Als die TreeFall Studios im Oktober 2013 ihre Kickstarter-Kampagne zur Finanzierung des "picture puzzle point and click"-Adventures 'Night Detective' ins Leben riefen, hätte man eigentlich schon gewarnt sein können. Das Ziel lag bei nur noch 750 Dollar, nachdem ein erster Versuch mit 4.500 $ nicht erfolgreich war. Kann man dafür allen ernstes ein Spiel machen mit einer "tiefgründigen Geschichte voll mit unerwarteten Wendungen" und "großartigem Sound", wie es die Kickstarter-Seite versprach? Schlussendlich kamen sogar 803 Dollar zusammen und die Entwickler begannen mit ihrer Arbeit. Nachdem das Spiel einige Male verschoben wurde, gab es für Backer als Entschädigung das Jump-n-Run 'The Gem Collector' vom selben Entwickler. Nun ist es aber endlich soweit: 'Night Detective' ist erschienen. Wir haben das Spiel mit der Lupe als Cursor angeschaut - Was Euch entgeht, wenn Ihr das Spiel nicht spielt, erfahrt Ihr im Test.

Der mysteriöse Night Detective
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Darkwood Manor - Der Schauplatz des Spiels |
Die Geschichte startet vor Darkwood Manor, dem Haus von Thomas Herman in London, einem angesehenen Mann, der eine Freude an Puzzles hat und eines Tages plötzlich verschwindet. Die Nachbarstochter, der das Verschwinden von Thomas Herman aufgefallen ist, wendet sich an den mysteriösen Night Detective. Ein Wesen, dass nur im Schutz der Dunkelheit erscheint und von dem niemand so genau weiß, ob es sich dabei um einen Verbrecher oder einen gutgesinnten Zeitgenossen handelt. Und so stehen wir Spieler als Night Detective in einer regnerischen Nacht in einer Straße vor einer verschlossenen Tür und untersuchen das Verschwinden von Thomas Herman.
Warum der Night Detective das macht? Wird nicht verraten. Wie die Nachbarin ihn kontaktiert hat auch nicht. Dafür ist in der Kürze des Spiels wohl auch keine Zeit gewesen. Und somit können wir hier auch nicht mehr von der belanglosen Geschichte erzählen, denn jedes weitere Wort würde nur das Ende spoilern.
Texttafeln und "Puzzles" mit Game-Over
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Was wir machen sollen, erfahren wir nur über den Hint-Knopf |
Diese Informationen zur Einleitung der Geschichte erhalten wir von einer Texttafel, mit der das Spiel einsteigt. Und nun? Welche Aufgabe wir haben, erfahren wir lediglich durch einen Klick auf den prominent angezeigten "Hint"-Knopf, der uns verrät: "Light the Night". Aha. Also klicken wir Lichtquellen wie die Kerzen hinter den Fenstern an, ein "Pling" verrät uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Klicken wir falsch, hören wir eine Hupe - Drei Fehler können wir uns erlauben, dann ist "Game Over". Immerhin dürfen wir dann jeweils im selben Screen weiterspielen und es erneut versuchen. Haben wir alles richtig gemacht und die Nacht erhellt, öffnet sich die Tür zum Haus. Warum wir dafür Sterne "einschalten"? Wird nicht verraten. Auch dafür ist in der Story wohl kein Platz gewesen.
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Noch mehr Klick"rätsel" |
Nun stehen wir in der Küche von Darkwood Manor. Und wir wissen wieder nicht, was wir machen sollen. Die Lampen? Nein, da erklingt nur die Hupe. Also wieder den Hint-Knopf drücken. Der verrät uns "Heat it up" - Ganz einfach: Wir schalten alles an, das Wärme abgibt. Aber ohne den Tipp darauf kommen? Das ist nur via Try and Error möglich. Mit Gamedesign haben solche Aufgaben jedenfalls nichts zu tun. In späteren Räumen ändern sich die Rätsel nur wenig, in der Regel müssen die richtigen Stellen auf dem Monitor angeklickt werden, damit sich wieder eine Tür öffnet. Oder auch mal eine Kiste, in denen sich Inventargegenstände finden - Die Lupe, mit der wir ins Spiel starten, wird durch ein Brecheisen, einen Spaten und eine Pistole ergänzt. Die Einsatzzwecke sind offensichtlich, zumal es in Darkwood Manor genau eine zugenagelte Tür oder ein in den Garten gemaltes Kreuz gibt. Leider gibt es später im Spiel auch keinen "Hint"-Knopf mehr, was dazu führen kann, dass man den "Game Over" Screen öfter als notwendig zu sehen bekommt.
