Das Weihnachtsgeschäft ist vorbei, die Bäume sind abgebaut, die Plätzchen aufgegessen – und der PC-Spielemarkt beruhigt sich allmählich wieder. Die übliche Schwemme an PC-Spielen brachte auch 2004 die Christbäume wieder ins Wanken...
Während in der Weihnachtszeit bei allen vor Freude die Augen leuchten, ziehen die Adventure-Publisher normalerweise lange Gesichter. Denn ihre Schützlinge haben es in der winterlichen Spieleflut besonders schwer. Selbst eingefleischte Fans können da oft nicht widerstehen und gehen fremd mit anderen Genres, ist die Titelauswahl doch gar so groß und exzellent. Manch einer griff im vergangenen Weihnachtsgeschäft lieber zu 'Vampire: Bloodlines' oder 'Riddick', die beide auch die Adventurefan-Seele erfrischten. Und von den mittlerweile rund 300.000 in Deutschland verkauften 'HL2's wanderten wohl einige auch auf die Festplatten angestammter Pointer & Clicker.
Doch wer hätte das gedacht: Ein Abenteurer schien sich nicht an die Regel zu halten, an Weihnachten die dicken Verkäufe den anderen Genres zu überlassen. Mit kühler englischer Arroganz zog er völlig unbeeindruckt mit den anderen Spielen mit. Die Rede ist natürlich vom Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Nach Angaben von dtp – und ein kurzer Blick in die Charts bestätigt dies – zeigte sich das Spiel trotz durchwachsener Reviews völlig unbeeindruckt vom üblichen Weihnachtsstress und verkaufte sich exorbitant gut. Große Freude bei den Hamburgern, große Freude auch in Frankreich (oder wo auch immer Frogwares seinen Firmensitz hat), großer Ärger bei allen, die den Sherlock unterschätzt hatten und sich jetzt die Finger nach dem bereits angekündigten 3. Teil lecken.
Woran lag's? Die Reviews waren ja im Vergleich zu denen anderer eher durchwachsen; 'Clever & Smart' wurde im Vergleich dazu in der Fachpresse hochgelobt, für 'The Moment of Silence' wurde ein Hype aufgebaut wie für kein anderes Adventure in den letzten Jahren. Sherlock ließ sie dennoch einfach hinter sich. Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Es war der Name. Sherlock kennt einfach jeder. Jede Oma, die für ihren Enkel etwas suchte, konnte im PC-Spieleregal endlich mit einem der vielen bunten Titel etwas anfangen, fand etwas Handfestes, das sie kannte und schätzte. Ein klares Signal, überspitzt formuliert: Verfügt ein Adventure über eine starke Lizenz, kann es sich sogar im megaharten Weihnachtsrummel halten. Verfügt es über keine Lizenz, liegt es auch ohne Konkurrenz wie Blei in den Regalen.
Werden wir in Zukunft nur noch Adventures spielen, deren Protagonisten wir schon aus Literatur, Film und Fernsehen kennen? Nein. Denn welche Lizenz letztendlich funktioniert, ist fast ebenso ein Russisch-Roulette-Spiel wie die Auswahl von Titeln ohnehin – 'CSI' oder das qualitativ hochwertige 'Clever & Smart' zeigen, dass die Verkäufe auch bei eigentlich starken Lizenztiteln nicht unbedingt stimmen müssen.
Fakt aber ist, dass fantasievolle und abgefahrene Themen von den Publishern immer weniger gern gesehen werden. Das bedeutet: Freak-Spiele wie 'Tony Tough' oder Kunstprodukte wie 'Syberia' und bald auch 'Keepsake' werden es immer schwerer haben, einen Publisher zu finden. Ich bin gespannt, ob Tale of Tales mit ihrem '8' überhaupt richtig durchstarten können.
Wer steckt hinter Mr. X?
Mr. X ist ein langjähriger Szeneinsider und unterhält gute Kontakte zur Presse, als auch zu Publishern und Entwicklern. An dieser Stelle wird er zwar keine Staatsgeheimnisse ausplaudern, jedoch einige durchaus interessante Details über aktuelle Geschehnisse preis geben. Mr. X schreibt in regelmäßigen Abständen exklusiv für die Adventure Corner.

Woran lag's? Die Reviews waren ja im Vergleich zu denen anderer eher durchwachsen; 'Clever & Smart' wurde im Vergleich dazu in der Fachpresse hochgelobt, für 'The Moment of Silence' wurde ein Hype aufgebaut wie für kein anderes Adventure in den letzten Jahren. Sherlock ließ sie dennoch einfach hinter sich. Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Es war der Name. Sherlock kennt einfach jeder. Jede Oma, die für ihren Enkel etwas suchte, konnte im PC-Spieleregal endlich mit einem der vielen bunten Titel etwas anfangen, fand etwas Handfestes, das sie kannte und schätzte. Ein klares Signal, überspitzt formuliert: Verfügt ein Adventure über eine starke Lizenz, kann es sich sogar im megaharten Weihnachtsrummel halten. Verfügt es über keine Lizenz, liegt es auch ohne Konkurrenz wie Blei in den Regalen.
Werden wir in Zukunft nur noch Adventures spielen, deren Protagonisten wir schon aus Literatur, Film und Fernsehen kennen? Nein. Denn welche Lizenz letztendlich funktioniert, ist fast ebenso ein Russisch-Roulette-Spiel wie die Auswahl von Titeln ohnehin – 'CSI' oder das qualitativ hochwertige 'Clever & Smart' zeigen, dass die Verkäufe auch bei eigentlich starken Lizenztiteln nicht unbedingt stimmen müssen.
Fakt aber ist, dass fantasievolle und abgefahrene Themen von den Publishern immer weniger gern gesehen werden. Das bedeutet: Freak-Spiele wie 'Tony Tough' oder Kunstprodukte wie 'Syberia' und bald auch 'Keepsake' werden es immer schwerer haben, einen Publisher zu finden. Ich bin gespannt, ob Tale of Tales mit ihrem '8' überhaupt richtig durchstarten können.
Wer steckt hinter Mr. X?
Mr. X ist ein langjähriger Szeneinsider und unterhält gute Kontakte zur Presse, als auch zu Publishern und Entwicklern. An dieser Stelle wird er zwar keine Staatsgeheimnisse ausplaudern, jedoch einige durchaus interessante Details über aktuelle Geschehnisse preis geben. Mr. X schreibt in regelmäßigen Abständen exklusiv für die Adventure Corner.
2 Kommentare
schön mal wieder von dir zu lesen.
Auch wenn ich dir nicht recht geben muss, weil ich glaube, dass Tony Tough 2 keine Probleme haben wird sich gut zu verkaufen.
Ich bin zwar SEHR skeptisch was das Spiel betrifft, weil wir hier auf den jungen Tony stoßen, aber man soll ein Spiel nicht vorverurteilen.
Gruß
HK
Was ich bisher schon so alles gesehen habe spricht für sich. Man darf den zweiten Teil nicht aufgrund des ersten Teiles verurteilen. Das wäre - wie wir schon in den letzten Tagen in den Interviews gelesen haben - dasselbe, als wie wenn man einen neuen Titel mit Spielen vergleichen würde, die knapp 15 Jahre auf dem Buckel haben.
Ach und ich glaube mit der Tatsache, dass der Tony jung ist, sollte man nichts zu befürchten haben, zumal der Charakter so gerechtfertigt noch zynischer und frecher dargestellt werden kann. Aber lassen wir uns überraschen. 'Tony Tough 2' gehört auf jeden Fall zu meinen Top 2 Titel im nächsten Jahr.