Zwei Jahre ist es her, dass das Entwicklerteam Jan Kavan und Lukas Medek ihr SciFi-Adventure 'J.U.L.I.A.' veröffentlichten. Ein Streit um ausgebliebene Zahlungen des damaligen Publishers und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei Indiegogo später ist nun die Neuauflage des Spiels ererschienen. Unter dem Titel 'J.U.L.I.A. - Among the Stars' begleiten wir erneut die Astrobiologin Rachel Manners bei ihren Nachforschungen in einem unbekannten Sonnensystem. Rachel ist die letzte Überlebende einer Forschungsmission und als solche auf ihrem Raumschiff gefangen. Ihr zur Seite stehen die KI des Raumschiffs Julia und Mobot, ein Roboter mit dem Rachel die Planetenoberflächen erkunden kann. Was aber ist mit der Crew passiert? Und wie kommt Rachel zurück zur Erde? Diese Fragen beantwortet die Geschichte. Wir hingegen verraten in unserem Test, worin sich die Neuauflage zum Original unterscheidet und ob sich ein Kauf lohnt.
Der Weltraum - unendliche Weiten…
Astrobiologin Rachel Manners ist letzte Überlebende einer Raummission. |
Die Geschichte von 'J.U.L.I.A. Among the Stars' hat sich nur wenig geändert. Wir schreiben das Jahr 2430. Die Forschungs-Raumsonde Mizuka erkundet die Planeten des Sonnensystems Salia, als sie plötzlich in einen Meteoritenhagel gerät. Das Schiff wird getroffen und wichtige Funktionen werden beschädigt. J.U.L.I.A., die künstliche Intelligenz (KI) des Schiffs startet ihr Notfallprogramm und weckt die Astrobiologin Rachel Manners aus ihrem cryogenetischen Tiefschlaf. Rachel ist entsetzt: Außer ihr ist niemand mehr an Bord des Raumschiffs und sie hat keine Idee, wie sie den Schaden reparieren soll. Angeleitet von der KI steuert Rachel die Strom- und Sauerstoffzufur einzelner Schiffsbereiche und schaltet die Sprenkleranlagen ein. So schafft sie es schließlich, das Schiff wieder flott zu bekommen.
Zeit zum Verschnaufen hat die Astrobiologin trotzdem nicht. Von der Crew, mit der sie einst aufgebrochen war, um nach außerirdischem Leben zu suchen, ist niemand mehr an Bord. Ihre Kollegen scheinen die Raumsonde bereits vor vielen Jahren verlassen zu haben. Auch J.U.L.I.A. kann sich nicht daran erinnern, was mit der Besatzung passiert ist, die Einträge scheinen bei der Kollision mit dem Meteoriten verloren gegangen zu sein. Aber immerhin weiß J.U.L.I.A. um die Existenz des Forschungs-Roboters Mobot, der für Rachel unbekannte Planeten erforschen kann. Dabei trifft das Team aus Mensch und Maschinen nicht nur auf die erhofften Außerirdischen und große Gefahren, sondern erfährt auch, was aus der Crew geworden ist und warum Rachel als Einzige zurückgelassen wurde.
Lost in Space
Unser treuer Begleiter Mobot |
Nach wie vor sind die Anleihen bei bekannten Klassikern der Filmgeschichte wie '2001' oder 'Lost in Space' erkennbar. Die Entwickler bedienen sich einzelner Ansätzen und bauen darum herum eine eigene spannende Geschichte. Wir erleben die Einsamkeit der Astrobiologin und lernen zusammen mit ihr die Schiffs-KI und den Roboter Mobot kennen. Während der Zeit spürt man förmlich die wachsenden Bande zwischen der Forscherin und ihren künstlichen Begleitern, die nach und nach von Werkzeugen zu Crew-Mitgliedern und später zu Freunden werden. Nebenbei erforschen wir unbekannte Planeten, treffen auf Aliens und kämpfen gegen übermächtige Gegner. Kurz: Die Geschichte bietet alles, was zu einer klassischen SciFi-Story gehört, ohne dabei zu sehr auf Altbekanntes zu setzen. Auch die Neuauflage bietet zwei verschiedene Enden an. Bevor man die letzte und entscheidende Auswahl trifft, wird man vom Spiel allerdings darauf hingewiesen und kann noch einmal abspeichern.
