Hochwertige Geschichten in Adventures?

Fachsimpeln über Adventures
Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 13:57
Ich lese gerade die Kommentare von dem Artikel *Wie in schlechten Filmen
Games sind Filmen und Literatur längst ebenbürtig, heißt es. Tatsächlich sind die meisten Erzählungen aber noch immer schlicht bis hochnotpeinlich. Muss das sein
?* *(http://www.zeit.de/digital/games/2016-0 ... 1#comments) und bin über Kommentare wie diese gestolpert:
Das soll wohl ein Witz sein. Eine Träne habe ich höchstens verdrückt, weil es einfach nur weh getan hat zu sehen, wie unglaubwürdig ein Spiel sein kann. Aber es fing schon bei den Charakteren an, das hatte etwas von The Walking Dead: 90% der Todesfälle sind durch pure Dummheit herbeigeführt worden.
(Über Life ist Strange, Seite 1)

Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie schnell Computerspieler die Geschichten ihrer Spiele als erwachsen, komplex oder gar genial bezeichnen. An anderer Stelle wurde sogar behauptet, Spiel XYZ müsse sich nicht hinter Romanen von Dan Brown verstecken. Dan Brown verfasst Trivialliteratur und auf diesem Niveau bewegen sich auch die Geschichten fast aller Computerspiele. Da kommt in mir der Verdacht auf, dass sich diese Menschen überhaupt noch nicht mit wahrer Literatur befasst haben.
http://www.zeit.de/digital/games/2016-0 ... 8#comments
Ich habe mir das noch nie richtig überlegt, aber die Geschichten, auch in Adventures, sind wirklich etwas dürftig. Nehmen wir einmal Baphomets Fluch 1 (vom grottigen Nachfolger ganz zu schweigen: Im Vergleich mit einem Film ist die Handlung mehr als dürftig. Selbst, wenn man BF1 mit einem Dan Brown-Roman vergleicht.

Der zweite Teil hätte als Film konkurrenzlos in allen Bereichen die Goldene Himbeere abgeräumt.

Komplexe Geschichten sind eher Mangelware. Wie seht ihr das?
Zuletzt geändert von Digitalis.purpurea am 03.06.2016, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Mikej
Adventuregott
Adventuregott
AC-Job: Chef
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 16:27
Aus meiner Sicht ist oft spürbar, dass viele Adventure-Autoren sich wenig mit Storytelling-Basics beschäftigt haben. Da passiert viel nach Bauchgefühl. Struktur wird ab und zu vernachlässigt, die Exposition der Charaktere kommt zu kurz, und/oder es gibt keine klar ersichtliche Idee, die die Geschichte leitet und kompakt hält - geschweige denn von einer Aussage. Gleichzeitig erlebt man auf diese Weise manchmal nette Überraschungen.

So etwas wie 'The Vanishing of Ethan Carter' wäre als Film z.B. unbrauchbar, aber als Spiel funktioniert es sehr solide, weil man die Geschichte anders und im eigenen Rhythmus ertasten und erleben kann. Das hat einen eigenen Reiz. Man kann dem Spieler auch Charaktere und die Spielwelt anders nahe bringen.

Durch die individuellere Wahrnehmung der Geschichte ist es aber zwangsläufig schwerer, die Kontrolle über die Geschichte zu wahren, als bei einem Film und die Wahrnehmungen bei den Spielern gehen zwangsläufig wohl noch mehr auseinander.

Es hat auch für mich in den letzten paar Jahren aber sehr wohl auch Point&Click-Adventures geben, wie z.B. 'Blackwell Epiphany', die narrativ sehr gut und stimmig gemacht sind. Nachdem der Adventure-Markt klein ist, sind diese Geschichten aber natürlich zwangsläufig sehr viel seltener, als z.B. im Filmsektor wo weltweit pro Jahr tausende Filme produziert werden. Oder im Buchbereich, wo man mit weitaus geringeren finanziellen Mitteln eine Geschichte erzählen kann.

Wer allerdings nicht auf klassisches Point&Click-Gameplay pocht, wird auch so immer wieder fündig: Life is Strange, The Wolf Among Us, Firewatch, Until Dawn, etc.

Benutzeravatar
sinnFeiN
Adventuregott
Adventuregott
AC-Job: Vize-Chef
Titel: OCD-Gamer
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 17:28
seh das wie mikej. Natürlich kränkeln einige Spiele und zeigen Schwächen bei der Geschichte. Gleichzeitig ist es aber auch ein völlig anderes Metier - Film und Literatur erzählen anders.

Beispiele wie 'Until Dawn' zeigen aber durchaus, dass sie sich vor Filmen nicht verstecken müssen und einiges drauf haben. Ähnlich den Kinoblockbustern ist der Großteil aber reine Unterhaltung, nicht anspruchsvolles Arthaus-Kino

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 17:41
Mikej hat geschrieben:
Wer allerdings nicht auf klassisches Point&Click-Gameplay pocht, wird auch so immer wieder fündig: Life is Strange, The Wolf Among Us, Firewatch, Until Dawn, etc.
Wobei ja gerade *Life ist Strange* als Negativbeispiel (90% der Todesfälle aus purer Dummheit) herangezogen wird.

