Das spanische Nexus Game Studio hat sein Erstlingswerk 'Randal's Monday' fertiggestellt und schickt uns Abenteurer zusammen mit dem kleptomanischen Antihelden Randal in eine Zeitschleife. Als wenn das noch nicht genug wäre, durchlebt Randal mit dem Montag den wohl schlimmsten aller Wochentage. Wir haben mit ihm das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinander gewirbelt und verraten Euch im ausführlichen Test, wie uns das bunte Geek-Adventure gefallen hat.

Schon wieder Montag!
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Am Sonntag träumt Sally noch von einer romantischen Reise nach Italien... |
Es sollte ein schöner Tag werden, der Sonntag: Randals Freunde Matt und Sally feierten in einer Bar ihre Verlobung. Dazu gehört für die drei Freunde jede Menge Bier. Schluss ist, wenn der Erste kotzt. So auch an diesem Sonntag. Dann jedoch nimmt das Unglück seinen Lauf: Randal kommt in den Besitz der Geldbörse seines Freundes - nebst Verlobungsring. Und auch als am kommenden Montag um 10:30 der Wecker klingelt, hat Randal beides noch dabei. Leider steht aber auch sein Vermieter vor der Tür und fordert die ausstehenden Mietzahlungen. Und so findet sich Randal beim Pfandleiher wieder, wo er schließlich den Ring seines besten Freundes versetzt, um seine Miete zahlen zu können. Wenig später bringt Matt sich um und der Verdacht liegt nicht zum letzten Mal auf Randal.
Genau eine Nacht später wacht Randal auf. Doch entgegen der eigentlich gewohnten Abläufe ist nicht Dienstag: Ein Fluch liegt auf Randal und hält ihn in einer Zeitschleife gefangen. Immer und immer wieder durchlebt er den Montag. Wird er es schaffen, den Ring zurück zu bekommen und seinen Freund Matt vom Selbstmord abzuhalten? Und wird sich Randal vielleicht sogar ändern?
Klemptomane in der Zeitschleife
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...aber sie hatte Randal nicht auf dem Zettel. |
Die Geschichte von 'Randal's Monday' erinnert nicht nur auf den ersten Blick an den Film 'Und täglich grüßt das Murmeltier' mit Bill Murray. Das fängt schon beim Weckerklingeln an. Und wie Bill Murray lernt Randal nach und nach seine Mitmenschen kennen und weiß daher immer mehr über sie - wohingegen den anderen Charakteren sämtliche Erinnerung an den Chaoten fehlen. Schließlich haben sie ihn in ihrer Zeit noch nicht kennen gelernt. Das Spiel macht sich aber auch die Logik aus 'Zurück in die Zukunft' zu eigen: Alles, was Randal verändert, bleibt verändert. Landet etwa ein Gegenstand in seinem Inventar, kann er ihn am darauf folgenden Tag nicht noch einmal einsammeln. Geht etwas kaputt, bleibt es auch kaputt. Und auch Randal selbst wacht dort wieder auf, wo er sich schlafen gelegt hat - Das muss nicht immer das eigene Bett sein.
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Der Umgangston ist eher rau. |
Das Geschehen kommentiert Randal gerne mit Filmzitaten und immer bissig. Hin und wieder ist das auch ganz witzig, oft enden seine Antworten aber in Beleidigungen oder Kraftausdrücken - mehr hat er für seine Mitmenschen kaum über. Das wird einige Spieler sicher verstimmen, ähnlich wie beispielsweise in Adventure 'Sunrise'. Für Randal ist das aber ein entscheidender Charakterzug, schließlich gesellt sich zu seiner Klemptomanie auch eine gepflegte Soziopathie. Das sorgt beim Spielen allerdings dafür, dass Randal uns auch nach dem Abspann noch nicht sympatisher geworden ist. Anders als beispielsweise Rufus aus Daedalics 'Deponia'-Reihe will er uns nicht wirklich ans Herz wachsen.
Die eigentliche Geschichte wartet mit einigen unvorhergesehenen Wendungen auf, nie weiß man so recht, wer denn nun gerade den Ring hat. Bis zum Ende, das auch Adventure-Kenner erst nach deutlich über 15 Stunden erreichen dürften, ist man sich auch nie sicher, ob das wirklich eine so gute Idee ist, den Ring zurück zu holen.
Rätsellastiger Montag
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Manchmal muss Randal ziemlich tief forschen, um weiter zu kommen... |
Dass selbst erfahrene Abenteurer lange Zeit an dem Spiel zu knobeln haben, liegt einerseits an den knackigen Rätseln. Zwar ist oft klar, was eigentlich die Aufgabe von Randal ist. Wie er das Ziel aber erreicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Hin und wieder hilft die Überlegung, was wohl so ziemlich die brutalste oder umständlichste Lösung für das Problem ist.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Randal benötigt einen Apfel, der hoch über ihm am Baum hängt. Eine Harke, die er bereits mit sich herumträgt und die eigentlich problemlos an die Frucht heranreichen würde, kann er dafür aber nicht nutzen. Stattdessen werden einige andere Gegenstände benötigt, um ans Ziel zu kommen. Dadurch wirken einige der Lösungen recht umständlich und konstruiert.
