Point&Click-Gameplay, Pixel-Grafik und Anspielungen auf 'Zak McKracken' und andere Genre-Klassiker? Als Adventure-Fan ist das womöglich Grund genug, um 'Paul Pixel' auf dem iOS-Gerät zu installieren. Das Indie-Studio Xoron hat uns vor dem Release ein Review-Exemplar zur Verfügung gestellt, weshalb wir Euch jetzt schon den Test dazu liefern können.
Aliens und Zombies bedrohen die Welt
In den ersten Minuten fühlt man sich über ein Vierteljahrhundert zurückversetzt... sei es nun wegen der ähnlich aussehenden Wohnung, in der Paul Pixel zu Beginn erwacht, oder weil Aliens es mal wieder auf die Erde abgesehen haben und aus den Menschen strohdumme Zombies machen. Leider werden danach mehr und mehr Schwachstellen deutlich...
Im Auto fahren wir durch die Gegend... leider stehen uns u.a. ein leerer Tank und viele Zombies im Weg |
Im inhaltlichen Bereich stottert der Motor ordentlich. Bis zum Ende wissen wir so gut wie nichts über den Protagonisten Paul Pixel. Dieser wacht auf, sieht sich mit einer Alien-Invasion konfrontiert, will die Stadt verlassen, fährt mit dem Auto in Road-Movie-Manier von einem Schauplatz zum nächsten und sieht sich dabei mit Rätseln konfrontiert. Persönlichkeit? Fehlanzeige. Natürlich kann man eine Geschichte über einen einfachen Durchschnittsbürger schreiben, der die Welt rettet... doch auch das erfordert etwas mehr narratives Geschick, sonst funktioniert es nicht. Schade, dass die Macher sich z.B. 'Zak McKracken' nicht gründlicher angesehen haben. Dort steuern wir bekanntlich einen Journalisten, der innerlich mit der Verblödung der Leute zu kämpfen hat. Dass Aliens die Menschheit schließlich komplett verdummen wollen, passt damit gut zusammen. Diese Geschichte hat - trotz ihrer Einfachheit - sehr wohl einen tieferen Kern und spielt sich nicht nur auf der Oberfläche ab.
Humor und Rätsel
Folglich wären gelungene Gags eine besonders willkommene Auflockerung gewesen. Oft sind diese zwar bemüht, aber zu brav. Erst im letzten Drittel wird Xoron bei den Pointen mutiger.
Manche Rätsel sind wohl als Anspielung gedacht... die Umsetzung hätte dennoch unterhaltsamer sein können |
Vereinzelt amüsant sind die Rätsel, von denen einige jedoch zu beliebig wirken. Zu bemängeln ist auch, dass die pixeligen Objekte im Inventar manchmal schwer zu deuten sind und es keine nachträglich abrufbaren Objektbeschreibungen gibt. Diese sucht man selbst bei der Erkundung der Umgebung vergeblich. Im Endeffekt muss man alles, was nach einem Hotspot aussieht, auf gut Glück auswählen und die Folgen abwarten. Mitunter ist man dann verwirrt, wenn Paul auf eine Mülltonne steigt (obwohl man diese lediglich nur durchsuchen wollte) und kann sich leicht ausmalen, was dort oben wichtig ist (ohne zu wissen, wofür).
Suboptimal wurden darüber hinaus die Gespräche umgesetzt, die stets automatisch ablaufen und nicht wegklickbar sind. Das Pixel-Abenteuer nimmt keine Rücksicht darauf, ob man etwas bereits gehört hat, weshalb man Charaktere nur ungern erneut anspricht. Dabei sind optionale Gesprächsmöglichkeiten (neben lustigen Objektbeschreibungen) doch der halbe Spaß bei einigen Adventures. Lästig ist ansonsten, dass man die Laufwege nicht beschleunigen kann und ist ein Ausgang einmal angeklickt, lässt sich Paul nicht mehr aufhalten. Schwachpunkte dieser Art kosten unnötig Zeit und führen dazu, dass das Erkunden der Umgebung deutlich weniger Freude bereitet, als man sich das von einem runden Point&Click-Erlebnis erwarten würde. Weil die Interaktionsmöglichkeiten leicht überschaubar sind, besteht zumindest keine Frustgefahr.
Akustisch und grafisch nett gelungen
Das Engagement der Entwicklern ist spürbar, doch unterm Strich bleibt es ein ziemlich oberflächliches Kennenlernen mit Defiziten |
Weitaus positiver fällt die nette, grobpixelige 2D-Grafik auf, die anders wirkt, als viele alte Pixel-Adventures. Viel hängt natürlich davon ab, ob man sich mit dem einfachen Stil anfreunden kann, der wenig Wert auf räumliche Darstellung legt. Kräftig klingende Soundeffekte sorgen ansonsten für Stimmung (die v.a. mit guten Lautsprechern zur Geltung kommen) und beim Soundtrack sind hörenswerte Retro-Nummern dabei. Leider ist diese musikalische Sammlung - mit Nummern von Pixel Lover Orchestra, Retro Arcade Boys und 8-bit Factory - überschaubar. Nach wenigen Minuten hat man alles gehört. Abgestimmt auf die Handlung wurde die Musik ebensowenig, doch ist sie jederzeit abschaltbar.
Eine Sprachausgabe fehlt. Dafür gibt es deutsche und englische Untertitel, was tatsächlich an alte Zeiten erinnert. Die Texte sind nicht übertrieben lang, auch zumal die Story hartnäckig an der Oberfläche klebt. Keineswegs Old-School sind die automatischen Speicherstände. Gespeichert wird zuverlässig immer beim Betreten eines Hintergrundes, wobei manuelle Speicherstände fehlen. Bei mobilen Point&Click-Adventures ist das aktuell jedoch nicht ungewöhnlich. Die Spielzeit ist etwa im Bereich zweieinhalb bis drei Stunden anzusiedeln, was gemessen am Preis fair ist.
'Paul Pixel' leidet unter farblosen Charakteren und einer substanzlosen Geschichte. Zudem vermisse ich zum Beispiel interaktivere Konversationen und mehr Mut bei den Pointen, um das rudimentäre Storytelling ausgleichen zu können. Auch die Rätsel sorgen nicht wirklich für Begeisterung. So plätschert das Spiel – trotz bemühter Ansätze - zu sehr vor sich hin und man tastet sich sozusagen von einem Schauplatz zum anderen. Schade! Was bleibt, ist ein unausgereiftes Point&Click-Adventure, das mich weder genervt hat, noch begeistern konnte. Das Kaufrisiko ist angesichts des niedrigen Preises immerhin überschaubar und für eingefleischte Genre-Fans könnte es trotzdem ein passabler Zeitvertreib sein.
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Paul Pixel: The Awakening
- Entwickler
- Xoron
- Publisher
- Xoron
- Release
- 13. September 2016
- Spielzeit
- 2 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.xoron.com/paulpixel/
- Art
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