Benutzeravatar
Mikej
Adventuregott
Adventuregott
AC-Job: Chef
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 17:59
Halte ich für Unsinn, aber das kann jeder sehen, wie er möchte. Streng genommen kann man über jede Geschichte streiten.

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 18:17
Mikej hat geschrieben:Halte ich für Unsinn, aber das kann jeder sehen, wie er möchte. Streng genommen kann man über jede Geschichte streiten.
Ich bin einmal so im Geiste die von mir gespielten Adventures der letzten Zeit durchgegangen - wirkliche Storytiefe hatte keines. Selbst The Lost Crown punktet nur als Gesamtpaket, als Geschichte wäre es ein Dreigroschenroman. Baphomets Fluch würde weder als Film ein Studio, noch als Buch einen Verlag finden. Black Mirror - auch ein Dreigroschenroman.

Wenn man die Spiele rein über die Geschichte bewertet, sind >90% Schrott.

Jehane
Abenteurerlegende
Abenteurerlegende
AC-Job: Staff
Titel: Time Lord
Wohnort: Wien

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 18:31
Digitalis.purpurea hat geschrieben:
Mikej hat geschrieben:
Wer allerdings nicht auf klassisches Point&Click-Gameplay pocht, wird auch so immer wieder fündig: Life is Strange, The Wolf Among Us, Firewatch, Until Dawn, etc.
Wobei ja gerade *Life ist Strange* als Negativbeispiel (90% der Todesfälle aus purer Dummheit) herangezogen wird.
Das kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen. Bin mit dem Spiel zwar noch nicht durch, aber Life is Strange mit dem unpackbaren Walking Dead zu vergleichen, ist schon... speziell. Das Spiel hat der Serie nämlich etwas Entscheidendes voraus: sehr gut ausgearbeitet Charaktere, wobei vor allem die Hauptfiguren extrem gut gelungen sind. Walking Dead? Lauter Unsympathler, soweit ich das nach einer Staffel überhaupt beurteilen kann. Und dann dieses dauernde künstliche Drama, garniert mit Plotholes. Ich sag nicht, dass es das in Spielen nicht auch gibt, aber man kann schlecht eine Serie mit einem Adventure vergleichen.

Spiele funktionieren anders als ein Film oder ein Buch. Das bringt das Medium mit sich. Ein Adventure soll zwar auch eine gute Geschichte erzählen, lebt aber gleichzeitig sehr stark von den Rätseln und vom Gameplay. Das fällt bei Filmen und Büchern ja weg. Da muss ich mir nichts erarbeiten, wenn ich nicht grad was Hochkomplexes lese oder mir die gesammelten Werke von Ingmar Bergman reinziehe. In einem Spiel muss ich idealerweise mein Hirn anstrengen, muss überlegen, wie ich eine Aufgabe löse und wie ich so die Geschichte vorantreibe. Von einem Film kann ich mich einfach berieseln lassen, wenn mir danach ist.

Spiele können auch komplex sein. The Witcher 3 ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Spiel gute Geschichten erzählen kann, die einen berühren und die in Erinnerung bleiben. Ich find's etwas überheblich vom Autor des Artikels, Geschichten in Spiele mal ganz pauschal als "schlicht bis hochnotpeinlich" zu verteufeln. Schlicht - ja, das trifft auf einige Spiele durchaus zu. Aber "hochnotpeinlich"? Das ist dann schon ziemlich heftig.
Shiny. Let's be bad guys.

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 18:40
Jehane hat geschrieben:zu. Aber "hochnotpeinlich"? Das ist dann schon ziemlich heftig.
Vor allem ist es falsches Deutsch: *Hochnotpeinlich* bedeutet *sehr streng*. Aber da kein Journalist oder Nachrichtensprecher mehr den Unterschied zwischen *scheinbar* und *anscheinend* kennt, erwarte ich da gar nichts mehr.

Benutzeravatar
Mikej
Adventuregott
Adventuregott
AC-Job: Chef
Wohnort: Niederösterreich
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 18:51
Digitalis.purpurea hat geschrieben:
Mikej hat geschrieben:Halte ich für Unsinn, aber das kann jeder sehen, wie er möchte. Streng genommen kann man über jede Geschichte streiten.
Ich bin einmal so im Geiste die von mir gespielten Adventures der letzten Zeit durchgegangen - wirkliche Storytiefe hatte keines. Selbst The Lost Crown punktet nur als Gesamtpaket, als Geschichte wäre es ein Dreigroschenroman. Baphomets Fluch würde weder als Film ein Studio, noch als Buch einen Verlag finden. Black Mirror - auch ein Dreigroschenroman.

