Mit 'Summerset' gesellt sich die nächste Story-Erweiterung zum MMO-Rollenspiel 'The Elder Scrolls Online' hinzu, das seit geraumer Zeit von ZeniMax Online Studios entwickelt wird. Trotz Multiplayer-Komponente wird hier stets darauf geachtet, für Solo-Abenteurer bekömmlich zu sein. Im Gegensatz zu 'Morrowind' erwartet uns eine recht fröhliche Fantasy-Spielwelt, bei der es unter der Oberfläche aber ordentlich brodelt. Rassismus und Vorurteile sind vielerorts spürbar und eine daedrische Bedrohung sorgt für zusätzliche Unruhe. Ob sich die Reise lohnt, das sehen wir uns im Review in unserer Storyteller-Ecke an.

Immer Ärger mit den daedrischen Göttern
Mit den Sommersend-Inseln gesellt sich ein weiterer Abschnitt der gewaltigen 'Elder Scrolls Online'-Spielwelt hinzu. Im Gegensatz zum eher düsteren Morrowind haben wir es hier mit einem idyllischen Landstrich in Tamriel zu tun, farbenfroh mit viel Natur und schönen Festungen. Die Bevölkerung besteht zum Großteil aus Hochelfen. Getrübt wird die Idylle bald durch dämonische Kreaturen, die auf der Straße auftauchen und einen alten Bekannten im Kampf beschäftigen (bekannt ist er zumindest für jene Spieler, die die Quests des Aldmeri-Bundes kennen): Razum-Dar.
![]() |
Razum-Dar zählt zu den Abstand besten Charakteren des MMOs und hat eine wichtige Rolle |
Der Khajiit ermittelt wie gewohnt im Auftrag von Königin Ayrenn. Neuankömmlinge verschwinden und bei diversen Kultbewegungen scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Doch mit einem derartigen Angriff hat er nicht gerechnet. Aus politischer Sicht könnte der Zeitpunkt nicht schlechter sein. Auf Sommersend bemüht man sich gerade darum, sich für Bewohner aus anderen Bereichen Tamriels zu öffnen. Die zunehmende Zahl an Fremden sorgt bei vielen offenbar für Unmut und eine Bedrohung aus dem Reich des Vergessens dürfte die Vorurteile nicht verringern.
Nicht nur das Auge der Königin ist besorgt. Längst haben die Ereignisse den Psijik-Orden alarmiert, der normalerweise die Beobachter-Perspektive bevorzugt und zurückgezogen auf der von Tamriel losgelösten Insel Artaeum lebt (auch dieser Ort ist im Spiel erkundbar). Dieser Orden ist magisch höchst versiert und kann Ereignisse vorhersehen. Diesmal ist die Lage aber zu kritisch, um einfach nur zuzusehen. Ganz Tamriel schwebt in Gefahr.
Gute Story, die an 'Clockwork City' anknüpft
![]() |
Sommersend ist nicht der einzige frei erkundbare Ort, denn auch Artaeum lädt zum Streifzug ein |
Egal ob wir Razum-Dar schon einmal getroffen haben, oder nicht (der Dialog unterscheidet sich nur marginal), er nimmt unsere Spielfigur unter seine Fittiche und versorgt uns mit Aufträgen, um den verdächtigen Vorkommnissen auf der Insel auf den Grund zu gehen. Praktisch wie in jedem 'Elder Scrolls Online'-Abenteuer haben wir es mit den Daedra zu tun. Nur gestaltet sich die Angelegenheit diesmal verzwickter, da sich mehrere Gottheiten zusammengetan haben. Wer den nett gemachten 'Clockwork City' Story-DLC gespielt hat, der hat eine grobe Vorstellung davon, was uns erwartet. Die Ereignisse bauen just darauf auf.
Die neue Erweiterung funktioniert selbst ohne Vorwissen einwandfrei und ist überaus einsteigerfreundlich. Wer mit dem Gedanken spielt, die Stadt der Uhrwerke selbst zu erkunden, der ist trotzdem besser beraten das zuerst zu tun und die korrekte Reihenfolge einzuhalten. Zwar wird beim Abenteuer rund um dem technikaffinen Halbgott Sotha Sil vereinzelt sogar Bezug auf die Ereignisse auf der idyllischen Insel genommen, doch gegen Ende will das nicht mehr so recht klappen. Wirklich schwer ins Gewicht fällt das nicht, aber ein bisschen mag es die Immersion schon stören.
