Von der persönlichen Erfahrung her ist "The Westerner" nicht unbedingt mein Favorit.
Sicher, es ist ein Comic-Adventure, da sollte man nicht unbedingt dramatische Story oder ausgefeilte Charaktere erwarten. Aber in dem Bereich hatte das Spiel nun mal nicht viel zu bieten.
Richtig genervt hat mich dabei die so hoch gelobte Point-Click-Steuerung und die Kameraführung. Erstens mal sollte die Kamera nicht hin und her wackeln, wenn man den Mauszeiger an den Rand führt, zweitens hat die Einstellung viel zu häufig und meistens auf ungünstige Weise gewechselt - ich konnte teilweise die nötigen Items gar nicht ausmachen. Darüber hinaus war das Gameplay durch das Möhrenpflanzen und Geldscheinesuchen abstrus in die Länge gezogen. Ich meine: wem soll das Spaß machen?
Und dann auch noch die Actioneinlagen, die durch die nervige Steuerung beinahe unmöglich werden.
Auch die Grafik ist nicht so mein Ding - sicher, sieht für ein Polygon-Adventure ganz gut aus, aber die Gesichtsausdrücke ließen irgendwie zu wünschen übrig.
Über ein noch tausend mal schlimmeres Spiel bin ich per Let's play gestolpert: Fable.
Ich kopier einfach mal hierein, was ich darüber andernorts geschrieben habe:
Das ist ein Adventurespiel von 1996, aber noch ganz im altmodischsten Sierra-Stil.
Das bedeutet:
- eine riesige Welt zu erkunden und viele Gegenstände, die man einfach mitnehmen kann
- teilweise die Möglichkeit zu sterben oder sich in Sackgassen zu verrennen
- ein nicht allzu ernster, sondern verspielter und märchenhafter Ton
- Sierra Logik
Wäre alles nicht sooo schlimm, wenn es nicht so gnadenlos schlecht umgesetzt wäre:
1. Die meisten Orte, die man im Spiel besuchen kann, sind vollkommen willkürlich ausgesucht - man muss am Anfang des Spiels zu einer Hexenhütte, um dort einige Gegenstände zu finden, die man später im Spiel braucht. Ein Gespräch mit der Hexe trägt überhaupt nichts zur Story bei, noch hat man irgendwie den Hinweis bekommen, dass man dort vorbeischauen sollte. Man geht nur hin, weil es eben auf der Karte ist.
2. Man kann sprichwörtlich alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist. Dadurch sammelt sich eine Menge unnützer Schrott im Inventar an. Hört sich realistisch an, ist aber komplett sinnlos, weil die Inventarrätsel die meiste Zeit ebenfalls recht willkürlich sind. Dann wiederum muss man an bestimmten Punkten irgendwelchen wertlosen Müll aufsammeln, weil es gerade das benötigte Item für ein Rätsel sehr viel später ist.
Das hat für mich schon Kings Quest 6 beinahe zu schwierig gemacht - es gab keinen Grund, das nachzuahmen.
3. Man stirbt manchmal, aber es passiert so nonchalant, dass man es beinahe verpassen könnte. Manchmal stirbt man völlig unvorbereitet, während in anderen Situationen, wenn man einem der vier Monster gegenüber steht, die man töten sollte, man gerade nicht sterben kann, egal, was man tut.
4. Der verspielte Ton ist leider total verunglückt - es gibt keine richtige Comedy wie in Simon the Sorcerer, noch hält sich der märchenhafte Ton der King's Quest-Spiele. Der Grund dafür ist, dass Quickthorpe, der Protagonist, keine erkennbare Persönlichkeit hat. Manchmal gibt er zotige Sprüche von sich, manchmal ist er überraschend ernst, manchmal macht er Anspielungen auf die moderne Zeit, die in seiner Welt komplett fehl am Platz sind. Er hat auch keine richtige Background-Story, sondern ist ein komplett unbeschriebenes Blatt. Wir wissen nicht einmal, warum ausgerechnet er auf die spieletypische Quest geschickt wird.
5. Im Prinzip ist der ganze Plot komplett sinnlos: töte vier Monster und bring die vier Juwelen, die sie bewachen, zur Stadt. Das wird den Frieden und das Gleichgewicht wieder herstellen.
Frage: Wieso? Nichts im Spiel schreit danach, dass irgendetwas aus dem Gleichgewicht ist. Es sind ein paar Räuber und Diebe auf den Straßen, aber sonst sehen wir gar nicht, was mit dieser Welt nicht stimmt. Und dennoch versucht das Spiel, das Ganze dramatisch aufzubauschen, indem Quickthorpe immer wieder davon spricht, dass er das Land befreien muss. Von was?
Sorry, solche rudimentären Stories haben Ende der 80er Jahre noch gereicht, aber 1996 war man doch schon ein bisschen weiter. Das Spiel versucht sich noch ein wenig episch aufzuplustern, indem es eine uralte Aliengötterrasse ins Spiel bringt, aber diese Backstory kann man einerseits leicht übersehen - die entsprechenden Gespräche sind größtenteils optional und man kann das Spiel beenden, ohne mit dem Oberschurken gesprochen und den großen Plan enthüllt zu haben. Andererseits ist dieser Teil des Plots so kompliziert und so uninteressant, dass ich nicht einsehe, was es mich überhaupt kümmern sollte.
Wer es sich anschauen möchte, bitte, aber es lohnt nicht wirklich - dazu ist das Spiel einfach zu langweilig und viel zu bescheuert:
http://www.youtube.com/watch?v=8LoOdcGj3A0
Wenn ich bedenke, dass manche Reviewer diesem Spiel wegen dem Old-School-Feeling eine Empfehlung geben, während sich Entwickler wie Daedalic oder Telltale tagtäglich beide Beine ausreißen, um etwas Neues, Unterhaltsames zu schaffen...