Wenn man die Spiele rein über die Geschichte bewertet, sind >90% Schrott.
Wobei die Ausbeute im Filmbereich auch nicht so viel besser ist. So oft wie ich in letzter Zeit einen Film nur angefangen habe...


Wie auch immer, klar, oft ist es Groschenroman-Niveau in Spielen (den Vergleich habe ich leider schon ein paar Mal in Tests gezogen ;) ). Aber okay, wenn's ein spannender Groschenroman ist, der spielerischer nett gemacht ist, warum nicht...

Jedenfalls gibt es genug Geschichten die blühen nur als Spiel auf, weil dort die passenden Möglichkeiten gegeben sind... weshalb der Vergleich mit Filmen auch nicht immer fair ist, weil beides eben ein etwas anderes Leistungsspektrum hat.

Wie auch immer, um immersiv in eine Spielwelt tauchen zu können, braucht es im Detail ohnehin nicht die große Schreibkunst, aber zumindest ein gewisses Gespür fürs Setting und die Charaktere ist wahrscheinlich sinnvoll. Für mich ist das nicht zu unterschätzen, denn die schwachen Spiele schaffen nicht einmal das. Es ist für mich definitiv eine starke Leistung, eine Welt zu erschaffen, in der man sich viele Stunden lang freiwillig verliert, die greifbar und interessant wirkt. Das kann man Spielen wie Lost Crown und Black Mirror sicherlich zugute halten...

Jehane
Abenteurerlegende
Abenteurerlegende
AC-Job: Staff
Titel: Time Lord
Wohnort: Wien

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 19:19
Mikej hat geschrieben: Wie auch immer, um immersiv in eine Spielwelt tauchen zu können, braucht es im Detail ohnehin nicht die große Schreibkunst, aber zumindest ein gewisses Gespür fürs Setting und die Charaktere ist wahrscheinlich sinnvoll. Für mich ist das nicht zu unterschätzen, denn die schwachen Spiele schaffen nicht einmal das. Es ist für mich definitiv eine starke Leistung, eine Welt zu erschaffen, in der man sich viele Stunden lang freiwillig verliert, die greifbar und interessant wirkt. Das kann man Spielen wie Lost Crown und Black Mirror sicherlich zugute halten...
Yep, kann ich unterschreiben. Wenn eine Spielewelt so gut gemacht ist, dass ich da liebend gern zig Stunden drin verbringe, dann haben die Entwickler was richtig gemacht. Das sind dann auch die Spiele, die in Erinnerung bleiben. An die schwachen, langweiligen erinnert man sich höchstens, wenn's um grausame Technikfehler oder dergleichen geht.
Shiny. Let's be bad guys.

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 19:40
Mikej hat geschrieben: Wie auch immer, um immersiv in eine Spielwelt tauchen zu können, braucht es im Detail ohnehin nicht die große Schreibkunst, aber zumindest ein gewisses Gespür fürs Setting und die Charaktere ist wahrscheinlich sinnvoll.
Es nützen aber das beste Setting, die beste Umsetzung und die gelungensten Charaktere nichts, wenn der Plot nicht stimmt.

Benutzeravatar
Albaster
Gralsjäger
Gralsjäger
Wohnort: Niedersachsen

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:06
Ein sehr komplexes und spannendes Thema, bei welchem es keine Lösung für alle Sichtweisen geben kann. Der oben genannte Artikel der "Zeit" ist interessant, mehr aber auch nicht. Es gibt weitaus bessere Lektüre im Internet, welche sich mit diesen end - und ziellosen Vergleichen der drei Medien Buch, Film und Computerspiel bemühen.

Ein Buch ist ein aktives Medium, ein Film ein inaktives (klar, man muss den TV einschalten können...), ein Spiel hätte nun den großen Vorteil, beide Medien zu verbinden. Das funktioniert aber daher nicht, weil Spiele von Gamedesigner gemacht werden, nicht von Autoren. Biowares Mass Effekt und Dragon Age werden da ja gerne als Positivbeispiel genannt, aber Storytelling ist das in meinen Augen nicht, sie sollen gut unterhalten und sie sind sicher ausgezeichnete (RP-)Spiele. Games, die Berufsautoren an Bord haben, werden sicher auffallen, wobei das meist auch nur drittklassische Romanautoren wären.

