Zniw Adventure - Review

Ein Geschenk muss her!

Der Geburtstag von Zniws Mutter steht bevor, oder besser gesagt: der Tag, an dem sie aus dem Ei geschlüpft ist. Dummerweise hat es Zniw bislang verabsäumt, ein Geschenk zu besorgen, und nachdem die Frau Mama sehr wählerisch ist, wird ein hastig selbst gebasteltes Präsent nicht ausreichen. Zniw macht sich also auf, um das ultimative Last-Minute-Geschenk zu ergattern. Dummerweise schnappt ihr ein anderer Dino das letzte schöne Blumenbukett vor der gelben Nase weg und sie steht wieder mit leeren Händen da. Durch einen blöden Zufall wird Zniw aus ihrer Heimatstadt Wajapulka regelrecht hinauskatapultiert und findet sich in einer fremden Umgebung wieder. Nun hat sie gleich zwei Probleme: Sie muss den Weg nach Hause finden und ein Geschenk für ihre Mutter finden.

Ihre ungeplante Reise führt Zniw an die merkwürdigsten Orte und führt sie mit einer Fülle anderer Dinosaurier zusammen, die teils einen sehr schrägen Charakter haben. Um nach Hause zurückzufinden, muss Zniw alle möglichen Aufgaben lösen und Abenteuer bestehen. Denn wo bliebe sonst das Adventure? Inhaltlich gibt Zniw auf den ersten Blick wenig her, die Handlung verzweigt sich mit der Zeit aber immer mehr und beschäftigt uns mit netten Sub-Plots und Rätseln, die relativ einfach, dabei aber gut durchdacht sind.

Bezaubernde Optik, minimalistischer Sound

Optisch ist 'Zniw' einfach bezaubernd. Die handgezeichneten Hintergründe und Dinosaurier sind liebevoll ausgearbeitet, die einzelnen Charakter lassen sich mühelos voneinander unterscheiden – selbst, wenn sie derselben Dino-Rasse angehören. Die Grafik ist zwar knuffig, die verantwortliche Künstlerin Karolina Twardosz übertreibt dabei allerdings nicht allzu sehr und führt uns auch an düstere Orte wie verwinkelte Höhlen, die wir erkunden müssen, um einen Ausgang zu finden. Bei aller Verspieltheit ist die Optik von 'Zniw' durchaus auch für Erwachsene geeignet, die ein Faible für Niedliches haben. Die Fülle an Details lädt an manchen Orten immer wieder zum Verweilen ein, und je länger wir spielen, umso größer werden die Locations, die wir untersuchen und bewundern können. Eine Mini-Map hilft uns dabei, nicht die Orientierung zu verlieren und wächst quasi mit unseren Erkundungen mit. Die flüssigen Animationen erlauben ein entsprechendes Spielen, in Dialogen können wir die Charaktere in Form von Portraits bewundern. Etwas mehr Bewegung im Hintergrund hätte dem Spiel allerdings gut getan.

In Sachen Sound bleibt das Spiel minimalistisch: Die Musik ist auf die einzelnen Locations abgestimmt und wird zu Beginn von Trommeln dominiert. Das war's dann auch schon. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, die Dialoge müssen allesamt vom Bildschirm abgelesen werden. An Sprachen stehen derzeit Polnisch und Englisch zur Auswahl.

Ein Wort noch zur Technik: Standardmäßig startet Zniw im Fenstermodus. Wer im Vollbildmodus spielen möchte, muss die entsprechende Option über die Setup-Datei aktivieren und gegebenenfalls auch einen anderen Treiber auswählen. Das ist etwas umständlich, wie überhaupt die Konfiguration des Spieles über die Setup-Datei nicht unbedingt benutzerfreundlich ist.

Einfache Rätsel...

Der Schwierigkeitsgrad von 'Zniw' lässt sich als einfach beschreiben. Selbst wenn man an manchen Stellen einmal hängen sollte, gibt es immer eine logische Lösung. Im Zweifelsfall hilft das gute alte Abklappern bereits besuchter Locations, Ansprechen aller verfügbaren Charaktere inklusive. Teilweise sind Inventargegenstände etwas versteckt, sodass man etwas Pixelhunting betreiben und den Bildschirm absuchen muss – eine Hotspot-Anzeige, die uns hier weiterhelfen könnte, gibt es nicht. Der Cursor verfärbt sich allerdings, sobald wir damit über eine Stelle fahren, an der wir interagieren können. Die Interaktion erfolgt über ein eigenes Menü – wir müssen dazu die linke Maustaste gedrückt halten und können dann zwischen mindestens drei Möglichkeiten wählen. Meistens sind das Untersuchen, Aufheben/Benutzen und Sprechen, in der ersten neuen Location nach Wajapulka gesellt sich außerdem „Gegenstand fallenlassen“ dazu. Später kommt eine weitere Auswahlmöglichkeit dazu, die allerdings nur dann auftaucht, wenn sie auch Sinn macht und die als „special action“ relativ vage beschrieben wird. Meistens finden wir mit den drei Basis-Interaktionsmöglichkeiten das Auslangen, hin und wieder müssen wir auch einen Gegenstand fallen lassen.

