1954 Alcatraz - Review

In der Bucht von San Francisco liegt eine kleine Insel, die weltbekannt ist. Ihr Name: Alcatraz. Fast dreißig Jahre lang wurde das ehemalige Fort dort als Hochsicherheitsgefängnis genutzt, in dem schon Al Capone seinerzeit Urlaub auf Staatskosten machte. Nachdem Alcatraz Inspiration für zahlreiche Filme war, erobert die Insel nun auch die digitale Welt der Spiele. Das Hamburger Entwicklerstudio Daedalic hat sich unter der Federführung von Gene Moscy (u.a. Co-Designer von 'Ghost Pirates of Voojo Island') ins Abenteuer gestürzt, um ein Ausbruchspiel zu schaffen – ganz ohne Edna und Harvey. Die Hauptfiguren heißen dieses Mal Joe und Christine.

Bilder

Fazit

Wertungs-Lupe 67%

Wie habe ich mich auf das Spiel gefreut, seit Gene Moscy es uns 2012 auf der Gamescom präsentiert hatte. Ein 50er Jahre Setting und ein Ausbruch aus Alcatraz. Das Ganze dann auch noch mit zwei spielbaren Charakteren, vielleicht sogar noch verbunden mit einer Liebesgeschichte. All das ließ mich erwartungsvoll in die Zukunft blicken. Ich wollte das Spiel wirklich gut finden, doch der Funke ist nicht übergesprungen. Dazu hat mich das Schicksal meiner Hauptfiguren zu sehr kalt gelassen und die Handlung mich nicht genügend in ihren Bann gezogen. Mit dem Grafikstil konnte ich mich auch nicht so recht anfreunden und das Rätseldesign war ebenfalls nicht besonders überzeugend. Wie schade, wo Musik, Vertonung und Steuerung so gut gelungen sind. Was unterm Strich bleibt ist ein Spiel, das gute Ansätze und unverbrauchte Ideen hat, diese aber nicht wirklich gut umsetzt. Am Ende ist '1954 Alcatraz' weder Fisch noch Fleisch.

Fazit von Tobias Maack:

Ein unverbrauchtes Setting und ein spannender Plot - '1954 Alcatraz' bringt auf den ersten Blick viel mit, was das Adventure zu etwas Besonderem hätte machen können. Doch kommt über den ganzen Spielverlauf nie wirklich das Gefühl auf, in einem der sichersten Gefängnisse der Welt zu sitzen. Warum schauen die Wachen nicht genauer hin oder setzen die Gefangenen auch mal unter Druck, wenn sie zu sehr trödeln? Und warum bemerkt niemand Joes Flucht, selbst wenn es dabei richtig laut wird? Zeitfenster für anstehende Aufgaben können zwar auch für viel Frust sorgen, hier hätten sie sich aber angeboten, denn so fehlt einfach der Nervenkitzel eines Ausbruchversuchs. Besser gelungen fand ich die Geschichte um Christine, die den Spieler mitnimmt auf eine Reise in die Beatnick-Szene und ein San Francisco zwischen Aufklärung und traditionellen Werten, vielen interessanten und schrägen Charakteren und ihren Konflikten. Leider spielt sich aber auch ihr Abschnitt zu leicht: Wenn Christine eine verschlossene Tür mit eine Haarnadel (glücklicherweise ohne Minispiel) öffnet, ist das natürlich in Ordnung. Aber warum muss sie das gleich im Anschluss noch zwei Mal machen? An solchen Beispielen und gelegentlichen Bugs merkt man, dass dem Spiel vielleicht doch noch die eine oder andere Woche Entwicklungszeit gut getan hätte. Schade, denn so reicht '1954 Alcatraz' nicht an die Klasse anderer Daedalic-Spiele heran.

Fazit von Peter Färberböck:

1954 – eine sehr interessante Zeit. Christine würde sagen: Beat! Passend dazu ein Gangster-Paar, das man liebevoll Bonnie und Clyde nennen könnte. Dann auch noch das legendäre Alcatraz mit all den Ausbruchsmythen. Gene Mocsy macht es einem schon schwer, das Spiel nicht zu mögen. Beim Anspielen fiel mir aber schnell auf, dass das Setting und der Story-Beginn aber auch die besten Seiten des Spiels sind. Keine Frage, Potential an allen Ecken und Enden, aber selbst die Inventar/Journal- Kombi war einige Male meinem Mauszeiger im Weg. Ich will doch nur den HotSpot anklicken! Ähnlich plötzlich auftretende Grafik-Fehler - rosa Pixel statt Rauch-Effekte. Die Hintergründe sind zwar zum Teil recht schön gezeichnet, aber zu verschwommen. Ein wenig mehr Politur und ausgereifteres Design und der nächste Riesenkracher wäre vor der Tür gestanden. So ist '1954: Alcatraz' leider nur Adventure-Mittelklasse geworden.

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5 Kommentare

Mton (Gast) vor 11 Jahren
Ach, schade drum.
Mit gefällt der Grafikstil der Hintergründe, ich genug von düsteren Spielen.
Die Figuren gefallen mir aber eher nicht.
Ich hoffe es kommt noch ein Patch wegen der Grafikfehler, dann lege ich es mit zu, wenn es ein wenig billiger geworden ist.
Mikej vor 11 Jahren
Ein erster Patch ist bereits heute (am ersten Release-Tag) erhältlich und 1GB groß - siehe aktuelle News auf unserer Seite (--> http://www.adventurecorner.de/news/5000 ... verfuegbar ). Da werden v.a. zahlreiche technische Macken ausgebügelt. Ändert allerdings nichts an den Grundproblemen, denn die sitzen einfach zu tief. Der Patch ist übrigens schon in der finalen Wertung berücksichtigt...
TS (Gast) vor 11 Jahren
...ich kann mich gut mit der Atmosphäre anfreunden, dass das Gefängnis eher dem eines Cartoons entspricht...

"Wenn Christine eine verschlossene Tür mit eine Haarnadel..." manchmal gibt es noch einen anderen Weg, als die Haarnadel - das fand ich ziemlich cool - zum Beispiel kommt man in den Nachtclub auch von vorne...
sinnFeiN vor 11 Jahren
Jo, klar, dank den tollen Club-Besuchern :)
Indiana vor 11 Jahren
Oder mit einem anderen Gegenstand ;) Den Nachtclub meinte ich auch garnicht, sondern Kirche, Oper und Café.

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