Vor etwas über einem Jahr schickte uns Vertigo Games das erste Mal auf ein Abenteuer mit dem jungen Entdecker Adam Venture. Auf der Suche nach dem Garten Eden gab es eine Menge unterirdischer Höhlen zu erforschen, die allerdings aus vielerlei Sicht nur wenig Anlass zur Freude gaben. Die dargebotenen Rätsel waren nicht sonderlich abwechslungsreich oder gar fordernd, die Steuerung zeigte einige Mängel auf und die Handlung wollte ebenfalls nicht so richtig in Fahrt kommen. Doch ein Jahr ist eine Menge Zeit, um für den Nachfolger 'Adam's Venture 2: König Solomons Geheimnis' an Kritikpunkten zu arbeiten und einiges anders und hoffentlich sogar besser zu machen. Ob das auch gelungen ist? Wir haben unsere Abenteuerstiefel geschnürt und einen Fuß in das biblisch angehauchte Adventure gesetzt.

Zurück aus dem Garten Eden
Nachdem bei der Suche nach dem Garten Eden nicht alles so geklappt hat, wie es sich die beiden Hauptcharaktere Adam und Evelyn vorgestellt haben, befinden sie sich nun in einem Flugzeug der finanzierenden Clairvaux Corporation und auf dem Weg in die heilige Stadt Jerusalem. Doch bereits bei der Landung werden sie alles andere als freundlich in Empfang genommen. Statt einiger Erklärungen betreffend der Vorkommnisse aus dem ersten Teil, wartet ersatzweise eine doch eher ungemütliche Gefängniszelle auf die Entdecker. Soviel scheint nun endgültig klar: Clairvaux führt im Hintergrund etwas weitaus größeres im Schilde, als nur mit christlicher Nächstenliebe bei Forschungsarbeiten finanziell unter die Arme zu greifen. Ein Teil ihres Plans wird zumindest gerade vor Ort umgesetzt, wo Clairvaux am Tempelberg eine rücksichtslose Grabung durchführt, die womöglich den Schatz von Salomon hervorbringen soll. Doch bevor es nun überhaupt darum gehen kann, den Machenschaften von Clairvaux auf den Zahn zu fühlen und hinter das namensgebende Geheimnis um König Salomon zu kommen, gilt es erst einmal die Gitterstäbe zu überwinden. Aber Adam wäre nicht Adam, würde ihm dazu nicht irgendetwas einfallen.
Ab an die Oberfläche
Nach der kurzen Einführung im Intro, welches sich passend zum 20er-Jahre-Setting von 'Adam's Venture' am klassischen Film orientiert, darf dann auch erstmals selbstständig die Spielwelt erkundet werden. In Szene gesetzt wird diese in 'König Solomons Geheimnis' erneut von der überaus leistungsstarken Unreal Engine 3. Den damit verbundenen technischen Möglichkeiten ist es zu verdanken, dass die 3D-Umgebung durch die hübschen Beleuchtungseffekte und die Möglichkeit, auch unter sehr hohen Auflösungen auswählen zu können, einen fabelhaften Eindruck hinterlässt - ganz besonders für ein Adventure. Da kommt es gerade recht, dass die Schauplätze etwas abwechslungsreicher ausfallen, als noch im ersten Teil. Anstatt dauernd nur durch feuchte Höhlen zu klettern und zu kriechen, bekommen Spieler mit der sandigen und sonnigen Gegend in und um Jerusalem auch endlich ein paar Außenbereiche zu Gesicht. Dass dabei dann Details, wie etwa ein prächtig aussehender Sandsturm oder durch die Straßen wuselndes Kleingetier, natürlich ebenso nicht fehlen dürfen, versteht sich fast schon von selbst.
Abseits dessen gelten aber so manche Kritikpunkte des Vorgängers weiterhin. Den eigentlich ziemlich positiven grafischen Eindruck schmälern ein wenig die Charaktere und deren Animationen. Was aus der Ferne noch gut aussehen mag, offenbart vor allem bei den Nahaufnahmen einige Schwächen. Wenn die Charaktere ausnahmsweise mal nicht nur stocksteif in der Gegend herumstehen, wirken die Bewegungen ziemlich ungelenk und hölzern. Würde man an Fäden gezogene Marionetten in ein Spiel packen wollen, ungefähr so müsste dies wahrscheinlich aussehen. Ähnlich unnatürlich fällt auch die Mimik aus, wodurch Gesichtsregungen kaum bis gar nicht vorhanden sind und den Vergleich mit jenen Holzpuppen ebenfalls nicht scheuen müssen, mal abgesehen von den Mundbewegungen, die nicht einmal annähernd Lippensynchron zum Gesprochenen sind. Aller Mäkelei zum Trotz überzeugt die Grafik von 'Adam's Venture' aber dennoch und dürfte manch angestaubtem Adventure-PC noch einmal ordentlich die Schweißperlen aufs Gehäuse treiben.
