Über zwei Jahre ist es bereits her, dass Sam und Max in ihre zweite Staffel gestartet sind. Nicht lange dauerte es, bis sich mit Atari ein Publisher fand, der die Abenteuer synchronisieren und auf den deutschen Markt bringen wollte. Doch nach der Ankündigung sollten weitere 16 Monate ins Land gehen, ehe das Spiel erschien. Wir haben die lokalisierte Version einem Nachtest unterzogen.
Vom ewigen Eis bis direkt in die Hölle
In der ersten Episode 'Ice Station Santa' wütet ein riesiger Kampfroboter in der Straße, in der Sam und Max ihr Büro haben. Das interessiert die zwei Ermittler freilich erst, als der Kampfroboter sich an dem eigenen Haus zu schaffen macht. Den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika greift man schließlich nicht einfach mal so an. Der Roboter ist schnell ausgeschaltet und die Freelance Police findet heraus, dass der Weihnachtsmann dieses „Geschenk“ zu verantworten hat. Folglich geht es zum Nordpol, wo sie den Kampf gegen Santa Claus aufnehmen.
Auch in der zweiten Episode der Staffel mit dem Namen 'Moai Better Blues' geht es nicht minder chaotisch zu in der kleinen Straße, in der Sam und Max leben. Ein wild gewordenes Dreieck verfolgt Sibyll. Nachdem die Freundin von Abe Lincolns Kopf gerettet wurde, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Dreieck um ein Bermudadreieck handelt, das als Bonuseigenschaft ein Portal darstellt. Über dieses Portal gelangen Sam und Max auf die Osterinsel, wo sie auf drei missmutige Moai-Köpfe stoßen. Um die Laune der Köpfe zu verbessern und den Fall zu lösen, müssen die Ermittler nur einen drohenden Vulkanausbruch verhindern.
In 'Night of the Raving Dead', der dritten Episode mischen Zombies die ruhige Nachbarschaft auf. Auch hier gibt es eine außergewöhnliche Region zu bereisen, denn die Spur führt zu einer Zombie-Fabrik, die in einem Schloss bei Stuttgart untergebracht ist. Sam und Max wandeln fortan auf den Spuren des Vampirjägers Van Helsing – handelt es sich bei dem Zombieproduzenten doch um einen Vampir namens Jürgen.
In der vorletzten Episode 'Chariots of the Dogs' beginnt Telltale schon damit, die vergangenen Episoden zusammen zu führen und auf das Finale hinzuarbeiten. Um die Handlungsstränge zusammenzuführen muss Bosco herhalten. Der Ladenbesitzer wird von Außerirdischen entführt. Sam und Max nehmen die Verfolgung auf und müssen in der Vergangenheit und der Zukunft einige Rätsel lösen, um Bosco zu retten. Doch dabei geht einiges schief. Bosco, Sam und Max werden teleportiert und landen in der Hölle.
Hier startet die letzte Episode 'What’s new, Beelzebub?'. Wir treffen die Ermittler im Vorhof der Hölle wieder, einer Bahnstation. Um vom „Soul-Train“ mitgenommen zu werden, fehlt den Freunden aber ein Token. Dieses Token erhalten nur Tote vom Tod. Nun müssten Sam und Max also sterben und vom Tod abgeholt werden. Oder sie finden jemanden, der bereits tot ist. Letzteres ist für die Freelance Police verständlicherweise die bessere Alternative. Zum Glück ist der Vorhof der Hölle nicht weit vom eigentlichen Büro des Ermittlerduos entfernt. Um genau zu sein: Er befindet sich direkt unter der Straße. Durch einen Gullyschacht gelangen Sam und Max wieder an die Erdoberfläche, wo sie schon bald in den Besitz eines Tokens kommen. Damit geht es per Seelenzug direkt in die Hölle. Natürlich ist die Hölle bei Sam und Max etwas anders, als gläubige Christen sie sich vorstellen: Es handelt sich um ein Wirtschaftsunternehmen. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten mit der allseits bekannten Hölle. Jede Seele, die eingeliefert wurde, erlebt ihre eigene Verdammnis. Natürlich sind durch die eher rabiaten Ermittlungsmethoden von Sam und Max auch einige gute Bekannte unter den Leidenden. Doch das Wiedersehen mit den geschundenen Seelen ist nicht das einzige Problem, mit dem sich Sam und Max in der Unterwelt herumschlagen müssen. Während sie sich bemühen, das Leiden der Seelen zu beenden, sägen andere Bekannte der tierischen Ermittler schon am Chefsessel und wollen den Teufel entmachten…
Viel zu tun: Die Rätsel
Wie es sich für eine gute Serie gehört, setzt die zweite Staffel inhaltlich an das Ende der Ersten an und wir treffen jede Menge bekannter Figuren wieder. Bosco ist noch mehr abgedreht, Sibyll und Abe sind noch immer ein Paar und auch mit der Ratte Jimmy oder den „Soda Poppers“ gibt es ein Wiedersehen. Es gibt aber auch einige neue Figuren, so hat Stinkys Restaurant erstmals geöffnet und mit dem Nordpol, den Osterinseln oder der Hölle gibt es auch einige gänzlich neue Umgebungen zu entdecken.
