Das Superhelden kein Schnee von gestern sind, wird angesichts der Box Office-Kinohits wie jenen unter der Filmregie von Christopher Nolan oder Sam Raimi wahrscheinlich kaum jemanden ernsthaft verwundern. In diesem Sinne ist es wohl naheliegend, dass auch die AAA-Spieleindustrie in diesem Feld vermehrt ihr Glück versucht. Dennoch hatte 2009 kaum jemand Rocksteady Studios Action-Adventure 'Batman - Arkham Asylum' auf der Rechnung. Wohl auch deshalb, weil gelungene Superhelden-Umsetzungen für PC und Konsolen bis dahin - milde gesagt - Seltenheitswert hatten. Was es damit auf sich hat, haben wir uns als Vorgeschmack zum demnächst erscheinenden dritten Teil der Reihe genau angesehen.

Späße unter alten Freunden
Eigentlich hätte der Arbeitstag für Bruce Wayne alias Batman soweit nicht besser laufen können. Den Joker im Gepäck, zischt der steinreiche Superheld im Batmobil zur Anstalt von Arkham City, um seinen scherzfreudigen Erzfeind ein für allemal abzuliefern. Arkham Asylum wird jener hochtechnologisierte Ort genannt, der primär dazu dient, um irre Superschurken in Schach zu halten und – frei nach dem Motto besser spät als nie - zu therapieren. Zum Lachen ist unserem maskierten Freund trotzdem nicht zumute, aus einem einfachen Grund: Es ging zu einfach und wer ein paar Superhelden-Comics kennt, weiß eine Sache mit Gewissheit: Lässt sich ein Badboy dieses Kalibers allzu leicht überwältigen, dann ist was faul. Freilich braucht es keinen Hellseher um zu erraten, dass der Joker sich absichtlich schnappen ließ. Längst hat er einige hiesige Mitarbeiter der Anstalt in seiner Tasche und seine Gangster sind taktisch positioniert. So grenzt der Ausbruch schließlich an das reinste Kinderspiel, dem auch der Milliardär im Fledermauskostüm nur perplex zusehen kann. Was bewegt diesen Kriminellen aber dazu, sich freiwillig ins Herz eines Hochsicherheitsgebäudes zu begeben?.
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... kommt selten allein! |
Joker und seine zwielichtige Gefolgschaft – allen voran die treu ergebene Herzblatt Harley Quinn - reißen in Windeseile die Kontrolle über die Anstalt an sich, doch die beiden sind nicht die einzigen Sorgen: Riddler, Two-Face, Poison Ivy, Scarcrow, Bane, Victor Zsasz... viele Gesichter aus dem weiten DC-Universum weilen als Patienten in der Anstalt und werden vom Clown freigelassen. Sie sollen Batman beschäftigen, während ein Plan ins Rollen kommt, der einmal mehr eine tödliche Gefahr für ganz Gotham City bedeutet. Für Abwechslung ist gesorgt: Seien es nun z.B. die nicht immer einfachen Rätsel des Riddlers, Poison Ivys gefährliche Affinität für giftigen Grünwuchs oder Scarecrows Talent für tödliche Albträume...
Intelligente Prügelei mit Stealth-Elementen
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Der Verlust der Eltern markiert die Geburt eines Helden |
Rocksteadys 'Batman – Arkham Asylum' beruht auf einem DC-Comic Ende der 80er Jahre und schafft es hervorragend diese Vorlage in ein spannendes Computerspiel zu packen. Geboten wird keine komplexe Geschichte, soviel sei vorweggenommen, aber immerhin gute Superhelden-Kost, die durch starke Charaktere glänzt, die den populären Vorbildern um nichts nachstehen. Obwohl die spielerische Betonung letztlich auf Action lastet, ist Nachdenken oft gefragt - sei es nun ein Gegner, der eine besondere Taktik erfordert, die wir erst herausfinden müssen oder seien es die vielen eloquenten Rätsel des Riddlers, der zu jedem guten Batman-Abenteuer gehört.
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Scarecrow verfolgt uns wiederholt auf traumatische Weise |
Die ersten schlagfertigen Interaktionen sind durch wildes Tastendrücken zu schaffen. Bald hilft das jedoch nicht mehr – insbesondere, sobald Pistolen auf der gegnerischen Seite im Spiel sind. Taktisches Schleichen und Auskundschaften der Umgebung werden nach und nach zum lebenswichtigen Prinzip. Feinde müssen oft entdeckt und der Reihe nach betäubt werden. Dabei kann man sich oft lange Zeit lassen, je nachdem wie viele Versteckmöglichkeiten ein Schauplatz liefert, oder eine schnelle Lösung suchen. Wer sich erwischen lässt, kann die Gegnerschaft durch wilden Positionswechsel in der Luft verwirren. Dadurch verlieren sie Batman im Idealfall aus den Augen. Das verleiht dem Spiel zuweilen zwar eine unglaubwürdige Note, doch in besonders kritischen Situationen ist man letztlich wahrscheinlich froh über eine zweite Chance.
