Schon im Oktober letzten Jahres veröffentlichte die Softwareschmiede Runic, gegründet von ehemaligen Mitarbeitern des prestigeträchtigen Blizzard-Unternehmens, ihr Spiel 'Torchlight'. Zunächst ein exklusiver Downloadtitel, hat es das Action-Rollenspiel seit Mitte 2010 auch als „Boxed Title“ in die Läden geschafft. Entwickelt wurde das Spiel von Travis Baldree, der schon vor einigen Jahren mit dem kleinen aber feinen Titel 'Fate' auf sich aufmerksam machte. Unterstützt wurde er dabei von Max und Erich Schaefer, Co-Designer von beiden 'Diablo'-Teilen und Komponist Matt Uelmen, der zuvor ebenfalls an beiden 'Diablo'-Teilen, sowie 'World of Warcraft' gearbeitet hatte. Das Entwicklerteam liest sich als eine Art Justice League für Action RPG’s und so darf man auf jeden Fall gespannt sein, ob das Produkt 'Torchlight' auch qualitativ überzeugt.
![Torchlight - Storyteller-Test Torchlight - Storyteller-Test](https://www.adventurecorner.de/_thumbs/uploads/images/games/torchlight/screenshots/026_w1110.jpg)
In einer kleinen Stadt...
... namens Torchlight beginnt unsere Geschichte. Gut, der Name ist vielleicht nicht besonders einfallsreich, aber hört doch erst mal zu. Einst war Torchlight ein wunderschöner und wohlhabender Ort, an dem es sich gut leben ließ. Grund für die hohe Lebensqualität, war das überaus reichhaltige Vorkommen an Glutstein in den Minen unter Torchlight. Glutstein, das ist das wertvollste Handelsgut in dieser Welt. Schon begehrt als seltener Edelstein, wird der Glutstein vor allem durch seine in ihm schlummernde rohe magische Energie zu einer Kostbarkeit, vor allem für Zauberer. Unberechenbar scheint diese Energie und vor allem vielseitig verwendbar. Gerüchten zufolge, soll sie verborgene Kräfte in ihrem Träger wecken und möglicherweise sogar sein Leben entscheidend verlängern. Es scheint daher nur logisch, dass Glutstein über alle Maßen begehrt ist und die Minenarbeiter von Torchlight hatten eine Menge zu tun. Aber vielleicht waren sie zu gierig, denn es scheint, als hätten sie zu tief gegraben. Anstatt kostbaren Glutsteins, förderte die jüngste Bergbauexkursion grauenhafte Monster zu Tage. Der Held unserer Geschichte kommt auf seiner Reise durch Zufall nach Torchlight und wird prompt von der Magierin Syl rekrutiert. Ihr Mentor Alric, ein mächtiger Zauberer, ist auf der Suche nach dem Ursprung der Monsterplage in den Minen verschwunden und der Held soll ihn, möglichst unversehrt, wieder zurück bringen. Aber das ist leichter gesagt als getan.
Heldensprite und Sidekick
Die Vorgeschichte ist genauso schnell erzählt wie überflüssig. Sie birgt keine erzählerische Meisterleistung, keinen filmreifen Plot und ist für den weiteren Spielverlauf so gut wie obsolet. Bevor es los geht, kann der Spieler zwischen drei Charakterklassen entscheiden. Der Zerstörer, im volkstümlichen RPG-Lingo auch Krieger genannt, ist Experte im Nahkampf. Sein wichtigstes Attribut ist daher Stärke. Laut Anleitung kanalisiert der Zerstörer die Macht seiner Vorfahren um seine Gegner zu zerschmettern. Klingt nach Ernst August von Hannover. Die Bezwingerin ist Fernkämpferin und kann Fallen aufstellen um Gegner zu verlangsamen. Ihr wichtigstes Attribut ist Geschicklichkeit. Der Alchimist ist der Magier der drei Charaktere. Dreimal dürft ihr raten, was sein wichtigstes Attribut ist. Er kann durch Offensiv- und Defensivzauber seine eher bescheidene Körperkraft ausgleichen und außerdem Monster beschwören. Zusätzlich zum Charakter wählt ihr auch noch einen Helfer aus. Das ist entweder ein Wildhund, oder eine Wildkatze, wobei sich die beiden Tiere aber in nichts, außer ihrer Äußerlichkeit unterscheiden. Im späteren Spielverlauf kann man Aussehen und Fähigkeiten des Sidekicks durch das Füttern mit speziellen Fischen ändern.