Nur selten fällt ein Spiel durch überdurchschnittliche Autorenqualität auf. Sunless Sea wird da im Zusammenhang gerne erwähnt und ein TSW wischt mit einem Dragon Age (und nebenbei gemerkt fast jedes andere vergleichbare Spiel) den Boden auf. Nun glänzen beide Beispiele aber besonders mit ihren Texten und da geht es schon los, welcher Spieler (die Mehrzahl halte ich für generell ungeduldig, was Spielausrichtung, Einarbeitung und Erfolge betreffen) liest schon gerne längere Textpassagen? Also fällt der Vergleich mit Büchern schon mal weg. Zunehmend werden Filmsequenzen und Cutscenes gezeigt, was eine Verbindung zum Film suggeriert. Aber Spieler wollen halt - spielen und sich nicht zum Zuschauer verdammen lassen. Das Spiel hat es also schwerer als andere Medien, weil es eben ein "Zwitter" ist. Nur wenige Spieler werden anspruchsvolle Autorenarbeit anerkennen. Begriffe wie Narration, Immersion und Kunst im Zusammenhang mit Spiele werden oft sehr unterschiedlich und kontrovers aufgefasst, diskutiert und wahrgenommen. Außerdem gibt es für ("gute") Autoren immer noch viele Grenzen, um in Spielen ihre volle Stärke zu zeigen...
Jehane hat geschrieben:Das kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen. Bin mit dem Spiel zwar noch nicht durch, aber Life is Strange mit dem unpackbaren Walking Dead zu vergleichen, ist schon... speziell. Das Spiel hat der Serie nämlich etwas Entscheidendes voraus: sehr gut ausgearbeitet Charaktere, wobei vor allem die Hauptfiguren extrem gut gelungen sind.
Kann ich nur bestätigen: LiS ist ein positives Beispiel, das auch Spiele wie Filme durch Bildgewalt erzählen können. Ich zumindest kenne kein anderes Spiel, welches das derart wohlig inszeniert, wo kann sich der Spieler eine Gitarre schnappen und einfach nur so da sitzen, während die Protagonistin ihre Gedanken freien Lauf lässt. Für das Medium Spiel große Klasse. Die heir erwähnten Spiele sind vielleicht erst ein Anfang, was Spiele überhaupt könnten...
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Wenn man die Spiele rein über die Geschichte bewertet, sind >90% Schrott.
Stimmt (wobei das Attribut jeder anders definieren wird) und damit sicher eine ähnliche Quote wie bei Romanen und Filmen...
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Es nützen aber das beste Setting, die beste Umsetzung und die gelungensten Charaktere nichts, wenn der Plot nicht stimmt.
Das aber muss schließlich jeder für sich selber bestimmen. Somit wäre Dragon Age kein gutes Spiel, da der Plot 0815-Fantasy und damit beinahe belanglos ist. Dennoch gilt DA-O als eines der besten RPG aller Zeiten (genau wie Baldurs Gate)...
Zuletzt geändert von Albaster am 03.06.2016, 20:14, insgesamt 2-mal geändert.

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:13
Albaster hat geschrieben:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Wenn man die Spiele rein über die Geschichte bewertet, sind >90% Schrott.
Stimmt (wobei man das Attribut definieren muss) und damit sicher eine ähnliche Quote wie bei Romanen und Filmen...

Lassen Sie mich eins sagen. In der Welt, in der wir leben, ist 98 Prozent all dessen, was gebaut und entworfen wird, reine Scheiße

Frank Gehry
Stararchitekt

- Ich schließe mich ihm an. Und zwar auch, wenn es um Filme, Bücher und Spiele geht.

Benutzeravatar
Albaster
Gralsjäger
Gralsjäger
Wohnort: Niedersachsen

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:19
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Lassen Sie mich eins sagen. In der Welt, in der wir leben, ist 98 Prozent all dessen, was gebaut und entworfen wird, reine Scheiße

Frank Gehry
Stararchitekt

- Ich schließe mich ihm an. Und zwar auch, wenn es um Filme, Bücher und Spiele geht.
Von solchen Aussagen halte ich schon mal gar nichts. Ein Sternekoch wird beim alltäglichen Essen vermutlich auch die Nase rümpfen, gegessen wird vom "normalen" Menschen trotzdem und sicher auch lecker.

Spiele müssen halt für alle Spielertypen zugänglich sein, sind sie es nicht, sind sie kein finanzieller Erfolg im Kontext der Strategien der Entwickler (ich rede vom AAA-Segment), darum wird es ein perfektes Spiel nicht geben, aber ich verlasse das Topic...

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:26
Albaster hat geschrieben:Nur selten fällt ein Spiel durch überdurchschnittliche Autorenqualität auf.
Ich wage zu behaupten, dass in den Spielefirmen oft die falschen Leute sitzen. Oder, dass der Auswahlprozess nicht hart genug ist.

