Spätestens seit 'Matrix' vor fünf Jahren die Frage nach unserer Existenz stellte, liegen Verschwörungsgeschichten wieder voll im Trend. Auch 'The Moment of Silence' fesselt den Spieler mit solch einer packenden Story an den Bildschirm und orientiert sich dabei ein wenig prominenten Vorbildern - Grund genug für uns, Euch zwei Klassiker dieses Literaturgenres näher vorzustellen.
1984
Mit '1984' schuf George Orwell im Jahre 1948 einen Allzeitklassiker. Eine Geschichte, die erschreckend und realistisch zugleich ist. Heute wissen wir zwar, dass die Welt vor 20 Jahren nicht bereits unter drei Großmächten aufgeteilt wurde, allerdings kann dem geneigten Leser schon ein wenig Angst und Bange werden, wenn Orwell ein System der totalen Überwachung aufzeigt...
"Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit."
Winston Smith ist der Hauptcharakter der Erzählung. Er arbeitet im Ministerium für Wahrheit im Staat Ozeanien und seine Aufgabe dort besteht darin, Informationen zum Wohle der Partei zu verändern oder zu vernichten. Kurzum: Er fälscht die Vergangenheit. Er tut dies nicht aus reiner Boshaftigkeit, sondern weil dies sein Job ist - er muss es tun. Die Partei, an deren Spitze der große Bruder, ein scheinbar allwissendes und allmächtiges Wesen, steht, kontrolliert jeden Vorgang im Staat. Die Menschen werden rund um die Uhr über den sogenannten Teleschirm überwacht, der jede einzelne Bewegung und jeden Ton registriert. Freie Meinungsäußerung ist dadurch unmöglich, sofern man das Leben als wertvoll erachtet, und im Prinzip ist es auch schon gefährlich, systemkritische Gedanken zu besitzen. Schließlich könnten einem diese in einem Moment der Unachtsamkeit einfach herausrutschen und die Gedankenpolizei im nächsten Augenblick an der Türe klopfen.
Was jedoch noch weitaus schlimmer wiegt als die rigorose Überwachung ist die Angst, mit der ein jeder Mensch in den drei Staaten leben muss. Denn in einer Welt, in der man bei dem leisesten Verdacht von den eigenen Kindern denunziert wird, läßt es sich nur schwerlich ein beschauliches Dasein führen...
Der einzige Ausweg, ja, die einzige Hoffnung für die unterdrückte Menschheit scheint deshalb eine sagenumwobene Vereinigung zu sein, die sich "Die Bruderschaft" nennt. Sozusagen der Gegenpol zur Partei, der im Untergrund ganz langsam an der Umwälzung des Systems arbeitet. Auch Winston beginnt sich für die Tätigkeiten dieser Geheimorganisation zu interessieren und muss erkennen, dass selbst augenscheinliche Wahrheit nicht immer den Tatsachen entsprechen muss...
"Zu guter Letzt würde die Partei verkünden, daß zwei und zwei gleich fünf sei, und man würde es glauben müssen."
Seit dem Erscheinen des Buchs geschah es nicht selten, dass Ideen aus '1984' in allerlei Science-Fiction-Filmen verarbeitet wurden - von der offiziellen Filmumsetzung mal ganz abgesehen. Eine aktuelle Empfehlung wäre da beispielsweise 'Equilibrium', das hierzulande leider nicht in den Kinos lief. Aber auch bekannte Musikgruppen wie Rage Against the Machine oder Radiohead scheinen Fans von Orwells düsterer Zukunftsvision zu sein; weswegen sollten sich sonst Zitate aus dem Werk in etlichen Songs wiederfinden? Doch wer weiß, vermutlich steckt hinter allem eine große Verschwörung und wir sind lediglich nicht in der Lage, dies zu erkennen...
geschrieben am 01.10.2004, Matthias Holz
Fahrenheit 451
Bücher sind verboten, die Natur nur noch ein Nebeneffekt einer vom Fernsehen und leichten Abwechslungen dominierten Welt, tiefe Konversationen sucht man vergeblich - alles ist austauschbar. Das ist die Welt, in die der Autor Ray Bradbury seine Leser mit dem Roman 'Fahrenheit 451' bereits in den frühen 50er Jahren zu entführen suchte.
"Sehen Sie nun ein, warum Bücher gehasst und gefürchtet werden? Sie zeigen das Gesicht des Lebens mit all ihren Poren. Der Spießbürger will aber nur Wachsgesichter ohne Poren, ohne Haare, ohne Ausdruck."
