'Salammbo' sticht in den Verkaufsregalen vor allem durch seine besonders aufwändige Verpackung hervor. Doch was verbirgt sich hinter dieser Schale? Wir nehmen das neueste Produkt von The Adventure Company genauer unter die Lupe und sagen euch, ob ihr euch mit 'Salammbo' ein paar laue Sommerabende vertreiben könnt...

Ein Mix aus wahren und erfundenen historischen Begebenheiten
Wir schreiben das 3.Jahrhundert vor Christus: die stolzen Städte von Kathargo und Rom stehen sich im ersten punischen Krieg feindlich gegenüber. Doch trotz der Unterstüzung tausender Söldner verliert das kathargische Heer den Krieg. Selbstverständlich bestehen diese auf ihre Bezahlung und lagern seitdem vor den Mauern der Stadt - und werden allmählich ungeduldig.
Nach dieser Einleitung greift der Spieler zum ersten Mal selbst ins Geschehen ein. Als kathargischer Sklave Spendius wird er in einen dunklen, mit Knochen gefüllten Kerker geworfen. Nach einer kurzen Klettereinlage jedoch können wir entkommen und treffen auf unserer Flucht die geheimnisvolle wie wunderschöne Salammbô, gleichermaßen Tochter des kathargischen Truppenführers, als auch Hohepriesterin im Tempel der Tanith. Diese hat sich während des Krieges in den Anführer der Söldner, Mathô, verliebt, und bittet Spendius nun darum, ihrem heimlichen Schwarm diese Nachricht zu überbringen.Das Team um Philippe Druillet bemühte sich sowohl auf wahre geschichtliche Begebenheiten, als auch auf frei erfundene Ereignisse zurückzugreifen, so dass die Geschichte von 'Salammbô' insgesamt interessant ist, aber zu keiner Zeit langweilig wird. Also Vorlage diente dabei der gleichnamige Roman 'Salammbô' von Gustave Flaubert aus dem Jahr 1862, zu dem Druillet bereits 1986 eine dreiteilige Comicserie gezeichnet hat.
Atmosphärische Grafik
'Salammbô' gelingt es mit seiner wunderschönen, wenn auch extravaganten Grafik eine unglaublich dichte, düstere Atmosphäre zu schaffen. Trotz des geschichtlichen Hintergrunds erhebt das Spiel dabei nicht den Anspruch hundertprozentig realistisch zu sein, sondern deutet durch die Farbwahl und den etwas surrealen Stil an, dass Druillet unter anderem als Maler und Comiczeichner tätig ist. Wo sonst begegnet man schon Personen mit hell erleuchteten Augen oder grünlicher Haut?
Anders als bei den üblichen Vertretern des First Person Adventure Genres, bei denen man häufig den Eindruck erhält sich in einer Ansammlung von Standbildern zu befinden, überzeugt 'Salammbô' mit seinen zahlreichen Animationen. Feuer flackern, Vögel fliegen am Himmel, Schweine laufen über die Straßen Karthagos und vieles mehr. Der Spieler kann dabei aus drei Einstellungen wählen, in welcher Auflösung er spielen möchte. Leider wirken die gerenderten, um 360° frei drehbaren Hintergründe bei hohen Auflösungen etwas verschwommen. Es empfiehlt sich also ein wenig zu experimentieren, bis man die Einstellung gefunden hat, die einem am besten gefällt.
Auch in den zahlreichen Zwischensequenzen, in denen die Story vorangetrieben wird, wird der Ursprung des Spiels deutlich. Stückweise werden Comicseiten aufgedeckt, während eine Erzählerin von den Vorgängen im Spiel berichtet. Diese Seiten kann man sich später jederzeit in einem Logbuch ansehen und hören, so dass man am Ende des Spiels quasi einen ganzen Comic hat, in dem die Geschichte noch einmal erzählt wird.
Zusätzlich dazu gibt es hin und wieder noch gerenderte Zwischensequenzen, die durch eine unglaublich hohe Qualität zu überzeugen vermögen. Gestochen scharfe, flüssige Bewegungen, die sich hervorragend in die Spielgrafik einfügen, runden den sehr guten Eindruck, den die Grafik hinterlässt ab.