Alles oder Nichts
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Wer stirbt, darf ein paar nette Worte vom Joker lesen und sein Glück nochmal probieren... |
Die Aufgaben folgen meist einem linearen Alles-oder-Nichts-Prinzip: Entweder man bewältigt eine Situation mit Erfolg (z.B. Befreiung einer Geisel), oder man sieht sich immer wieder mit einem neuerlichen Versuch konfrontiert und zwar solange, bis es klappt. Es ist letztlich egal, wie oft die Fledermaus ins Gras beißt. Das Spiel bietet meist klare Hilfestellungen – die man aber auch deaktivieren kann (ein paar Hints gibt es in diesem Fall aber weiterhin). Im Kampf stehen einem einige Freiheiten offen: Nähert man sich einem Gegenspieler unterirdisch und schlägt dann im rechten Moment zu, hangelt man sich lieber den Abgrund entlang und packt ihn an den Beinen oder greift man lieber von oben an und vieles mehr. Lediglich ein paar Konfrontationen könnte man mit Geschick umgehen. Mit Fortlauf der Handlung erhalten wir neue Tools, die wieder weitere Möglichkeiten erlauben und die Ausrüstung kann individuell erweitert werden (z.B. bessere Panzerung, Geräte...).
Boom Pow Crash
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Das hat gesessen! |
Manche Spieler werden die Prügeleien leise an u.a. die amerikanische Batman-TV-Serie aus den 60er Jahren erinnern. Ganz so pädagogisch ist Rocksteadys 'Batman' im weiteren Sinne nicht, aber er bleibt letztlich immer am Weg und verhält sich stets korrekt. Nie verliert er den Glauben an Gerechtigkeit – was auch geschieht. Töten ist für ihn zudem keine Option, welche Grausamkeit ihm auch widerfährt und egal wie oft die Justiz versagt. In Zeiten, in denen es einigen Menschen angesichts diverser Terroranschläge immer noch nach Rache dürstet, ist so ein Held umso bemerkenswerter. Das Sequel 'Arkham City' bezieht sich übrigens gezielt auf eben diese Vorgehensweise der Fledermaus und macht diesen Aspekt sehr geschickt zu einem wesentlichen Baustein der Handlung. Einschränkend sei jedoch gesagt, dass das Spiel im Detail nicht immer konsequent ist. Selten fallen z.B. mal Ganoven in einen Abgrund. Offiziell sind alle Opfer Batmans freilich nur bewusstlos, sobald er mit ihnen fertig ist.
Kognitive Abwechslung Marke Riddler
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Viele Orte kommen mit einem Riddler-Rätsel - die Antwort verbirgt sich irgendwo in diesem Raum... |
Wen Prügeleien auf Dauer langweilen, der findet in die Hauptstory eingebettet Aufgaben der anderen Art: So gibt es manchmal Tatorte zu untersuchen oder Hinweise zu finden - Batman verfügt über einen Detektivmodus, der das erlaubt. Oft finden wir auch Sicherheitsterminals, die es zu hacken gilt - dabei muss die richtige Frequenz gefunden werden, um den Terminal außer Gefecht zu setzen. Auf einem Gamepad mit Vibrier-Funktion kann man sich hier am Vibrieren orientieren, welches zunimmt, umso näher wir dem Ziel sind. Wer mehr Stoff zum Nachdenken braucht, kann sich den diversen Herausforderungen des Riddler stellen, die jedoch kein Bestandteil der Hauptgeschichte sind. An teils schwer zugänglichen Orten sind Fragezeichen versteckt, wobei das Finden Geschick, Übersicht und manchmal eine smarte Idee erfordert. Andererseits wird das Betreten einiger Schauplätze mit einem Rätsel eingeläutet: Die Lösung finden wir dann versteckt in diesem Bereich. Wäre die Antwort auf eines dieser Rätsel z.B. „Statue“, dann reicht es, dort eine Statur zu finden und diese in der Nahaufnahme gezielt anzusehen. Obwohl 'Arkham Asylum' kein Open-World-Spiel wie die Fortsetzung ist, erlaubt es viel Bewegungsfreiraum im Gebiet der Anstalt. Manche Rätsel können deshalb auch später geknackt werden. Wer Fragezeichen findet, kann sogenannte Challenge-Maps freischalten: Das sind Herausforderungen, die nichts mit dem Hauptspiel zu tun haben und die wir dann im Hauptmenü auswählen können – dabei geht es oft um Prügeleien oder Stealth-Herausforderungen ohne Story.
