Das solo-taugliche MMO 'The Elder Scrolls Online' ist um ein weiteres Story-Kapitel reicher. Die Greymoor-Erweiterung führt uns in eine Region von Himmelsrand, die ein paar von Euch bestimmt aus 'Skyrim' kennen. Die Stadt Einsamkeit (Englisch: Solitude) ist in Gefahr und es liegt natürlich an uns, den Bösewichten das Handwerk zu legen. Eine alte Bekannte feiert dabei übrigens ein Comeback. Mehr dazu in unserem Test aus der Storyteller-Ecke.
Ein sonderbares Bündnis...
Rund 1000 Jahre vor den Ereignissen in 'The Elder Scrolls V: Skyrim' besuchen wir den Westen von Himmelsrand. Eher unfreiwillig, denn unsere Spielfigur und ein Mann namens Fennorian werden von einem Hexenzirkel, Vampiren und Werwölfen entführt, die offenbar gemeinsame Sache machen. Bei der Flucht aus dem finsteren Verlies (zugleich das Tutorial, sofern man mit einem neuen Charaktere startet) belauschen sie ein Gespräch zwischen den ungleichen Verbündeten. Diese Unterhaltung verheißt jedoch nichts Gutes für die Region. Heldenmutig setzen wir deshalb alles daran, die Bevölkerung zu warnen. Leider stoßen wir im Palast der Stadt Einsamkeit bei Großkönig Svargrim auf taube Ohren.
Wir sind also gezwungen, auf eigene Faust Beweise zu sammeln, um den Herrscher überzeugen zu können. Unterstützt werden wir dabei von Fennorian. Dieser ist selbst Vampir und zählt zum ehrenwerten Haus Rabenwacht, das Fans des MMOs bereits kennen (leider treffen wir keinen Bekannten des Hauses). Zudem ist Lyris Titanborn vor Ort, die im Auftrag von Skaldenkönig Jorunn (pikanterweise sind er und Svargrim verfeindet) nach dem Rechten sehen soll. Dass Gefahr im Anmarsch ist, hat sich längst über die Grenzen hinaus herumgesprochen. Zumal ein paar Regionen bereits von einem sonderbaren Sturm heimgesucht werden, die die Bewohner zu willenlosen Zombies mutieren lässt.
Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen. Inhaltlich wird allerdings eine Story ohne Tiefgang oder Überraschungen geboten, die man in recht ähnlicher Form vom Hauptspiel kennt. Verglichen mit den letzten Story-Erweiterungen ist sie ein Schritt zurück. Abgesehen davon bleibt alles streng linear und die wenigen Entscheidungsmöglichkeiten sind irrelevant. Das MMO war schon immer mehr Action-Adventure als Rollenspiel, doch wurde dieser Aspekt in der Vergangenheit teilweise geschickter gelöst.
Neuer Charakter oder doch nicht?
Wie gewohnt lassen uns die Entwickler zu Beginn die Wahl, mit einem bereits bestehenden Charakter ins Geschehen einzutauchen, oder eine neue Figur zu kreieren. Der Schwierigkeitsgrad passt sich dabei an die Stärke der eigenen Figur an, wodurch man selten in allzu gravierende Schwierigkeiten kommt. Wer sich nur auf die Hauptstory konzentrieren möchte, der kann das problemlos tun.
Jener Grind, wie man ihn von den Anfängen des MMOs kennt, wurde bekanntlich vor einiger Zeit abgeschafft, wodurch der Schwierigkeitsgrad zugleich enorm gesunken ist. Selbst ohne die Hilfe von anderen Mitspielern wird man kaum ernsthaft gefordert, sofern man die Gruppenaktivitäten meidet (die klar vom Rest getrennt sind und in die man nicht mehr unfreiwillig hinein stolpert). Ein kleiner Nachteil eines neuen Charakters ist, dass die wiederkehrenden Nebencharaktere einen nicht wiedererkennen. Auswirkungen für die Story hat das zwar keine, doch die Dialoge verlaufen minimal anders.
Die Spielzeit ist übrigens gleich wie bei den anderen Erweiterungen. Wer nur die Hauptstory spielt, der ist in etwa 14-18 Stunden fertig. Für die solotauglichen Nebenaktivitäten ist ähnlich viel Zeit einzuplanen. Wer zudem das ebenfalls inkludierte Basisspiel, Morrowind, Summerset und Elsweyr durchspielen möchte, der sollte zumindest 200 Stunden einplanen.
Action, Action...
Spielerisch hat sich kaum etwas getan. Die meiste Zeit verbringen wir damit, in fröhlicher Haudrauf-Manier mit Magie, Bogen, Schwert etc. diverse Feinde zu bekämpfen (via Controller oder per Maus und Tastatur). Bei dieser Spielereihe stehen dem Spieler unterschiedliche Klassen und Waffen zu Verfügung, die sich im Kampf ganz verschieden spielen. Es lohnt sich definitiv, mehrere Charaktere mit unterschiedlichen Skills zu spielen und das MMO erweist sich dabei wieder als extrem anfängerfreundlich. Wer Fantasy mag, aber sich mit Action für gewöhnlich schwertut, der kann ruhig trotzdem einen Blick riskieren. Lediglich bei den als solche gekennzeichneten Gruppenaktivitäten ist Vorsicht geboten - diese erfordern meist Planung und Teamwork.