Aufwärtstrend fortgesetzt
'The Elder Scrolls Online' hat sich beim Release im Jahr 2014 schwer getan, eine klare Linie zu finden. Einerseits wollte man Multiplayer-Fans nicht enttäuschen, andererseits die Singleplayer-Fanbase nicht verlieren. Es hat Jahre gedauert, ehe ZeniMax diese Problematik halbwegs in den Griff bekommen hat.
Bei den neueren Expansionen sind beide Bereiche schon recht deutlich voneinander getrennt, was dem Spielfluss hilft. Bei 'Summerset' stolpert man kaum unfreiwillig in Gruppenquests hinein - meist wird man vorher vom Questgeber gewarnt. Gestartete Quests kann man unabhängig davon jederzeit abbrechen. Auch das war im Hauptspiel nicht immer so. Für Gruppen sind v.a. offene Verliese, Gruppenverliese und Weltbosse gedacht. Im neuen Abenteuer fallen zudem Kluftgeysire in diese Kategorie. Auf der In-Game-Karte sind diese Dinge leicht ersichtlich und für die Hauptgeschichte ist nichts davon erforderlich.
![]() |
Ohne Kämpfe geht es nicht, aber in Summe geht es deutlich ruhiger zu als sonst |
Man kann sich somit problemlos auf sich konzentrieren und muss mit niemandem zusammenarbeiten. Bei 'Summerset' kann man viele Konflikte z. B. durch einfaches Schleichen umgehen und ist nicht mehr auf den Einsatz von Magie angewiesen. Nicht alle Konflikte sind dadurch vermeidbar, aber viele und der Weg ist weit weniger mit Gegnern zugepflastert als es in älteren Abschnitten jetzt noch der Fall ist. Mit Ausnahme besagter Gruppenbereiche orientiert sich die Story-Erweiterung beim Gamedesign eindeutig an vielen Singleplayer-Spielen. Angesichts dessen tun wir uns diesmal bedeutend leichter eine Wertung zu vergeben.
Da inzwischen jede Region Tamriels sich automatisch an die Stufe der Spielfigur anpasst, ist eine flottere Spielweise möglich. Selbst für einen unerfahrenen Charaktere der Stufe eins ist der Schwierigkeitsgrad ähnlich harmlos, wie für Veteranen. Darüber hinaus wurde ein neues Tutorial gebastelt, das die wichtigsten Dinge gut erklärt und zur aktuellen Geschichte passt. Schade, dass der Schwierigkeitsgrad wieder einmal so niedrig ausfällt. Aufpassen muss man lediglich beim Endgegner, der einen durchaus ins Schwitzen bringen kann und in der Regel trotzdem auf Anhieb besiegt wird.
Kurzweilige Kost
Genannte Verbesserungen haben sich bei den letzten Erweiterungen abgezeichnet, sie gewinnen jetzt aber mehr Feinschliff. Auffälliger ist bei 'Summerset' das kurzweilige Storytelling, das sogar mit Humor überraschen kann. Zudem hilft es, dass vermehrt auf vertraute Charaktere gesetzt wird - ein Aspekt der in den ersten Jahren vernachlässigt wurde. Mit Razum-Dar, Clavicus Vile, Rigurt, Sotha Sil und mehr gibt es ein Wiedersehen, wodurch die schwer überschaubare Spielwelt deutlich weniger beliebig wirkt.
![]() |
Bis hin zu spukenden Anwesen ist alles dabei und teilweise wird man vor schwierige Entscheidungen gestellt |
In spielerischer Hinweis wird vertraute Kost geboten, doch der narrative Fokus sorgt dafür, dass man nie das Gefühl hat nur diverse Ziele Punkt für Punkt abzuarbeiten. Selbst die Nebenquests sind gut geschrieben und verzichten normalweise auf einfache Botengänge. Wir untersuchen einen Mordfall, wagen uns in verfluchte Anwesen, suchen nach einem Schatz, schlichten Streitigkeiten, retten jemanden aus einem Verlies und vieles mehr. Oft wartet dabei eine interessante Wendung, wobei manches natürlich vorhersehbar ist.
Wer neue Fähigkeiten lernen möchte, der kann sich optional dem Psijik-Orden anschließen. Dieser lehrt uns u. a. kleine Zeitsprünge im Kampf, oder das Anhalten der Zeit. Die damit verbundenen Aufgaben führen uns quer durchs restliche Tamriel - bei 'Summersend' ist nämlich auch das erste Hauptspiel inkludiert. Auf Karten sind Zeitrisse vermerkt, die wir selbstständig in der riesigen Spielwelt ausfindig machen müssen (die In-Game-Karte nimmt uns die Arbeit hier nur selten ab). Leider funktionieren fast alle Psijik-Aufgaben nach diesem Prinzip, was auf Dauer ziemlich eintönig wird. Selbst der übergeordnete Handlungsstrang ist nicht der Rede wert.
