Preston Sterling heißt er also, der Held des gleichnamigen Adventures aus der Feder von Marco Zeugner und aus dem Hause Animation Arts. Unwillkürlich dachte ich da an einen Privatdetektiv der alten Schule. Ein bisschen was von dem hat er auch, unser Preston, nämlich den Spürsinn. Muss er ja auch, so als „Profi im Beschaffen von seltenen Artefakten“. Diesmal muss er für einen milliardenschweren Kunden nichts anderes als Excalibur suchen, das berühmte Schwert aus der Artus-Sage. Eigentlich wurde es der Erzählung nach zerstört, aber es gibt offenbar Dokumente, die besagen, dass es lediglich versteckt wurde. Also frisch ans Werk. Und ja, natürlich gibt es auch in diesem Adventure einen Gegenspieler sowie eine Ex-Freundin.
Indy lässt grüßen
Zu Beginn des Spiels finden wir uns als Preston gefesselt an einen Holzbalken wieder. Vor uns liegt eine Bombe mit Zeitzünder, der schnell runterzählt und schwups machen wir einen Zeitsprung an den Anfang der Geschichte. Jetzt steht Preston auf einem Fenstersims der Abtei in Glastonbury, die anscheinend sehr gut bewacht wird. Er muss sich Zugang zu einem geheimen Raum verschaffen, ohne entdeckt zu werden. Anscheinend hat er das schon oft gemacht, denn er summt ganz entspannt vor sich hin
Switch it!
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Und Action |
Gesteuert wird Preston mit der Maus, wobei das Spiel zwei Alternativen zur Verfügung stellt. Zum einen erfolgt die Bewegung der Spielfigur per typischer Point-und-Klick-Steuerung oder, empfehlenswert bei den Action-Sequenzen, per Drag-and-Drop. Das lässt sich jederzeit am linken unteren Bildschirmrand einstellen. Wie gesagt, besonders die Action-Sequenzen, die ihr bestehen müsst und demnach nicht überspringen könnt, sollten so gesteuert werden. Das hilft, besonders bei dem für mich nervigen Tauchspiel. Doch später mehr dazu.
Ebenfalls interessant ist der Switch zwischen 3rd-Person- und Egoperspektive. Muss ich als Preston an Wachen vorbeischleichen, Action-Sequenzen bestehen oder mit der Ex-Freundin streiten, dann sehe ich Preston in seiner Umgebung. Bin ich an Schauplätzen, löse Rätsel oder muss Dinge benutzen, sehe ich das Ganze als Spieler in der Egoperspektive. Wunderbare Lösung, um mehrere Perspektiven im Spiel einzusetzen, was den Spielfluss positiv beeinflusst.
Ansonsten fühlt man sich mit den Bedienelementen ganz vertraut, wenn man einige Adventures gespielt hat. Die Symbole bei interaktiven Objekten zeigen, was man damit machen kann. In der unteren rechten Ecke erscheint bei Maus-Over das Menü mit Speichermöglichkeit, dem Tagebuch mit Aufzeichnungen und Rätselhilfe sowie dem Ausgang aus dem Spiel. Fährt man mit der Maus über den unteren Bildschirmrand, erscheint das Menü, das meist nur wenige Objekte beinhaltet. Drückt man die Leertaste oder die rechte Maustaste, erscheinen alle interaktiven Objekte auf dem Bildschirm. Dialoge und Selbstgespräche lassen sich mit einem Klick abbrechen.
Verdammt, daneben!
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Finde die richtige Kombination |
Als Schatzsucher muss man ja bekanntlich eine Menge kniffliger Rätsel lösen und geheime Botschaften entschlüsseln. Das muss man hier auch, aber knifflig ist es nicht. Anfänger und Einsteiger werden ihre Freude haben, denn im Spiel trifft Preston meist auf einfache, logische Rätsel, die auch anhand weniger nutzbarer Objekte schnell zu lösen sind. Zu Beginn des Spiels kann man die Rätselhilfe zuschalten und auch das Tagebuch enthält Tipps für einige Rätsel. Einzig die Schieberätsel und die Action-Sequenzen, bei denen man über Steine hopsen oder herabfallenden Felsbrocken ausweichen muss, dauern dann doch etwas länger. Diese kann man nicht überspringen, mitunter empfand ich diese Action-Sequenzen als nervig. Besonders wenn ich nicht ganz so schnell reagiert habe. Aber einige dürften sowas als Art Auflockerung im Spielfluss empfinden.
