werden nicht bloß Erinnerungen an eine Episode von 'Phoenix Wright' wach. Andererseits muss ein ansprechender Krimi nicht zwangsläufig sehr originell sein. Immerhin ist der Humor nett gelungen und erinnert ansatzweise an 'Scooby Doo'. Auf die Darstellung von Gewalt wird verzichtet. Die Schnüffelei in der geheimnisvollen Vergangenheit des Opfers bringt interessante Details ans Tageslicht, auch im Hinblick auf die Entstehungsgeschichte der Touristenattraktion. Jedoch fehlt es dem Plot an überraschenden Wendungen und die Lösung liegt wahrscheinlich schon zur Halbzeit auf der Hand. Nicht nur bei diesem Genre lässt sich ein solches Manko schwerlich ignorieren.
Befragen und ermitteln
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Anhand der gefundenen Hinweise, bilden Sätze, die zur Situation passen |
'Detective Grimoire' lebt weniger von der Story, als von einem netten spielerischen Konzept sowie durchaus witzigen Dialogen, die obendrein relativ gut synchronisiert wurden - eine deutsche Lokalisierung fehlt jedoch. Auf den ersten Blick ist man womöglich geneigt, diesen Comic-Krimi als Casual-Spiel zu abzutun. Zu unrecht. Es passt durchaus prima in das Point-and-Click-Genre, auch wenn es nun wirklich sehr gemütliche Kost ist, die man problemlos kurz vor dem Schlafgehen nebenbei spielen kann. So ziemlich alle Herausforderungen orientieren sich immerhin stark an der Handlung. Erfreulicherweise wurde obendrein gänzlich darauf verzichtet, den Schwierigkeitsgrad durch übel versteckte Hotspots künstlich hinauf zu schrauben.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen vielmehr die investigativen Gespräche mit den Verdächtigen sowie die Deduktion anhand bisher entdeckter Hinweise. Dazu gilt es logisch schlüssige Sätze anhand von auswählbaren Satzbausteinen und gesammelten Informationen zu formen, die den aktuellen Stand der Ermittlungen auf den Punkt bringen sollen. Oder wir nehmen eine Person klassisch ins Kreuzverhör und wählen zu diesem Zweck die richtigen Fragen aus, wobei vereinzelt – und auch das ist vergleichbar mit 'Phoenix Wright' – bestimmte Hinweise zu zeigen sind, um die Wahrheit endlich aus jemandem herauszupressen. Vom Start weg vermittelt 'Detective Grimoire' einem das Gefühl, eigene Schlüsse ziehen zu können und das ist definitiv eine der positivsten Eigenschaften dieses comicartigen Krimi-Adventures. An Abwechslungsreichtum mangelt es jedenfalls nicht, auch wenn es ruhig knackiger hätte sein können. Wer beim Rätseln falsch liegen sollte, muss zudem nicht mit gravierenden Konsequenzen rechnen.
Technisch nett, aber nicht aufregend
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Harmlose Mini-Games gibt es auch |
Wenngleich die klassische musikalische Untermalung für sich genommen stimmungsvoll gelungen ist, so wird der flashartige Comic-Stil nicht alle Geschmäcker treffen, auch wenn man ihm zweifelsfrei einen gewissen Charme attestieren kann. Die Flash-Optik hängt übrigens damit zusammen, dass Grimoire bereits vor mehreren Jahren sein Debüt in einem kostenlosen, gleichnamigen Browser-Spiel feierte. Gerade die Charaktere sind anfangs allerdings etwas gewöhnungsbedürftig gezeichnet.
Die ansonsten nett visualisierten 2-D-Schauplätze erlauben keine Bewegungsfreiheit und die Animationen beschränken sich nur auf das Notwendigste. Im Spiel nehmen wir den Blickwinkel des Ermittlers ein. Ihn sehen wir lediglich in den nett gemachten Zwischensequenzen. Die Umgebung können wir nach Hinweisen abtasten oder mit herumstehenden Personen plaudern. Aktivieren wir im Menü die Lauftaste, wird uns anhand von Pfeiltasten signalisiert, wohin wir weiter gehen können und so gelangen wir so zum nächsten Schauplatz. Zwecks beschleunigter Fortbewegung steht uns überdies eine Karte zur Verfügung, wo alle bereits gefundenen Schauplätze automatisch eingezeichnet werden und jederzeit sofort betretbar sind. Lange Laufwege gibt es also keine.
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Wir können Fragen stellen, oder auch gefundene Gegenstände herzeigen |
Getestet haben wir 'Detective Grimoire' übrigens auf dem iPad, wo die Steuerung problemlos von der Hand ging. Mobile Geräte sind zweifellos ideal für dieses Adventure und vielleicht verzeiht man dem Spiel hier noch eher manche Macken. So ziemlich alle Hotspots sind jedenfalls groß genug platziert, um bequem per Finger erwischt zu werden und auch die im Menü gesammelten Informationen zu den verdächtigen Person sind leicht abrufbar und gut lesbar. Automatisch gespeichert wird übrigens sehr regelmäßig, wodurch man sich auch darüber keine Gedanken machen muss.
Wer lediglich ein charmantes, kleines Krimi-Abenteuer für Zwischendurch sucht und sich mit dem Flash-Grafik-Stil, sowie der nicht allzu komplexen Story arrangiert, der könnte mit 'Detective Grimoire' ziemlich gut bedient sein. Rein spielerisch gesehen bietet SFB Games unterhaltsame Kost und zeigt sich bemüht, den Spieler in die Ermittlerrolle schlüpfen zu lassen. Viele Elemente kennt man von 'Phoenix Wright', 'Sherlock Holmes', oder anderen Werken der investigativen Natur, aber die bunte Mischung (Verhör, Deduktion, Sammlung von Beweisen, Analyse von Flüssigkeiten und sonstige harmlose Mini-Games) ist stimmig und tröstet, neben den recht witzigen Dialogen, über so manche gravierende Schwäche hinweg. Satt ist man am Ende allerdings nicht, denn dazu ist das Vergnügen einfach zu kurz. Gegen eine Fortsetzung hätte ich dennoch nichts einzuwenden!
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Detective Grimoire
- Entwickler
- SFB Games
- Publisher
- Armor Games
- Release
- 4. Januar 2014
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.detectivegrimoire.com/
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Detective Grimoire im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
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