Die Interaktionsmöglichkeiten kommen auch im Inventar zum Einsatz, das zu Beginn nur aus einem Objekt besteht. Zniw hat nämlich anfangs keine Möglichkeit, alle möglichen Gegenstände zu transportieren. Das geht erst, nachdem sie einen Rucksack gebastelt hat, und der kann auch nur eine begrenzte Menge an Items aufnehmen. Zwar bekommen wir später einen größeren Rucksack, in dem wir mehr verstauen können, aber auch in diesem Fall ist dieser Platz begrenzt. Wir können daher nicht alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Im Zweifelsfall müssen wir einen Gegenstand wieder ablegen, was gerade zu Beginn etwas mühsam ist, da wir oft erst herausfinden müssen, welcher Gegenstand wo zum Einsatz kommen könnte. Das kann schon mal bedeuten, dass wir ein Objekt abgelegt haben, nur um einen Screen weiter draufzukommen, dass wir genau dieses Objekt benötigt hätten. Auf der Mini-Map wird angezeigt, wo wir ein Item haben fallen lassen, sodass wir es relativ rasch wieder finden; um etwas Laufarbeit kommt man aber gerade zu Beginn nicht herum. Ein Gegenstand, den wir nicht mehr benötigen, verschwindet aus dem Inventar – meistens, indem er kaputtgeht oder wir ihn verlieren bzw. weitergeben. Ausgenommen davon sind nur einige red herrings, die keine Funktion haben. Das merken wir allerdings nicht sofort, denn auch scheinbar nutzlose Gegenstände wie eine Bratpfanne lassen sich wider Erwarten doch noch einsetzen. Andere wiederum, die einen wichtigen Eindruck machen, erweisen sich schließlich als nutzlos. In jedem Fall bleibt das Inventar sehr überschaubar; die einzige Schwierigkeit besteht darin, zu entscheiden, welche Gegenstände man mit sich herumtragen möchte, um sich unnötige Wege zu ersparen.

... aber etwas umständliche Handhabung

Etwas umständlich ist die Handhabung von Gegenständen im Inventar ausgefallen: Wenn wir zwei Items miteinander kombinieren möchten, nehmen wir eines davon zunächst auf. Das Inventar schließt sich daraufhin und muss erneut geöffnet werden, um den Gegenstand mit einem zweiten zu kombinieren. Das ist insbesondere dann etwas lästig, wenn mehrere Inventargegenstände zusammengefügt werden müssen, etwa, wenn wir eine Fackel bauen sollen, die aus mindestens drei Komponenten besteht. Das hätte man etwas eleganter lösen können.

Die Aufgaben sind wie erwähnt relativ einfach: Es gibt Botengänge zu erledigen, wir müssen Dinge wie den erwähnten Rucksack oder eine Fackel bauen, müssen uns unter Umständen an Wachen vorbeischleichen, müssen einen Saurier vom Schnupfen kurieren und können durch Feldarbeit etwas Geld verdienen. Teilweise muss eine Aufgabe mehrfach ausgeführt werden, etwa das Verjagen von Schädlingen. Das dürfen wir insgesamt dreimal hintereinander machen. Auch Pässe, mit denen wir eine Vorratskammer bzw. eine Apotheke betreten können, müssen jedes Mal vorgezeigt werden. Das ist etwas ermüdend und zieht das Spiel auch unnötig in die Länge. Ähnlich verhält es sich mit der Möglichkeit, Geld zu verdienen. Das tun wir, indem wir Unkraut ausrupfen und Pflanzen gießen. Je öfter wir das machen, umso mehr verdienen wir; mit der Währung von Fungilla – es handelt sich um Muscheln – können wir dann nützliche und weniger nützliche Dinge kaufen, die teilweise wiederum für das Lösen einer Aufgabe benötigt werden.

Außerdem gibt es Kieselsteine, die wir aufsammeln können. Sobald wir genug beisammen haben, werden Extras freigeschaltet, die wir übers Spielmenü begutachten können – beispielsweise Artwork zum Spiel oder Konzeptzeichnungen. Wirklich schwierig wird 'Zniw' eigentlich nie. Es kann vorkommen, dass man speziell in einer größeren Location wie Fungilla öfter einmal festhängt, weil man einen bestimmten Trigger übersehen hat oder noch ein Gegenstand fehlt. Aber das hält sich in relativ engen Grenzen. Meistens hilft es, die einzelnen Schauplätze noch einmal abzuklappern, mit anderen Charakteren zu sprechen und zu versuchen, mit allen möglichen Gegenständen zu interagieren. Oft hat man auch einfach einen Hotspot übersehen. Es lohnt sich auch, in Gesprächen genau aufzupassen, denn oft enthalten diese einen Hinweis darauf, was zu tun ist oder eine indirekte Aufgabe, die wir erledigen sollten. Schwärmt uns beispielsweise ein Dino von weißen Pilzen vor, mit denen er die nächste Pilzschau gewinnen könnte, sollten wir uns logischerweise auf die Suche nach diesen Pilzen machen.

Hier kann man noch was lernen

Was 'Zniw' von anderen Adventures abhebt, ist der stark didaktische Charakter. Sobald Zniw einem anderen Saurier begegnet oder Flora und Fauna genauer untersucht, werden in einer übers Hauptmenü zugänglichen Enzyklopädie verschiedene Einträge freigeschaltet. Diese geben uns Informationen über einzelne Saurierarten, über Pflanzen, das Zeitalter der Saurier und so weiter. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass Zeichnerin Karolina Twardosz Biologie studiert und ein enormes Interesse an Paläontologie hat. Die Enzyklopädie ist entsprechend umfangreich ausgefallen, sodass man Zniw auch ohne weiteres als Edutainment bezeichnen kann – ohne, dass einem die Fakten unmittelbar ins Gesicht springen. Man muss sie über das Hauptmenü schon selbst abrufen.