Lichteinfall
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Malerisch |
Die optische Gestaltung des Adventures ist dagegen wirklich was fürs Auge: die Hintergründe klassisch in 2D gemalt, Charaktere und alles, was sich sonst bewegt, in 3D. Highlights waren die sich bewegenden Blätter eines Zweiges oder die einfallenden Sonnenstrahlen in einer Szenerie. Das verpasste dem Ganzen dann auch Atmosphäre. Lippenbewegungen gab es auch, wenn eine der Spielfiguren sprach. Die waren sogar ganz synchron, nur der Rest vom Gesicht wirkte etwas hölzern.
Das Spiel lässt alle möglichen Auflösungen zu, angefangen von 512x384 bis hin zu 1366x768. Zudem können noch Kameraeffekte und Grafikqualität bei Schieberegler eingestellt werden.
Dummdidabadudu...
Preston Sterling kommt mit englischer Sprachausgabe, aber wir können deutsche oder russische Untertitel einstellen. Der Sprecher von Preston hat eine angenehme Stimme, die wirklich auch zu einem Draufgänger passt. Seine Ex-Freundin sowie weitere Dialogpartner wurden ebenfalls stimmlich passend besetzt. Die Musik, die das Spiel untermalt, wirkt immer angepasst an die jeweilige Szenerie. Nie aufdringlich, aber auch nie besonders hervorstechend. Einige Aktionen sind zudem auch mit Sound unterlegt. Probiert Preston etwas aus, benutzt ein Objekt mit einem anderen und es ist der falsche Weg, gibt es eine nervtötende Aneinanderreihung desselben Tons. Das hätte man auch geschickter lösen können.
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Hachz oder Ürks |
Hat man das Spiel geschafft, die Action-Sequenzen überlebt (automatische Speicherung des Spielstandes) sowie auch den schnulzigen Dialog, flimmert „Fortsetzung folgt“ über den Bildschirm. Gefolgt von einem Abspann mit dem eigenen Spielstand in Punkten, bis zu 500 Punkte sind erreichbar. Man darf also gespannt sein, was Preston noch alles erlebt. Bis es soweit ist, kann man ja seinen Punktstand aufpeppen.
Preston ist so ein bisschen Indiana Jones, nicht ganz so ausgebufft, aber immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Das Spiel macht einen guten Eindruck, aber es geht nie so wirklich in die Tiefe, sondern bleibt sehr oberflächlich, was Charaktere und Story angeht. Die Rätsel sind einsteigerfreundlich und als Spieler hat man nur länger bei den Action-Szenen zu tun, wenn man nicht schnell genug oder falsch klickt und an einem Felsen hängen bleibt oder von einer Wache entdeckt wird. So ist man locker in ein bis zwei Stunden durch. Steht man nicht auf diese Klick-Sequenzen, kann das nervig sein, zumal man diese nicht überspringen kann. Alles in allem ist 'Preston Sterling' ein unaufgeregtes, nettes Spiel für Zwischendurch, bei dem man trotzdem auf die Fortsetzung wartet.
Fazit von Tobias Maack: Bei 'Preston Sterling' setzen Animation Arts auf die Techniken von 'Lost Horizon 2', auch hier finden wir Momente mit direkter Steuerung, die jedoch deutlich besser eingebunden wirken als noch beim letzten Adventure. Kurze Action-Einlagen sorgen zwischen den Rätseln für Abwechslung, manchmal aber auch für Frust. Dann nämlich, wenn sich plötzlich die Kameraperspektive ein wenig ändert und der eigentlich richtig geplante nächste Klick dadurch nicht mehr passt. Preston bezahlt das mit seinem Leben und wir werden einige Sekunden im Spiel zurückversetzt. In der Kürze der Episode schaffen es leider auch die Charaktere nicht, viel Tiefe zu entwickeln. Trotzdem ist 'Preston Sterling' ein prima Adventure für Zwischendurch und weckt als Einstieg für die Geschichte Lust auf weitere Kapitel, die hoffentlich auch erscheinen.
