Im Open-World-Abenteuer 'Eastshade' (Windows PC) schlüpfen wir in die Rolle einer Malerin, die eine weit entfernte Insel besucht. Das Gameplay konzentriert sich auf die Interaktion mit den Bewohnern, Crafting und Exploration. Zwar erinnert die Fantasy-Spielwelt an diverse Rollenspiele, doch auf Kämpfe wird verzichtet und es gibt kleine optionale Rätsel. Im Test nehmen wir das Spiel von Eastshade Studios genauer unter die Lupe.

Schiffbruch
Unser Abenteuer beginnt unter Deck eines Schiffes, kurz bevor es Schiffbruch erleidet. Zum Glück ist das Ziel bereits in Reichweite: die Insel Eastshade. Es dauert nicht lange und die Malerin (ihren Namen bestimmen wir selbst) erwacht unversehrt in der gut geheizten Höhle eines freundlichen Einheimischen, in einem kleinen Örtchen namens Lyndow. Dort macht sie sich gleich mit der Umgebung vertraut, die u.a. von sprechenden Eulen, Bären und Affen bewohnt wird. Auch so flattert und huscht einiges durch die angenehm belebte Open-World-Landschaft.
![]() |
Trotz Schiffbruch landen wir auf der richtigen Insel |
Im Gedanken an ihre kürzlich verstorbene Mutter will die Malerin deren Lieblingsorte auf der Insel suchen und malen. Das ist der wahre Grund ihrer Reise. Um eine idyllische Brücke überqueren zu dürfen, die uns vom größeren Teil der Insel trennt, braucht es eine satte Stange Geld, die die Malerin erst dazuverdienen muss. Allerdings fehlen ihr zu Beginn die Malutensilien. Praktischerweise gibt es in Lyndow ein junges Mädchen, das gerne malt und uns zeigt, wie man eine Staffelei selber bastelt. Dazu braucht es Holz und Stoff und beides ist an vielen Orten zu finden.
Kommunikation und Inspiration
Wer sich mit den Bewohnern im Exploration-Adventure 'Eastshade' näher beschäftigt, erfährt u.a. einiges über ihre Bild-Präferenzen und über diverse Geheimnisse der Umgebung. Immer wieder müssen wir zudem jemandem aus der Patsche helfen und dergleichen. In der Spielwelt wurden viele optionale Dinge versteckt, die einem leicht entgehen können. Zum Beispiel dürfte es im Leuchtturm in der Nacht nicht mit rechten Dingen zugehen und ein Architekt ist verschwunden. Der Nachteil dabei ist, dass man durch die unzähligen kleinen Nebengeschichten leicht den Überblick verliert. Immerhin gibt es im Spiel ein Tagebuch zur Unterstützung, wo die noch offenen Augaben samt kurzer Beschreibung ersichtlich sind.
Schon weil die Suche nach Ressourcen auf Dauer mühsam ist, empfiehlt sich ein Ausflug zur belebten Hauptstadt Navas, wo es ein Geschäft für den Künstlerbedarf gibt und zudem viele Aufträge für Maler. Ohne drei Empfehlungsschreiben wird man dort jedoch nicht hineingelassen und so ist erneut notwendig, sich mit ein paar der vielen Bewohner anzufreunden.
![]() |
Unterhalten können wir uns mit zahlreichen NPCs |
Eine Ballonfahrerin benötigt Hilfe beim Finden von abenteuerlustigen Kunden, auf einer Farm verschwindet jede Nacht ein Teil der Ernte und um das Vertrauen eines anderen Bewohners zu gewinnen, müssen wir ein Floß bauen (dafür brauchen wir spezielle Materialien). Für die Empfehlungsschreiben gibt es viele Kandidaten und es bleibt dem Spieler selbst überlassen, wem er helfen möchte. In einigen Fällen sieht man sich überdies mit moralischen Entscheidungen konfrontiert. Zum Beispiel wenn man für einen verarmten Händler lügen soll, um Geld auszuleihen.
Ähnlich wichtig wie Kommunikation ist aber die Exploration. Mit jedem neu entdeckten Ort steigt die Inspiration der Künstlerin an, was sich positiv auf ihre Bilder auswirkt.
Einfaches Gameplay ohne Kämpfe
'Eastshade' verzichtet auf Action-Einlagen und ist auf entspannte Erkundung fokussiert sowie auf die diversen kleinen Geschichten der Bewohner der Insel. Eine für die Orientierung nützliche In-Game-Karte ist zwar verfügbar, doch die muss im Zuge der Erkundung entdeckt werden.