In 'Greymoor' gibt es vereinzelt sehr schlichte Rätsel, die niemanden lange beschäftigen. 'The Elder Scrolls Online' hatte nie sehr anspruchsvolle Rätsel, doch das Non-Combat-Gameplay war trotzdem schon mal spannender (u.a. in den Nebenquests von 'Summerset'). Bei einem Nebenquest-Wiedersehen mit dem arroganten Abenteurer Narcis Dren ist immerhin ein bisschen Nachdenken gefragt (wir deuten ein paar Gedicht-Zeilen). Hingegen gibt es bei den Hauptquests der Erweiterung nur zweimal den Funken eines Rätsels. Einmal müssen wir das richtige Muster bei einem Mechanismus einstellen und in einer anderen Situation sollen wir die Gemeinsamkeit zwischen mehreren Grabsteinen herausfinden.
...und ein neues Archäologie-System
Wer mit einem bestehenden Charaktere weiterspielen möchte, der hat den Vorteil, dass er die neuen Fähigkeitspunkte für die Skills des neuen Antiquitätensystems einsetzen kann. Damit kann man ausgehend von überall versteckten Hinweisen Relikte und Schätze (die es ab sofort auch in den meisten älteren Regionen gibt) erspähen und in Form von einem kleinen Minigame ausgraben.
Leider lädt die eintönige Eislandschaft nicht zum Erkunden ein. Diese Art von Umgebung kennt man z.B. in schickerer, sowie abwechslungsreicherer Form vom sehr ordentlich gelungenen Orsinium-DLC. Selbst im direkten Vergleich mit dem Rollenspiel 'Skyrim' (Release-Fassung) wirkt die 3D-Grafik eintöniger. Mehr Arbeit dürfte ins unterirdische Gebiet Schwarzweite geflossen sein, das grundsätzlich spannend aussieht. Durch die seltsam verwinkelten Laufwege ist aber selbst dieser Ort mühsam. Mehr Schnellreisestationen wären für die gesamte Region empfehlenswert. Grundsätzlich könnte dieser Schauplatz auch mehr Leben vertragen.
Die anderen Regionen kenne ich durch meine zwei Playthroughs der Hauptstory zu gut, um hier noch einmal alles durchforsten zu wollen. Hat man 'The Elder Scrolls Online' noch nicht so intensiv gespielt, könnte das definitiv ein interessantes neues Feature sein. Und vielleicht gelingt es Zenimax/Bethesda irgendwann, eine packende Story um dieses Gameplay-Feature herum zu spinnen. Ausführlich erläutert ist das Antiquitätensystem jedenfalls auf der offiziellen Webseite.
Wer die Erweiterung mit einer neuen Figur spielen möchte, der wird die verfügbaren Skillpunkte allerdings erst für jene Skills benötigen, die für den Kampf von Nutzen sind. Die Suche nach Schätzen ist also primär ein Feature für fortgeschrittene Charaktere.
Passable Umsetzung, die aber etwas schlampiger ist als gewohnt
Wie man es von 'Elder Scrolls Online' gewohnt ist, bietet auch 'Greymoor' eine komplette deutsche Vertonung. Dabei kommt der Akzent der nördlichen Region weniger gut zur Geltung, dennoch wird bei der Lokalisierung gute Arbeit geleistet. Holprig sieht es beim Soundtrack aus, der seltsam aufs Geschehen abgestimmt ist und mitunter grundlos übertrieben dramatisch wird. Eigentlich ist das MMO für eine starke akustische Untermalung bekannt, doch diesmal hakt es.
Obendrein hatten wir es beim Konsolenrelease mit Bugs zu tun. Etwa konnten wir auf der PS4 kein Diebesgut verkaufen. Manchmal war eine Nebenfigur erst nach einem Neustart ansprechbar, oder ein Eingang konnte erst nach dem Neustart betreten werden. Bereits beim Endgegner des Tutorials war eine Attacke plötzlich nicht mehr möglich (auch in diesem Fall war ein Neustart notwendig, auch hier immerhin ohne negative Folgen). Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Bugs bald ausgebügelt sind.
Derartige Kleinigkeiten tragen unterm Strich dennoch zu einem unausgereiften Gesamteindruck bei. Wenigstens fallen die Ladezeit diesmal kürzer aus und die Performance auf der Konsole war selbst bei vielen Spielern in der Nähe relativ flüssig. Das ist eine Verbesserung, selbst wenn sie vielleicht mit der gefühlt schlichteren Grafik in Zusammenhang steht.
Einmal in Jahr 'Elder Scrolls Online'? Nach anfänglicher TESO-Ambivalenz haben wir uns mit dieser Routine angefreundet und freuen uns inzwischen, wenn es eine neue Erweiterung gibt. Der Balanceakt zwischen Solo und MMO klappt auch bei der 'Greymoor'-Erweiterung (gestorben sind wir solo nie), dennoch ist das Gesamtpaket diesmal weniger ausgereift.
Die Rückkehr nach Skyrim mutet uninspiriert an, der Soundtrack ist oft ungewohnt holprig auf das Geschehen abgestimmt und die Story schmeckt aufgewärmt. Zumindest gibt es ein nettes Wiedersehen mit einigen vertrauten Gestalten (z.B. Lyris) und als Skyrim-Veteran freut man sich natürlich, die Stadt Einsamkeit (im Englischen Solitude genannt) zu besuchen.
Schlecht ist 'Greymoor' nicht, es folgt jedoch zu sehr dem More-of-the-Same-Prinzip. Weder die Spielwelt, noch die Story können das diesmal überzeugend ausgleichen. TESO-Neulingen ohne Vorwissen kommen womöglich eher auf die Kosten, doch die sollten lieber mit der 'Summerset' beginnen. Wir hoffen, dass die nächste Erweiterung dann wieder einen Zahn zulegen kann.
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The Elder Scrolls Online: Greymoor
- Entwickler
- ZeniMax Online
- Publisher
- Bethesda Softworks
- Release
- 26. Mai 2020
- Spielzeit
- Um die 25 Stunden allein für Solo-taugliche Quests
- Webseite
- https://www.elderscrollsonline.com/de/home
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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