Durchschnittlicher Schwierigkeitsgrad
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Uns stehen einige Varianten offen, die allerdings gut bedacht sein wollen! |
Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade – leicht, normal, schwer. Zumindest bis zur mittleren Stufe sind die Aufgaben zwar manchmal fordernd, aber gut schaffbar. Das Spiel ist somit auch für Gelegenheitsspieler schaffbar. Allerdings gibt es einige Stressmomente im Spiel und zahlreiche schlagfertige Konfrontationen. Damit sollte man sich anfreunden können, sonst ist es das falsche Spiel. Wer es richtig schwer braucht, liegt wiederum mit einigen Challenge-Maps richtig - die können wirklich hart sein. In ca. geschätzt zehn Stunden kann man die Haupthandlung durchspielen. Wer alle Fragezeichen suchen, sämtliche Rätsel lösen möchte und sich obendrein den Challenge-Maps stellen möchte, wird zahlreiche Stunden mehr in der Anstalt verbringen!
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Brüche Stellen können gesprengt werden |
Im Gegensatz zur Fortsetzung 'Arkham City', hat man bei 'Arkham Asylum' zu Beginn ausreichend Zeit, sich mit der Steuerung vertraut zu machen, ein Gefühl dafür zu entwickeln ohne gleich zu sterben. Einige Tools, Kampftechniken und Tasten-Kombinationen (für spezielle Schläge etc.) werden erst im späteren Spielverlauf freigeschaltet. Doch auch so sind praktisch alle Tasten am Gamepad belegt. Die Tastenbelegung ist zumindest im Hinblick auf den Xbox 360-Controller (den es auch für den PC gibt) durchdacht und lässt sich intuitiv angenehm bedienen. Leider kann man die Tasten im Spiel-Menü aber nicht neu belegen. Alternativ ist auch eine Steuerung via Tastatur und Maus möglich, das ist allerdings deutlich weniger handlich.
Nicht mehr ganz jung und dennoch richtig stark!
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Die Stimmung der Comic-Vorlage wurde toll umgesetzt! |
Basierend auf der Unreal Engine 3, präsentierte sich die Grafik zum Erscheinungszeitpunkt sehr gut in Form. Inzwischen hat sie etwas Staub angesetzt, auch wenn die Optik natürlich weiterhin problemlos in die Kategorie "gut" fällt. Die düstere Atmosphäre passt hervorragend zum Bat-Franchise, den Figuren fehlt es jedoch an Ausdruck und die Mimik wirkt mitunter steif und unnatürlich. Die hervorragenden Sprecher können das aber gut kompensieren und so fallen Macken dieser Art marginal ins Gewicht. Diesmal steht die deutsche Fassung der englischen übrigens in fast nichts nach. Auch Joker wurde auf Deutsch perfekt vertont und schafft die schwierige Brücke zwischen Clown und irrem Psychopathen mit geradezu erschreckender Leichtigkeit. Ansonsten ist die technische Umsetzung sauber gelungen und auch die überzeugende musikalische Untermalung trägt viel zur Stimmung bei.

'Arkham Asylum' ist eine rundum gelungene Superhelden-Umsetzung. Ja, selbst die vielen im DC-Universum verankerten Charaktere wurden perfekt in die passend inszenierte Spielewelt übertragen und noch dazu erstklassig vertont. Gut, die Grafik reißt heute bestimmt keine Bäume mehr aus und etwas mehr Abwechslung wäre gerade im Mittelteil gut gewesen, doch das soll den Gesamteindruck nur marginal schmälern. Aus einer Comic-Vorlage wurde ein spannendes Action-Adventure gebastelt und zwar ohne den Fehler zu begehen, es bei einer hohlen Prügelei zu belassen. Selbst in Kampfsituationen ist kluges Vorgehen vorteilhaft und zur weiteren kognitiven Auflockerung kann man sich zwischendurch auch mit den Rätseln des Riddlers beschäftigen, die teils gar nicht so leicht sind. Allerdings sollte man bei diesem Spiel kein Problem mit Stressmomenten haben, denn davon gibt es einige und die zahlreichen Kämpfe können richtig fordernd sein. Wer hingegen schon mit Action-Adventures ala 'Tomb Raider' (z.B. 'Legend' oder der neueste Teil der Reihe) einigen Spaß hatte, der könnte hier mehr als goldrichtig liegen. Ein sehr gelungener Vertreter seines Genres und das Sequel 'Arkham City' kann narrativ gesehen sogar noch einen Zahn zulegen.
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Batman - Arkham Asylum
- Entwickler
- Rocksteady Studios
- Publisher
- Eidos Interactive
- Release
- 17. September 2009
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.batmanarkhamasylum.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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