Bradburys Protagonist und Mittler zwischen den Welten ist Guy Montag, ein durchschnittlicher Feuerwehrmann, dessen Aufgabe es allerdings ist, Feuer zu legen, anstatt es zu löschen. Er ist der ausführende Arm eines autoritären Systems, das die komplette Zensur in vehementen Bücherverbrennungen manifestiert. Sein Leben verläuft normal: Er hat ein Haus, eine Frau, die gerne und viel Geld ausgibt und eine riesige Fernsehanlage, die ganze Wände bedeckt. Eines Abends jedoch begegnet er auf dem Heimweg einem jungen Mädchen, Clarisse, die anders ist, als alle Menschen, die ihm bisher in seinem Leben begegnet sind. Denn statt über Fernsehserien redet sie lieber über Blumen oder den Geschmack von Regen. Als sei das noch nicht genug, findet er schließlich seine Frau, die sich mit Schlaftabletten umbringen wollte. Er ruft den Notdienst, der sie schnell wiederherstellt und schon am nächsten Morgen ist sie wieder ganz die Alte und der Schrecken der letzten Nacht scheint vergessen. Jedoch nicht für Guy Montag. Seine Wahrnehmung hat sich verändert und er beginnt hinter die seichte Fassade des Lebens zu blicken, dass er seit seiner Geburt scheinbar glücklich gelebt hat.
Schließlich beginnt er selbst, die Bücher zu lesen, statt sie zu verbrennen und macht sich damit selbst zum Gejagten, einem Aussätzigen, den die Leute auf ihren Fernsehschirmen beobachten können, wie er vor seiner Nemesis flüchtet. Montag jedoch gelingt diese Flucht und er lernt, dass es noch andere gibt, die wie er jene oberflächliche Welt verlassen haben und sich in der Natur verstecken müssen.
"Seine Schönheit besteht wohl darin, dass es Folgen und Verantwortung verzehrt. Wird uns ein Fall zu beschwerlich, in den Ofen damit. ... Das Feuer wird mir die Last von den Schultern nehmen, sauber, rasch, sicher; nichts Verwesliches bleibt übrig. Antibiotisch, ästhetisch, praktisch."
Bradburys Roman ist eine erschreckende Vision einer Kultur, in der Unterhaltung und vor allem seichte Ablenkung die Menschen gefügig und konsumfreudig halten soll. Es herrscht die totale Zensur und die perfekt konditionierten Arbeitsmaschinen unternehmen keinen Versuch, sich dagegen zu wehren. Schließlich scheint auch Montags Leben glücklich, bis er Clarisse kennenlernt, die das erste Mal die Dinge hinterfragt, die ihm so eindeutig und unabänderlich erscheinen.
Eindeutige Parallelen zu Klassikern seiner Zeit wie George Orwells '1984' finden sich bei 'Fahrenheit' natürlich en masse, entstanden beide dystopischen Science-Fiction Romane doch vor dem unmittelbaren Hintergrund des Holocaust und dem Schrecken eines autoritären Regimes, welches Europa und den Rest der Welt bedrohte. Literarisch kann sich 'Fahrenheit' mühelos zu den klassikern des vergangenen Jahrhunderts zählen, an einigen Charakteren lassen sich beinahe Goethe'sche Züge entdecken und die schmuckvolle poetische Sprache ist tatsächlich ein Kapitel für sich.
Ähnlich wie '1984' ist auch Bradburys Werk Vorbild für eine Reihe Filme und Musiker geworden - die Bücherverbrennung zum Beispiel taucht als zentrales Motiv in dem Film 'Equilibrium' auf, oder kann es ein Zufall sein, dass die 'Blade-Runner'-Replikanten ausgerechnet im Bradbury-Hotel absteigen? Für 2005 ist auf jeden Fall eine Neuverfilmung des Sci-Fi-Klassikers angesetzt, was einmal mehr beweist, dass düstere Zukunftsvisionen nach wie vor Hochkonjunktur haben. Vielleicht, weil immer mehr Leser die erschreckend offensichtlichen Parallelen zur modernen Kultur entdecken...
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The Moment of Silence
- Entwickler
- House of Tales
- Publisher
- dtp - digital tainment pool
- Release
- 4. Oktober 2004
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.momentofsilence.de/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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