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Preston Sterling: und die Legende von Excalibur
- Entwickler
- Animation Arts
- Publisher
- Animation Arts
- Release
- 27. März 2016
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://www.animationarts.de/sites/games/PrestonSterling/index.html
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Preston Sterling bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
11 Kommentare
Schlimmer finde ich es das die Serie auch niemals weiter geführt wurde, aus dem Hause AA wird wohl nichts mehr kommen als die zehnte Geheimakte Umsetzung für irgendwelche Handyplattformen. Schade!
Zugegeben, oft ist man dann selbst unzufrieden mit der eigenen Wertung - sei es zu hoch oder zu niedrig. Aber die Argumentation im Test zeigt die Qualität (oder eben die fehlende) des Spiels schon recht gut auf. 99 Cent... wer erwartet da ein ernsthaft gutes Spiel, das mit Geheimakte mithalten kann?
Nur leider wird alles was nicht mindestens einen 8er davor hat links liegen gelassen. Vielleicht wäre es gut wie damals in der Power Play zu erklären was die Prozent eigentlich bedeuten.
Von dem her würde ich ein Trüberbrook persönlich so zwischen 40-50% in der Wertung sehen aber niemals bei die 80%. Säulen der Erde käme gerade noch so auf irgendwo zwischen 50-60% im Vergleich. State of Mind sehe ich so 60-70%. Thimbleweed Park 70-80%. Bei einem The Raven, Sherlock Holmes oder The Walking Dead kann man durchaus 85% geben und ein AAA - Hochglanz Detroit ist mit Sicherheit 90% Wert.
Durch die Bank muss man sagen das auf den meisten Adventure-Seiten einfach generell zu hoch bewertet wird und in einem Einheitsbrei von Wertungen von um die 80% einfach keine vernünftige Differenzierung einzelner Games mehr möglich ist.
Man kann Wertungen heute sicherlich komplett weglassen (heute ist das akzeptierter, als noch vor 5 Jahren) dennoch wirst du am Text merken, dass viele Spiele im Vergleich zu dir unterschiedlich wahrgenommen werden, weil da eben sehr viele unterschiedliche Faktoren mitschwingen und nicht jeder denselben Zugang zur Geschichte, zum Gameplay etc. hat.
90+ --> Genre definierend, für jeden empfehlenswert
80+ --> sehr gut, ein Blick ist für jeden gut
70+ --> Genreliebhaber können zugreifen
60+ --> erste Warnanzeichen, das Spiel hat Probleme, nur wenn Setting/Gameplay oder irgendein anderer Faktor überzeugt
50+ --> naja, muss nicht sein
<50 --> nope, nope, nope
Da sieht man schon, dass 50 shcon früher nicht Durchschnitt waren, sondern grottig. das Problem ist, dass Meinungen (wie in allen Medien) vollkommen auseinander gehen können.
wenn man, wie mikej sagt, aber gut 100 Tests geschrieben hat, tendiert man automatisch zum Einordnen. Ist es wirklich schlechter als Spiel xyz oder doch besser? So ging es mir z. B. bei State of Mind. Das hat mir zum Zeitpunkt des Tests etwas besser als Säulen der Erde gefallen --> 1% mehr. Mittlerweile seh ich das umgekehrt (nicht unbedingt aus neuen Gründen, sondern, weil ich die im Test angesprochenen Probleme doch stärker bewerte
Dann gibts gerade noch das "Bandwagon"-Phänomen. Ein paar Medien hacken auf einem Spiel herum, alle nehmen sich an der Hand und geben eine "katastrophale" Wertung von 50-60. Dass die eigentlich nicht katastrophal sein sollte (im Film ist 6/10 zumindest für Genrefans noch absolut vertretbar), ist aber längst Vergangenheit.