Gameplay – Diablo für die Kumpelzunft
Der Spieler bewegt seinen Charakter per Mausklick durch die Spielwelt von Torchlight. Das Spielprinzip lässt sich leicht als klassisches Action-Rollenspiel einordnen. Die Hauptaufgabe besteht im Niedermetzeln einer großen Anzahl verschiedener Unholde. Das wird ebenfalls per Mausklick und in Echtzeit erledigt. Um sich der immer stärker werdenden Gegner auf die Dauer erwehren zu können, kann man sowohl Charakter als auch Helfer mit verschiedenen Methoden verbessern. Durch im Kampf gewonnene Erfahrungspunkte steigt die Stufe des Charakters stetig auf. Mit jeder neuen Stufe gewinnt der Held 5 weitere Attributspunkte, die er auf seine Fähigkeiten (Stärke, Geschicklichkeit, Magie, Verteidigung) frei verteilen kann. Darüber hinaus bekommt er pro Stufe einen Skillpunkt dazu, mit dem er neue Fertigkeiten erlernen, oder schon erlernte Fähigkeiten verbessern kann. Neue Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Accessoires tragen ebenso zur Verbesserung des Charakters bei. Sie erhält man entweder als Beute nach erfolgreichem Kampf oder kann sie in der Stadt beim Händler erwerben. Durch das Einsetzen von Edelsteinen oder das Kombinieren mit anderen Gegenständen, kann man seine Waffen verändern und verbessern. Der Spielverlauf wird von Missionen bestimmt, die entweder zur Storyentwicklung dienen, oder als so genannte Sidequests lediglich zum aufleveln des Charakters angenommen werden.
Die Bedienung des Spiels ist denkbar simpel. Wer jemals ein Action-RPG gespielt hat, der wird instinktiv wissen, wie und wo was zu machen ist. Die vergangenen Werke des Designteams, stechen dabei deutlich ins Auge. Das Spiel sieht aus und spielt sich wie eine Mischung aus 'Diablo II' und 'Fate'. Mitunter ist die Ähnlichkeit so frappant, dass man schon ein wenig die Stirn über den fehlenden Einfallsreichtum runzeln muss. Auf der anderen Seite muss erwähnt werden, dass die Handhabung äußert benutzerfreundlich und unkompliziert ist. Als Käufer muss man sich daher entscheiden, ob Innovation und damit einhergehendes Risiko bei der Anschaffung eines neuen Spiels Priorität hat, oder ob man sich auf Altbekanntes verlässt, das möglicherweise keine frischen Ideen, aber dafür gute und solide Qualität liefert.
Im Fall von 'Torchlight' bleibt dem Spieler, der von einer Fantasy-Welt eben auch tatsächlich Phantasie erwartet, ein fader Nachgeschmack. Das Interface ist quasi 1:1 von Diablo II kopiert und ein wenig simplifiziert. Das Gameplay bietet nichts innovatives. Wer 'Titan Quest', 'Diablo' oder 'Mythos' gespielt hat, den haut 'Torchlight' nicht um. Kleinste neue Spielideen, wie der Sidekick, den man man auch mal alleine zurück in die Stadt schicken kann um den unbrauchbaren Plunder im Inventar zu verticken, oder der Robo-Barde, der ein Lied auf den Helden schreiben möchte und ihm deswegen gefährliche Aufgaben stellt, stehen im Kontrast zu den zumeist biederen Missionen, wie die Beschaffung eines Gegenstandes, das Aufspüren eines NPC’s oder das Töten eines Monsters. Die Story, die sich durch den Spielverlauf zieht, ist geradezu lächerlich dünn, und so verkommt das Action-RPG leider zu sehr zu einem Hack-and-Slay- bzw. Jäger-und-Sammler-Spiel.
Untertagegrafik
'Torchlight]' ist kein Glamourspiel. Als Downloadtitel konzipiert, ist die Grafik einfach, aber durchaus schön anzuschauen. Die Auflösung lässt sich auf ein bescheidenes 640x480 Grid herunterschrauben und bedient so auch Spieler mit älterer Hardware. Per Mausrad kann man weit in die 2,5D Vogelperspektive hereinzoomen und so sauber animierte, farbenfrohe Sprites erkennen. Auf die Dauer wirkt die Umgebung aber leider ein wenig trist. Torchlight spielt, mit Ausnahme der Stadt selbst, ausschließlich unterirdisch und beschränkt sein Areal daher auf Höhlen und Minen. Egal wie viel Mühe der Grafikdesigner sich bei der Präsentation gegeben hat (es gibt sogar eine Gartenhöhle mit pflanzlichem Bewuchs) letztendlich wiederholen sich die Hintergründe fortwährend und tragen nicht gerade zur Motivation des Spielers bei. Ein Freiluftareal wird schmerzlich vermisst. Für Farbe sorgen dafür Sprites und Effekte. Grüne Giftwolken, rote Feuerbälle, blaue Eisstrahlen und bunte Explosionen sind neben Zombies, Skeletten, Riesenspinnen und anderen garstigen Monstern Garantie dafür, dass das Auge sich nicht langweilt.