Das war es dann aber auch schon mit den Rätseln in 'Night Detective', ein zweites Kapitel startet mit einem kurzen Dialog, dann folgt noch ein eher simples Klickbild und zwei Texttafeln (die uns die tatsächlich fast unerwartete Wendung präsentieren) - und dann läuft auch schon der Abspann über den Monitor.
Fehler auf 11:26
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Manche Items hätten besser nicht vergrößert werden sollen. |
Zu diesem Zeitpunkt haben wir für den Test genau 11:26 gespielt - Minuten - nicht Stunden. Ohne Lösung. Mit einem Neustart, weil das Spiel im drittletztem Raum so stark ruckelte, dass an ein Weiterspielen nicht mehr zu denken war. Da es keine Speicherstände gibt (das macht bei der Spieldauer auch keinen Sinn), mussten wir das Spiel tatsächlich vom Startscreen an neu spielen. Zugegeben, wenn man die Lösung kennt, ist das nicht wirklich ein Problem. Zuvor gab es bereits einmal einen Bug: im ersten Screen hätte die Tür zwar geöffnet werden müssen, das passierte jedoch aus unerklärlichen Gründen nicht. Auch hier half nur ein Neustart, der ebenfalls in die Zeitmessung eingeflossen ist.
Grafik à la MS-Paint
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Ist der Herd schief oder die Küche? |
Das Grafikprogramm 'Microsoft Paint' ist fester Bestandteil von 'Windows' und konnte ab der Version 3.x auch farbige Bilder im BMP-Format abspeichern, damals noch unter dem Namen 'Paintbrush'. Das war 1992. Die Grafik von 'Night Detective' wirkt ein wenig, wie in dieser Zeit mit ebendiesem Tool entstanden. Nicht wirklich ansehlich mit perspektivischen Fehlern und leider ohne den Retro-Charme anderer Spiele. Auch die Gegenstände - beispielsweise der Revolver - sind extrem pixelig gestaltet, was besonders in der Nahansicht auffällt, mit der wir über neue Funde informiert werden. Man hätte besser auf die Einblendung verzichtet.
Das Highlight des Spiels ist dann auch der Soundtrack, der zwar ebenfalls nicht überragend ist, für die kurze Spieldauer aber immerhin etwas Abwechslung bietet.
Es fällt extrem schwer, 'Night Detective' wirklich als ein Spiel zu bezeichnen - bei einer Gesamtspielzeit von rund zehn Minuten. Dennoch steht es derzeit im Onlinestore von Desura und wird dort für 1,99 € verkauft. Ja, die Kickstarter-Kampagne hatte als Bonusziele weitere Kapitel und ja, mit 803 $ kann man sicher kein großartiges Spiel machen. Die Verkaufsseite von 'Night Detective' verrät über all das allerdings nichts. Weder über fehlende Kapitel noch über die Gesamtspielzeit. Das erahnt man lediglich, wenn man in die Kommentare schaut. Immerhin kann man sich auf der Seite über die Grafik erkundigen und sieht auch gleich nahezu alle im Spiel vorkommenden Räume. Die hinterlassen den Eindruck, dass man es hier mit einem Spiel zu tun hat, das ein paar Schüler neben der Schule an einem verregneten Wochenende gebastelt haben - genau wie der Rest des Spiels. Und so bleibt von 'Night Detective' die Erkenntnis, dass eine Spielinstallation nebst Download der 300 MB durchaus länger dauern kann, als das Spiel selbst. Sein Geld investiert man besser in eine Tageszeitung mit Kreuzworträtsel - daran kann man länger knobeln.
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Night Detective
- Entwickler
- TreeFallStudios
- Publisher
- TreeFallStudios
- Release
- April 2014
- Spielzeit
- 11 Minuten
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Art
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Independent
- Sprachen
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