Beispiele wären Fallout 76 oder Anthem. Verglichen mit anderen Titeln hätten sie einen 60er-70er verdient. Beide waren (und sind) aber ausreichend kaputt, dass auch eine 50er-Wertung durchaus vertretbar ist. Problematisch wird dabei nur, dass 50er Wertungen vor allem bei großen Spielemagazinen im Jahr vielleicht 1x gezückt werden. Das heißt dann im Umkehrschluss, dass es eines der schlechtesten Spiele der letzten Jahre, wenn nicht des Jahrzehnts ist. Das stimmt aber überhaupt nicht
Wertungen weglassen wär natürlich eine Alternative. Gleichzeitig hat man aber doch dadurch einen stärkeren Vergleich. Das hat besser als Spiel xyz gefallen. Warum? Siehe Argumentation im Test
Objektiv kann man eigentlich nur so Dinge wie die technische Umsetzung bewerten, und selbst das ist schwierig. Bei 'Eselmir' z.B. hatten wir ursprünglich eine viel schlechtere Wertung im Auge, weil die Testversion technisch eine Katastrophe war. Das Spiel ist dauernd abgestürzt, ließ sich z.T. nicht starten, oft ist das Inventar einfach verschwunden, Cutscenes wurden nicht angezeigt, teilweise mussten ganze Abschnitte neu gespielt werden, weil das Speichern nicht funktioniert hat, und das alles hat den Spielspaß trotz der guten Geschichte extrem beeinflusst. Hätten die Entwickler nicht so rasch nachgebessert, wäre die Wertung katastrophal ausgefallen, weil so eine Flut an technischenn Probleme die guten Aspekte völlig vernichten kann.
Dazu wars spielerisch dann auch noch Mittelmaß. Cliffhanger, die typische Syberia-Leere in plötzlich bewohnten Gebieten hat mich auch wenig überzeugt uvm.
Richtig. Episoden testen ist wirklich schwer und oft auch uninteressant. Was schreibt man in die kurze Story-Kostprobe? Das 4. Mal die gleiche Rätselmechanik beschreiben? Naja
Das ist verständlich, für die Leser aber etwas ungeschickt und eigentlich nicht wirklich wünschenswert.
Das Problem ist hier, das Wertungen oftmals fälschlicherweise als "Note" für das Entwicklerteam verstanden werden (und bei manchen Magazinen sogar so begründet werden). Das sind sie aber eigentlich nicht, als Leser erhoffe ich mir von der Bewertung eine Antizipation meines Spielspaßes, den ich mit einem Titel haben werde -- und nicht des Quotienten "Spaß in Relation zu Entwicklerteamgröße".
Denn am Ende möchte ich meine begrenzte Zeit "bestmöglich verwenden", und wenn nun mal der AAA-Titel am Ende mehr Spaß macht, sollte er eigentlich auch die höhere Wertung haben. (Und nein, ich wähle meine Spiele natürlich nicht nur nach Wertung aus und spiele durchaus sehr viele Spiele von kleinen Studios.)
Gleichzeitig kann ich das aber gut verstehen. Wenn ich in einem kleinen Entwicklerteam wäre, würde ich die Wertung auch als "Benotung" wahrnehmen und nicht denken "Oh super, eine 75 obwohl wir nur 3 Leute waren" sondern eben enttäuscht sein, das dieser Aspekt nicht berücksichtigt wurde und mich über fehlende Wertschätzung ärgern.
Es macht nämlich sehr wohl einen Unterschied ob ein 3 Stunden Game Trüberbrook für 30 € oder ein AA TWD für 25 € in den Handel kommt, oder ein Katy Rain für 20 mit einem Thimbleweed Park für 10 konkurriert.
Und es macht einen Riesenunterschied ob ich mir das Preston Sterling für 99 Cent hole oder ein Desaster wie Syberia 3 oder Lost Horizon 2 für um die 50 € fehl investiere. Wobei man ein LH2 in der Android Version durchaus für 5 € gut haben kann. Da muss man halt Nochmals nachtesten nach System.
Und das Games auch gut altern können und deshalb preisstabil bleiben können beweist z. B. ein The Raven, das Trüberbrook zum gleichen Preis auch heute noch Lichtjahre voraus ist.
Schönes Wochenende!