Ein Schriftsteller, welcher ein Buch bei einem Verlag untergebracht hat, muss schon einen ordentlichen Plot entwerfen können. Dito ein Drehbuchschreiber - sonst gehen beide beruflich unter. Ich glaube nicht, dass in der Spielebranche so viele Leute sind, die eine tiefgehende Handlung entwerfen können. Da fehlt die Konkurrenz und auch oft das Beurteilungsvermögen und der - willen in den Firmen. Solange die Handlung halbwegs stimmt, wird man oft hoffen, dass die Grafik und das Gameplay über die schwache Leistung hinwegtäuschen.
Albaster hat geschrieben: Zunehmend werden Filmsequenzen und Cutscenes gezeigt, was eine Verbindung zum Film suggeriert.
...welche oft störend wirken. Ich habe es bei `WoW - Warlords of Dreanor gemerkt: Kurze Cutscenes können sehr stimulierend wirken. Aber alles, was über 30 Sekunden - 1 Minute hinausgeht, wirkt störend. Dann sitze ich vorm Computer und denke mir nur: *Wann kann ich wieder handeln?*

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:35
Albaster hat geschrieben:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Lassen Sie mich eins sagen. In der Welt, in der wir leben, ist 98 Prozent all dessen, was gebaut und entworfen wird, reine Scheiße

Frank Gehry
Stararchitekt

- Ich schließe mich ihm an. Und zwar auch, wenn es um Filme, Bücher und Spiele geht.
Von solchen Aussagen halte ich schon mal gar nichts. Ein Sternekoch wird beim alltäglichen Essen vermutlich auch die Nase rümpfen, gegessen wird vom "normalen" Menschen trotzdem und sicher auch lecker.

Spiele müssen halt für alle Spielertypen zugänglich sein, sind sie es nicht, sind sie kein finanzieller Erfolg im Kontext der Strategien der Entwickler (ich rede vom AAA-Segment), darum wird es ein perfektes Spiel nicht geben, aber ich verlasse das Topic...
Naja, es ist schon extrem viel Schrott auf dem Markt. Wenn ich immer lese, wie gerade LitBlogger sich als wahnsinnig intelligent fühlen, weil sie Bücher lesen, dann denke ich immer: Sorry, aber so toll ist das nicht. Jedenfalls nicht, wenn ich mir die Lektüreauswahl ansehe.

Ich lese mehr als dass ich spiele, und ohne eine Statistik zu führen: Maximal jedes 30. Buch ist absprechend und vielleicht jedes 50. herausragend.

Bei Spielen sehe ich eine ähnliche Statistik, es gibt wenige Spiele, die mir wirklich gut gefallen, wie The Raven oder The Lost Crown. Und um solche Perlen zu finden, muss man sich doch durch eine Menge Mist wühlen.

Ich weiß nicht, ob ich vor 15-20 Jahren einfach anspruchsloser war (Ich wüsste z.B. nicht, ob ich The Westerner noch akzeptieren könnte) oder ob wirklich mehr Mist auf dem Markt ist.

Edit
Albaster hat geschrieben:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Es nützen aber das beste Setting, die beste Umsetzung und die gelungensten Charaktere nichts, wenn der Plot nicht stimmt.
Das aber muss schließlich jeder für sich selber bestimmen. Somit wäre Dragon Age kein gutes Spiel, da der Plot 0815-Fantasy und damit beinahe belanglos ist. Dennoch gilt DA-O als eines der besten RPG aller Zeiten (genau wie Baldurs Gate)...
Für mich ist die Geschichte deutlich wichtiger als die Charaktere. Letztere sind eigentlich in Spielen immer recht klischeehaft, ich erinnere an George Stobbart als typisch amerikanischen Sunny - Boy (Baphomets Fluch). Ich kann mich in einem Adventure an keinen komplexen Charakter erinnern. The Raven ist da schon fast ein Meisterwerk, da dort einige Charaktere ihre wahre Natur zeigen, nachdem sie alle anderen täuschten.

Da reißt es nur die Geschichte raus.

Benutzeravatar
Albaster
Gralsjäger
Gralsjäger
Wohnort: Niedersachsen

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 20:48
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass in der Spielebranche so viele Leute sind, die eine tiefgehende Handlung entwerfen können.
Tiefgehend muss nicht zwangsläufig mit guter Autorenarbeit verbunden werden, es gibt zahllose gute bis sehr gute Kurzgeschichten in der Literatur. Aber generell gebe ich dir recht, wobei es in der Spielebranche auch keine großartigen Autoren geben muss, das Genre hat andere Stärken. Deshalb ist vom obigen Artikel aus der Zeit nur die dritte Seite interessant, denn hier vergleicht man die jeweiligen Stärken der Medien bzw. hebt die einzelnen Stärken vor und deutet an, was es bedeuten könnte, wenn sie sich einmal vereinigen würden.
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob ich vor 15-20 Jahren einfach anspruchsloser war (Ich wüsste z.B. nicht, ob ich The Westerner noch akzeptieren könnte) oder ob wirklich mehr Mist auf dem Markt ist.
Ich glaube anspruchsloser... :wink:
Das meine ich im Kontext mit "früher hatte man mehr Zeit zur Verfügung" und außerdem "entwickeln sich die Spiele in gewisser Weise auch zurück". Ohne Indies würden heute viele Thematiken gar nicht behandelt werden. Der "Anspruch" sinkt (bzw. entwickelt sich in Konkurrenz) mit den zahllosen Shootern und E-Sport, AAA-Produkte sind immergleich. Heute denken wir mit Wehmut an Monkey Island, doch würden wir das Spiel heute und mit unserem Alter und Spielerfahrung noch als kultig oder lustig empfinden?
Digitalis.purpurea hat geschrieben:The Raven ist da schon fast ein Meisterwerk, da dort einige Charaktere ihre wahre Natur zeigen, nachdem sie alle anderen täuschten.
Ich werde immer neugieriger auf das Spiel! :wink:

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 21:04
Albaster hat geschrieben:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass in der Spielebranche so viele Leute sind, die eine tiefgehende Handlung entwerfen können.
Tiefgehend muss nicht zwangsläufig mit guter Autorenarbeit verbunden werden, es gibt zahllose gute bis sehr gute Kurzgeschichten in der Literatur.
Vielleicht ist *tiefgehend* auch der falsche Ausdruck. *Eindrucksvoll* wäre vielleicht für die Handlung besser, oder *komplex*. Ich traue mir zu, die Handlung eines jeden Computerspiels in 3-4 Sätzen inklusive Lösung zusammenfassen zu können. Das ist einfach zu mager.
Albaster hat geschrieben: Aber generell gebe ich dir recht, wobei es in der Spielebranche auch keine großartigen Autoren geben muss, das Genre hat andere Stärken.
Ich bin ganz anderer Meinung. Das ganze Genre *Adventure* stagniert seit gut 20 Jahren. Die Geschichten sind noch gleich unterkomplex (um das Wort *platt* zu vermeiden), gleich austauschbar, nur die Grafik wurde aufgehübscht. Es braucht dringend gute Autoren, gerade auch im Top-Bereich, um das Genre voranzubringen.
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob ich vor 15-20 Jahren einfach anspruchsloser war (Ich wüsste z.B. nicht, ob ich The Westerner noch akzeptieren könnte) oder ob wirklich mehr Mist auf dem Markt ist.
Ich glaube anspruchsloser... :wink:
Das meine ich im Kontext mit "früher hatte man mehr Zeit zur Verfügung" und außerdem "entwickeln sich die Spiele in gewisser Weise auch zurück". Ohne Indies würden heute viele Thematiken gar nicht behandelt werden. Der "Anspruch" sinkt (bzw. entwickelt sich in Konkurrenz) mit den zahllosen Shootern und E-Sport, AAA-Produkte sind immergleich. Heute denken wir mit Wehmut an Monkey Island, doch würden wir das Spiel heute und mit unserem Alter und Spielerfahrung noch als kultig oder lustig empfinden?[/quote]

Das hat nichts mit Zeit zu tun. Wenn ich daran denke, was für einen Quatsch ich mir damals im TV angesehen habe (Ein Colt für alle Fälle oder Alf), da stehe ich heute keine Folge mehr auf Youtube durch. Damals fand ich das toll. Mit Spielen geht das sicherlich genauso, ich würde viele Spiele, welche als Kult gelten, wahrschienlich nicht akzeptieren.
Digitalis.purpurea hat geschrieben:The Raven ist da schon fast ein Meisterwerk, da dort einige Charaktere ihre wahre Natur zeigen, nachdem sie alle anderen täuschten.
Ich werde immer neugieriger auf das Spiel! :wink:[/quote]

Da hast du allen Grund zu. So viel Verwirrspiel, Lug und Trug war in noch keinem Spiel. Viele sind nicht das, was sie zu sein scheinen :-) . Ich kann mir vorstellen, dass das Spiel in einem zweiten Spielvorgang so richtig Würze hat, wenn man die Wahrheit aufgedeckt hat.

Benutzeravatar
Albaster
Gralsjäger
Gralsjäger
Wohnort: Niedersachsen

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 21:16
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Ich bin ganz anderer Meinung. Das ganze Genre *Adventure* stagniert seit gut 20 Jahren. Die Geschichten sind noch gleich unterkomplex (um das Wort *platt* zu vermeiden), gleich austauschbar, nur die Grafik wurde aufgehübscht. Es braucht dringend gute Autoren, gerade auch im Top-Bereich, um das Genre voranzubringen.
Oh, ich habe jetzt nicht für mich gesprochen, sondern wie ich die Branche und deren Zukunft einschätze - mit Genre meine ich also das der gesamten Computerspiele, nicht nur Adventures. Für mich selber will ich unbedingt großartige Autoren haben (und das nebenbei im Ansatz auch in TSW gefunden). Außerdem liebe ich komplexe Spiele, wenn ich GK3 als Beispiel heranziehen darf, hat das schon eine mögliche und für mich gute Richtung vorgegeben, jetzt auf Adventures bezogen. :)

Edit: Da bin ich auch sehr gespannt, wie mir "The Last Express" gefallen wird:
http://de.ign.com/pc/83762/feature/die- ... st-express