Ungewohnte Klänge aus der Tiefe
Die musikalische Untermalung ist, anders als der Rest des Spiels, durchaus innovativ. Verantwortlich dafür zeigt sich Matt Uelmen, der unter anderem schon Musik für die beiden 'Diablo'-Teile komponiert hat. Fans der Serie werden im Soundtrack zu 'Torchlight' daher die eine oder andere bekannte Melodie heraushören. Der Sound in den Glutsteinminen mutet dafür um einiges unkonventioneller an. Neben sphärischen Klängen und der guten alten Pauke, die zum Einsatz kommt, wenn es ans Eingemachte geht, dominieren hier Steel-Guitar-Riffs, die das Bergbau-Abenteuer des Öfteren zu einem unterirdischen Western entfremden. Das ist allerdings keinesfalls störend, sondern sogar einer der erfrischendsten Aspekte des Spiels. Die Soundausgabe überzeugt ebenfalls durch Vielfalt. Diverse unterschiedliche Geräusche für klirrende Schwerter, surrende Bögen, knallende Wummen und abgefahrene Zauber jeglicher Art, sowie das Grunzen und Brüllen der Monsterhorden, sorgen für gute Unterhaltung. Das kann man von der Sprachausgabe allerdings nicht behaupten. Anstatt der platten, hingeschmierten Story durch emotionale Voice-Talents entgegen zu wirken, sabbeln die Sprecher ihre Texte so laienhaft und lustlos herunter, dass man die Sprachpassagen bald komplett wegklickt. Das bedeutet für das Spiel einen weiteren Kratzer fürs Fantasy-Adventure-Ambiente und ein weiterer Schritt in Richtung Casual-Game.
PC oder Mac – Dem Helden ists egal
Das Spiel ist sowohl als Schachtelversion im Laden, als auch als Downloadversion erhältlich. Sowohl PC- als auch Mac-Systeme werden bedient. Systemvoraussetzung für den PC ist ein bescheidener 800MHz Prozessor mit 512MB RAM und 400 MB freiem Speicher. Eine 3D-Grafikkarte mit mindestens 64MB ist ebenfalls Pflicht. Die Anforderungen sind so bescheiden, dass 'Torchlight' sogar auf Netbooks problemlos läuft. Für den Mac wird eine OS X Version 10.4 oder später benötigt, 1GB RAM, 800 MB Speicherplatz und eine OpenGL 2.0 kompatible Grafikkarte mit 256MB RAM. Der ebenfalls erhältliche Leveleditor 'TorchED' läuft allerdings nur auf PC-Systemen.
Die Spielzeit liegt bei 10 bis 15 Stunden Spielzeit (je nachdem wie intensiv man sich um das Sammeln von Waffen und das Hochleveln bemüht). Der Box-Version liegt neben dem Handbuch als kleines Schmankerl noch ein Artbook bei. Besonders schön oder informativ ist es aber leider nicht und kann daher nicht als Kaufgrund für die teurere Variante herhalten.
'Torchlight' ist ein schnörkelloser, geradliniger Dungeon-Crawler, der sein Hauptaugenmerk auf Funktionalität legt und dabei Innovation und Präsentation vernachlässigt. Jedem, der 'Diablo II' auswendig kennt und der einfach bloß Zerstreuung in einem netten Action-Rollenspiel sucht, kann man 'Torchlight' durchaus ans Herz legen. Ausrüsten, Waffen sammeln, Zauber erlernen und Monster bekämpfen: all das setzt der Titel gut um. Die Zeit vergeht beim munteren Kloppen jedenfalls wie im Fluge. Eine LAN-Funktion wird leider schmerzhaft vermisst.
Wer nach einem Spiel Ausschau hält, das obendrein noch eine packende Story liefert und in Punkto Gameplay die eine oder andere Überraschung parat hält, der dürfte von Runics Produkt eher enttäuscht sein. Langzeitmotivation sieht anders aus und dem großen, älteren Bruder, der dem Spiel an so vielen Stellen als Inspirationsquelle diente, kann 'Torchlight' nicht das Wasser reichen.
-
Torchlight
- Entwickler
- Runic Games
- Publisher
- JoWooD
- Release
- 6. April 2010
- Webseite
- http://www.torchlightgame.com/
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Torchlight im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
- Torchlight bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
- Torchlight im Epic Store kaufen (Affiliate-Link)