Die Steuerung geht gewohnt leicht von der Hand, zumal Telltale hier noch nicht auf Tastatursteuerung setzt. Das gesamte Spiel lässt sich mit der Maus bedienen, während einiger Minispiele kann zusätzlich auch die Tastatur genutzt werden – so man denn möchte. Damit sich dort auch Neuspieler schnell zu Recht finden können, hat Telltale dem Spiel ein Tutorial spendiert. Auch neu ist der Hilfemodus, in dem Max oder eine andere Figur uns mit Hinweisen versorgt. Unter Zuhilfenahme eines Schiebereglers stellt man die Häufigkeit dieser Tipps ein. Da diese Einstellung jederzeit geändert werden kann, hat man die Möglichkeit, die Tipps zuzuschalten, wenn man an einer Stelle wirklich einmal hängt. Besonders schwer sind die Rätsel aber auch ohne Hilfe nicht, denn beim Rätseldesign gibt es nichts Neues. Rätsel, bei denen Gegenstände im Inventar kombiniert werden müssen, sind nicht möglich und neben einigen wenigen Dialogrätseln erwarten uns überwiegend Aufgaben, in denen der richtige Gegenstand am richtigen Ort benutzt werden muss. Weiterhin gibt es einige Minispiele, die sich aber gut in das Spielerlebnis einfügen. Insgesamt steigt der Schwierigkeitsgrad im Laufe der einzelnen Folgen leicht an, bleibt aber immer fair.
Schwachpunkt Grafik
Was vor zwei Jahren schon nicht den aktuellen Stand wiederspiegelte, aber immerhin noch akzeptabel war, wirkt nun völlig veraltet. Gerade im direkten Vergleich mit der aktuell noch laufenden dritten Staffel von 'Sam & Max' wirkt 'Allzeit bereit' schon fast wie aus der Steinzeit – Hier hat man dem Spiel mit den vielen Verschiebungen sicher keinen Gefallen getan. Immerhin unterstützt das Spiel alle möglichen Auflösungen bis hin zu 1920 x 1200 Bildpunkten. Detailreicher wird das Spiel dadurch aber nicht.
Lieblos auf Deutsch
Bei der Auswahl der Synchronsprecher hat Atari nicht auf die Sprecher der ersten Staffel zurückgegriffen, sondern eine neue Besetzung gewählt. Zwar kommen die Stimmen ihren englischen Vorbildern nun deutlich näher, es ist aber dennoch ungewohnt, die beliebten Charaktere jetzt mit anderen Stimmen sprechen zu hören. Wenn man sich aber erst einmal daran gewöhnt hat, muss man den neuen Sprechern eine gute Arbeit bezeugen. Nur leider gilt das nicht für die Übersetzer, die zwar versuchen, den Wortwitz zu retten. Offensichtlich kennen sie das Spiel aber nicht, denn anders lassen sich solch krasse Fehler, wie beispielsweise im Gespräch mit den Soda-Poppers nicht erklären: Im Gespräch werden die drei regelmäßig mit „Du“ angesprochen, also Beispielsweise „Warum gehst Du nicht wieder rein?“ – Gemeint sind wohlgemerkt alle drei Soda-Poppers. Solche Schnitzer finden sich öfter. Auch passiert es, dass eine falsche Sprachausgabe zum richtigen Text abgespielt wird. Das merkt man natürlich nur dann, wenn man die Untertitel zugeschaltet hat. Verzichtet man darauf, wundert man sich über die seltsamen Dialoge. Dazu kommen dann noch technische Probleme, wenn die Stimmen zum Teil deutlich übersteuern. Insgesamt macht die Lokalisierung einen absolut lieblosen Eindruck.
Im Gegensatz dazu erfreuen wir uns auch in der deutschen Ausgabe an dem hervorragenden Soundtrack, der sich auch in MP3-Form neben jeder Menge Konzeptzeichnungen, Hintergrundbildern, Trailern und Filmen als Bonus auf der Disc findet.
Hinweis: Der Award bezieht sich auf das Spiel in englischer Sprache.
Das englische Original zählte Anfang 2008 für uns zum Witzigsten, was es derzeit an Adventures gibt. Und sicher wurden viele Witze und Anspielungen in die deutsche Version gerettet. Das Spiel leidet aber unter technischen Problemen und einer insgesamt lieblosen Übersetzung. Dass Atari nicht die Sprecher der beiden Vorgänger gewählt hat, ist noch nicht einmal das größte Manko, da man sich recht schnell an die neuen Stimmen gewöhnen kann. Viel schwerer wiegen die Fehler in den deutschen Texten. Dazu kommt eine inzwischen nicht mehr zeitgemäße Präsentation. Wirklich schade, hier wurde dem Spiel viel genommen. Am Ende bleibt zwar ein immer noch unterhaltsames Spielerlebnis, das aber von vielen kleinen Ärgernissen begleitet wird. Wer der englischen Sprache mächtig ist, greift besser zum Original.
-
Sam & Max: Season 2: Allzeit Bereit
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Namco Bandai
- Release
- 30. April 2010
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/samandmaxseasontwo
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
- Sam & Max: Season 2 im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
- Sam & Max: Season 2 bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)