Ein Unglück kommt selten allein
Adam Venture ist nicht nur Draufgänger und Forscher zugleich, sondern wohl auch noch ein ziemlicher Unglücksrabe. Egal wohin er tritt, springt oder klettert, nichts scheint seinem Gewicht Stand halten zu wollen und droht stattdessen in munterer Regelmäßigkeit unter ihm zusammenzubrechen. Dabei gehört das Springen und Klettern doch zu den Paradedisziplinen eines waschechten Abenteurers, weshalb Adam - trotz seiner magischen Anziehungskraft für brüchige Bauten - natürlich auch in 'Adam's Venture: König Solomons Geheimnis' nicht drum herum kommt. Das Spiel setzt bei der dazu notwendigen Bewegungssteuerung ausschließlich auf die Tastatur, weshalb Maus-Enthusiasten dementsprechend nicht mit altgedientem Point-and-Click rechnen dürfen. Stattdessen wird Adam mit den Pfeiltasten oder wahlweise WASD aus der dritten Person durch Jerusalem gescheucht. Der Blick auf das Geschehen erfolgt dabei jeweils aus einer zwar nicht frei beweglichen, aber dennoch automatisch mitschwenkenden Kameraperspektive, welche bei Bedarf rechtzeitig zur nächsten Ansicht wechselt. In einem solchen Fall wird die derzeitige Bewegungsrichtung auch weiterhin beibehalten, womit zumindest größere Verwirrung bei der Steuerung vermieden wird. Dennoch leidet die Tastatursteuerung unter vereinzelten Ungenauigkeiten und erweist sich deshalb leider ein wenig hakelig, wodurch Adam dann gerne mal an einer Ecke oder bestimmten Kanten hängen bleibt. Andere Unstimmigkeiten hingegen, bei denen er zum Beispiel an einer Leiter bis weit über ihr eigentliches Ende hinaus klettern kann, werden hoffentlich noch in einem Patch nachgebessert.
Mit einem beherzten Sprung kann Adam zudem kleinere Spalten überwinden oder sich an verschiedenen Vorsprüngen und Rohren festklammern, um an ihnen entlang zu klettern und zu hangeln. Selbst wenn man sich dabei etwas ungeschickt anstellen sollte, sind größere Konsequenzen nicht zu befürchten. Im schlimmsten Fall wird Adam an jene Stelle zurückgesetzt und man darf sich noch einmal an ihr versuchen. Wer es bevorzugt, selbstständig Spielstände anlegen zu können, schaut hingegen in die Röhre. Stellvertretend übernimmt dies nämlich ein Checkpoint-System, welches damit allerdings bedauerlicherweise auch nur einen einzigen Speicherstand erlaubt. Für ein familienfreundliches Spiel wie 'Adam's Venture', bei dem vielleicht noch andere Familienmitglieder Hand an die Tastatur legen wollen, ein wenig enttäuschend.
Zuletzt kann dann ebenso noch unter niedrigen Hindernissen hindurch geduckt, gesprintet und mit der Eingabetaste ein Objekt eingesammelt oder benutzt werden. Das gelegentliche Sammeln von Gegenständen wird zusätzlich durch eine optische Hilfe unterstützt, die allerdings auch auf Wunsch leider nicht abgeschaltet werden kann. Mit ihr werden Objekte durch grüne Leuchtpartikel kenntlich gemacht, die um das Objekt kreisen und Adam anzeigen, wo sich etwas von Interesse befindet. Lange Sucharbeit ist aber eigentlich ohnehin nicht notwendig, denn unmittelbar benötigte Gegenstände befinden sich immer in der direkten Umgebung, die aufgrund des schlauchartigen Leveldesigns ohnehin keine größere Erkundungstouren abseits der vorgegebenen Wege zulässt. Stattdessen werden solche Möglichkeiten durch enge Gassen und sichtbare sowie teils unsichtbare Wände stark beschränkt. Wohin es Adam als nächstes führt, ist damit eigentlich immer klar ersichtlich. In Folge dessen wirkt vor allem der Spielverlauf überaus linear und Spieler werden wie an einer Schnur durch das Level gezogen, ohne irgendwelchen Spielraum für alternativen Vorgehensweisen zu lassen. Zumindest wurden über das gesamte Spiel einige Schatzkisten in verschiedenen Bereichen der Umgebung versteckt. Gefunden und geknackt, enthalten diese Code-Wörter, welche notiert und auf der Webseite von 'Adam's Venture' eingegeben werden können, um damit Bonus-Inhalte in Form von Videos und Hintergrundinformationen freizuschalten.