Aber was du bereits geschrieben hast:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Für mich ist die Geschichte deutlich wichtiger als die Charaktere. Letztere sind eigentlich in Spielen immer recht klischeehaft
Trifft das zum Teil auf GK3 und auch Life is Strange zu. Das macht aber bei diesen Spielen nichts aus (also mir jetzt), sie gleichen das mühelos durch ihre anderen Qualitäten aus.
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Da hast du allen Grund zu. So viel Verwirrspiel, Lug und Trug war in noch keinem Spiel. Viele sind nicht das, was sie zu sein scheinen :-) . Ich kann mir vorstellen, dass das Spiel in einem zweiten Spielvorgang so richtig Würze hat, wenn man die Wahrheit aufgedeckt hat.
Jedes weitere Wort wäre gespoilert... :beer: ...und vielleicht kommt es auch mal als Playthrough?

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

03.06.2016, 21:23
Albaster hat geschrieben:
Digitalis.purpurea hat geschrieben:Da hast du allen Grund zu. So viel Verwirrspiel, Lug und Trug war in noch keinem Spiel. Viele sind nicht das, was sie zu sein scheinen :-) . Ich kann mir vorstellen, dass das Spiel in einem zweiten Spielvorgang so richtig Würze hat, wenn man die Wahrheit aufgedeckt hat.
Jedes weitere Wort wäre gespoilert... :beer: ...und vielleicht kommt es auch mal als Playthrough?
Auf der Vorschlagsliste steht das Spiel. Ich würde auch mitspielen, mich aber kaum zu Wort melden. Ich kann mich einfach nur verplappern :-) . Am Ende des Spiels erst, so wie Joey es bei GK3 getan hat.

Aber eure Spekulationen zu lesen, wäre auch sehr unterhaltsam.

Edit: Mir ist noch ein Spiel mit einer sehr guten Geschichte eingefallen: Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper. Spannend inzeniert und da ich gerade eine Jack-the-Ripper-Phase hatte, als ich es spielte, kann ich beurteilen, dass mit den verschiedenen Theorien und Ereignissen sehr sorgfältig umgegangen worden ist.

Benutzeravatar
Minniestrone
Adventuregott
Adventuregott
Titel: Ex-Chefin
Wohnort: Montréal
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

04.06.2016, 18:19
Hatte das hier auch schonmal in einer Diskussion zum Thema auf der Videospielkultur e.V. Seite auf Facebook gepostet.

Die Kritik am Niveau der erzaehlten Geschichten in Spielen ist valide und gerechtfertigt. Unser Problem ist allerdings immernoch, dass wir mit einem Medium arbeiten, in dem der Spieler sowohl die Rolle des Erzaehlers als auch die des Zuhoerers einnimmt. Das ist ein fundamentaler Unterschied zu allen anderen Medien. Das ist ein Fakt, der leider sowohl von Entwicklern und erst Recht von Rezipienten (Spielern und Journalisten) uebersehen wird.

Wir als Entwicklercommunity fangen erst an, uns damit auseinander zu setzen, Theorien zu entwickeln und diese Theorien dann in die Praxis umzusetzen. Unser Citizen Kane wird kommen, in Time.
...wie ein Toastbrot im Regen.
Meine Fotos bei Flickr
Tweet: Thylja

Benutzeravatar
Albaster
Gralsjäger
Gralsjäger
Wohnort: Niedersachsen

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

04.06.2016, 21:44
Minniestrone hat geschrieben:Die Kritik am Niveau der erzaehlten Geschichten in Spielen ist valide und gerechtfertigt.
Ich bin mir gar nicht sicher, was die Spieler meinen und wollen. Die Spiele die gute Autorenqualität bieten, haben mäßig Erfolg bzw. sind eher unbekannt (und selten sowieso) - Beispiele habe ich genannt. Spiele, die eher wie Actionfilme mit viel Krachen und Effekten daher kommen, haben Erfolg. Wenn ich von Autoren im Zusammenhang mit Computerspielen rede, meine ich tatsächliche Wörter zum lesen. Da wir hier aber über hochwertige Geschichten sprechen wollen, kann ich mir nicht vorstellen, das Spiele mit entsprechenden intelligenten vielleicht auch unverbrauchten Themen die Masse erreichen, für Entwickler sind sie schlicht nicht lukrativ genug.
Minniestrone hat geschrieben:Wir als Entwicklercommunity fangen erst an, uns damit auseinander zu setzen
Na da bin ich mal gespannt und behaupte, in zehn Jahren sind wir auf dem gleichen Stand wie heute. Ja, mit ein paar Ausreißern nach oben, aber auch die gibt es heute schon. Natürlich ist das Medium noch jung im Vergleich, ich bleibe gespannt...

