Five Dates - Review

Dating in Zeiten der Pandemie

Die Story ist rasch erklärt: Dem 27 Jahre alten Vinny setzt der Lockdown zu und er will endlich eine Beziehung. Pandemie-bedingt sieht er sich gezwungen, für die Kontaktsuche auf eine Dating-App zurückzugreifen. Sehr zur Begeisterung von seinem Kumpel Callum, der ihm bei diesem Unterfangen beisteht und nach jedem Date stets wissen möchte, wie es gelaufen ist. Ehe es mit dem Unterfangen losgeht sind drei Interessen auszuwählen (zum Beispiel Musik oder Kultur), sowie die berufliche Richtung, die nie so richtig vertieft wird, und das Sternzeichen. Diese Angaben spielen vereinzelt eine vernachlässigbare Rolle.

Die App schlägt Vinny fünf Dates vor. Ungeachtet der vorigen Auswahl, sind es immer die gleichen fünf Vorschläge, von denen er (also eigentlich der Spieler) drei auswählt. Bald darauf folgt ein kurzes Date mit jeder Herzensdame. Nach einer Unterhaltung mit Callum, werden zwei Favoritinnen ausgewählt, denen wir eine Einladung für ein zweites Date schicken. Und ja, ist das erste ungünstig gelaufen, könnte ein solche Einladung abgelehnt werden. Danach darf Vinny schließlich nur mehr eine letzte Einladung verschicken. Überzeugt er im finalen Gespräch, verlassen die Turteltäubchen die App und das FMV-Dating-Abenteuer findet ein offenes Happy End.

Die Video-Dates verlaufen recht abwechslungsreich und reichen von schlichtem Smalltalk bis hin zu kurzen Gesellschaftsspielen („Pflicht oder Wahrheit“, „Ich habe noch nie...“). Auch die Charaktere sind sehr unterschiedlich gestrickt. Da gibt es zum Beispiel die bekannte Social-Media-Influencerin Paige, die zu Beginn reserviert wirkt und wenig von sich preisgibt, die nach außen toughe Anwältin Grace mit einer Schwäche für Kulinarik, oder auch die Krankenschwester Shaina, die noch bei ihrer Familie wohnt und beruflich v.a. in diesen Zeiten kaum Zeit zum Verschnaufen hat.

Vielleicht sind es nicht die originellsten Charaktere, doch sie erfüllen den Zweck und sind von den Schauspielern recht gut dargestellt. Autor und Regisseur Paul Rachid legt offensichtlich Wert darauf, gewöhnliche Menschen mit gewöhnlichen Problemen zu kreieren. Bei den Gesprächen spielt der respektvolle Umgang miteinander eine wesentliche Rolle.

Nette Gespräche, fades Gameplay

Zum Gameplay gibt es leider nicht viel zu sagen. Bei jedem Date gilt es rund ein halbes Dutzend an Entscheidungen zu treffen. Teilweise kann das Gespräch dadurch einen anderen Verlauf nehmen und manche Dialogentscheidungen werden später nochmal aufgegriffen (zum Beispiel kann die Wahl des bevorzugten Alkohol zum Gespräch über einen dazu passenden Cocktail führen, der dann später eventuell nochmal eine Rolle spielt). Die witzigen Konversationen mit Buddy Callum sind ebensowenig frei von Entscheidungen, wenn auch die Zahl hier deutlich geringer ist.

Leider gibt es keine Möglichkeit zur eigenständigen Interaktion außerhalb der Webcam-Chats. Die Möglichkeit der Recherche am Computer oder Smartphone hätte z.B. zusätzliche Dialogoptionen bringen können. Die Option fehlt, stattdessen versorgt uns Callum mit allen Infos. Aufgrund der limitierten Interaktionsmöglichkeiten und der wenigen echten Konsequenzen, ist es fraglich ob 'Five Dates' tatsächlich eine Dating-Simulation ist. Für mich war es eher wie eine recht spaßige Episodengeschichte mit Entscheidungen und einigen netten Charakteren. Man begleitet Vinny und leitet dessen Entscheidungen ein wenig, ohne seine Persönlichkeit drastisch zu ändern.

Solide Inszenierung mit einem sympathischen Cast

'Five Dates' stammt vom jungen britischen Autor und Regisseur Paul Raschid, der einigen von Euch eventuell durch das nicht ganz überzeugende 'The Complex' in Erinnerung geblieben ist. Im Gegensatz zum düsteren FMV-Thriller verzichtet das Datingspiel auf überzogene Dramatik. Es geht wirklich nur darum, die mögliche Herzensdame gut genug kennenzulernen, um abseits der Datingplattform einen persönlicheren Kontakt zu suchen. Ob es dann im realen Leben funktioniert, ist nicht das Thema von 'Five Dates'.

Visuell ist es jedenfalls sehr einfach gestrickt: Wir sehen im Endeffekt nur, was die Webcam sieht und die Bildqualität ist dementsprechend einfach gehalten. Aufwändige Kameratechnik hätte da keinen Sinn gemacht und eine aufwändigere Indie-Videoproduktion wäre in Zeiten der COVID-Restriktionen zweifellos recht umständlich gewesen.

Im Hinblick auf die Darsteller gibt es mit Mandip Gill (u.a. bekannt als Yasmin Khan in 'Doctor Who') und Georgia Hirst (Torvi in 'Vikings') zumindest zwei bekanntere Namen. Mit dabei ist allerdings auch die etwas bekanntere Musikerin Sinéad Harnett, die als Paige eine sehr gute Figur abgibt. Ansich fand ich die Besetzung über weite Strecken passend, obwohl man die Körpersprache von Taheen Modak (Vinny) hin und wieder ein bisschen widersprüchlich deuten könnte und mich Georgia Hirst als toughe Anwältin nur teilweise überzeugen konnte. Das ist aber zweifellos auch eine Geschmackssache. Leider gibt es keine deutschen Untertitel. Gute Englischkenntnisse sind somit zu empfehlen.