Mehr Adventure
Gefundene Datenpads verraten uns mehr über die Geschichte |
Einen großen Unterschied im Vergleich zum Original finden wir bei den Rätseln, auf die Rachel und damit der Spieler in 'J.U.L.I.A. Among the Stars' trifft. Unbeliebte Rätsel wie das Abernten von Bodenschätzen auf den einzelnen Planeten wurden gestrichen. Auch der von uns seinerzeit kritisierte Kampf zwischen Mobot und einem übermächtigen Gegner wurde neu gestaltet und ist nun mit Logik statt Glück zu bestehen. Deutlich mehr im Vordergrund steht nun das Hacken von Datenpads der vermissten Crew-Mitglieder, die Mobot hin und wieder findet. Mit jedem gefundenen und geknackten Pad erfahren wir mehr über Rachels Kollegen und ihre Mission. Wir finden so nicht nur Zugangscodes für weitere Pads oder bislang verschlossene Räume, sondern treiben zeitgleich auch die Story voran. Die übrigen Rätsel setzten meist auf Logik. Wir lernen die Sprache der Aliens, knobeln über Schaltplänen mit Erweiterungen für Mobot oder setzen auch mal Bilder in einem Puzzle zusammen. Dieser bunte Strauß sorgt dann auch für eine gelungene Abwechslung bei den Denkaufgaben, die nach und nach in der Komplexität anziehen.
Full-Screen-Exploration
Die Hotspot-Anzeige ist durchaus hilfreich |
Änderungen gibt es auch bei der Benutzeroberfläche. Bestand diese im Original noch aus einzelnen Fenstern, die über ein Video der Planetenoberfläche geschaltet wurden und deren Inhalt eher schlicht und zweckmäßig gestaltet war, gibt es dank der Crowdfunding-Kampagne nun "Full-Screen-Exploration". Wir dürfen und müssen nun den gesamten Bildschirm unter die Lupe nehmen, überall können sich Objekte, PDAs und Hinweise verstecken. Damit uns nichts entgeht, können Hotspots per Mausklick angezeigt werden - und davon gibt es viele. Wählen wir einen aus, wird uns ein kleines Menü mit den möglichen Aktionen angezeigt oder aber Mobot verrät uns mehr über den Gegenstand. Dialoge zwischen Rachel, Julia und Mobot werden in Textform als kleine Einblendungen angezeigt, so dass man sowohl dem Text, als auch der wirklich gelungenen Sprachausgabe folgen kann. Eine deutsche Lokalisierung ist übrigens derzeit in der Entstehung und wird nachgeliefert.
Abwechslungsreiche Planeten warten auf die Erkundung |
Ebenfalls deutlich verbessert zeigt sich die Grafik. Sämtliche Videos, Hintergründe und Animationen wurden neu erstellt, 'J.U.L.I.A. Among the Stars' muss sich nun auch auf diesem Gebiet nicht mehr hinter anderen aktuellen Titeln verstecken. Zur Verfügung stehen zwei verschiedene Auflösungen (1920x1080 und 1280x720 Pixel), deren Speicherstände allerdings nicht getauscht werden können. Eine weitere Verbesserung zeigt sich im Bereich des Soundtracks. Jan Kavan hat für das Spiel eine neue Software entwickelt, die den Soundtrack aus einzelnen Musikfragmenten immer wieder neu zusammensetzt. Dadurch sind die einzelnen Stücke nahezu unbegrenzt lang und wiederholen sich dennoch nicht.