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

04.06.2016, 22:16
Albaster hat geschrieben:
Minniestrone hat geschrieben:Die Kritik am Niveau der erzaehlten Geschichten in Spielen ist valide und gerechtfertigt.
Ich bin mir gar nicht sicher, was die Spieler meinen und wollen. Die Spiele die gute Autorenqualität bieten, haben mäßig Erfolg bzw. sind eher unbekannt (und selten sowieso) - Beispiele habe ich genannt. Spiele, die eher wie Actionfilme mit viel Krachen und Effekten daher kommen, haben Erfolg. Wenn ich von Autoren im Zusammenhang mit Computerspielen rede, meine ich tatsächliche Wörter zum lesen. Da wir hier aber über hochwertige Geschichten sprechen wollen, kann ich mir nicht vorstellen, das Spiele mit entsprechenden intelligenten vielleicht auch unverbrauchten Themen die Masse erreichen, für Entwickler sind sie schlicht nicht lukrativ genug.
Ohne es gespielt zu haben, war Fran Bow ein regelgerechter Überraschungshit, der eine unverbrauchte Geschichte über psychische Störungen erzählt.
Albaster hat geschrieben:
Minniestrone hat geschrieben:Wir als Entwicklercommunity fangen erst an, uns damit auseinander zu setzen
Na da bin ich mal gespannt und behaupte, in zehn Jahren sind wir auf dem gleichen Stand wie heute. Ja, mit ein paar Ausreißern nach oben, aber auch die gibt es heute schon. Natürlich ist das Medium noch jung im Vergleich, ich bleibe gespannt...
Das befürchte ich auch. Solange nicht die AAA oder mindestens A-Titel damit anfangen, komplexe Geschichten erzählen, wird das auch so bleiben.
Das Problem ist halt, dass die wirklichen Erzähltalente eher Schriftsteller werden oder in den Filmstudios sitzen. Und dann darf dieses Talent nicht von den Firmen ausgebremst werden.
Nur sehe ich das Problem, dass die Stagnation einer breiteren Schicht von Spielern auffallen wird und der Computerspielmarkt unter Druck gerät. Zum tausendesten Male die Welt retten, ist auch irgendwann langweilig :a .

Benutzeravatar
sinnFeiN
Adventuregott
Adventuregott
AC-Job: Vize-Chef
Titel: OCD-Gamer
Wohnort: Salzburg
Kontaktdaten:

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

04.06.2016, 22:47
da hätte ich ein paar Zwischenfragen:
Erzählen AAA-Filme komplexe Geschichten mit Anspruch? Sollen sie das überhaupt? Werden Filme mit Anspruch nicht selten ebenso links liegen gelassen?

Digitalis.purpurea
Zombiepirat
Zombiepirat

Re: Hochwertige Geschichten in Adventures?

04.06.2016, 23:05
sinnFeiN hat geschrieben: Werden Filme mit Anspruch nicht selten ebenso links liegen gelassen?
Nicht von mir. Auch nicht von den Leuten, die ich kenne.

Immerhin gibt es immer mal wieder Filme, welche komplex sind und erfolgreich. Früher allerdings mehr als heutzutage. Selbst in normalen Fernsehfilmen werden immer mal wieder gesellschaftliche und moralische Themen und Fragestellungen thematisiert. Und zwar teilweise so, dass es sich lohnt, mit anderen darüber zu reden.

Computerspieler dagegen ticken ja schon aus, wenn sie bei Crimes & Punishment entscheiden dürfen, den Täter ausliefern oder laufen lassen. Das sind die großen *moralischen Fragen* in Computerspielen :rofl: . Spiele, welche sich tiefgehend mit einer Problematik beschäftigen, sind doch eher Mangelware.

Edit: Ich möchte, dass Geschichten erzählt werden, welche mich jenseits des Rätseldesigns geistig anregen. Die mich beschäftigen. Und das können Filme und Bücher noch deutlich besser als Spiele. Als Ausnahme lasse ich *Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper* gelten, welches so anregend ist, dass man sich automatisch beginnt, mit der Thematik zu beschäftigen. Das war das einige Spiel bis jetzt, welches mal *mein Leben berührte*.

Wobei ich ja schon halbwegs dankbar bin, wenn die Geschichte packend erzählt wird, da fallen mir spontan nur *The Raven*, *The Lost Crown*, Sherlock Holmes vs. Jack the Ripper* und, mit Abstrichen Memento Mori 1 ein.

Und noch etwas möchte ich anmerken: Eine gute Geschichte ist nicht alles, wenn sie nicht richtig verpackt wird. Wenn z.B. das Rätseldesign wie in Memento Mori 2 bockschwer ist oder in in Black Mirror 1 ziel- und ratlos durch die Gegend laufe, dann wird der Erzählfluss für mich abgebrochen. Insofern haben es Spiel als Erzählmedium wirklich schwerer, da bei ihnen sehr viele Faktoren zusammenkommen müssen, um ein spannendes Spiel zu produzieren.

Antworten