Derzeit ist es eher schwer durch die Stadt zu gehen, ohne an jeder Ecke irgendein Produkt mit dem Namen Da Vinci drauf zu entdecken. Da liegt die Vermutung nahe, dass es sich auch beim kürzlich erschienenen First Person Adventure 'The Secrets of Da Vinci' nur um einen weiteren Trittbrettfahrer des erfolgreichen 'Da Vinci Codes' handelt. Ob sich diese Befürchtung bestätigt, oder ob es sich vielmehr um ein gelungenes Adventure mit historischem Bezug zu Leonardo Da Vinci handelt, erfahrt ihr in unserem Test.

Suche nach dem Manuskript
Nach 'Das Geheimnis der vergessenen Höhle' und 'Die Rückkehr zur geheimnisvollen Insel' lässt uns das französische Kheops Studio gemeinsam mit dem Totm Studio und dem MZone Studio erneut ein Geheimnis aufdecken: 'The Secret of Da Vinci: Das verbotene Manuskript'. Anders als bei den beiden letzten Spielen versetzen uns die Entwickler diesmal jedoch ins Renaissance-Zeitalter ins Jahr 1522.
Auf den Spuren von Leonardo Da Vinci übernimmt der Spieler die Rolle von Valdo, einem ehemaligen Schüler des Da Vinci-Erben Francesco Melzi, der hochkannt hinausgeworfen wurde, nachdem er versucht hat ein gefälschtes Gemälde von Da Vinci für viel Geld zu verkaufen. So genau weiß Valdo noch immer nicht, warum er sich nach dem unrühmlichen Ende seiner Künstlerkarriere von einem unbekannten Auftraggeber überreden ließ nach Frankreich aufzubrechen, um dort ein geheimnisvolles Manuskriptbuch zu besorgen, das Leonardo Da Vinci bis zu seinem Tod vor drei Jahren aufbewahrt haben soll, dessen Existenz aber allgemein angezweifelt wird. Trotz gewisser Zweifel bringen aber Geldnot und Neugier den jungen Italiener dazu sich in die Kutsche zum Château du Clos Lucé, in dem Da Vinci die letzten Jahre seines Lebens verbracht hat und das inzwischen nur noch von Marie Babou de la Bourdaisière, der Maitresse des König von Frankreich, und ihrem Bediensteten Saturin bewohnt wird, zu setzen und sich dort auf die Suche zu begeben. Doch schon schnell muss Valdo herausfinden, dass sich diese Suche als alles andere als leicht erweisen wird…
Weg mit der Tastatur
'The Secrets of Da Vinci' steuert sich wie ein typisches First-Person-Adventure. Die Tastatur kann man getrost bei Seite schieben und sich stattdessen mit der Maus von Bild zu Bild klicken, um sich dort in einer 360° Rundumsicht umzuschauen. Sobald der Cursor auf einen Hotspot kommt, verändert er die Form. Beispielsweise in eine Hand, um einen Gegenstand zu nehmen, oder ein Zahnrad, um ihn zu benutzen. Die Standpunkte und Ausgangswinkel der verschiedenen Schauplätze sind jedoch nicht immer optimal gewählt. Gerade zu Beginn des Spiels kann es daher doch zu einigen Orientierungsproblemen kommen.
Per Rechtsklick der Maus öffnet man das Inventar, in dem sich Platz für bis zu 105 Gegenstände, sowie ein Tagebuch und eine Dokumentenmappe befinden.
Das Tagebuch enthält nicht nur zusammengefasste Informationen über alle Personen, denen Valdo begegnet, sondern auch Hinweise darauf, was als nächstes zu tun ist.
In der Dokumentenmappe werden sämtliche Schriftstücke, die Valdo im Laufe seines Abenteuers findet gesammelt. Insbesondere die Dokumente von Da Vinci erleichtern dabei die Lösung von so manchem Rätsel doch ungemein.
Überall GemäldeGrafisch bietet 'The Secrets of Da Vinci' eine Auflösung von 1024x768 Pixeln mit vielen Details, leider jedoch sehr wenig Bewegung. Da sich das gesamte Spiel nur auf das Schlossgebäude und den anliegenden Park beschränkt, hätte es eigentlich möglich sein müssen, der Landschaft etwas mehr Leben einzuhauchen. Sehr positiv ist hingegen die Einbindung von Da Vincis Erfindungen, Zeichnungen und Gemälden. Quasi in jedem Raum lässt sich der Bezug zu Da Vinci finden und sorgt für eine stimmige Atmosphäre. Während seiner Suche nach dem verbotenen Manuskript, trifft Valdo nur auf wenige andere Menschen. Diese blicken zwar kurz auf und schauen Valdo an, wenn er den Raum betritt, sprechen ihn aber nie eigenständig an oder verändern ihr Haltung und Position. Generell agieren die Charaktere nur mit sehr wenig Gestik oder Mimik. Auch auf Lippensynchronität wartet man vergeblich.
Die Vertonung von 'The Secrets of Da Vinci' bietet eine solide Qualität. Die Musik ist weitestgehend gut gelungen und nicht weiter störend, verstärkt aber nicht unbedingt immer die Atmosphäre des Spiels. Hin und wieder hätte sie etwas abwechslungsreicher sein und ein wenig mehr im Hintergrund stehen können, da sie sich nicht separat leiser stellen lässt. Die realistischen Hintergrundsgeräusche sind passend und vielfältig eingesetzt und hauchen der Umgebung Leben ein. Auch die Sprachausgabe ist ordentlich gelungen. Die Sprecher passen gut zu den Rollen, könnten aber ruhig ein wenig ausdrucksstärker agieren. Bei manchen Gesprächen entsteht daher der Eindruck, dass die Sprecher ein wenig aneinander vorbeireden.
Gut und Böse
Eine Stärke von 'The Secrets of Da Vinci' ist die Einbindung der Rätsel in die Handlung. Leonardo Da Vincis Erfindungen bieten eine unglaubliche Vielzahl an Möglichkeiten für Knobeleien aller Art, ohne künstlich aufgesetzt zu wirken. Hinzu kommt noch, dass dem Spieler viele Freiheiten bei der Lösung der Rätsel gelassen werden. Beispielsweise kann ein benötigtes Blatt Papier entweder beim Hausdiener für ein paar Goldstücke gekauft, gestohlen oder mit Leonardos Papierpresse selbst hergestellt werden. Je nach Art und Weise, wie man dabei vorgeht, erhält der Spieler Punkte in einer Gut/Böse-Skala, die je nach Stand den Verlauf der Handlung und auch die Lösungsmöglichkeiten mancher Rätsel beeinflussen kann. Wer ständig nur darauf bedacht ist Gutes zu tun, kann beispielsweise keine Wache erschlagen, wer immer nur lügt und betrügt, kann nicht mal mehr die Katze mit Milch füttern. Um den Spieler nicht zu sehr einzuschränken, gibt es aber für jedes Rätsel auch noch neutrale Punkte, die man nach Belieben auf der Skala verteilen kann. Auf diese Weise ist es auch im fortgeschrittenen Handlungsverlauf möglich, seine Gesinnung komplett zu ändern.
Insgesamt hat 'The Secrets of Da Vinci' eine erfreulich hohe Dichte an abwechslungsreichen, fairen Rätseln. So muss man im Laufe des Spiels Gegenstände beschaffen, Tränke brauen, Erfindungen reparieren, Schlüssel schmelzen und vieles mehr.
Eine Besonderheit liegt darin, dass Valdo im Laufe des Spiels die Gunst der Hausdame gewinnen kann, indem er sich beispielsweise gepflegte Kleidung anzieht oder ihr ein Parfüm erstellt. Nach ausreichenden Bemühungen darf sich Valdo schließlich in ihren Gemächern umschauen und nach Leonardos Manuskript suchen.
Einige Rätsel muss man auf eine etwas abstrakte Weise lösen. Beispielsweise wird ein Springbrunnen, den Leonardo Da Vinci entworfen hat, in der Dokumentenmappe in Form einer Konstruktionsskizze zusammengebaut, um im Spiel tatsächlich in Gang gesetzt zu werden. Nach der Lösung einiger Rätsel gibt es Filmszenen mit Da Vinci als Belohnung. Diese zeigen oft, wie und warum Leonardo etwas in der Vergangenheit getan hat. Es entsteht jedoch der etwas unglückliche Eindruck, dass Valdo diese Szenen als eine Art Vision empfängt und genau Bescheid weiß, was damals passiert ist. Im späten Verlauf des Spiels kann es auch passieren, dass Valdo in gefährliche Situationen gerät und sogar sterben kann. Sollte dies geschehen, springt das Spiel aber auf eine Stelle kurz vorm Tod zurück. Ständiges Dauerspeichern ist also nicht unbedingt von Nöten.
Insgesamt ist 'The Secrets of Da Vinci: Das verbotene Manuskript' ein gutes, aber mit knapp 10 Stunden Spielzeit etwas kurz geratenes Adventure, das einige schöne Neuerungen fürs Genre zu bieten hat. Sowohl die Einflussnahme auf den Handlungsverlauf durch die Gut/Böse-Skala, als auch die Beeinflussung anderer Charaktere durch Kleidungswechsel, sind gute Ansätze, die ruhig noch etwas stärker zur Geltung kommen könnten.
Die gute Einbindung der Rätsel in den Handlungsverlauf machen das Spiel schließlich nicht nur für Da Vinci- und First-Person Adventure Fans empfehlenswert.
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The Secrets Of Da Vinci: Das verbotene Manuskript
- Entwickler
- Kheops Studio
- Publisher
- Nobilis
- Release
- 8. Mai 2006
- Webseite
- http://www.secrets-of-da-vinci.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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