"Oh Mann! Noch ein Scheibenrätsel …"
Wer auch heute noch Alpträume vom wiederholten Drehen an irgendwelchen Steinsäulen hat, darf getrost aufatmen, denn diese gehören genau wie die nervige Hatz unter Zeitdruck der Vergangenheit an. Generell hat 'Adam's Venture' nennenswerte Fortschritte im Bereich der Rätsel gemacht, obwohl auch weiterhin noch genügend Luft nach oben bleibt. Neben dem Knacken von Schlössern, bei dem vier einzelne Bolzen in der richtigen Reihenfolge nach oben gedrückt werden müssen, darf sich Adam auch am Lösen einer ganzen Reihe von Schalter- und Scheibenrätsel versuchen. Dabei geht es meistens darum, irgendetwas in der richtigen Reihenfolge zu betätigen oder in die selbige zu bringen. So müssen beispielsweise farbige Drehscheiben in der korrekten Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt zur Rotation gebracht werden, damit die jeweiligen Einkerbungen einen zusammenhängenden Kanal bilden und dadurch ein Wasserfluss zu Stande kommen kann. An anderen Stellen hingegen ist es erforderlich, den Druck verschiedener Geräte über entsprechende Knöpfe auf den richtigen Wert zu regulieren oder über Schieberegler die Drehgeschwindigkeit von drei Scheiben zu bestimmen, damit eine Kugel bis zu einem Zielpunkt transportiert wird und dort einen Mechanismus auslöst.
Was dann aber selbst Adam in einem Gespräch mit Evelyn auffällt, bleibt den Spielern erst recht nicht verborgen. Zwar sind die Rätsel erkennbar vielfältiger geworden, jedoch wiederholen sich viele von ihnen das ein ums andere Mal. Stattdessen wird nur gelegentlich etwas mehr Abwechslung geboten und die Kombinationsgabe der Spieler angestrengt, um dann Namen einem bestimmten Ereignis oder Bild, sowie Zahlenwerte einem bestimmten Symbol zuzuordnen. Zumindest ein Mal ist sogar grundlegendes Wissen über eine nicht gerade unbekannte Passage aus der Bibel über König Salomon erforderlich. Diese Aufgabe ist aber auch durchaus lösbar, ohne großer Kirchgänger zu sein oder die heilige Schrift genauestens studiert zu haben.
Generell zeigt sich aber beim Rätseldesign ein immer noch recht großes Manko von 'Adam's Venture', denn was bei den Aufgaben immer mitschwingt, ist der ausgesprochen niedrig gehaltene Schwierigkeitsgrad, obwohl sich dieser im Spielverlauf geringfügig steigert. Ein paar Mal hier und da gedreht, schon ist die richtige Lösung gefunden. Bei Bedarf sind die meisten Aufgaben durchaus bereits durch reines Ausprobieren und innerhalb kürzester Zeit lösbar. Wirklich anspruchsvolle Herausforderungen werden bis zum Ende hin vergeblich gesucht, was dann auch zu einer erneut ziemlich kurz geratenen Spielzeit führt. Erfahrene Rätsler können den Abspann bereits nach 2 Stunden erleben, Knobel-Neulinge dürfen sich eventuell über ein paar Minuten mehr Spielzeit freuen. Dies ist zwar eine kleine Steigerung zum Vorgängertitel 'Die Suche nach dem Garten Eden', aber immer noch deutlich ausbaufähig. Hoffentlich lässt dann wenigstens die Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten, gerade auch, weil die Handlung mit einem waschechten Cliffhanger endet.
Bäumchen wechsle dich
Zum Auftakt der Adventure-Reihe wollte die Vertonung der Charaktere noch nicht so recht überzeugen und hat insgesamt einen doch ziemlich gemäßigten Eindruck hinterlassen. Vielleicht wurden bei der Lokalisierung von 'Adam's Venture 2' auch deshalb die Synchronsprecher der Hauptcharaktere fleißig durchgewechselt und neu besetzt. Was auch immer der Grund sein mag, der ganz große Wurf ist trotz der Änderungen jedenfalls erneut nicht gelungen. Das liegt aber weniger an vielleicht stimmlich unpassend gewählten Sprechern, sondern vielmehr an der Art des Vortrags, denn die nicht abbrechbaren Dialoge werden über weite Strecken entweder übertrieben stark betont oder wirken stattdessen als würden sie direkt von einem Blatt abgelesen. Und auch inhaltlich zeigen sich die Unterhaltungen nicht von ihrer besten Seite und bleiben doch überwiegend flach und belanglos, wobei die sporadisch eingestreuten flapsigen Äußerungen von Adam oder Evelyn ebenfalls nur äußerst selten zum Lachen anregen. Nicht jedem dürfte zudem Adams machohafte Art liegen, welche er mehr als häufig gegenüber Evelyn zur Schau stellt. Diese hingegen glänzt viel lieber durch allerlei mehr oder weniger hilfreiche Ratschläge und ersatzweise ständiges Nichtstun, während Adam die ganze Arbeit erledigen darf.