Klassische Musik
Der positive Eindruck bei 'Salammbô' setzt sich auch bei der Musik und den Soundeffekten fort. Die klassische Musik aus Antonín Dvoráks 'Symphonie der Neuen Welt' hält sich dabei bewusst im Hintergrund und unterstützt die gute Atmosphäre, zu der auch die zahlreichen Hintergrundsgeräusche beitragen. Sei es nun Schlachtlärm, das Wehen des Windes, zwitschernde Vögel oder einfach nur im Hintergrund ablaufende Gespräche. Man hat ständig den Eindruck sich in einer lebenden Welt aufzuhalten. Auch bei der Synchronisation hat man sich viel Mühe gegeben. Die komplett deutsche Sprachausgabe wirkt sehr professionell. Die Sprecher sind gut gewählt und passen zu ihren Charakteren. Erfreulicherweise agieren sie dabei meistens lippensynchron - eine Eigenschaft, die man nur selten in Computerspielen bewundern kann. Doch leider gibt es hier auch einen Kritikpunkt: Spendius, der Hauptcharakter des Spiels, bleibt die ganze Zeit über stumm. Er gibt weder Kommentare zum Spielverlauf, noch zu irgendwelchen Gegenständen oder Aktionen. In den interaktiven Gesprächen wird immer nur der Part des Gesprächspartners gesprochen. Dies führt leider dazu, dass man keine richtige Bindung zu Spendius aufbauen kann.
Einfache Maussteuerung
Die Steuerung von 'Salammbô' ist sehr intuitiv und leicht zu erlernen. Mit der linken Maustaste führt man Aktionen aus, während durch die rechte Taste ein Menü mit dem Inventar und einigen weiteren Optionen, wie zum Beispiel dem Logbuch oder einer Übersichtskarte geöffnet wird. Außerdem kommt man von hier aus in ein weiteres Menü, in dem geladen, gespeichert oder einige Änderungen an den Einstellungen des Spiels vorgenommen werden können.
Der Mauscursor verändert seine Form, wenn es etwas für den Spieler zu tun gibt, etwa wenn ein Gegenstand angewendet oder mit einer Person gesprochen werden kann. Erfreulicherweise lassen sich die meisten Zwischensequenzen und Gespräche per Mausklick abbrechen, so dass es beim Mehrfachspielen nicht nötig ist bekannte Szenen noch einmal zu sehen. Leider kann der Spieler nur vorgeschriebene Wege begehen. Dabei fällt es anfangs oft schwer die Orientierung zu behalten, da die Wegpunkte teilweise weit auseinander gesetzt sind und man nicht immer gleich erkennen kann, wo man herauskommt. Nach etwas Übung sollte es aber schließlich gelingen, sich in Karthago und Umgebung zurechtzufinden.
Abwechslungsreiche Rätsel
Eine weitere Stärke von 'Salammbô' sind die Rätsel, die sich erstaunlich abwechslungsreich gestalten. Neben klassischen Adventurerätseln, bei denen man Gegenstände finden und kombinieren muss, gibt es auch Logik- und Geschicklichkeitsrätsel, bei denen ein gutes Timing gefragt ist. Wer mit den Geschicklichkeitsrätseln partout nicht zurechtkommt, kann diese häufig auch mit einem einfachen Klick auf F8 abbrechen. Bei einigen Rätseln empfiehlt es sich häufiger in das Logbuch zu schauen, um nach Hinweisen zu suchen, oder handschriftliche Notizen zu machen.Einige Rätsel müssen unter Zeitdruck gelöst werden. Dabei ist es besonders wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht gleich zu verzweifeln, wenn man einmal sterben sollte. Erfreulicherweise ist es nicht nötig nach einem der zahlreichen Tode einen alten Spielstand zu laden, da man direkt an den Punkt vor seinem Tod zurückgesetzt wird. Bei Rätseln unter Zeitdruck wird man direkt an den Anfang der jeweiligen Sequenz zurückgesetzt. Speicherorgien sind also unnötig.
Hinzu kommt noch eine recht sanfte Lernkurve des Schwierigkeitsgrades, so dass man zu Beginn des Spiels von Rätseln unter Zeitdruck oder harten Nüssen verschont bleibt und sich so langsam an die Welt von 'Salammbô' gewöhnen kann.
Meiner Meinung nach ist 'Salammbô' eines der besten First-Person-Adventures der letzten Jahre. Fast alle typischen Schwächen die normalerweise bei diesem Genre zu finden sind wurden umgangen. Die tolle Atmosphäre, einzigartige Grafiken, viele Animationen und die gute Musik machen 'Salammbô' zu einem Höhepunkt dieses Adventure-Jahres. Leider verhindern aber die rechte kurze Spieldauer und einige Schwächen bei der Steuerung, sowie der recht wortkarge Held, zu dem man nur schwer eine Beziehung finden kann, eine höhere Wertung. Trotzdem ist 'Salammbô' ein Spiel, das auch einen Blick wert ist, wenn man für gewöhnlich einen großen Bogen um First Person und History-Adventures macht.
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Salammbô
- Entwickler
- Druillet
- Publisher
- The Adventure Company
- Release
- 9. Mai 2003
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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