![]() |
Malen funktioniert wie der Fotomodus vieler Spiele. Das Resultat sieht dennoch oft sehr ansprechend aus. |
Die meiste Zeit streifen wir also umher, sammeln Ressourcen (z.B. um eine Staffelei, ein Lagerfeuer oder ein Floß zu bauen) und plaudern mit NPCs, durch die wir nebenbei auch neue Crafting-Tipps erhalten. Vereinzelt gibt es sogar kleine Rätsel, z.B. wenn es darum geht, zu einer bestimmten Tageszeit die Sonnenstrahlen durch Spiegel richtig umzuleiten. Was die Spielzeit anbelangt, so ist mit etwa 10 Stunden Spielzeit zu rechnen, je nach Spielweise. Wer besonders gründlich vorgeht, wird vermutlich deutlich länger brauchen.
Wie funktioniert aber nun das Malen? Nun, die Antwort mag ein paar von Euch enttäuschen. Im Endeffekt gibt es keinen Unterschied zum Fotomodus vieler anderer Spiele. Hat man eine Staffelei gebastelt, wird lediglich der Bildausschnitt ausgewählt und die Spielfigur malt diesen dann. Zwar ist das wenig anspruchsvoll und hätte in spielerischer Hinsicht interessanter sein können, doch die Resultate sehen immer wieder erstaunlich stimmungsvoll aus. Es hält bei Laune, sich hier auszutoben.
Abgesehen davon bietet 'Eastshade' einen Tag-Nacht-Zyklus: In der Nacht ist es zu kalt, um die Insel ohne Hilfsmittel (zum Beispiel ein Lagerfeuer) frei erkunden zu können. Tagsüber bleibt aber immer mehr als genug Zeit zum Erkunden und wer einmal zu lange draußen in der eisigen Kälte verweilt, wacht unversehrt wieder im eigenen Zimmer auf. Ums Überleben muss man nicht fürchten. Wer hingegen nicht bis zum nächsten Morgen warten möchte, der lässt die Spielfigur ganz einfach durchschlafen.
Schwächen im Bereich Performance und UI
![]() |
Wer gründlich erkundet, der stoplert sogar über kleine Rätsel |
Gesteuert wird das First-Person-Abenteuer entweder mittels Controller, oder per Maus und Tastatur. Beim Wandern durch die Spielwelt funktioniert beides solide. Leider sind die Menüfunktionen unintuitiv gestaltet, weshalb man sich oft nicht gleich zurechtfindet und länger suchen muss. Obendrein ist die Performance selbst auf niedrigster Stufe nicht ideal und die Framerate kann manchmal ein bisschen haken. Wirklich gravierend fällt das nicht ins Gewicht, zumal es ohnehin keine Kämpfe gibt, doch gerade angesichts der ansonsten schön designten Welt ist es ein Schönheitsfehler, der mitunter die Immersion stören kann.
Übrigens bietet 'Eastshade' eine englische Sprachausgabe samt deutschen Untertiteln. Während die Sprecher nur sehr durchschnittlich sind, passt der schöne orchestrale Soundtrack von Phoenix Glendinning ganz hervorragend und trägt viel zur idyllischen Atmosphäre bei.
'Eastshade' ist ein empfehlenswertes Spiel für Open-World-Fans, die gerne mal auf Kämpfe verzichten und narrativ gefärbte Exploration lieben. Die 3D-Fantasy-Welt ist ästhetisch gestaltet und erinnert beispielsweise stark an die populäre 'The Elder Scrolls'-Reihe. Es macht Spaß, hier nach Motiven zum Malen Ausschau zu halten und sich überall gemütlich umzusehen. Zahlreiche NPCs sind dabei ansprechbar, was wiederum mit zahlreichen optionalen Nebenaktivitäten eingeht. Zugleich verliert man dadurch das eigentliche Hauptziel der Reise aber schnell aus den Augen, was jedoch verschmerzbar ist, denn der Weg ist ohnehin spannender als das Ziel. Leider schwächelt die Performance immer wieder und die Suche nach Ressourcen für die Staffelei kann wenigstens zu Beginn mühsam sein. Gemessen an den doch sehr überschaubaren Aktionsmöglichkeiten ist die Benutzeroberfläche zudem überraschend unintuitiv geraten. Allerdings ist keiner der Kritikpunkte so gravierend, dass er den Spielspaß entscheidend verderben würde. Unterhaltsam.
-
Eastshade
- Entwickler
- Eastshade Studios
- Publisher
- Eastshade Studios
- Release
- 13. Februar 2019
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.eastshade.com
- Art
-
Independent
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter