'Blackwood' ist die nächste große Erweiterung für das solo-taugliche MMO-Rollenspiel 'The Elder Scrolls Online' für PlayStation, Xbox, Google Stadia, Windows PC und Mac. Inzwischen gibt es für das komplette Fantasy-Abenteuer sogar eine Enhanced Edition für die neue Konsolen-Generation. Die Expansion selbst versucht in die gleiche Kerbe zu treffen wie die Vorgänger. Wie überzeugend das gelingt sehen wir uns im Test unserer Storyteller-Rubrik an.

Eine dunkle Bedrohung
Wer die bisherigen Kapitel des MMO-Rollenspiels kennt, der ahnt was zu erwarten ist. Wie so oft geht es in einem Königreich in Tamriel nicht mit rechten Dingen zu. Imperale Berater fürchten in der Stadt Leyawiin um ihr Leben. Und selbstverständlich steckt dahinter eine Verschwörung und nicht jeder im Ort meint es gut. Angeblich steht all das irgendwie mit Mehrunes Dagon in Zusammenhang - sozusagen ein daedrischer Prinz der Zerstörung. Eine Sekte (der Sul-Xan-Klan) darf als Draufgabe nicht fehlen, die ihn verehrt und uns Probleme bereitet.

Der Name Dagon ist vielen 'Elder Scrolls'-Veteranen wahrscheinlich vertraut. Tatsächlich gibt es eine enge Verbindung zu 'Elder Scrolls IV: Oblivion', das zwar 800 Jahre später spielt, aber gewisse Charaktere, Orte und Ereignisse erneut aufgreift. Ähnlich wie in Morrowind zeigen sich die Entwickler also bemüht, eine Verbindung zur Solo-Rollenspiel-Reihe herzustellen. Diese Art von Fanservice wird wahrscheinlich nicht bei jedem Spieler zünden, denn die Handlung von 'Blackwood' plätschert für sich genommen eher vor sich hin.
Saisonales Konzept
Im März wurde der kostenpflichtige 'Flames of Ambition'-DLC veröffentlicht, der die Ausgangslage von 'Blackwood' etabliert hat. Das saisonale Konzept von 'Elsweyr' findet in 'Blackwood' also erneut Anwendung. Das MMO-Abenteuer von Bethesda und Zenimax wird im Laufe der nächsten Monate per DLC (ebenfalls kostenpflichtig) fortgeführt. Der übergreifende Handlungsstrang trägt den Namen 'Tore von Oblivion'.

Natürlich gibt es abseits der Haupthandlung wieder diverse Nebenaktivitäten, wenn auch gefühlt weniger als in den bisherigen Teilen. Manche Verbündete helfen beim finalen Showdown mit, doch das macht kaum einen Unterschied. Der einzige nennenswerte Grund für Nebenquests ist, dass sie spielerisch gesehen vereinzelt weit weniger eintönig sind als die Hauptaufgaben. Aber selbst hier ist blindes Drauflosschlagen oft ausreichend. In Sachen Exploration mangelt es zudem ein wenig an Sehenswürdigkeiten.
Eher trostlose Umgebung
Die Ortschaft Blackwood (auf Deutsch Dunkelforst genannt) liegt im Elder-Scrolls-Reich Tamriel auf der Karte zwischen Elsweyr, Schattenfenn und Murkmire. Es ist den aragonischen Gebieten vom Klima her deutlich ähnlicher als der Heimat der Khajiit. Wir haben es mit einer sumpfigen, trostlosen Landschaft zu tun, in der das Sonnenlicht selbst bei Tag nur gedämpft durchsickert.

Unterwegs trifft man abseits von Wölfen und Monstern nur wenige freundliche Gesichte – manche sind von den bisherigen Erweiterungen bekannt. Mitunter tun sich am Weg zufällig generierte Tore nach Oblivion auf (in die dämonische Welt der Daedra). Durch sie kann der Spieler gehen, wenn er mehr Herausforderung sucht. Für die Hauptstory ist es freilich nicht von Relevanz und rein vom Schwierigkeitsgrad her eher nur in der Gruppe empfehlenswert (hängt aber natürlich auch von der Stärke der eigenen Spielfigur ab).
Grundsätzlich bietet die Grafik aber das gewohnte Niveau, was auch für die Vertonung gibt. Die englische Variante ist zwar besser, aber auf eine solide deutsche Vertonung wurde nicht vergessen.
Gameplay: Viel Kampf, wenig zum Nachdenken
In der Vergangenheit hat 'Elder Scrolls Online' wiederholt versucht, kleine Rätselelemente zu integrieren. Im Zuge letzten Erweiterungen wurden diese arg vereinfacht. Vor allem bei den Hauptquests muss man sich keine Gedanken mehr machen, in welcher Reihenfolge ein Mechanismus zu aktivieren ist. Es spielt keine Rolle. Im Gegensatz zu vergangenen Abenteuern ist es also nicht erforderlich, Buchseiten nach Hinweisen abzusuchen, um eine Türe zu öffnen. Stattdessen kann man sich problemlos durchs komplette Kapitel durchkämpfen. Aus Multiplayer-Sicht ist das nachvollziehbar, aus Singleplayer-Sicht hingegen nicht.

Geändert hat sich übrigens das Championship-System, was zugleich bedeutet, dass Ihr sämtliche Punkte erneut verteilen müsst. Es ist durch diese Veränderung notwendig, mehr Punkte in einzelne Perks zu investieren, damit diese in Kraft treten. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass das Spiel dadurch einen Ticken schwieriger wurde, aber es hängt sicherlich auch davon ab, auf welche Perk-Kombinationen der eigene Fokus liegt.
Dennoch: beim Kämpfen sind fast nie echte Finessen gefragt und in der Regel kommt man solo gut zurecht. Nur bei einer Nebenquest war ich froh über meine AI-Begleiterin. Es kommt natürlich auch sehr darauf an, wie stark die eigene Spielfigur ist. Und ja, richtig gelesen, in 'Blackwood' gibt es erstmals zwei AI-Companions, die uns selbst in anderen Regionen bei Bedarf zur Seite stehen.
Zwei neue AI-Companions
Wer Solo unterwegs, der findet im Norden und Süden der Karte zwei optionale Companion-Quests, bei denen wir mehr über Bastian Hallix und Mirri Elendis in Erfahrung bringen können. Nach Abschluss stehen uns die AI-Companions selbst außerhalb von 'Backwood' im Kampf zur Seite, wenn wir das möchten. Es wird immer nur ein Begleiter aktiviert, der mit jedem erfolgreichen Gefecht an Erfahrung gewinnt, wodurch später neue Fähigkeiten freigeschaltet werden. Auch die Ausrüstung kann nach und nach verbessert werden.

Der Nachteil bei den AI-Begleitern ist, dass man ihre Fähigkeiten nicht strategisch einsetzen kann. Bei einem Gegner war es zum Beispiel notwendig, dessen Gehilfen rasch mit gebündelter Kraft zu erledigen. Allerdings hat der AI-Begleiter das nur halbherzig befolgt und sich immer wieder auf den anderen Gegner konzentriert (was letztlich dazu geführt hat, dass ich für den AI-Begleiter einen Wiederbelebungsversuch starten musste, was in der Phase sehr riskant war). Das Companion-Konzept hat also zweifellos noch Luft nach oben, geht aber in die richtige Richtung.
ZeniMax Online und Bethesda halten einmal mehr an der 'Summerset'-Formel fest, doch leider mangelt es einmal mehr an ähnlich guten Geschichten und einer immersiven Spielwelt. Mit Mehrunes Dagon gibt es einen neuen mächtigen Widersacher, doch der Rest ist austauschbare Kost.
Für Solo-Spieler, die sich am riesigen TESO-Universum nicht sattgesehen haben, ist 'Blackwood' eventuell trotzdem lohnenswert: Die neuen AI-Companions könnten für den Schwierigkeitsgrad der kommenden Teile womöglich eine Rolle spielen. Zum Durchspielen von 'Blackwood' sind ein Begleiter aber nicht notwendig, obgleich die AI-Hilfe bei ein, zwei Nebenquests nützlich sein kann. Für Leute die vorzugsweise in Gruppen unterwegs bietet die Erweiterung wenig Neues (höchstens vielleicht die Gruppen-Herausforderung für 12 Personen) – doch da werden die kommenden DLCs bestimmt noch Abhilfe schaffen.
Spannend sein könnte das MMO-Rollenspiel ansonsten wohl auch für Fans von 'Elder Scrolls IV: Oblivion', zu dem es einige narrative Verbindungen gibt. Nimmt man die Fan-Brille jedoch ab, bleibt durchschnittlich erzählte Fantasy-Kost übrig, mit wenig abwechslungsreichem Gameplay. Irgendwie hat man ständig das Gefühl, alles schon mal erlebt und gemacht zu haben. Schade. Die erhofften Fortschritte bleiben in diesem Abschnitt einmal mehr aus.
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The Elder Scrolls Online: Blackwood: Gates of Oblivion
- Entwickler
- ZeniMax Online
- Publisher
- Bethesda Softworks
- Release
- 1. Juli 2021
- Webseite
- https://www.elderscrollsonline.com/de/home
- Sprachen
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- Systeme
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