Neben der Vertonung darf natürlich auch die Musikuntermalung nicht fehlen. Diese passt eigentlich ganz gut zum gewählten Setting und hält sich gelegentlich vornehm zurück, um anschließend in brenzligen Situationen umso dramatischer wieder einzusetzen. Dennoch wirkt die Musik auf Dauer etwas eintönig, weshalb man allzu herausragendes auch an dieser Stelle nicht erwarten sollte. Abschließend noch ein kleiner Hinweis für diejenigen, die an ihrem Spiele-PC nicht über eine aktive Internetverbindung verfügen. Der Kopierschutz verlangt, dass das Spiel vor dem ersten Start einmalig eine Internetaktivierung vornimmt. Erst danach kann das Geheimnis um König Salomon auch wirklich gelüftet werden, dann aber auch ohne die DVD ständig im Laufwerk kreisen zu lassen. Als kleines Schmankerl hält die DVD-Hülle übrigens auch noch den ersten Teil 'Adam's Venture: Die Suche nach dem Garten Eden' als Bonus-CD bereit.
Eine Steigerung zum ersten Teil der Reihe ist in 'Adam's Venture 2: König Solomons Geheimnis' klar zu erkennen. Und dennoch bleibt am Ende der fade Beigeschmack, dass aus den eigentlich ganz netten Ansätzen noch einiges mehr rauszuholen wäre. Zwar scheint die immer noch seichte Geschichte langsam ein wenig besser in die Gänge zu kommen und verzichtet glücklicherweise ebenfalls darauf, zu stark die religiöse Keule zu schwingen, aber die stereotypen Charaktere und überaus flachen Dialoge bleiben auch weiterhin ein treuer Begleiter. Zudem zeigt sich durch den sehr niedrig gehaltenen Schwierigkeitsgrad und der häufigen Wiederkehr mancher Aufgaben noch einiges an Steigerungspotenzial bei den Knobeleien. Vor allem Gelegenheitsrätsler, die besonders großen Wert auf eine nette Grafik legen und sonst keine großen Erwartungen haben, könnten in 'Adam's Venture' durchaus gut aufgehoben sein, wobei auch jüngere Spieler dank der gewaltfreien Handlung ruhig einen vorsichtigen Blick riskieren dürfen. Wer hingegen eher knackige Rätsel, gute Dialoge, eine mitreißende Handlung und eine weniger hakelige Steuerung bevorzugt, sollte die Investition auch wegen der überaus knappen Spielzeit lieber noch einmal überdenken.
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Adams Venture 2: König Solomon's Geheimnis
- Entwickler
- Vertigo Games
- Publisher
- Iceberg Interactive
- Release
- 15. April 2011
- Spielzeit
- 2 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.adams-venture.com
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Adams Venture 2 bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
2 Kommentare
Bei Spielen suche ich Kurzweile,es gibt genügend Spiele auf dem Markt die man sich zu legen kann ohnem daß mangel aufträte.
Andreas,nur sehr wenige sind Profispieler wie du,deshelb sind die Rätsel auch nicht zu leicht,zumal das Spiel ab 6 Jahre ist.
In 2 Stunden schafft das auch kein normaler Spieler,ich sitze an einem Rätsel schon mal 30 min. um es zu lösen.Was soll da ein 6 Jähriger dran sitzen.
Du siehst das Ganze nur aus deiner Sicht,das Spiel ist gut gemacht, kein Frust bei den Rätseln und keine langweilige Suche nach dem endlichen Ende.
Die meisten Spiele sind zu lang, lieber dafür mehr Spierle zu einem besseren Preis um die 20 Euro.as Spielprinzip zieht sich durch ds ganze Spiel, da wäre Abwechslung interessanter.
Adams venture , weiter so, preiswert,super Grafik, super Preis.
Dass Gelegenheitsrätsler und jüngere Spieler durchaus gut bedient sein dürften, erwähne ich übrigens auch entsprechend. Die meisten Adventure-Spieler dürften allerdings chronisch unterfordert sein. Die Altersfreigabe selbst muss dabei auch nicht immer ein Indiz für den Schwierigkeitsgrad sein. Mal als Beispiel angeführt, ein "The Whispered World" ist ebenfalls ab 6 Jahren freigegeben