'Jazzpunk' – das klingt wie Punk Jazz, eine Mischung aus Punk und Jazz, bekannt durch Größen wie die Lounge Lizards. Wir sprechen hier aber von dem neuen Adventure von Necrophone Games. Die Kanadier Luis Hernandez und Jezz Brouse formen dieses Team seit 2008 und bezeichnen sich selbst als Erschaffer von albernen Umgebungen, wo sie dann Objekte reinstopfen. Bezeichnender könnte es gar nicht für das Spiel sein. Ernst nehmen darf man es nicht und es ist zugleich voller gnadenloser Anspielungen auf die gesamte Videospielwelt sowie einige Komödien und Cartoons vergangener Zeiten. In einer alternativen Jetzt-Zeit muss man als Geheimagent die Sowjets infiltrieren. Neben zahlreichen Minispielen erwarten uns bissiger Humor und noch vieles mehr.

Vom Sputnik bis zur Cyber-Kriminalität
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Wer hat an der Uhr gedreht? |
Spezialagenten: Viele Filme, Serien und Videospiele lassen uns in die Haut eines solchen schlüpfen. Somit ist es perfekt für 'Jazzpunk'. Nach dem spacigen Intro, das farbempfindlichen Personen wohl die Augen überreizen wird, folgt eine U-Bahn Station. Nun, viel mehr als das: ein Geheimbüro. Unser Auftraggeber wartet hier mit mehreren Missionen auf uns. Unsere Erste ist es das sowjetische Konsulat zu infiltrieren und eine Datasette daraus zu stehlen. Eine Prise bewusstseinserweiternde Drogen und schon befinden wir uns vor dem Konsulat. Natürlichen wird unser Ziel von feindlichen Agenten bewacht, also müssen wir die erst einmal ablenken bzw. wegschicken. Ganz klar, wir drehen die Uhr nach vorn, mit einer Hand aus Pappe. Monty Python lässt grüßen. Die Agenten gehen zwar nicht weg, aber über den Fensterputzaufzug kommt man dann in das Datencenter. Ein bisschen umsehen und schon sehen wir Space Invaders. Natürlich spielbar! Das ist eines der vielen Mini-Spiele, die uns erwarten, z.B. Wedding Quake als Klon von 'Quake' oder Minigolf mit beispielsweise einem Billardqueue. In selbigem Datencenter finden wir auch einen kleinen Sputnik, dem noch ein Bauteil fehlt und dann wartet auch noch die Hauptmission auf uns: die Maschine mit den Datasetten. Ganz im Stile eines Hackers, mit mathematischen Formeln und Zahlenfolgen, starten wir einen Cyberangriff, benutzen das rote Telefon und voilà. Jetzt nur noch durch den Postabwurf flüchten.
Bewusst grob, aber viel Liebe zum Detail
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Verführerisch! |
Ein Grafikwunder braucht man sich von 'Jazzpunk' zwar nicht erwarten, aber das ist auch gar nicht gewollt. Die Grafik ist bewusst grob gehalten, die Menschen sehen eher wie Puppen aus, industriell in Massen produziert. Trotzdem sollte man genauer hinsehen, denn oft erwarten uns kleine Details am Rande, die entweder ein Grinsen auf das Gesicht zaubern, oder uns in ein neues Minispiel werfen, die allesamt nicht schwer sind und durchaus Spaß machen. Sollte man in einer Mission nicht weiterkommen, reicht ein kurzer Anruf von einer Telefonzelle aus, 555-HINT und schon weiß man, wie es weitergeht. Die Steuerung ist ähnlich einfach gehalten. Mit der Maus sieht man sich in der ersten Person um, mit WASD bewegt man sich. Springen benötigt man zwar fast nie, kann man mit der Leertaste aber trotzdem. Links- und Rechtsklick für die getragenen Gegenstände, die man einfach mit dem Mausrad durchschaltet. Klassischer Standard. Nicht ganz so klassischer Standard ist hingegen die Musik. Von eben Punk Jazz bzw. allgemein jazzig anmutenden Tönen, über simple Midi-Töne aus Spielen der vergangenen Zeit. Nichts ist hier normal, alles ist überzeichnet und soll durchaus auch den Spieler zu Denken geben. Der Sound ist also nicht schlecht, aber wird wohl vielen etwas zu abgedreht sein. Eine Sprachausgabe existiert zwar, man sollte sich diese jedoch nicht wie bei anderen Adventures mit einer ganzen Menge an Sprechern vorstellen, es gibt nämlich nur kurze Sätze, die lustig, provokant oder sinnlos sein sollen. Sie passen also perfekt in die Spielewelt und sind sehr stimmig. Allgemein passt Design, Sound und Humor nahezu perfekt zusammen.
Über Polygonesien und Fiji Film jenseits des Thunderdome
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Polygonesien liegt in der Nähe des Cube... Realismus wird groß geschrieben! |
Aufgepasst, bei 'Jazzpunk' geht es um gnadenlosen Spaß. Oft wird es hier aber auch makaber. Einmal tötet man den Koch mit giftigen Spinnen oder spritzt dem Gast mit Gift aus dem Kugelfisch ins Gesicht, ein anderes Mal zerteilt man Pizza-Zombies mit einem Teigroller. Aber auch eine Verkleidung in eine Blondine darf nicht fehlen. Wer den Lippenstift großzügig verteilt, kriegt ein Achievement. Auch nett kann es also zu gehen. Rätsel fehlen zwar im Spiel so gut wie komplett, aber das Erkunden der Spielewelt macht Spaß, verwundert und stößt auch noch zum Nachdenken an. Zuerst lacht man eben, dann merkt man über was man eigentlich lacht. Vom Bluescreen bis zum typischen, superreichen und allseits bekannten Bösewicht darf natürlich nichts fehlen. 'Jazzpunk' bietet ungefähr drei Stunden gnadenlosen, kurzweiligen Spielspaß, ganz ohne Längen. Wer noch mehr Spaß haben will, sollte ein Smartphone parat liegen haben und die QR-Codes einscannen. Die sind nämlich echt und verraten noch kleine witzige Randbemerkungen.
Zuerst ist man natürlich etwas skeptisch bei 'Jazzpunk', ganz klar. Es hat einen sehr eigenen Stil, der Humor ist sehr bissig und überzeichnet stark, aber genau das macht den Charme des Spiels aus. Insgesamt ist es sehr stimmig und der Humor lässt einen beim Spielen immer wieder lachen. Ja, natürlich sind mechanische Herzen, die man stiehlt oder Töten durch Kugelfisch-Gift etwas krass, aber genau das ist das Ziel. Es möchte dem Spieler klar machen, was für beknackte Dinge wir in Spielen teilweise machen. Natürlich werden auch Filme, Serien und andere Popkultur wie das robo-erotische Playbot-Magazin durch die Mangel genommen. Luis Hernandez und Jess Brouse können stolz auf ihr Werk sein und es ist ganz klar, warum sie für den großen Preis des Independent Games Festivals nominiert wurden. Spieler, denen der Humor von Hot Shots zu brachial ist oder die vielschichtige Dialoge und Rätsel gerne haben, sollten tunlichst die Finger davon lassen. Andere werden hier wohl einen Heidenspaß haben und vielleicht mit dem Metalldetektor am Strand rumlaufen, oder aber die Braut mittels einem Torten-Gewehr in Wedding-Quake erobern. In diesem Sinne: Viel Spaß dabei!
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JazzPunk
- Entwickler
- Necrophone Games
- Publisher
- Adult Swim Games
- Release
- 7. Februar 2014
- Spielzeit
- 3 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://necrophonegames.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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