Vier Jahre nach 'Blackwell: Epiphany' steht mit 'Unavowed' ein weiteres Point&Click-Adventure von Dave Gilbert (Wadjet Eye Games) in den Startlöchern. Zwar ist das Fantasy-Setting mit dem letzten Spiel eng verwandt, doch es wird eine neue Geschichte mit anderen Charakteren erzählt. Es geht darum, einem mächtigen Dämon das Handwerk zu legen. Auch Geister dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Anhand der uns vom Indie-Studio zur Verfügung gestellten Preview-Fassung konnten wir uns einen ersten Eindruck vom ersten Drittel des 2D-Abenteuers verschaffen.

Besessen
In 'Unavowed' steht es uns in den ersten Minuten frei, mit welcher Hauptfigur wir in die düstere Fantasy-Geschichte eintauchen möchten. Zur Auswahl stehen ein Polizist, ein Schauspieler und ein Barkeeper. Auch das Geschlecht ist wählbar und den Namen tragen wir per Tastatur ein.
Für jede Profession gibt es – ähnlich wie z.B. beim Rollenspiel 'Dragon Age: Origins' - eine eigene (sehr kurze) Herkunftsgeschichte. Im Endeffekt läuft der Prolog jedoch stets auf dasselbe hinaus: Ein Dämon hat Besitz von unserer Spielfigur ergriffen und in ihrer Gestalt unzählige grausame Verbrechen begangen. Ein Jahr später folgt schließlich die Rettung durch zwei Mitglieder der Unavowed: Mandana und Eli. Der Dämon wird ausgetrieben, entkommt aber.
Die beiden Retter unterbreiten uns das Angebot, sich ihrer Geheimorganisation anzuschließen. Nachdem die Polizei nach uns fahndet und kaum jemand unsere Unschuld bei vielen Morden glauben würde, bleibt uns letztlich keine Wahl, als einzuwilligen.
Im Kampf gegen dunkle Mächte
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Je nach Hauptfigur unterscheiden sich die Lösungsansätze teilweise ein bisschen |
Aufgabe der Unavowed ist es, finstere Mächte zu bekämpfen und die sterbliche Bevölkerung davor zu schützen. Flaschengeist Mandana und der Feuermagier Eli gehören jenem Zweig der Organisation an, der für New York zuständig ist. Gegründet wurde dieser vom bärtigen Flaschengeist Kalash, der uns nach der ersten Nacht im neuen Zuhause sogleich mit der ersten Mission versorgt.
Seit der Ankunft des entflohenen Dämons ist in der amerikanischen Metropole eine drastische Zunahme an übernatürlichen Aktivitäten zu verzeichnen. Das Chaos nimmt zu und überfordert das kleine Team zusehends. Ruhelose Geister, seltsame Serienmorde und vieles mehr sorgen für Probleme. Welche Motive hinter all dem stecken, bleibt vorerst ein Rätsel. Fest steht nur, dass sich die finsteren Pläne selbst nach der Dämonenaustreibung nicht zerschlagen haben. Gemeinsam mit Mandana und Eli gehen wir weiteren Spuren nach und untersuchen diverse Schauplätze. Dort erlebt die Hauptfigur seltsame Visionen in denen sie sieht, was der Dämon in ihrer Gestalt getan hat. Womöglich ist das der Schlüssel, um den Widersacher endlich zu schnappen.
Was die Thematik angeht, so fühlt man sich an TV-Serien wie 'Grimm' erinnert, wo es um ähnliche Geschöpfe und paranormale Mordfälle geht, die investigativ untersucht werden. Die gut geschriebenen Charaktere stimmen so weit jedenfalls zuversichtlich, dass die Geschichte bis zum Ende unterhaltsam und kurzweilig bleibt.
Geister, Kreaturen und besondere Talente
Die ersten fast vier Stunden des Mystery-Adventures 'Unavowed' zeigen einige Parallelen zur empfehlenswerten 'Blackwell'-Reihe von Wadjet Eye Games: Wir helfen verlorenen Geistern und wehren uns gegen diverse Kreaturen, die aus der Leere in unsere Welt eingedrungen sind. Zudem plaudern wir während und zwischen den Missionen mit den Teammitgliedern. Anfänglich gibt es nur Mandana und Eli, die jeweils über besondere Fähigkeiten verfügen. Feuermagier Eli ist in der Lage, verbrannte Botschaften lesbar zu machen, Flaschengeist Mandana geht uns bei Bedarf mit ihrem Säbel zur Hand. Später gesellen sich neue Freunde hinzu, die andere Dinge gut beherrschen.
Bei jeder Mission steht es uns frei, mit wem wir uns auf den Weg machen wollen - zwei Mitstreiter sind erforderlich. Sie begleiten uns, führen bunten Smalltalk und sind vom Inventar aus mit der Umgebung kombinierbar. Die Team-Zusammenstellung kann sich auf unsere Herangehensweise auswirken. Auch spielt es eine Rolle, für welche Hauptfigur wir uns zu Beginn entschieden haben: Als Schauspieler behilft man sich z.B. durch Vorspielen falscher Tatsachen in vielen Situationen, während ein Polizist vielleicht beim Untersuchen von Tatorten besser geeignet ist. Im Zuge der Demo war dieser Aspekt noch nicht so ausgeprägt und es bleibt abzuwarten, wie es sich im fertigen Spiel verhält. Ab und zu können Fehler beim Lösen von Aufgaben zum Ableben führen, doch das hat kaum Konsequenzen, zumal wir lediglich an den Anfang des jeweiligen Rätsels versetzt werden und beliebig oft erneut unser Glück versuchen dürfen.