Nette Präsentation, die jedoch in die Jahre kommt...
![]() |
Mit der Expansion gesellt sich übrigens die Fertigkeit der Schmuckerzeugung hinzu |
Schätzungsweise bewegt sich die Spielzeit von 'Summerset' im Bereich zwischen 20 und 30 Stunden. Wer sich nur auf die Hauptstory konzentriert ist schneller fertig. Dennoch empfiehlt es sich ein paar der Nebenquests zu machen. Inhaltlich gesehen lohnt es sich und zum anderen wird durchaus Bezug auf unsere Taten genommen. Auch dieser Trend hat sich spätestens seit 'Morrowind' und 'Clockwork City' abgezeichnet, wo es - selten aber doch - Entscheidungsalternativen gibt. Mitunter sieht man sich beim neuen Abenteuer mit richtig interessanten Entscheidungen konfrontiert (und nein, damit ist nicht die Frage über Leben und Tod gemeint). Vorwiegend betrifft das jedoch die Nebenquests und die Hauptquest ist sehr linear geraten. Hoffentlich wagt sich die nächste Story-Erweiterung noch weiter hinaus.
Es ist kaum zu übersehen, dass 'The Elder Scrolls Online' knapp fünf Jahre auf dem Buckel hat. Obwohl die Grafik sich bei den Expansionen leicht verbessert zeigt und das Erkunden u.a. dank vieler sehenswerter Orte Spaß macht, so ist es visuell nicht mehr auf der Höhe der Zeit, auch nicht für ein MMO. Immerhin gibt es ein paar sehr stimmungsvolle neue Soundtrack-Stücke und die Sprachausgabe ist auf einem gewohnt guten Niveau, sowohl die englische als auch die deutsche Version. Was die Handhabung anbelangt, ist diese gewohnt intuitiv und angenehm zu bedienen.
Zenimax bekommt den schwierigen Mix aus Solo- und Multiplayer-Rollenspiel immer besser in den Griff und macht mit 'The Elder Scrolls Online: Summerset' vieles genau richtig! Schon bei 'Morrowind' und 'Clockwork City' war spürbar, dass sich die Entwickler Gedanken machen und es nicht darum geht, einfach nur fröhlich Content auf den Markt zu schleudern. Klar, der Schwierigkeitsgrad im Solo-Bereich ist immer noch zu leicht und bei den echten Rollenspielelementen hätte man es ruhig noch weiter treiben können, doch davon abgesehen wird man erstaunlich gut unterhalten. Die vertrauten Charaktere tun sich bei den gut geschriebenen Geschichten mehr als positiv hervor und sorgen für Kontinuität in der gewaltigen Fantasy-Welt. Selbst bei den Nebenquests erwartet einen oft ein Abenteuer der komplexeren Sorte und ich hatte selten das Gefühl, einfach nur irgendwelche Ziele abzuarbeiten – das war nicht immer so in den letzten Jahren. Lediglich die Aufgaben des Psijik-Ordens sind zu repetitiv geraten, doch die braucht man nur, sofern man die Fähigkeiten des Ordens unbedingt freischalten möchte. Um das Spiel durchzuspielen, muss man zudem weder die Vorgänger gespielt haben, noch über einen erfahrenen Charakter verfügen. In dieser Form freuen wir uns auf den nächsten Story-DLC von 'Elder Scrolls Online'! Empfehlenswert.
-
The Elder Scrolls Online - Summerset
- Entwickler
- ZeniMax Online
- Publisher
- Bethesda Softworks
- Release
- 21. Mai 2018
- Webseite
- https://www.elderscrollsonline.com/de/updates/chapter/summerset
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
- The Elder Scrolls Online - Summerset im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
- The Elder Scrolls Online - Summerset bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
2 Kommentare
Das Gamedesign von Spielen wie DA Inquisition oder ME Andromeda wirkt lustigerweise in einigen Bereichen MMO-artiger als jenes von Summerset. Ist auch schräg wenn man einen Greif umbringt und dann plötzlich sieht, dass das Tier ein Junges hatte, das einen jetzt ganz unschuldig ansieht und ein schlechtes Gewissen bereitet. Sind doch viele nette Elemente drin, die das Ganze organischer wirken lassen, als in den Jahren zuvor.
Ist natürlich fraglich, wie gut die eingeschlagene Richtung dann für Leute klappt, die nur in der Gruppe spielen wollen.