Vor zwei Jahren schrieb ich an dieser Stelle, dass mich 'J.U.L.I.A.' überrascht hat. Das kann ich auch über 'J.U.L.I.A. Among the Stars' so schreiben. Die Story um die Astrobiologin Rachel Manners, die von ihrer Crew verlassen alleine durch ein fremdes Sonnensystem fliegt, fesselt nach wie vor. Wer das Spiel schon kennt, freut sich über zusätzliche Inhalte und geänderte Rätsel. Dazu haben auch einige der Indiegogo-Unterstützer ihren Weg in das Spiel gefunden, auch ein gewisser Agustin Cordes ('Scratches', 'Asylum') hat einen Cameo-Auftritt. Die Runderneuerung hat dem Spiel sehr gut getan, nicht zuletzt, weil sich das Entwicklerduo Jan Kavan und Lukas Medek die Kritik zu Herzen genommen hat. In 'J.U.L.I.A. Among the Stars' sind dadurch nahezu alle Kritikpunkte ausgebessert worden, lediglich hier und da könnte man die Steuerung noch etwas optimieren. Unter dem Strich bleibt ein spannendes SciFi-Adventure mit schicker Grafik, guten Rätseln und toller Sprachausgabe, das sich Fans nicht entgehen lassen sollten. An diesem Projekt dürfen sich manch große Entwickler, die ebenfalls auf Crowdfunding gesetzt haben, ein Beispiel nehmen.
Fazit von Matthias Glanznig: Nachdem mich die Demo zum ersten 'J.U.L.I.A.' damals nicht sonderlich begeistern konnte, hatte ich 'Among the Stars' nicht auf meiner Liste. Erst die Vorführung im Rahmen der diesjährigen gamescom hat mich doch neugierig gemacht. Schon deshalb, weil ich es überaus bemerkenswert fand, was zwei Entwickler praktisch im Alleingang auf die Beine gestellt haben. Klar gibt es Kompromisse bei der Umsetzung, aber ein bescheidenes Budget im hohen vierstelligen Bereich würde man nicht einmal im Ansatz vermuten. Selbst die Spieldauer ist übrigens erstaunlich zufriedenstellend (etwa 10 bis 14 Stunden - auch abhängig davon, wie smart und gründlich man vorgeht).
Letztlich habe ich es keine Sekunde lang bereut, diesem düster gefärbten Science-Fiction-Adventure eine Chance gegeben zu haben. Es hat viel Spaß gemacht, die abwechslungsreich erdachten Planeten zu erkunden und mehr über die reiche Hintergrundgeschichte zu erfahren. Selbst die Rätsel wurden für meinen Geschmack gut in die Handlung integriert und können mitunter wirklich fordern. Atmosphärisch ist 'J.U.L.I.A. - Among the Stars' zudem klasse gelungen, was zu einem nicht unwesentlichen Teil sicherlich an der tollen musikalischen Vertonung liegt. Klar ist die Hauptstory in mancher Hinsicht vorhersehbar, doch das hat mich kaum gestört, zumal mich in diesem Fall weniger das Storytelling im Spiel gehalten hat, als vielmehr eine toll erschaffene Welt mit all ihren vielen kleinen Details. All das macht einfach mächtig Laune zum Forschen und hebt sich auf erfrischende Weise vom Genre-Rest ab.
Um es kurz zu machen: 'J.U.L.I.A. - Among the Stars' ist mein persönlicher Überraschungshit 2014 und damit hätte ich vor wenigen Monaten nun bestimmt nicht gerechnet. Sehr empfehlenswert!
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J.U.L.I.A.: Among the Stars
- Entwickler
- CBE Software
- Publisher
- CBE Software
- Release
- 12. September 2014
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.juliathegame.com
- Sprachen
-
- Systeme
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- Stichwörter
5 Kommentare
MinispoilerDas war nämlich Indiegogo.
Siehe auch aktuelles "Wochenecho 275" auf der Hauptseite.