Adventure mit Rollenspiel-Flair
Dass Dave Gilbert die älteren Rollenspiele von BioWare zu schätzen weiß, geht aus Interviews und Vorträgen hervor. Bereits in 'The Shivah' gibt es kleine charakterbezogene Entscheidungsmomente, mehrere Jahre, bevor Telltale Games sich darauf spezialisiert hat.
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Selbst bei kleinen Action-Sequenzen bleibt uns für gewöhnlich alle Zeit der Welt, um die passende Lösung zu finden |
'Unavowed' ist wohl sein erstes Spiel, das nicht nur sporadisch darauf setzt, sondern sich konsequent darum bemüht, den Spieler eine Rolle spielen zu lassen. Die Dialoge sind dadurch deutlich umfangreicher geraten, Entscheidungen häufiger zu treffen. Leider sind einige Dialogoptionen redundant und erst gegen Ende der Demo sahen wir uns mit schwierigen moralischen Entscheidungen konfrontiert. Anfangs soll die Spielfigur als Neuling mitunter über Dinge entscheiden, von denen sie streng genommen keinen Plan hat. Bei Spielen, die auf solche Gameplay-Elemente setzen, ist das jedoch nichts Neues.
Wie man es von einem Point&Click-Adventure erwarten würde, bleiben einem Kämpfe erspart. Der Fokus bei 'Unavowed' liegt auf Story und Charakteren. Abgesehen davon gibt es wie immer kleine Rätsel zu lösen, die Umgebung ist nach Hinweisen abzusuchen (z.B. für ein Computer-Passwort) und manchmal liefern entdeckte Texte eine neue Spur. Auch das kennt man von den bisherigen Titeln des kleinen Indie-Studios, wobei Dialoge diesmal mehr im Vordergrund stehen. Gesteuert wird per Ein-Klick-Maussteuerung, was nicht so sehr ins Gewicht fällt, da uns das Spiel bei jedem per Mauszeiger anvisierten Hotspot automatisch per Schriftinsert mitteilt, was die Spielfigur dort sehen kann. Ist ein Objekt per Mausklick benutzbar, wird uns das per Handsymbol signalisiert. Eine Hotspot-Anzeige gibt es nicht. Wer einmal nicht mehr weiterweiß, der fragt einfach einen seiner Begleiter.
Hübsche 2D-Grafik mit höherer Auflösung
Das Mystery-Adventure 'Unavowed' wartet mit einer höheren Auflösung als z.B. 'Shardlight', oder 'Blackwell Epiphany' auf und hat sich dadurch weiter vom reinen Pixel-Look entfernt. Die markante Handschrift von Grafik-Artist Ben Chandler schimmert aber selbst mit doppelt so vielen Pixeln durch. Durch die detaillierter wirkende Umgebung gestaltet sich die Erkundung interessanter und die Zahl der Hotspots nimmt zu. Lediglich die Charaktere sehen noch sehr pixelig aus und erinnern an alte Zeiten. Positiv fallen zudem ein paar kurze Zwischensequenzen auf - beispielsweise wenn eine mit Pflanzen verwachsene Leiche aufgedeckt wird. Solche Elemente lockern die Präsentation immer wieder auf. Über die Limitationen der längst in die Jahre gekommenen AGS-Engine kann das freilich nicht hinwegtäuschen, Wadjet Eye Games macht jedoch das Beste daraus.
Untermalt wird das geisterlastige Dämonen-Abenteuer von einem filmisch wirkenden Soundtrack, der mitunter viel Dramatik erzeugt und einen guten Eindruck macht. Zur ansprechenden Präsentation tragen zudem die Sprecher bei, die bislang sehr passend gecastet sind. Englische Sprachausgabe gibt es nur bei den Nebenfiguren, nicht bei der Hauptfigur. Da sowohl das Geschlecht als auch die Profession vom Spieler abhängig sind, dürfte diese Einschränkung nicht verwundern. Selbst AAA-Titel wie 'Dragon Age: Origins', oder 'The Elder Scrolls' handhaben es gleich. Für die Identifikation mit der Spielfigur könnte das sogar hilfreich sein. Mit einer deutschen Übersetzung ist vorerst aber nicht zu rechnen.
Diese Kostprobe von 'Unavowed' ist ein gefundenes Fressen für Fans der 'Blackwell'-Reihe. Wir untersuchen übernatürliche Ereignisse im New York der Gegenwart, plaudern mit Geistern und lösen kleine Rätsel. Das Spielgefühl ist vertraut und die Atmosphäre stimmig gelungen. Nur ist der Charakter der Spielfigur diesmal freier gestaltbar und sie ist Teil eines weitaus größeren Teams.
Was die an ältere Bioware-Spiele wie 'Dragon Age: Origins' erinnernden Rollenspiel-Elemente bei Dialogen und Entscheidungen angeht (Kämpfe bleiben uns erspart), die diesmal stärker zum Tragen kommen, so bleibt abzuwarten, wie sehr diese sich in den späteren Abschnitten auswirken werden. Bei einigen Antwortmöglichkeiten hat man bislang den Eindruck, dass sie redundant sind - weniger wäre manchmal mehr gewesen.
Story und Setting können genannte Schwächen soweit allerdings sehr gut kompensieren. Unterm Strich dürfte Wadjet Eye Games drauf und dran sein, ein weiteres sehr gutes Indie-Adventure auf die Beine zu stellen. Wir sind gespannt!
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Unavowed
- Entwickler
- Wadjet Eye Games
- Publisher
- Wadjet Eye Games
- Release
- 8. August 2018
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.wadjeteyegames.com/games/unavowed/
- Sprachen
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- Stichwörter
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