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Das eingebaute Hilfssystem stellt Spieler vor schwere Entscheidungen |
Wer dann einmal in der Zeitschleife festhängt und nicht mehr weiterkommt, kann einen Blick in die eingebaute Hilfe werfen. Das bedeutet aber einen entsprechenden Eintrag bei den Steam Achievements. Die einzelnen Tipps kann man schrittweise freischalten, was ebenfalls in einem Achievement münden kann und dem Spieler schon vorher eine schwere moralische Entscheidung abverlangt. Hat man sich entschieden, muss man gegebenenfalls auch mehrere Tipps freischalten, denn es werden auch Hinweise zu bereits gelösten Problemen angezeigt. Bis zur Lösung für das Problem vor dem man selbst gerade steht, können so schnell einige Klicks (und damit unmoralische Entscheidungen) zusammenkommen.
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Das Inventar wird irgendwann unübersichtlich |
Gewöhnungsbedürftig ist nach wie vor die schon in unserer Vorschau kritisierte Inventarsteuerung. Hier ordnet sich die einfache Bedienung ganz klar der Optik unter. Das Inventar ist in ein Comicheft eingebunden, jedes Comicpanel fasst einen Gegenstand. Sind die zwei aufgeschlagenen Seiten voll, muss auf die nächste Seite umgeblättert werden. Ein Überblick über den gesamten Inhalt von Randals Taschen ist dadurch nur umständlich möglich, Kombinationen eines Gegenstandes mit anderen gehen ebenfalls nicht sonderlich gut von der Hand. Wer festhängt und die Lösung in Try- & Error sucht, steht vor einem anderen Problem: Ein Klick löst das Item vom Cursor. Man muss es danach erneut aus dem Inventar fischen. Bei der enormen Anzahl von Hotspots, die 'Randal's Monday' mitbringt, kann das schnell mal frustrieren.
Textlastiger Montag
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Oh-Oh. |
Der zweite Grund für die lange Spielzeit sind die Dialoge: In 'Randal's Monday' wird oft und viel gesprochen. Einzelne Dialoge können schon mal mehrere Minuten lang andauern, ehe der Spieler wieder die Gelegenheit zur Beeinflussung des Spielgeschehens hat. In unserer Vorschau konnten wir bereits von der hervorragenden englischen Vertonung berichten, hegten aber auch Zweifel, ob das im Deutschen ähnlich gut wird. Nun liegen beide Vertonungen vor und wir müssen feststellen: Die deutsche Synchronisation ist zwar gut, bleibt aber deutlich hinter dem englischen Ton zurück. Die Texte hingegen sind gut übersetzt. Wer mag, kann sich das Spiel in den Eigenschaften entsprechend einstellen. Beide Tonspuren haben übrigens Probleme mit der Lautstärke. Hin und wieder werden die Stimmen sehr leise. Wir hoffen, dass dieses Manko noch per Patch behoben wird.
Hommage an die 80er und 90er Jahre
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Referenzen wohin das Auge blickt |
Die Musik erinnert oft an bekannte Songs und Titelmelodien aus den 1980er und 1990er Jahren und weiß zu gefallen. Doch auch sonst finden sich sehr viele Anspielungen an die Pop- und Geek-Kultur in 'Randal's Monday'. Wo man auch hinschaut: Überall gibt es Figuren, die an bekannte (und weniger bekannte) Filme, Comicserien oder Computerspiele erinnern. Sogar der Kopierschutz der Boxed-Version liegt in Form eines Coderades bei, wie man es beispielsweise von 'Monkey Island' kennt.
Die 2D-Comicgrafik selbst erinnert an Comicserien wie 'American Dad' und passt gut zum Setting. Man muss nur damit klarkommen, dass das Spiel nicht zimperlich mit seinen Charakteren umgeht. Matts Selbstmorde sind nicht nur sehr außergewöhnlich und kreativ, sondern meist auch sehr blutig. Dazu gesellen sich alle denkbaren anderen Körperflüssigkeiten, was einer der Gründe sein dürfte, warum 'Randal's Monday' eine Einstufung "Ab 16" bekommen hat.
Mit 'Randal's Monday' ist den Nexus Game Studios ein solides Erstlingswerk gelungen. Es macht Spaß, mit Randal den selben Tag immer und immer wieder anders zu erleben. Dennoch fehlt das gewisse Etwas zum absoluten Hit. Man wird über die gesamte Spielzeit nicht richtig warm mit dem Helden. Auch der Humor zündet leider nicht wie beispielsweise in 'Deponia'. Auf die Dauer sind selbst viele der Anspielungen zu übertrieben. Wenn man in Dialogen beispielsweise noch einmal darauf hingewiesen wird, dass das eben gesagte ein Zitat aus einem bekannten Film war, hätte man an der Stelle auch mal etwas kürzen können. Dazu gesellen sich einige knackige Rätsel, andere wirken allerdings sehr konstruiert.
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Randal's Monday
- Entwickler
- Nexus Game Studios
- Publisher
- Daedalic
- Release
- 12. November 2014
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.randalsmonday.com
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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